Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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Rosen.

      Doch Tilli war unbestechlich und auch dadurch nicht bereit, ihre Meinung auch nur um einen Deut zu ändern. Sie konnte eine sehr grimmige Miene aufsetzen, und die zeigte sie jetzt.

      »Das gnädige Fräulein ist in der Klinik, und der Herr Direktor ist krank«, erklärte sie.

      »Doch nichts Ernstes, wohl nur der Schrecken«, sagte Rolf teilnahmsvoll.

      Tilli war nicht geneigt, hinreichende Auskünfte zu geben, aber da kam zufällig Jörg in die Diele, weil er wieder zu seinem Vater hineinschauen wollte.

      »Du bist wohl aber zu sprechen«, sagte Rolf.

      »Ich habe keine Zeit«, erwiderte Jörg.

      Sie wissen es, dachte Rolf, denn eine andere Erklärung gab es für ihn nicht.

      »Ich verstehe«, murmelte er, »aber es wäre äußerst dringend, Jörg. Eine Rich­tigstellung.«

      Tilli zog sich zurück. Sie war zwar neugierig, aber was sollte sie hier herumstehen? Irgendwas ist da faul, dachte sie, weil Jörg so abweisend war.

      »Nur ein paar Minuten«, drängte Rolf. »Es wäre doch bedauerlich, wenn unser gutes Verhältnis durch dumme Gerüchte getrübt würde.«

      Jörg maß ihn von oben bis unten. »Wir haben doch wohl noch nie ein gutes Verhältnis zueinander gehabt«, sagte er spöttisch. »Für dich bin ich doch ein ungehobelter Flegel. Eine Schande für die Gesellschaft. Hast du mich nicht so bezeichnet?«

      »Anscheinend gibst du ein bisschen zuviel auf diesen dummen Tratsch«, sagte Rolf aggressiv. »Aber jetzt geht es nicht um Lappalien, sondern um unser Ansehen, das man untergraben will.«

      »Ach nein, wie interessant. Ihr meint wohl, dass wir an den Tatsachen vorbeidenken? Jetzt will ich dir mal was sagen. Ich weiß schon lange, dass bei euch etwas faul ist, aber mein Vater hatte mich ausgelacht. Jetzt wird er nicht mehr lachen. Ich habe mich jedenfalls schon seit Tagen informiert. Leider hatte ich keine greifbaren Beweise in den Händen. Ich lungere nicht herum wie du, sondern sitze meine Volontärzeit brav ab. Aber nicht mit Scheuklappen vor Augen und Ohren, und wenn du mir Lügen auftischen willst, bist du an der falschen Adresse. Hoffentlich war das deutlich genug.«

      »Du vergisst wohl völlig, dass ich mit deiner Schwester verlobt bin?«, sagte Rolf empört.

      »Dazu ist es zum Glück nicht gekommen. Und es kommt auch nicht dazu, verlass dich darauf.«

      »Ist das nicht Trixis alleinige Entscheidung?«

      »Gott sei Dank hat sie zur rechten Zeit ihren klarenVerstand wiedergefunden. Die Rosen kannst du einer deiner Gespielinnen schenken. Verstanden? Und nun verschwinde.«

      Seine Stimme hatte sich unwillkürlich in der Erregung doch gesteigert, was er in seinem Zorn aber gar nicht bemerkte.

      »Dafür wirst du dich noch bei mir entschuldigen müssen«, sagte Rolf, um sich wenigstens einen guten Abgang zu verschaffen.

      »Darauf wirst du vergeblich warten«, sagte Jörg wütend.

      Die Stimmen waren doch in Matthias Hollenbergs Bewusstsein gedrungen und hatten ihn zurückgeholt aus dem Reich der Träume, die seltsamerweise gar nicht so bedrückend gewesen waren.

      Als Jörg wenige Minuten später an sein Bett trat, lag er mit offenen Augen da.

      »Rolf war da?«, fragte er.

      »Ja, Paps.« Jörg machte sich jetzt Gewissensbisse, so laut geworden zu sein.

      »Was wollte er?«

      »Das soll dich jetzt nicht kümmern. Du brauchst Ruhe. Du musst auch etwas zu dir nehmen.«

      Matthias Hollenberg schüttelte den Kopf. »Um ein Haar wäre ich da in eine böse Geschichte geraten. Du hattest recht, Jörg. Ich muss mich bei dir entschuldigen.«

      Er weiß es also, dachte Jörg. Hatte ihn das umgeworfen?

      »Weiß Trixi es auch schon?«, fragte sein Vater.

      »Ja, aber es berührt sie nicht mehr, Paps.«

      Verwundert sah der Ältere ihn an. »Ich habe sie in diese Lage hineinmanövriert«, murmelte er. »Ein entsetzlicher Gedanke.«

      »Wenn sie da schon gewusst hätte, was sie wollte, hätte sie sich nicht hineinmanövrieren lassen«, erklärte Jörg. »Mamis Erkrankung hat uns alle ernüchtert. Sie hat unsere Welt ins Wanken gebracht, Paps. Du musst dich schonen. Du darfst dir nicht den Kopf zergrübeln. Ich passe schon auf, dass alles seinen rechten Gang geht. Vielleicht traust du es mir nicht zu, aber …«

      »Doch, ich traue es dir zu«, sagte Matthias Hollenberg. »Danke, Paps, ich werde dich nicht enttäuschen.«

      »Enttäuscht habe ich dich. Jetzt weiß ich es. Du hast mir ja auch deine Meinung deutlich genug gesagt.« Jetzt lächelte er sogar flüchtig. »Ich werde mich schon wieder aufrappeln. Astrid darf nichts erfahren, hörst du? Es war ein entsetzlicher Schrecken auf nüchternen Magen, als ich die Radiomeldung hörte. Und ich war auch übermüdet. So schnell kann mich sonst doch nichts umwerfen. Was wollte Rolf?«

      »Wohlwollen erzeugen, heucheln, uns täuschen, sich hinter Trixi stecken, was weiß ich. Ich habe ihn mitsamt seinen Rosen vor die Tür gesetzt.«

      »Du bist konsequenter als ich.«

      »Ich bin kein Diplomat, aber ich glaube, dass ich mal ein ganz guter Bankkaufmann werde. Trotz meiner langen Haare«, fügte er spottend hinzu. »Aber jetzt wird dir Tilli ein Süppchen bringen. Du musst essen. Ich habe Trixi versprochen, dass ich auf dich aufpasse. Und Mami wollen wir lieber nichts sagen.«

      »Was wird sie denken, wenn ich sie nicht besuche?«

      »Dass du schläfst, und das wird sie beruhigen. Sie war doch immer nur besorgt um dich, um deine Gesundheit, und sie wollte nie etwas äußern, was dich kränken könnte. Sie ist die ideale Frau.«

      »Aber ich war nicht der ideale Mann. Ja, ich habe mir sehr, sehr viel vorzuwerfen, Jörg.«

      »Mami wird dir nichts vorwerfen. Es kann alles wieder wie früher sein, Paps. Der alte Kreis, die alten, bescheidenen Ambitionen, dazu die Erkenntnis, dass die Jahre auch an dir nicht spurlos vorübergehen.«

      »Und die Erkenntnis, dass ich einen erwachsenen Sohn habe, der durchaus fähig ist, seinem Vater die Leviten zu lesen. Fahr nur in die Klinik. Trixi braucht auch Ruhe. Tilli versorgt mich schon.«

      »Und sie wird auch keinen hereinlassen.«

      »Das ist mir schon recht. Es ist Sonntag. Ich habe keine Bürozeit. Wieviel meinst du, wird Brugger brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen?«

      »Es ist Sonntag, Paps, von Geschäften wird nicht geredet«, sagte Jörg.

      »Ich denke nur an die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren«, sagte Matthias Hollenberg.

      An die dachte Jörg allerdings auch. Er war überzeugt, dass Brugger genügend Kapital ins Ausland geschafft hatte, um nicht darben zu müssen. Jetzt dachte er noch an sein Prestige, aber an seine Leute bestimmt nicht.

      *

      Als Trixi heimkam, schlief Matthias schon wieder. Er hatte eine Bouillon getrunken, aber Tilli meinte, dass ihn sogar dies angestrengt hätte. Von Rolfs Besuch sagte Tilli nichts.

      »Dr. Gordon wird später kommen«, sagte Trixi. »Falls ich das Klingeln nicht hören sollte, rufen Sie mich gleich, Tilli.«

      »Dr. Gordon? Nicht Dr. Norden?«, fragte Tilli. »Dr. Norden ist ein so netter Mensch und ein guter Arzt. Er ist doch heute morgen auch gleich gekommen.«

      »Dr. Gordon ist auch ein netter Mensch, und er kommt nicht zu Papa, sondern zu mir.«

      Tilli war sprachlos und hatte nun wieder genug Anlass, sich Gedanken zu machen. Zu ihrer sonntäglichen Lektüre kam sie nicht, weil ihre Gedanken immer wieder abirrten. Kurz nach zwei Uhr läutete es dann auch schon.

      Trixi