Mein WanderliedMein Wanderlied [33.]
Zwölf Morgenhellen weitZwölf Morgenhellen weit
Verschallt der Geist der Mitternacht,
Und meine Lippen haben ausgedacht
In stolzer Linie mit der Ewigkeit.
Torabwärts schreitet das Verflossene, 5
Indessen meine Seele sich im Glanz der Lösung bricht,
Ihr tausendheißes, weißes Licht
Scheint mir voran ins Ungegossene.
Und ich wachse über all Erinnern weit
So ferne Musik … und zwischen Kampf und Frieden 10
Steigen meine Blicke hoch wie Pyramiden,
Und sind die Ziele hinter aller Zeit.
Der LetzteDer Letzte [34.]
Wilde Winde wehte ichWilde Winde wehte ich,
Bis ich stand.
Alle Sterne träumen von mir,
Und ihre Strahlen werden goldener,
Und meine Ferne undurchdringlicher. 5
Ich lehne am geschlossenen Lid der Nacht
Und horche in die Ruhe.
[30]Wie mich der Mond umwandelt,
Immer leises, blindes Geschimmer murmelnd,
Ein Derwisch ist er in seinem Wandeltanz. 10
Weißgelbenjung hing sein Schein
Schaumleicht an der Nacht,
Und jäh über die Wolken sein Lawinengedröhne
Immer grauab
Mir zur Seite streifte sein Gold. 15
Mein Heimatmeer lauscht still in meinem Schoß,
Helles Schlafen – dunkles Wachen .....
In meiner Hand liegt schwer mein Volk begraben,
Und Wetter ziehen schüchtern über mich.
Ich lehne am geschlossenen Lid der Nacht 20
Und horche in die Ruhe.
HeimHeim [35.]
Unsere Zimmer haben blaue WändeUnsere Zimmer haben blaue Wände,
Und wir wandeln leisehin durch Himmelweiten,
Und am Abend legen Innigkeiten
Mit Engelaugen ineinander unsere Hände.
Und wir erzählen uns Geschichten, 5
Bis der Morgen kommt, in Silberglocken
Und dem Dämmersteine in den Locken,
Der Sonne winkt durchs Tor von Wolkenschichten.
Und wie sie tanzt auf unseren wiesenhellen
Teppichen; leicht über sanftverschlungene Blumenstiele! 10
Zum Liebeslauschen laden unsere Stühle,
Und von den Pfeilern fallen Seidenquellen.
[31]Heimlich zur NachtHeimlich zur Nacht [36.]
Ich habe dich gewähltIch habe dich gewählt
Unter allen Sternen.
Und bin wach – eine lauschende Blume
Im summenden Laub
Unsere Lippen wollen Honig bereiten 5
Unsere schimmernden Nächte sind aufgeblüht.
An dem seligen Glanz deines Leibes
Zündet mein Herz seine Himmel an –
Alle meine Träume hängen an deinem Golde
Ich habe dich gewählt unter allen Sternen. 10
Das Lied meines LebensDas Lied meines Lebens [37.]
Sieh in mein verwandertes Gesicht ....Sieh in mein verwandertes Gesicht ....
Tiefer beugen sich die Sterne
Sieh in mein verwandertes Gesicht.
Alle meine Blumenwege
Führen auf dunkle Gewässer, 5
Geschwister, die sich tötlich stritten.
Greise sind die Sterne geworden .....
Sieh in mein verwandertes Gesicht.
[32]An GottAn Gott [38.]
Du wehrst den guten und den bösen Sternen nichtDu wehrst den guten und den bösen Sternen nicht
All ihre Launen strömen.
In meiner Stirne schmerzt die Furche
Die tiefe Krone mit dem düsteren Licht.
Und meine Welt ist still 5
Du wehrtest meiner Laune nicht.
Gott wo bist du?
Ich möchte nah an deinem Herzen lauschen
Mit deiner fernsten Nähe mich vertauschen
Wenn goldverklärt in deinem Reich 10
Aus tausendseligem Licht
Alle die guten und die bösen Brunnen – rauschen – rauschen.
Und suche GottUnd suche Gott [39.]
Ich habe immer vor dem Rauschen meines Herzens gelegenIch habe immer vor dem Rauschen meines Herzens gelegen
Und nie den Morgen gesehen
Nie Gott gesucht.
Nun aber wandele ich um meines Kindes
Goldgedichtete Glieder 5
Und suche Gott.
Ich bin müde vom Schlummer
Weiß nur vom Antlitz der Nacht.
Ich fürchte mich vor der Frühe
Sie hat ein Gesicht 10
Wie die Menschen, die fragen.
Ich habe immer vor dem Rauschen
Meines Herzens gelegen
Nun aber taste ich um meines Kindes
Gottgelichtete Glieder. 15
[33]HeimwehHeimweh [40.]
Ich kann die SpracheIch kann die Sprache
Dieses kühlen Landes nicht
Und seinen Schritt nicht gehn.
Auch die Wolken, die vorbeiziehn,
Weiß ich nicht zu deuten. 5
Die Nacht ist eine Stiefkönigin.
Immer muss ich an die Pharaonenwälder denken