Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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Walker hatte die Straße überquert. Als er drüben auf dem Vorbau stand, wandte er den Kopf und blickte nach Westen hinunter.

      Aber da war nichts als rauschender Regen und eine Doppelfront düsterer Häuserfassaden.

      Er stieß die nur angelehnte Tür auf und trat an den Korridor. Als hinter ihm der Türriegel zuschlug, zuckte er zusammen und wirbelte herum.

      Hinter ihm stand die Frau.

      Der junge Walker starrte sie wütend an. »Sie haben auch eine Art, sich irgendwo aufzustellen!«

      »Bitte?«

      »Ach, nichts.« Er sah auf die Lampe, die die Frau vorn an die Treppe gestellt hatte. Eine große schwarze Katze hatte sich daneben gesetzt, offenbar, um etwas von der Wärme abzubekommen.

      Der Mörder schlief tief und fest bis gegen fünf Uhr. Dann stand er auf und saß eine halbe Stunde später bereits wieder im Sattel.

      In regennassen Kleidern ritt er einen ganzen Tag nach Osten hinüber. Mittags gönnte er sich unter dem Vordach einer verlassenen Blockhütte an einem Berghang eine kurze Rast. Er zündete ein Feuer an und kochte sich auf seinem eisernen Dreibein einen Kaffee. Das Brot, das er in der Satteltasche gehabt hatte, war aufgeweicht und hatte den Geschmack von Leder angenommen.

      Mit verschlossenem Gesicht ritt der Mörder weiter.

      Den ganzen Tag über war er auf keine Ansiedlung gestoßen. Das Bergland war einsam. Nur einmal gegen Mittag hatte er in der Ferne einen Reiter gesehen, der an einem Hang entlang nach Norden ritt.

      Es war schon dunkel, als er noch immer im Sattel saß. Nirgends war ein Haus zu erblicken.

      Da, gegen neun schimmerte von Südosten ein Lichtschein über das Bergplateau. Walker hielt darauf zu.

      Ob das schon Sanfor ist? fragte er sich.

      Allmählich tauchten die ersten Häuser auf. Walker hielt an und fragte einen Mann, der mit eingezogenem Kopf über die Straße lief.

      »Wie heißt diese Stadt, Mister?«

      »Sanfor.«

      »Thanks!«

      Also doch schon Sanfor. Ein hämisches Lächeln zuckte über das regennasse Gesicht des Verbrechers. So hatte er sie wohl alle abgeschüttelt. Denn wer würde die irrsinnige Strapaze, die er hinter sich hatte, noch auf sich nehmen?

      Die Straße sah im triefenden Nachtregen aus wie jede andere Straße. Walker suchte ein Boardinghouse.

      Da drüben war ein großes Schild: Hotel. Damned, dann eben in ein Hotel. Es war schließlich einerlei, wo er unterkroch. Jedenfalls mußte er aus den nassen Kleidern heraus.

      Steif glitt er aus dem Sattel und stakste auf lahmen Beinen auf den Hoteleingang zu.

      Geschlossen!

      Er hämmerte gegen die Tür.

      Im Nebenhaus kam eine Frau ans Fenster.

      »Da ist geschlossen. Der Mann ist drüben im Saloon. Seine Frau ist heute morgen gestorben.«

      Walker ging zu seinem Pferd und führte es weiter.

      »An der Ecke der zweiten Querstraße ist noch ein Gasthaus!« rief die Frau ihm hinterher.

      Es war ein Boardinghouse. Alt, windschief und düster. Auch hier war die Tür schon geschlossen.

      Auf das Klopfen des Reiters kam ein alter Mann in dicken Filzstiefeln an die Tür. Er hatte eine Stallaterne in der Hand.

      »Ich suche ein Quartier.«

      Der Alte zog die Brauen in die kahle Stirn.

      »Ja, kommen Sie rein. He, ist das da Ihr Gaul?«

      »Ja. Haben Sie keinen Stall?«

      »Nein, nebenan, bei Miller, da können Sie das Tier unterstellen. Ich lasse die Tür auf…«

      Walker nahm die Zügel und führte das Pferd zum Nachbarhaus.

      Das Hoftor stand offen. Der Flüchtige führte das Pferd hinein.

      Drüben in der oben offenen Stalltür sah er die Silhouette einer jungen Frau.

      »Kann ich mein Pferd für eine Nacht hier unterstellen, Madam? Ich schlafe nebenan im Boardinghouse.«

      »Ja…«

      Die Frau öffnete die Stalltür und winkte ihm.

      Als er an der Tür war, hielt er verblüfft inne. Im Schein der Stallaterne sah er ein bildschönes Mädchen mit dunklen Augen und glatt anliegendem schwarzem Haar vor sich.

      »Da drüben die Box neben dem Rappen ist frei!«

      Walker nickte und führte das Tier an den angewiesenen Platz.

      »Kann ich Stroh haben?«

      »Sie wollen das Pferd abreiben?« fragte das Mädchen.

      »Ja.«

      »Gehn Sie nur. Das mache ich.«

      »Nein, das muß ich selbst tun, Miß…«

      Sie nickte und brachte ihm eine Garbe Stroh, mit der er sich an das Abreiben des Pferdes machte. Das Mädchen blieb abwartend in der Tür stehen.

      Endlich war Walker fertig. Er warf die Strohgarbe weg und rieb sich die Hände an den Hosen ab.

      »Sie können sich im Hof die Hände waschen«, meinte das Mädchen.

      Er blieb vor ihr stehen und sah sie mit halbgesenktem Kopf forschend an. »Wie heißen Sie?«

      »Florence.«

      Er schrak zusammen. Florence! Himmel, auch das noch! Mußte er ausgerechnet hier an Florence Campbell erinnert werden, die er oben in Hickory so schmählich behandelt hatte!

      »Evening, Miß.« Er schob sich an ihr vorbei.

      Vor der Tür stand ein Mann und sah ihn aus großen Augen erwartungsvoll an. »Alles in Ordnung, Mister?«

      Walker nickte. Dann stampfe er durch den Hof zur Straße.

      Immer noch rauschte der Regen aus dem Schwarzgrau des Himmels.

      Der Mann vom Westcreek lief dicht an der Hoffront entlang auf den Vorbau des Boardinghouses. Die Tür stand einen Spalt offen.

      Walker trat ein, machte zwei Schritte vorwärts und blieb wie angenagelt stehen.

      Die Tür war hart hinter ihm ins Schloß geworfen worden.

      Langsam drehte der Verbrecher sich um – und sah in das steinerne Gesicht seines Vaters.

      John Walker stand hochaufgerichtet da. Von der aufgeweichten Krempe seines Hutes rann der Regen in kleinen Bächen herunter. Seine helle Lederjoppe war dunkel und schwer. Sein Gesicht war tiefrot, fast bläulich von Regen und Kälte. Tiefe Furchen lagen unter seinen Augen von der Anstrengung des langen Rittes.

      Nachdem sich bei Jerry der Schreck gelegt hatte, dachte er: Es hat also doch noch einen gegeben, der den Ritt hierher durchgestanden hat!

      »Was willst du?« preßte der Bursche heiser durch die Kehle.

      »Ich will dich nach Hickory bringen.«

      »Nie!«

      »Wenn ich dich nicht hinbringe, schießt dich irgendwo in einer dunklen Ecke ein Kopfgeldjäger über den Haufen. Die Andersons werden fünfhundert Bucks auf deinen Kopf aussetzen.«

      Der Mörder lachte kalt. »Reite zurück!«

      »Nicht ohne dich!«

      Da zuckte die Hand Jerrys zum Gurt. Das Messer blitzte auf. Ehe der Rancher es hindern konnte, saß ihm die Klinge in der Brust.

      Mit entsetztem Blick stierte er den Sohn an. Dann sackte er in die Knie.

      Der unselige Bursche stürmte hinaus.

      Vorm