Ich blinzle und kehre zurück in die Gegenwart.
Filmnacht … richtig.
"Stella rief kurz vorher an und fragte, ob ich arbeiten könnte. Zoey hat die Grippe oder so etwas, sodass ich sie für ein paar Stunden vertreten musste." Da ich das Geld gut brauchen kann, bin ich immer bereit, eine oder zwei zusätzliche Schichten im Diner zu übernehmen, wo ich als Teilzeit-Kellnerin jobbe. Ich hasse es, meine Eltern um Geld zu bitten, da sie schon für mein Schulgeld und meinen Lebensunterhalt bezahlen.
"Um wie viel wetten wir, dass es die Schnapsgrippe war, an der sie erkrankt ist?" Brinley schnauft.
Ich zucke die Achseln. Alles ist möglich, Zoey feiert gern.
"Vielleicht können wir ihn uns am Wochenende ansehen?", schlage ich vor, während ich im Kopf meinen Terminplan durchgehe.
Horrorfilme zu sehen, ist irgendwie unser Ding. Wir machen das seit der Highschool.
"Klingt nach einem Plan", stimmt er locker zu.
"Bin ich die Einzige, die es komisch findet, dass du mehr Zeit mit ihm verbringst", Brin deutet mit dem Daumen auf Reed, "als mit Tyler?" Sie wartet einen Moment, bevor sie hinzufügt: "Du weißt schon, der Typ, mit dem du tatsächlich zusammen bist?"
Hm, vielleicht?
Reed und ich haben uns immer nahegestanden. Ich bin sicher, dass dies einer der Gründe ist, warum einige meiner Beziehungen zerbrochen sind. Wenn sich ein Mann mit mir verabreden will, muss er akzeptieren, dass Reed und ich Zeit miteinander verbringen.
Viel Zeit.
Hier ist meine Einstellung zu dem Thema: Lebe damit oder verschwinde.
Viele von ihnen entscheiden sich dafür, weiterzuziehen.
Es ist ihr Verlust. Nicht meiner.
Tyler versteht das und hat kein Problem damit.
Ich habe nicht viel Zeit, um eine Beziehung aufzubauen. Ich konzentriere mich darauf, mein Buchhaltungsstudium abzuschließen. Das College war schon immer meine oberste Priorität. Jungen stehen, sehr zu Brins Erstaunen, auf einem weit entfernten, zweiten Rang.
Meine Eltern haben viel geopfert, damit ich eine erstklassige Ausbildung an der Southern University erhalte. Wir waren nie die Art von Familie, die Urlaub macht oder sich einen nagelneuen SUV leistet, so wie es bei einigen meiner Freunde normal war. Meine Mutter ist Lehrerin an der Grundschule und mein Vater arbeitet für die Polizei von Lakefield.
Der Plan ist, mein Studium in diesem Jahr abzuschließen und mir eine Einstiegsposition bei einer großen Buchhaltungsfirma zu sichern, wo ich in der Unternehmensleiter aufsteigen kann. Ich bin die Erste, die zugibt, dass so was nicht sonderlich aufregend oder glamourös klingt, aber ich war schon immer gut mit Zahlen.
Einer der Gründe, warum Tyler im Moment in mein Leben passt, ist, dass er nicht viel Zeit oder Aufmerksamkeit von mir verlangt. Er ist der Präsident seiner Bruderschaft, daher ist sein Terminkalender vollgepackt mit all den Aktivitäten, die das Verbindungsleben mit sich bringt. Er sitzt mir nicht ständig im Nacken und will Zeit mit mir verbringen. Und das gefällt mir.
Ich bin keine Sportstudentin wie Reed oder an einer Verbindung beteiligt wie Tyler, aber ich bin dennoch beschäftigt. Zwischen dem Studium und meinem Teilzeitjob als Kellnerin bei Stella habe ich kaum Zeit für etwas anderes.
Als ich weiterhin schweige, zuckt Reed als Antwort die Achseln. Keiner von uns scheint übermäßig begierig darauf zu sein, diese Frage zu beantworten. Was wahrscheinlich das Beste ist. Die meisten Menschen verstehen unsere Beziehung nicht.
Einschließlich Brinley.
Wie kann man mit jemandem befreundet sein, der so heiß ist?
Ganz einfach. Auch heiße Typen brauchen Freunde. Es ist so was wie eine humanitäre Leistung meinerseits.
Brin sieht uns aus zusammengekniffenen Augen an, ihr Blick ist voller Spekulationen, als sie zwischen uns hin und her sieht. "Nun, ich sage euch, es ist seltsam."
Reed öffnet den Mund, gerade als das Sportzentrum in Sicht kommt. Anstatt zu reagieren, bläst er erleichtert die Luft aus. "Ich würde gern bei euch bleiben, aber ich muss zum Training. Der letzte Mann auf dem Eis muss die Trikots waschen." Er gibt mir einen weiteren Kuss auf die Stirn, bevor er mich loslässt.
Jetzt, da sein warmer Körper nicht mehr an meinen gepresst ist, erfüllt mich ein Gefühl des Verlusts. Aber das schiebe ich beiseite und ignoriere es.
Reed geht ein paar Schritte auf Abstand, bevor er sich umdreht und rückwärts joggt. "Wir sehen uns heute Abend!"
"Ja, bis dann." Ich winke ihm zu.
Er schenkt mir sein Markenzeichen, ein Grinsen, das mir direkt in den Bauch fährt, wo es beim Aufprall explodiert. Ich wehre schnell die Anziehungskraft ab, die in meinem Inneren aufflammen will.
Brinley schüttelt den Kopf und seufzt. Ihr Blick bleibt weiterhin auf Reed gerichtet, während er den Weg zur Eishalle hinunter joggt. "Verdammt, der Typ hat einen tollen Arsch. Es widerspricht jeder Logik, dass ihr beide noch nie nackt und verschwitzt zusammen wart." Bevor ich antworten kann, winkt sie mit der Hand in seine Richtung. "Lass mich das kurz zusammenfassen. Er ist heiß. Du bist heiß. Und die Chemie zwischen euch beiden ist unglaublich. Ich hatte fast einen Mini-Orgasmus, als ihr miteinander geflirtet habt."
Ich breche in Gelächter aus. "O mein Gott, du übertreibst total!"
Flirten! Ich glaube es nicht. Reed und ich flirten nicht. Es ist nichts weiter als freundschaftliches Geplänkel.
"Ich mache keine Witze." Sie fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Mein Höschen ist total durchnässt."
"Brinley! Too much information!"
"Ja, ich weiß. Aber das sind die besten Infos." Sie stupst meine Schulter mit ihrer an, während wir weitergehen. "Ich kann dir alles sagen."
"Nur weil du es kannst, heißt das nicht unbedingt, dass du es auch solltest", erinnere ich sie.
Sie kichert.
Brin mag frech sein, aber ich würde sie um nichts in der Welt ändern.
Genau wie Reed ist sie mein Leben.
3
Reed
Ich hebe das Bier an meine Lippen und schaue mich auf der Alpha-Delta-Phi-Party um. Es ist erst zehn Uhr und schon sind die meisten Studenten, die sich in dem weitläufigen Vorgarten aufhalten, betrunken und nicht mehr bei Sinnen. Drinnen ist es noch schlimmer. Laute Musik, wirklich schlechte Tänzer und ein Meer von grünen und weißen Bechern, den offiziellen Farben der Bruderschaft.
Ich bin seit etwa dreißig Minuten hier und habe Emerson und ihre Freundin Brinley noch nicht gesehen. Ich habe ihr eine Nachricht geschickt, bevor ich losging. Sie antwortete, dass die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen seien.
Vorbereitungen für was?
Emerson gehört nicht zu den Mädchen, die eine Million Stunden damit verbringen, ein Outfit für die Nacht auszusuchen oder sich mit Make-up vollzukleistern. Das ist eine der Eigenschaften, die ich an ihr mag. Sie ist bodenständig. Und sie mag zwar wenig Make-up tragen, aber sie sieht immer gut aus. Was eine seltene Kombination ist. Em hat diese natürliche Schönheit, die mir total gefällt. Es ist erfrischend. Vor allem auf einem College, an dem sich die Mädchen so kleiden, als würden sie in einen Club gehen, anstatt an einem Mittwochmorgen um acht Uhr einen Kurs zu besuchen.
Ich sage es gerade heraus – es gibt nicht viel, was ich an Emerson nicht mag.
Ich muss wirklich