Als ich noch im Flügelkleide …Als ich noch im Flügelkleide ... [28.]
Unter süßem VeilchenhimmelUnter süßem Veilchenhimmel
Ist unsere Liebe aufgegangen,
Und ich suche allerwegen
Nach Dir und Deinen Morgenwangen.
Und den Ringelrangelhaaren 5
Rötlichblonden Rosenlocken,
Und den frühlingshellen Augen,
Die so frischfreifrohfrohlocken.
Zwischen dicken Gummipflanzen
Lauern hinter Irdentöpfen 10
Strickpicknadelspitze Augen
Tüksch aus bitteren Frauenköpfen.
Dass die beiden alten Damen
Hinter unsere Liebe kamen
Und Dich in Gewahrsam nahmen, 15
Sind die Dramen unserer Herzen.
[25]Mein stilles LiedMein stilles Lied [29.]
Mein Herz ist eine traurige ZeitMein Herz ist eine traurige Zeit,
Die tonlos tickt.
Meine Mutter hatte goldene Flügel,
Die keine Welt fanden.
Horcht, mich sucht meine Mutter, 5
Lichte sind ihre Finger und ihre Füße wandernde Träume.
Und süße Wetter mit blauen Wehen
Wärmen meine Schlummer
Immer in den Nächten,
Deren Tage meiner Mutter Krone tragen. 10
Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,
Wenn die Nacht einsam kommt.
Meine Lieder trugen des Sommers Bläue
Und kehrten düster heim.
Verhöhnt habt ihr mir meine Lippe 15
Und redet mit ihr.
Doch ich griff nach euern Händen,
Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.
Einen nahm ich von euch und den zweiten
Und küsste ihn, 20
Aber meine Blicke blieben rückwärts gerichtet
Meiner Seele zu.
[26]Arm bin ich geworden
Von eurer bettelnden Wohltat.
Und ich wusste nichts vom Kranksein, 25
Und bin krank von euch,
Und nichts ist diebischer als Kränke,
Sie bricht dem Leben die Füße,
Stiehlt dem Grabweg das Licht,
Und verleumdet den Tod. 30
Aber mein Auge
Ist der Gipfel der Zeit,
Sein Leuchten küsst
Gottes Saum.
Und ich will euch noch mehr sagen, 35
Bevor es finster wird zwischen uns.
Bist Du der Jüngste von euch,
So sollst Du mein Ältestes wissen.
Auf Deiner Seele werden es fortan
Alle Welten spielen. 40
Und die Nacht wird es wehklagen
Dem Tag.
Ich bin der Hieroglyph,
Der unter der Schöpfung steht.
[27]Und ich artete mich nach euch, 45
Der Sehnsucht nach dem Menschen wegen.
Ich riss die ewigen Blicke von meinen Augen,
Das siegende Licht von meinen Lippen –
Weißt Du einen schwereren Gefangenen,
Einen böseren Zauberer, denn ich. 50
Und meine Arme, die sich heben wollen,
Sinken ......
Mein VolkMein Volk [30.]
Der Fels wird morschDer Fels wird morsch,
Dem ich entspringe
Und meine Gotteslieder singe ....
Jäh stürz ich vom Weg
Und riesele ganz in mir 5
Fernab, allein über Klagegestein
Dem Meer zu.
Hab mich so abgeströmt
Von meines Blutes
Mostvergorenheit. 10
Und immer, immer noch der Wiederhall
In mir,
Wenn schauerlich gen Ost
Das morsche Felsgebein,
Mein Volk, 15
Zu Gott schreit.
[28]ZebaothZebaoth [31.]
Gott ich liebe Dich in Deinem RosenkleideGott ich liebe Dich in Deinem Rosenkleide,
Wenn Du aus Deinen Gärten trittst, Zebaoth.
O, Du Gottjüngling,
Du Dichter,
Ich trinke einsam von Deinen Düften. 5
Meine erste Blüte Blut sehnte sich nach Dir,
So komme doch,
Du süßer Gott,
Du Gespiele Gott,
Deines Tores Gold schmilzt an meiner Sehnsucht. 10
Mein SterbeliedMein Sterbelied (Die Nacht ist weich von Rosensanftmut ...) [32.]
Die Nacht ist weich von Rosensanftmut …Die Nacht ist weich von Rosensanftmut ...
Komm gieb mir Deine beiden Hände her,
Mein Herz pocht spät
Und durch mein Blut
Wandert die letzte Nacht und geht 5
Und naht so weit und ewig wie ein Meer.
Und hast Du mich so sehr geliebt,
So nimm das Jubelndste von Deinem Tag,
Gieb mir, was keine Wolke trübt,
Das Gold von seinem frühsten Lenzschein … 10
Es wallen Harmonien aus der Nachtlandferne
Ich ziehe ein
Und werde Leben sein
Und Leben mich an Leben schmiegen,
[29]Wenn