Als Brin und ich uns durch das Esszimmer drängen, sehe ich Reed und hebe meine Hand, um ihm zuzuwinken. Die Bewegung lässt mein Kleid hochrutschen, Luft streift über meine Arschbacken. Ich senke schnell den Arm und ziehe das Kleid wieder nach unten.
Wie peinlich.
Ich kann mich in dem Teil kaum bewegen.
Reed blickt finster drein und drängt sich durch die Menge auf mich zu. Die Leute strecken ihre Hand aus und versuchen, seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber er achtet nicht auf sie. Sein Blick ist auf mich gerichtet, und durch den dunklen Ausdruck in seinem Gesicht weiß ich genau, was die ersten Worte aus seinem Mund sein werden.
Ich seufze.
Wenn Reed Philips eines ist, dann vorhersehbar.
Es dauert weniger als eine Minute, bis er bei mir ankommt. Alle gehen ihm aus dem Weg und schaffen so einen Durchgang direkt zu mir.
Es wird nicht lange dauern, bis …
"Was zum Teufel hast du da an?", bellt er.
Wie ich schon sagte, völlig vorhersehbar.
Unbeeindruckt von seinem ruppigen Ton lächelt Brinley. "Gefällt es dir?" Sie greift meine Hand und wirbelt mich einmal herum. "Sieht ihr Arsch nicht toll aus?"
Als sie mir einen kleinen Klaps auf den Hintern gibt, quieke ich überrascht auf und drehe mich wieder um, um Reed anzusehen. Er schweigt, aber sein Gesichtsausdruck ist noch dunkler geworden. Es dauert einen Moment, bis er einen langsamen, tiefen Atemzug ausstößt. Er sieht aus, als ob ihm gleich der Geduldsfaden reißt.
"Em, was du normalerweise trägst, ist völlig in Ordnung." Er deutet mit dem Daumen in Brinleys Richtung. "Du musst dich nicht so anziehen wie sie."
Nicht einmal beleidigt von seinem Kommentar, rollt Brinley nur mit den Augen. "Was immer du sagst, Dad." Sie schlingt ihren Arm um mich, bevor sie Reed anschaut und unschuldig mit den Wimpern klimpert. "Hast du etwa Angst, dass ich dein kleines Mädchen verderben könnte?"
"Genau davor habe ich Angst", schnappt er zurück.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Reed einen Scherz macht. Obwohl sein mürrischer Gesichtsausdruck etwas anderes vermuten lässt.
"In diesem Sinne gehe ich jetzt auf die Tanzfläche und wackle mit meinem Hintern." Brinley zwinkert mir zu. "Sobald du deinen lahmarschigen Kumpel los bist, kannst du ja zu mir kommen."
Dann geht sie und verschwindet, die Hände in der Luft, in der Menge.
"Dieses Mädchen macht nur Ärger."
"Ich weiß", sage ich mit einem Lächeln. Ich möchte seine Stimmung aufhellen. "Das gefällt mir an ihr."
Den Blick auf mich gerichtet, nimmt Reed einen Schluck von seinem Bier.
Sobald im Oktober offiziell die Saison beginnt, wird er keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren. Er wird sich auf Eishockey konzentrieren und alles andere beiseiteschieben. Dieses Jahr ist wichtig. Im Frühjahr wird Reed in den NHL Draft einsteigen. Ich bin sowohl aufgeregt als auch nervös, zu erfahren, wo er dann landet.
Seitdem wir Freunde sind, haben Reed und ich immer dieselbe Schule besucht. Zuerst die Kennedy High und danach die Southern University. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich ihn nicht mehr so einfach treffen kann. Es wird keine spontanen Filmnächte mehr geben und auch keine Snacks zwischendurch. Egal, wo ich nach dem College lande, die Chancen stehen gut, dass ich weder Reed noch Brinley in der Nähe haben werde.
Da ich mich nicht mit diesen deprimierenden Gedanken aufhalten will, schiebe ich sie in den Hintergrund und wippe auf den Fersen, während sich eine schwere Stille zwischen uns ausbreitet. Es ist, als ob die Luft um uns herum elektrisch aufgeladen wäre.
Ich räuspere mich, als sich ein unbehagliches Gefühl in meinem Bauch festsetzt. "Hast du Tyler gesehen?" Um diese seltsame Intensität zwischen uns einzudämmen, ziehe ich mein Telefon heraus und schaue kurz auf den leeren Bildschirm.
"Nein." Seine Antwort ist eher ein Grunzen als alles andere.
Reed war nie ein großer Fan von Tyler. Wenn ich es mir recht überlege, war er noch nie ein Fan von irgendeinem meiner Freunde.
Ich vermeide Reeds Blick und betrachte stattdessen den Wahnsinn, der sich um uns herum abspielt. Im Wohnzimmer hat sich eine Horde Tänzer zusammengepfercht, aber ich sehe Brinley nicht in der Menge. Nach ein paar Minuten schaue ich zu Reed hinüber. Er blickt mich immer noch mit dem gleichen verärgerten Ausdruck an. Ich spüre ein innerliches Zittern, als ich das wahrnehme. Ich kann mich nicht erinnern, dass Reed jemals zuvor so eine Empfindung in mir hervorgerufen hat, doch jetzt, mit diesem Blick, der in seinen Augen brodelt …
Irgendetwas fühlt sich falsch an, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist. Reed war schon immer mein bester Freund. Ich verbringe gern Zeit mit ihm. Ich fühle mich zu ihm hingezogen. Und doch möchte ich in diesem Moment einfach nur abhauen. Da ich so unsicher bin, wäre es vielleicht am besten, wenn wir vorerst getrennte Wege gehen.
Mit einem Fluchtplan im Hinterkopf schließe ich die Distanz zwischen uns, damit er mich über den lauten, pochenden Takt der Musik hören kann. Sobald ich das tue, erfüllt der Duft seines Aftershave meine Sinne. Es ist ein holziges Aroma, das einzigartig für ihn ist. Ich habe es immer als tröstlich empfunden. Aber jetzt …
Ich räuspere mich, um die unpassenden Gedanken loszuwerden. "Ich werde Tyler suchen." Ich deute in Richtung Wohnzimmer. "Er muss hier irgendwo sein."
In dem Moment, in dem Reed seinen Blick von meinem losreißt, um die Menge zu scannen, entspanne ich mich. Ich kann wieder atmen.
"Ich komme mit."
Das ist definitiv keine gute Idee.
"Oh." Ich schüttle den Kopf, suche verzweifelt nach Distanz. Ich kann ihm nicht den wahren Grund nennen, warum ich wegmuss, also winke ich ab. "Ist schon in Ordnung. Ich gehe allein. Das ist keine große Sache."
Sein Mund verzieht sich zu einer dünnen Linie. "Niemand hat das behauptet. Aber ich komme trotzdem mit." Er legt seine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich vorwärts. "Lass uns los."
Seine Berührung schickt einen kleinen Stromstoß über meine Wirbelsäule. Es ist ein seltsames Gefühl.
Reed wird ein Nein als Antwort nicht akzeptieren, also mache ich mir nicht die Mühe, zu widersprechen. Es ist einfacher, nachzugeben. Sobald ich Tyler gefunden habe, können Reed und ich getrennte Wege gehen. Ich zucke zusammen, als diese für mich untypischen Gedanken durch meinen Kopf kreisen. Ich kann nicht glauben, dass ich so denke, aber es herrscht eine seltsame Spannung zwischen uns, die mich nervös macht.
In den nächsten fünfzehn Minuten durchsuchen Reed und ich das Erdgeschoss des weitläufigen Alpha-Delta-Phi-Hauses. Die Menschen stehen in jedem Winkel, drängen sich in jede Ritze, was die Suche noch schwieriger macht. Sie spielen Billard in der Bibliothek, Flip-Cup in der Küche und Bier-Pong im Esszimmer.
Da wir Tyler nicht im Haus finden, schauen wir auf dem Hinterhof nach, in den sich die Party ebenfalls ausgebreitet hat. Die Studenten sitzen in Gartenstühlen um ein Lagerfeuer herum, trinken und lachen. Nach dem ekelhaften Geruch, der in der Luft hängt, zu urteilen, schätze ich, dass nicht nur Zigaretten geraucht werden. Viele Gäste stehen über den ganzen Hof verstreut, aber Tyler ist nicht unter ihnen.
Ich ziehe eine verärgerte Grimasse.
Wenn er seine Pläne in letzter Minute geändert hat, hätte er mir zumindest Bescheid geben können, sodass ich meine Zeit nicht damit vergeude, ihn zu suchen. Es ist nicht das erste Mal, dass Tyler mich versetzt. Normalerweise stört mich das nicht. Ich finde ja, dass wir nicht ständig zusammenhängen müssen.
Wenn ich ehrlich bin, hat mein Ärger über Ty eher mit den seltsamen Emotionen zu tun, die Reed heute Abend in mir auslöst. Was auch immer zwischen uns vor sich geht, es gefällt mir nicht. Und so wie Reed seine Hand gegen meinen Rücken presst,