Lambadu. Nadine Seidel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nadine Seidel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Lambadu
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783347047020
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      »Sieh dir vorne die gebogene Scheibe an. Sie dient als Schutz vor Wind und anderen Gefahren. Sie ist unzerstörbar, weil sie aus geschliffenen Bergkristallen ist. Hauchdünn, aber voller Magie. Die Zwerge haben das Glas tagelang bearbeitet.«

      Lambadu schaute sich alles genau an.

      »Muss ich noch etwas wissen, bevor es losgeht?«, fragte die Zahnfee.

      »Nein, steck deine Tasche hier hinein. Hast du das fremde Ding eingepackt?«, fragte Cooper.

      »Natürlich!«, antwortete Lambadu.

      »Bist du bereit?«

      »Ja! Auf geht’s!«

      Der Schmetterling nahm seine braune Pilotenkappe, gab Lambadu eine rote Fliegerkappe. Lambadu stopfte ihre Tasche in den kleinen Raum hinter den Sitzen. Cooper stieg vorn in seinen Raupenblitz ein. Lambadu setzte sich hinter ihn in den plüschigen Sitz und machte die Tür zu. Sie rückte die Brille zurecht und wartete gespannt. Cooper drückte ein paar Knöpfe. Flugstaub wirbelte in die Luft. Der Raupenblitz hob vom Boden ab und setzte sich in Bewegung. Langsam flogen sie an den Pferden vorbei.

      Cooper zog sein Lenkrad zu sich heran. Der Raupenblitz beschleunigte vor den großen Augen der Tiere. Joe Brauns dichte Mähne wehte im Wind, das Stroh wirbelte umher.

      »Auf nach Norden!«, schrie Lambadu gegen den Wind.

      »Durch den Wald und die Sümpfe von Mabelhuk! In den Wäldern wird es immer nasser. Wenn der Boden unter Wasser steht, dann haben wir den Moorsee erreicht«, erklärte Cooper.

      Lambadu schaute sich um. Der Wind rauschte kräftig in ihren Ohren und das Feenland zog an ihr vorbei. Einige Zahnfeen plumpsten gerade magisch vom Himmel. Der Raupenblitz düste an ihnen vorbei.

      Lambadu und Cooper flogen durch den Wald. Die Strahlen der Sonne bahnten sich einen Weg durch die Bäume. Moos und wilde Kräuter wuchsen an vielen Stellen auf dem Boden. Lambadu entdeckte im Vorbeifliegen weiße Pilze, die in Gruppen in den schattigen Hohlräumen von Wurzeln wuchsen.

      Sie folgten dem Lauf eines Baches nach Norden. Der Raupenblitz raste über den mit Tannennadeln bedeckten Boden. Manchmal streiften sie niedrige Sträucher. Sie hinterließen im Wald eine Spur aus magischem Flugstaub.

      »Hörst du mich?«, brüllte Cooper.

      »Ja, ich kann dich verstehen!«

      »Was weißt du über die Sümpfe von Mabelhuk?«

      »Nicht viel! Warum fragst du?«

      »Ich habe gehört, dass sie gefährlich, unheimlich und düster sind. Tante Pampur hat erzählt, es gäbe bei Nacht Irrlichter und tagsüber fleischfressende Pflanzen!«, rief Cooper, während er den Raupenblitz lenkte.

      »Man hinterlässt keine Spuren. Das Moor ist voller Geheimnisse. Ich kenne die Geschichten über Fabelwesen, die im Moor verschwunden sind. Wir dürfen nicht den Mut verlieren, aber wir müssen vorsichtig sein!«

      Der Raupenblitz wackelte ein bisschen.

      Cooper trat das Pedal des Raupenblitzes durch. Die Reagenzgläser mit magischem Flugstaub unter seinem Sitz klimperten. Sie düsten zwischen Fichten, Kiefern und Tannen hindurch. Langsam lichtete sich der Wald. Eine seltsame Stille breitete sich aus. Am Himmel zogen zahlreiche Wolken, als Cooper den Raupenblitz zum Waldrand steuerte.

      Er drosselte das Tempo und rief: »Lambadu, brems!«

      Sie zog kräftig an beiden Griffen. Der Raupenblitz hielt an und schwebte auf einer Stelle. Verbrauchter Flugstaub rieselte wie Schnee herab und versank im dunklen Morast. Einige Krähen flatterten auf.

      »Es funktioniert! Ich habe ihn noch nie bei so einem Tempo zum Stehen gebracht!«

      Cooper nahm lachend die Fliegerbrille ab.

      Lambadu grinste.

      »Man weiß gar nicht, wo Land aufhört und Wasser anfängt. Hier sind kleine schwarze Tümpel, sie wachsen vom Rand mit Pflanzen zu. Es sieht aus, als würden die Pflanzen auf dem Wasser schwimmen. Der Boden scheint schlammig zu sein. Und diese Stille ist unheimlich!«

      »Ein falscher Schritt und wir könnten versinken. Die Sümpfe sind groß. Wir müssen uns einen Platz suchen, wo wir heute übernachten können. Ohne Pause schaffen wir es nicht bis nach Zoldaum. Aber dem Boden traue ich nicht. Er ist weich und tückisch. Ich habe gehört, es gibt Löcher im Morast!«

      Die beiden sahen sich um. Vor ihnen lag die schaurige Weite des gefährlichen Moorsees. Hier konnten sie nicht bleiben. Sie setzten sich ihre Fliegerbrillen wieder auf. Der Raupenblitz flog los.

      Sie starrten auf die fast kahlen, mickrigen Bäume, die vereinzelt im Moor wuchsen. Ihre krumm gewachsenen Zweige knarrten und ächzten im Flugwind. Die trockenen Blätter flatterten gespenstisch in der Luft.

      Nebelschwaden waberten über die Sümpfe. Bald konnten sie kaum noch etwas erkennen. Cooper lenkte den Raupenblitz durch den Nebel, bemerkte jedoch viel zu spät die vielen Äste, auf die sie pfeilschnell zusteuerten.

      »Brems!«, schrie Cooper und Lambadu zog die Hebel. Doch die Büsche kratzten bereits über das Metall. Der Raupenblitz krachte mit Wucht in einen Haufen Äste und blieb stecken. Coopers Holzpedal zerbrach.

      Kapitel 7

      Die Nacht im Moor

      Der Schmetterling nahm seine Pilotenkappe ab, seine Fühler streckten sich aus.

      »Oh nein!«, seufzte er.

      Lambadu zog ihre rote Fliegermütze vom Kopf. Umschlossen von Gehölz und Dickicht und von hohem Schilf umgeben, steckten sie in einem Baum fest.

      »Diese Stille! Nur die Frösche quaken«, flüsterte Lambadu.

      »Wir müssen die Zweige um den Raupenblitz entfernen. Und ich brauche ein neues Pedal. Es ist zerbrochen!«, schimpfte Cooper.

      »Es wird schon dunkel, morgen suchen wir nach einem geeigneten Ast für ein neues Pedal. Mist, die Heckklappe klemmt!«

      Mit beiden Händen rüttelte Lambadu daran, bis sie aufsprang. Sie zog an ihrer Umhängetasche und holte die Brote heraus.

      »Hier, für dich!«

      Cooper nahm das Brot.

      Dicke Nebelsuppe umhüllte sie. Neben ihnen blubberte das Moor leise. Der helle Vollmond leuchtete gespenstisch durch die knorrigen Zweige. Es war bereits Mitternacht, als Lambadu erschrocken die flackernden Irrlichter bemerkte. Sie tanzten um die Äste, in denen der Raupenblitz feststeckte. Gespenstisch hüpften die blauen Flammen umher. Sie verloschen kurze Zeit später, aber es folgten neue. Lambadu rüttelte an Coopers Arm.

      »Spuklichter! Es gibt sie tatsächlich! Siehst du den Nebel?! Es sieht aus, als wären es riesige Klauen, die nach uns greifen!«

      »Ja, ich sehe sie!« Cooper war blass, er schluckte und zog seine Fühler ein.

      Still blieben sie im Raupenblitz sitzen.

      Das Wasser gurgelte geheimnisvoll, als sie eine Stimme hörten:

      »Hilfe, Hilfe!«, rief es plötzlich in der Dunkelheit. Lambadu und Cooper lugten durch die Zweige.

      »Wir müssen etwas tun«, flüsterte Lambadu dem Schmetterling zu.

      »Das ist ein Spuk. Das sind die Mo-Mo-Moorgeister!«, stotterte Cooper.

      »Ein Spuk! So ein Blödsinn! Pssst, sei leise!«

      Die Stimme wurde lauter. Lambadu drückte die Äste beiseite. Die Irrlichter flackerten.

      »Da ist jemand!«

      Sie sprang auf, kämpfte sich durch das vertrocknete Schilf und flog los. Cooper folgte ihr mit zitternden Knien.

      »Wer bist du?«, rief Lambadu. Sie eilte durch die Irrlichter.

      »Ich