»Nicht so schnell, Arschloch. Abby ist unsere neue Tätowiererin und sie wird vorerst hier bei uns wohnen.«
»Genau, also seid lieb, sonst tätowiere ich euch kleine Penisse auf den Körper«, sagte sie mutig und reckte das Kinn vor.
Seine Jungs grölten und riefen anzügliche Sprüche.
»Eins noch und dann dürft ihr die Kleine gerne in Beschlag nehmen.« Neugierig blickten sie ihn an. In bedeutungsvollem Ton sagte er: »Sie gehört zu mir und steht unter meinem persönlichen Schutz. Also lasst die Finger von ihr, wenn ihr sie behalten wollt.«
KAPITEL 3
»Warum gucken die auf einmal so komisch?«, fragte Abby leise und sah zu Savior.
Dieser hob die Schultern. »Sie sind es nicht gewohnt Mädels im Clubhaus zu haben, die sie nicht ficken dürfen.« Er stieß sich von der Wand ab. »Ich zeige dir erst noch den Rest des Hauses und dein Zimmer, dann kannst du dich den Fragen der Jungs stellen.«
Sie gingen über einen Flur zu einer Treppe, die nach unten in den Keller und nach oben in den ersten Stock führte.
»Eins geht mir nicht aus dem Kopf«, meinte Abby. »Nur mal so aus Neugier, warum darf mich keiner von denen anfassen? Es ist doch meine Entscheidung, richtig? Wenn ich also Lust habe, mit einem von ihnen zu schlafen, warum sollte ich das nicht dürfen?«
Nicht, dass sie etwas in dieser Art vorgehabt hätte. Nach einer flüchtigen Affäre stand ihr momentan nicht der Sinn. Schon gar nicht mit einem Mann, der einer kriminellen Bande angehörte. Wer wusste schon, wie lange er überhaupt in Freiheit war oder was er alles auf dem Kerbholz hatte. Ob einer von ihnen schon mal getötet hatte? Die Antwort darauf wollte sie lieber gar nicht so genau wissen.
Savior blieb stehen und warf ihr einen genervten Blick zu. »Es ist besser so.«
»Du weißt schon, dass das keine Antwort ist?«
Er stieß einen Ton aus, passend zu seinem Gesichtsausdruck. »Stellst du immer so viele Fragen?«
»Wenn Entscheidungen über meinen Kopf hinweg getroffen werden? Ja! Also frage ich dich jetzt noch mal: Warum darf ich mich nicht auf einen von ihnen einlassen?«
»Auf dieser Etage gibt es ein Fernsehzimmer, unseren Beratungsraum, Küche mit Essbereich, Vorratskammer, Toiletten und zwei leerstehende Räume«, überging er ihre Antwort, und deutete auf die entsprechenden Zimmer, während sie im Stechschritt über den Flur eilten.
Was bildete dieser Typ sich ein? Sie würde ihm schon noch zeigen, dass er sie nicht wie die anderen behandeln konnte. Fürs Erste würde sie es gut sein lassen, schließlich war sie gerade mal seit einer Stunde hier und wollte sich nicht gleich mit dem großen Boss anlegen. Das sorgte nur für schlechtes Karma und das konnte sie gar nicht gebrauchen.
Da fiel ihr ein: »Ich muss nach Hause und ein paar Klamotten holen. Waschsachen, Frauenzeugs und so was alles.«
Savior warf ihr schon wieder diesen genervten Blick zu. »Heute noch?« Demonstrativ blickte er auf seine Uhr. »Es ist spät und ich bezweifle, dass einer der Jungs große Lust dazu hat, jetzt noch den Chauffeur zu spielen.«
Sie lächelte süßlich. »Ich bin mit meinem Auto auch alleine hergekommen, das ist also alles gar kein Problem.«
»George will, dass ich auf dich aufpasse. Denk nach, Schneewittchen. Was passiert wohl, wenn du alleine losfährst? Du bist doch ein cleveres Mädchen.«
»Ich kann mir nicht mal die Zähne putzen!«, presste sie wütend hervor. Allmählich reichte es ihr und sie bedauerte, überhaupt hierhergekommen zu sein. Würde das jetzt so weitergehen? Jedes Mal bei Savior um Erlaubnis fragen, wenn sie irgendwo hin wollte? Das konnte ja noch witzig werden.
»Hör zu«, meinte sie nun in versöhnlichem Ton und versuchte, ihn halbwegs freundlich anzulächeln. »Ich möchte nicht jedes Mal erst ewig diskutieren müssen. Das nervt dich und mich genauso. Lass uns also versuchen eine vernünftige Regelung zu finden, okay?«
Savior war stehengeblieben. Er beugte sich dicht zu ihr herunter. Er roch nach Mann und ein bisschen nach Minze und Zigarette. Abby bemerkte feine Narben an Kinn, Wange und Augenbraue.
»Du willst eine vernünftige Regelung?«, fragte er und kam ihr noch näher. Sie nickte.
»Mein Club, meine Regeln. Ich fahre mit dir zu deinem Haus, du packst Sachen ein und dann ist das Thema erledigt. Du wirst niemals alleine fahren und immer einen meiner Jungs mitnehmen. Und sollte keiner Zeit für dich haben, wirst du artig warten, kapiert?«
Abbys Verstand setzte aus. Das war sicher die einzige Erklärung, warum sie ihm nickend zustimmte.
»Wenn du weiterhin so zahm bist, werden wir gut miteinander auskommen.« Savior grinste überheblich und ging voran in den nächsten Stock. »Kommst du? Ich habe auch noch anderes zu tun.«
Zügig eilte sie ihm hinterher. Hatte er sie gerade zahm genannt? Was für ein Scheiß! Sie durfte sich nicht von seiner Nähe ablenken lassen. Aber das nächste Mal war sie darauf vorbereitet und würde sich nicht so schnell geschlagen geben.
»Hier im zweiten Stock haben wir Schlafräume und den Waschsalon. Nicht jeder besitzt hier ein Zimmer, viele wohnen in der Stadt, weil sie dort Familie haben. Ehefrauen, Kinder, Affären. Einige der CM´s pennen hier, bis sie was anderes gefunden haben.«
»CM´s?«
Er lächelte schief. »Club-Matratzen. Die halbnackten Weiber, die du unten gesehen hast. Wenn wir Gäste haben, bieten wir ebenfalls ein paar der Zimmer an. Die sind aber im dritten Stock und nicht so komfortabel wie die anderen Räume. Die Sinners sind mit einigen auswärtigen Clubs befreundet, darunter auch Biker. Manchmal kommen ihre Nomads vorbei, bleiben ein paar Nächte, bis sie wieder weiterfahren. Es ist gut, überall Freunde und Augen zu haben. Man kann nie wissen, wozu das nützlich ist.«
Abby wollte ihm gerade in eins der Zimmer folgen, als er sich plötzlich umdrehte und sie mit seinem harten Körper an die Wand drückte. Fordernd presste er sich an ihre weichen Kurven. Sein männlich herber Duft umwaberte ihren Verstand. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können.
»Du ziehst doch hier kein krummes Ding ab, oder Schneewittchen? Bringst den Club und meine Leute in Gefahr?«
Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. »Nein.«
Er nickte, ließ aber nicht von ihr ab. Seine Hände ruhten links und rechts neben ihrem Kopf an der Wand. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht, was ihn verrucht aussehen ließ. »Gut.«
Abby blinzelte. Warum verhielt sie sich wie ein kleines Mädchen? Sie musste dringend etwas Abstand zu dem Sinners Anführer halten. Er musste doch denken, sie wäre eine stieläugige Kuh, die sich alles gefallen ließ.
O Gott, sie benahm sich wie Blondie! Blöd nur, dass ihr das zeitgleich mit dem feuchten Höschen bewusst wurde.
Savior stieß sich von der Wand ab. »Hier ist dein Zimmer. Es ist nicht groß, aber du hast ein eigenes kleines Bad. Wir lassen die Türen immer offen, aber du kannst einen Schlüssel bei mir im Büro bekommen.«
Sie wollte gerade in das Zimmer gehen, da zog er sie an der Hand zurück zur Treppe. »Dafür bleibt später noch Zeit, jetzt fahren wir deine Klamotten holen.«
Abby fühlte sich von ihm völlig überfahren. Sie konnte gar nicht richtig verarbeiten, was er sagte, da war er schon wieder bei einem anderen Thema.
Unten im Erdgeschoss war sie völlig aus der Puste von seinem Tempo. Noch immer hielt er ihr Handgelenk umklammert. Ihre Haut brannte, wo er sie berührte. Ob das jetzt gut war, wusste sie nicht.
Kurz vor dem Hauptraum, heimlich nannte sie es das