Mein KindMein Kind [19.]
Mein Kind schreit auf um die MitternachtMein Kind schreit auf um die Mitternacht
Und ist so heiß aus dem Traum erwacht
Wie meine sehnende Jugend.
Gäb’ ihm so gern meines Blutes Mai,
Spräng’ nur mein bebendes Herz entzwei. 5
– Der Tod schleicht im Hyänenfell
Am Himmelsstreif im Mondeshell.
Aber die Erde im Blütenkeusch
Singt Lenz im kreisenden Weltgeräusch.
Und wundersüß küsst der Maienwind 10
Als duftender Gottesbote mein Kind.
[20]MeinlingchenMeinlingchen [20.]
(Meinem Jungen zu eigen)
Meinlingchen sieh mich an –Meinlingchen sieh mich an –
Dann schmeicheln tausend Lächeln mein Gesicht,
Und tausend Sonnenwinde streicheln meine Seele,
Hast wie ein Wirbelträumchen
Unter ihren Fittichen gelegen. 5
Nie war so lenzensüß mein Blut,
Als Dich mein Odem tränkte,
Die Quellen Edens müssen so geduftet haben
Bis Dich der Muttersturm
Aus süßem Dunkel 10
Von meinen Herzwegen pflückte
Und Dich in meine Arme legte,
In ein Bad von Küssen.
MüdeMüde [21.]
All’ die weißen SchlafeAll’ die weißen Schlafe
Meiner Ruh’
Stürzten über die dunklen Himmelssäume.
Nun deckt der Zweifel meine Sehnsucht zu
Und die Qual erdenkt meine Träume. 5
O, ich wollte, dass ich wunschlos schlief,
Wüsst’ ich einen Strom, wie mein Leben so tief,
Flösse mit seinen Wassern.
[21]MelodieMelodie [22.]
Deine Augen legen sich in meine AugenDeine Augen legen sich in meine Augen
Und nie war mein Leben so in Banden,
Nie hat es so tief in Dir gestanden
Es so wehrlos tief.
Und unter Deinen schattigen Träumen 5
Trinkt mein Anemonenherz den Wind zur Nachtzeit,
Und ich wandle blühend durch die Gärten
Deiner stillen Einsamkeit.
WeltendeWeltende [23.]
Es ist ein Weinen in der WeltEs ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.
Komm, wir wollen uns näher verbergen … 5
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.
Du, wir wollen uns tief küssen …
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen. 10
[22]Die LiebeDie Liebe (Es rauscht durch unseren Schlaf) [24.]
Es rauscht durch unseren SchlafEs rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide,
Wie pochendes Erblühen
Über uns beide.
Und ich werde heimwärts 5
Von Deinem Atem getragen,
Durch verzauberte Märchen,
Durch verschüttete Sagen.
Und mein Dornenlächeln spielt
Mit Deinen urtiefen Zügen, 10
Und es kommen die Erden
Sich an uns zu schmiegen.
Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide –
Der weltalte Traum 15
Segnet uns beide.
TraumTraum [25.]
Der Schlaf entführte mich in Deine GärtenDer Schlaf entführte mich in Deine Gärten,
In Deinen Traum – die Nacht war wolkenschwarz umwunden –
Wie düstere Erden starrten Deine Augenrunden,
Und Deine Blicke waren Härten.
[23]Und zwischen uns lag eine weite, steife, 5
Tonlose Ebene .......
Und meine Sehnsucht hingegebene,
Küsst Deinen Mund, die blassen Lippenstreife.
EvaEva [26.]
Du hast Deinen Kopf tief über mich gesenktDu hast Deinen Kopf tief über mich gesenkt,
Deinen Kopf mit den goldenen Lenzhaaren,
Und Deine Lippen sind von rosiger Seidenweichheit,
Wie die Blüten der Bäume Edens waren.
Und die keimende Liebe ist meine Seele, 5
O, meine Seele ist das vertriebene Sehnen,
Und Du zitterst von Ahnungen
Und weißt nicht, warum Deine Träume stöhnen.
Und ich liege schwer auf Deinem Leben,
Wie eine tausendstämmige Erinnerung. 10
Und Du bist so blindjung, so adamjung ....
Du hast Deinen Kopf tief über mich gesenkt.
RuthRuth [27.]
Und Du suchst mich vor den HeckenUnd Du suchst mich vor den Hecken,
Ich höre Deine Schritte seufzen,
Und meine Augen sind schwere dunkle Tropfen.
[24]In meiner Seele blühen süß Deine Blicke
Und füllen sich, 5
Wenn meine Augen in den Schlaf wandeln.
Am Brunnen meiner Heimat
Steht ein Engel,
Der