Lambadu und Cooper entdeckten die schmale Elfe, deren Beine bereits ganz im Morast steckten. Ihre großen
Flügel waren voller Schlamm.
»Beweg dich nicht! Wir ziehen dich raus!«, rief Lambadu ihr zu.
Lambadu und Cooper zogen gemeinsam an ihren Armen. Es blubberte, dann endlich löste sich die Elfe aus dem Moor.
Zusammen flogen sie zum Raupenblitz. Mit letzter Kraft krabbelte Xavarix durch die Äste hinein.
»Wo kommst du her?«, fragte Lambadu.
»Ich komme aus den Bergen von Swövtje und war auf dem Weg zu Zauberer Odin. Ich sollte ihm von Isar Xave Bergkristalle bringen. Hier ist mein Beutel. Ich dachte, dort drüben wäre fester Boden, aber ich habe mich geirrt. Ich bin eingesunken und konnte meine Flügel nicht mehr bewegen. Sie steckten sofort im Moor fest. Dabei hat mich Isar Xave immer gewarnt.«
»Jetzt bist du in Sicherheit«, tröstete Cooper sie. Mit einem festen Ruck öffnete er die Kofferraumklappe. Er holte Decken heraus und gab sie weiter. Dann setzte er sich auf seinen Sitz und deckte sich zu.
Xavarix’ Lider wurden schwer und sie schlief ein. Erschöpft schlossen auch Lambadu und Cooper ihre Augen. Nur die Moorfrösche quakten laut im Nebel.
Am nächsten Morgen kitzelten die Sonnenstrahlen Lambadus Gesicht. Sie streckte sich. Neugierig blinzelte sie durch die Zweige. Die Irrlichter und der Nebel waren verschwunden und auch die unheimlichen Geräusche der Äste. Alles schien freundlicher. Die Blätter bewegten sich zaghaft im Wind. Das lange Schilf, das in der Nacht noch ausgesehen hatte, als steckten spitze Speere in dem dunklen Morast, bewegte sich nun sanft in der Morgenbrise.
Lambadu weckte Cooper und Xavarix. Die Elfe streckte ihre Flügel aus. Der angetrocknete Matsch fiel ab. Xavarix drückte die Zweige und Äste beiseite, sie knackten und zerbrachen. Der Raupenblitz wackelte.
»Warum seid ihr hier?«, fragte sie schließlich und drehte sich zu Lambadu um.
»Wir wollen nach Zoldaum zu Xülibert. Wir haben etwas gefunden. Und wollen wissen, was es ist und woher es kommt.«
Lambadu holte das unbekannte Ding aus ihrer Tasche und reichte es Xavarix.
»Vielleicht hast du so etwas schon einmal gesehen?«, fragte Cooper.
Xavarix drehte das Teil um.
»Nein, aber die Schrift ist menschlich. Das Teil kommt von der Erde! Isar Xave hat uns die Kraft des Herzens gelehrt. Das Ding und du, ihr habt euch angezogen, deswegen ist es im Schloss gelandet. Aus irgendeinem Grund verbindet euch etwas miteinander. Xülibert wird euch helfen können, er ist der mächtigste Zauberer.«
»Es kommt von der Erde? Weshalb ist es zu mir gekommen?«, fragte Lambadu. Sie steckte das unbekannte
Ding zurück in ihre Tasche.
»Xülibert und Odin wissen bestimmt mehr. Sie können uns erklären, was es mit dem Teil auf sich hat.«
»Wenn ich den Raupenblitz wieder repariert habe, können wir dich mitnehmen, Xavarix. Du kennst den Weg«, erwiderte Cooper.
»Ja, gerne. Was ist denn kaputt?«, fragte Xavarix neugierig.
»Mein Holzpedal ist zerbrochen. Ich brauche ein neues aus einem Stück Ast und wir müssen uns von den Zweigen befreien. Wir stecken fest«, antwortete der Schmetterling.
Xavarix schaute sich um.
»Wenn das alles ist. Duckt euch!«, rief die Elfe. Sie stand auf und breitete die Flügel aus. Mit ganzer Kraft stieß sie sich ab und drehte sich über den Raupenblitz hinweg durch die Luft. Die Zweige splitterten, flogen fort und landeten auf dem dunklen Moorsee, wo sie blubbernd versanken.
Lambadu staunte: »Du bist aber stark!«
Sie schaute sich um. Der Raupenblitz stand nun frei auf einem dicken Ast, der weit in den Moorsee hineinragte.
»Meine Elfenkräfte sind zurückgekehrt!«, jubelte Xavarix.
Cooper flog in die Luft.
»Dort kommen wir nach Norden!«
Xavarix zeigte auf hohe Felsen, die sich kilometerweit vor ihnen erstreckten.
»Der alte Baum kann den Raupenblitz und uns nicht ewig tragen. Schaut mal, wie weit sein dicker Ast bereits ins Moor hängt! Wir müssen los!«, drängte Cooper. »Ich brauche dringend ein Stück Holz! Helft mir suchen!«
Er hastete um den verwach- senen alten Baumstamm herum. »Dort ist ein Ast, der meinem alten
Pedal ähnelt!«
»Warte!«, rief Xavarix. Sie öffnete die Bänder ihres Beutels und zückte ein Messer.
Die Elfe sägte den Ast ab. Cooper nahm das Stück Holz und das Messer entgegen. Er formte den Ast zu einem runden Pedal und baute es schnell in den Raupenblitz ein.
Xavarix steckte ihr Messer zurück in ihren Beutel. Die Bergkristalle klimperten.
»Lambadu, dieser blutrote Anhänger, den du da trägst, er sieht aus wie ein Rubinkristall. Das ist ein Rubinkreisel, nicht wahr?«
Lambadu nahm den Anhänger in ihre Hand, hielt ihn fest.
»Ja, ich trage ihn schon, seitdem ich geboren wurde.«
»Blutrote Rubinkreisel sind sehr mächtig und selten im Land der Fabelwesen. Als du in der Nacht auf mich zugeflogen bist, hat dein Kreisel die ganze Zeit geleuchtet. Du bist mit ihm stark verbunden, er zeigt deine Kraft nach außen! Was weißt du über den Stein?«, fragte die Elfe.
»Er ist rot wie reines Blut und nennt sich Rubin. Mein Stein hat die Form eines Kreisels, das stimmt! Früher habe ich ihn oft von der Kette abgemacht und mit ihm gespielt, da hat er auch schon aufgeleuchtet. Meine Tanten sagen, dass die ersten Zahnfeen mit der Hilfe des Rubinkreisels zufällig den Weg zur Erde entdeckt haben. Diese Kette und der Anhänger wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Er soll der Stein sein, der die Kraft aller Edelsteine in sich trägt. Flugstrecken, Namen, Adressen und Wünsche der Kinder, die unsere Zahnfeen besucht haben, sind in ihm zu finden. Früher gab es mehr Zähne, mit den Jahren sind sie weniger geworden. Warum auch immer.« Lambadu war etwas traurig darüber und legte ihre Hand fester um den Edelstein.
»Dieser Stein ist mächtig. Er ist der beste Stein von allen. Bei uns in den Bergen von Swövtje kennen wir ihn als Glücksstein und Stein des Lebens. In der Liebe bewirkt er Großes, aber er hat auch die Macht, Böses zu vernichten. Pass gut auf ihn auf. Könnt ihr die Flugrouten noch abfragen?«
»Ja! In ihm geht nichts verloren!«, erklärte Lambadu stolz.
»Kommt ihr?«
Cooper wartete startbereit. Mit der Pilotenkappe auf dem Kopf saß er schon im Raupenblitz. Flugstaub wirbelte umher. Lambadu und Xavarix sprangen hinein.
Xavarix zog eine grüne Fliegerkappe aus dem Kofferraum.
Während sich Lambadu ihre rote Fliegerkappe aufsetzte, stülpte sich Xavarix schon ihre Fliegerbrille über und rief erstaunt: »Bergkristallgläser, glasklar!«
Cooper zog das Lenkrad zu sich heran, der Raupenblitz löste sich von dem alten Stamm. Wie eine Rakete schoss er davon.
Kapitel 8
Die Schluchten von Zoldaum
Xavarix, Lambadu und Cooper brausten die letzten Meter durch die Sümpfe von Mabelhuk, bevor sie die gewaltigen Schluchten sahen. Immer näher kamen die steilen Berge und hohen Felsen, bis die drei auf einem Weg landeten, der sie durch ein tiefes Steinlabyrinth führen sollte.
»Wir sind da!«, rief Xavarix freudig.
Cooper