Ach Gott! Mein wildes Kindesweh!
… Meine Mutter ist heimgegangen.
WeltfluchtWeltflucht [12.]
Ich will in das GrenzenloseIch will in das Grenzenlose
Zu mir zurück,
Schon blüht die Herbstzeitlose
Meiner Seele,
Vielleicht – ist’s schon zu spät zurück! 5
O, ich sterbe unter Euch!
Da Ihr mich erstickt mit Euch.
Fäden möchte ich um mich ziehn –
[15]Wirrwarr endend!
Beirrend, 10
Euch verwirrend,
Um zu entfliehn
Meinwärts!
OrgieOrgie [13.]
Der Abend küsste geheimnisvollDer Abend küsste geheimnisvoll
Die knospenden Oleander.
Wir spielten und bauten Tempel Apoll
Und taumelten sehnsuchtsübervoll
Ineinander. 5
Und der Nachthimmel goss seinen schwarzen Duft
In die schwellenden Wellen der brütenden Luft,
Und Jahrhunderte sanken
Und reckten sich
Und reihten sich wieder golden empor 10
Zu sternenverschmiedeten Ranken.
Wir spielten mit dem glücklichsten Glück,
Mit den Früchten des Paradiesmai,
Und im wilden Gold Deines wirren Haars
Sang meine tiefe Sehnsucht 15
Geschrei,
Wie ein schwarzer Urwaldvogel.
Und junge Himmel fielen herab,
Unersehnbare, wildsüße Düfte;
Wir rissen uns die Hüllen ab 20
Und schrieen!
Berauscht vom Most der Lüfte.
[16]Ich knüpfte mich an Dein Leben an,
Bis dass es ganz in ihm zerrann,
Und immer wieder Gestalt nahm 25
Und immer wieder zerrann.
Und unsere Liebe jauchzte Gesang,
Zwei wilde Symphonieen!
Dein SturmliedDein Sturmlied [14.]
Brause Dein Sturmlied Du!Brause Dein Sturmlied Du!
Durch meine Liebe,
Durch mein brennendes All.
Verheerend, begehrend,
Dröhnend wiedertönend 5
Wie Donnerhall!
Brause Dein Sturmlied Du!
Und lösche meine Feuersbrunst,
Denn ich ersticke in Flammendunst.
Mann mit den ehernen Zeusaugen, 10
Grolle Gewitter,
Entlade Wolken auf mich.
Und wie eine Hochsommererde
Werde ich
Aufsehnend 15
Die Ströme einsaugen.
Brause Dein Sturmlied Du!
[17]WeltschmerzWeltschmerz [15.]
Ich, der brennende WüstenwindIch, der brennende Wüstenwind,
Erkaltete und nahm Gestalt an.
Wo ist die Sonne, die mich auflösen kann,
Oder der Blitz, der mich zerschmettern kann!
Blick’ nun: ein steinernes Sphinxhaupt, 5
Zürnend zu allen Himmeln auf.
Hab’ an meine Glutkraft geglaubt.
Sterne des FatumsSterne des Fatums [16.]
Deine Augen harren vor meinem LebenDeine Augen harren vor meinem Leben
Wie Nächte, die sich nach Tagen sehnen,
Und der schwüle Traum liegt auf ihnen
Unergründet.
Seltsame Sterne starren zur Erde, 5
Eisenfarb’ne mit Sehnsuchtsschweifen,
Mit brennenden Armen, die Liebe suchen
Und in die Kühle der Lüfte greifen.
Sterne in denen das Schicksal mündet.
[18]Sterne des TartarosSterne des Tartaros [17.]
Warum suchst Du mich in unseren NächtenWarum suchst Du mich in unseren Nächten
In Wolken des Hasses auf bösen Sternen!
Lass mich allein mit den Geistern fechten.
Sie schnellen vorbei auf Geyerschwingen
Aus längst vergess’nen Wildlandfernen. 5
Eiswinde durch Lenzessingen.
Und Du vergisst die Gärten der Sonne
Und blickst gebannt in die Todestrübe.
Ach, was irrst Du hinter meiner Not!
FortissimoFortissimo [18.]
Du spieltest ein ungestümes LiedDu spieltest ein ungestümes Lied,
Ich fürchtete mich nach dem Namen zu fragen,
Ich wusste, er würde das alles sagen,
Was zwischen uns wie Lava glüht.
Da mischte sich die Natur hinein 5
In unsere stumme Herzensgeschichte,
Der Mondvater lachte mit Vollbackenschein,
Als machte er komische Liebesgedichte.
Wir lachten heimlich im Herzensgrund,
Doch unsere Augen standen in Tränen 10
Und die Farben des Teppichs spielten bunt
In Regenbogenfarbentönen.
[19]Wir hatten beide dasselbe Gefühl,
Der Smyrnateppich wäre ein Rasen,
Und die Palmen über uns fächelten kühl, 15
Und unsere Sehnsucht begann zu rasen.
Und unsere Sehnsucht riss sich los
Und jagte uns mit Blutsturmwellen:
Wir sanken in das Smyrnamoos