Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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er die Ecke der Scheune erreicht. Und im nächsten Augenblick glaubte die Frau drüben in der Küche des Ranchhauses, das Herz müsse ihr stehenblieben.

      Ihr Mann hatte plötzlich einen Revolver in der Faust, nahm ihn hoch und riß ihn mit aller Kraft auf den Schädel des Sheriffs nieder.

      Der Getroffene schwankte noch einen Schritt vorwärts und sackte dann in die Knie. Ohne noch einen Laut von sich geben zu können, rutschte er auf den harten lehmgestampften Boden des Ranchhofes.

      Walker wandte sich um, löste die Zügelleinen des Braunen, mit dem der Sheriff gekommen war, und jagte das Tier mit einem Hieb auf die Hinterhand davon.

      Hazel Walker hatte die Linke auf ihr Herz gepreßt. Mit ungläubigen Augen sah sie zu, wie ihr Mann den Niedergeschlagenen hinter die kleine Scheune zerrte.

      Sie konnte ja nicht wissen, daß Walker so zugeschlagen hatte, daß der Gesetzesmann nur betäubt, nicht aber lebensgefährlich verletzt oder gar getötet werden konnte.

      Walker lief hinüber ins Haus.

      Er ging in die Küche. Und als er den zuckenden Rücken seiner Frau sah, wußte er, daß sie ihn beobachtet hatte. Stumm stand er in der Tür und starrte mit gläsernem Blick vor sich hin.

      Hazel Walker wandte sich um und sah ihn an.

      »John…«, stammelte sie. »Du mußt – es mir – du mußt es mir erklären.«

      Der Mann hatte die Lippen fest aufeinandergepreßt und sah an seiner Frau vorbei. Er konnte nichts erklären. Was hätte er ihr auch erklären sollen?

      Ein trockenes Schluchzen erschütterte die Brust und schließlich den ganzen Körper der unglücklichen Frau.

      Plötzlich glaubte sie verstanden zu haben. Sie glaubte wenigstens, zu ahnen, daß es mit Jerry zusammenhing.

      »John – es war wegen ihm, nicht wahr?«

      Nur unmerklich bewegte sich der massige Schädel des Ranchers.

      »Sag mir doch, was los ist, du mußt es mir sagen!«

      Aber der Viehzüchter brachte es nicht über sich. Er senkte den Kopf und starrte auf seine staubigen Stiefelspitzen.

      »John…!«

      Der Rancher sog die Luft tief ein und wandte sich langsam um.

      Mit schleppendem Schritt ging er wieder zur Scheune hinüber, wo der Niedergeschlagene eben zu sich gekommen war, am Boden saß und benommen um sich stierte.

      Sheriff Cirby sah die schweren Stiefel vor sich und blickte an dem Mann, der da stand, hinauf.

      »Mr. Walker?«

      Der Rancher sah ihn verschlossen an.

      Cirby nahm den Hut ab und rieb sich den Schädel. »Ich – ich glaube, ich bin vom Gaul gestürzt, he? Oder…?«

      Der Rancher schwieg auch dazu.

      Da hielt Cirby inne und sah den Rancher von unten herauf forschend an.

      »He, ich bin niedergeschlagen wor…« Er sprang auf und stand schwankend auf seinen Beinen. Ein mittelgroßer, magerer Graukopf mit zähem Ledergesicht und hellen Augen.

      »Jerry! Wo ist er?«

      »Ich weiß es nicht, Sheriff«, entgegnete der Alte. »Er ist weggeritten.«

      »Weggeritten!« stieß Cirby rauh hervor. Er war immer noch benommen. Aber plötzlich dachte er an sein Pferd. »Ich muß ihm nach, Rancher…«

      »Und weshalb?« suchte Walker ihn aufzuhalten.

      »Das werden Sie noch früh genug erfahren!« Cirby rannte um die Scheunenecke und blieb wie angenagelt stehen.

      Sein Pferd war verschwunden.

      »Verdammt…!«

      Er wandte sich um und sah in das harte, wie zu Eis gefrorene Gesicht des Viehzüchters.

      »Vielleicht sagen Sie mir doch, weshalb sie hinter Jerry her sind.«

      Er hatte »Jerry« gesagt; weil er nicht den Ausdruck »mein Sohn« über die Lippen zu bringen vermochte.

      Cirby, der seinen Hut wieder aufgesetzt hatte, riß ihn sich vom Schädel und rieb sich die schmerzende Stelle, wo ihn Walkers Revolver getroffen hatte.

      »Well, ich werde es Ihnen sagen, Rancher, und diesmal ist es bitter für Sie. Jerry hat einen Mann erschossen.«

      Das Gesicht des Viehzüchters blieb unbewegt.

      Cirby sah ihn fassungslos an.

      »Er hat einen Mann getötet, Mr. Walker, verstehen Sie denn nicht? Er hat ihn niedergeschossen. Der andere hatte keinen Revolver im Halfter. Jerry hat ihn…«

      »… ermordet!« vollendete der Rancher eisig.

      Cirby hatte den Kopf vorgestreckt und die Augen aufgerissen. »Yeah«, sagte er mit belegter Stimme. »Yeah, Rancher. Er hat ihn ermordet.«

      »Haben Sie es gesehen?«

      Cirby blickte erstaunt auf.

      »Ich? Nein, aber andere haben es gesehen.«

      »Wer?« fragte der Rancher, und es schien, daß er es ohne jede Erregung gefragt hatte.

      »Wer…? Warten Sie: Der alte Danwood war es. Yeah, er kam ins Office gerannt und schrie: ›Sheriff, Jerry Walker hat Ole Anderson erschossen!‹«

      »Ole Anderson«, wiederholte der Rancher leise.

      Cirby sah ihn von der Seite an. Wie mußte dem Alten zumute sein! Jeder im County wußte, daß er ein rechtschaffener und braver Mann war; jeder wußte aber auch, daß er seinen Sohn über alles geliebt hatte.

      Damals, vor Jahren, als Jerry eine schwärende Wunde am Bein hatte, von einem Sturz vom Pferd war sie zurückgeblieben, da trommelte der Rancher die Ärzte aus der ganzen Umgebung herbei. Und als die auch nicht zu helfen vermochten, fuhr er mit seinem Jungen nach Denver hinunter ins Spital. Jede Woche ritt er über die Berge den weiten Weg nach Denver hinüber. Mitten im Winter, bei Eis und Schnee. Einmal tobte sogar ein Blizzard, als sie den Rancher unverdrossen durch Hickory ostwärts reiten sahen.

      An diese Zeit mußte der Sheriff denken. Daran und an manches andere. Wie furchtbar mußte es diesen Mann getroffen haben.

      Aber Dick Cirby war nicht gekommen, weil er den Vater eines Mörders bedauern wollte. Er hatte seine Pflicht zu erfüllen.

      Während er seinen Hut in den Händen drehte und völlig zerknüllte, sagte er:

      »Ich brauche ein neues Pferd, Mr. Walker. Jerry hat mich gesehen, mir hier aufgelautert, mich niedergeschlagen und mein Pferd verjagt.«

      »Können Sie das beweisen?« fragte der Rancher rauh.

      »Beweisen?« fragte der Sheriff verblüfft. Nein, das konnte er natürlich nicht. Aber wie sollte es anders gewesen sein? Jerry mußte ihn hier aufgelauert haben, um ihn niederzuschlagen.

      »Ich brauche ein Pferd, um einem Mörder zu folgen, Mr. Walker«, sagte er dumpf, wobei er jedoch den Blick des Viehzüchters vermied.

      »Ich habe keine Pferde zu verschenken, Sheriff.«

      »Zu verschenken? Wer will es denn geschenkt haben?«

      »Können Sie es bezahlen?«

      Cirby schluckte vor Zorn.

      »Nein, jetzt nicht. Aber wenn ich wiederkomme…«

      »Wiederkomme«, wiederholte Walker gedehnt. »Wer weiß denn, ob Sie wiederkommen?«

      Cirby riß die Augen sperrangelweit auf. Er brauchte lange, bis er den tieferen Sinn der Worte des Ranchers begriff.

      Walker wandte sich um und sagte über die Schulter: »Kommen Sie, wir suchen einen Gaul für Sie im Corral.«

      Es war nicht das beste Pferd,