Aus Grimm sinne Märchens.
Der Enkelsonn ist ein Dichter.
Paul Zech schreibt mit der Axt seine Verse.
[44]Man kann sie in die Hand nehmen, 5
So hart sind die.
Sein Vers wird zum Geschick
Und zum murrenden Volk.
Er lässt Qualm durch sein Herz dringen:
Ein düsterer Beter. 10
Aber seine Kristallaugen blicken
Unzählige Male den Morgen der Welt.
Giselheer dem HeidenGiselheer dem Heiden [55.]
Ich weine –Ich weine –
Meine Träume fallen in die Welt.
In meine Dunkelheit
Wagt sich kein Hirte.
Meine Augen zeigen nicht den Weg 5
Wie die Sterne.
Immer bettle ich vor deiner Seele;
Weißt du das?
Wär ich doch blind –
Dächte dann, ich läg in deinem Leib. 10
Alle Blüten täte ich
Zu deinem Blut.
[45]Ich bin vielreich
Niemand kann mich pflücken;
Oder meine Gaben tragen 15
Heim.
Ich will dich ganz zart mich lehren;
Schon weißt du mich zu nennen.
Sieh meine Farben,
Schwarz und stern 20
Und mag den kühlen Tag nicht,
Der hat ein Glasauge.
Giselheer dem KnabenGiselheer dem Knaben [56.]
An meiner Wimper hängt ein SternAn meiner Wimper hängt ein Stern,
Es ist hell
Wie soll ich schlafen –
Und möchte mit dir spielen.
– Ich habe keine Heimat – 5
Wir spielen König und Prinz.
Ich bin dein Prinz
Dein Leib ist hold
Aus allen bunten Farben.
Dein Leib ist eine Seele. 10
[46]Höre! Höre! [57.]
Ich raube in den NächtenIch raube in den Nächten
Die Rosen deines Mundes,
Dass keine Weibin Trinken findet.
Die dich umarmt,
Stiehlt mir von meinen Schauern, 5
Die ich um deine Glieder malte.
Ich bin dein Wegrand.
Die dich streift,
Stürzt ab.
Fühlst du mein Lebtum 10
Überall
Wie ferner Saum?
Der alte Tempel in PragDer alte Tempel in Prag [58.]
(Paul Leppin, dem Dichter, gewidmet)
Tausend Jahre zählt der alte Tempel schon in PragTausend Jahre zählt der alte Tempel schon in Prag,
Staubfällig und ergraut ist längst sein Ruhetag,
Und die alten Väter schlossen seine Gitter.
Ihre Söhne ziehen nun in die Schlacht.
Der zerborstene Synagogenstern erwacht 5
Und er segnet seine jungen Judenritter.
Wie ein Glückstern über Böhmens Judenstadt,
Ganz aus Gold wie nur der Himmel Sterne hat:
Hinter seinem Glanze beten wieder Mütter.
[47]Senna HoySenna Hoy [59.]
Seit du begraben liegst auf dem HügelSeit du begraben liegst auf dem Hügel
Ist die Erde süß.
Wo ich hingehe nun auf Zehen,
Wandele ich über reine Wege.
O, deines Blutes Rosen 5
Durchtränken sanft den Tod.
Ich habe keine Furcht mehr
Vor dem Sterben.
Auf deinem Hügel blühe ich schon
Mit den Blumen der Schlingpflanzen. 10
Deine Lippen haben mich immer gerufen,
Nun weiß mein Name nicht mehr zurück.
Jede Schaufel Erde, die dich barg,
Verschüttete auch mich.
Darum ist immer Nacht an mir 15
Und Sterne schon in der Dämmerung.
Und ich bin unbegreiflich unseren Freunden
Und ganz fremd geworden.
Aber du stehst am Tor der stillsten Stadt
Und wartest auf mich, du Großengel.
[48]Georg Trakl †Georg Trakl † [60.]
Seine Augen standen ganz fern –Seine Augen standen ganz fern –
Er war als Knabe einmal schon im Himmel.
Darum kamen seine Worte hervor
Auf blauen und weißen Wolken.
Wir stritten über Religion; 5
Aber immer wie zwei Spielgefährte;
Und bereiteten Gott von Mund zu Mund;
Im Anfang war das Wort!
Des Dichters Herz, eine feste Burg.
Seine Gedichte, singende Thesen. 10
Er war wohl Martin Luther.
Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,
Als er in den »heiligen Krieg« zog.
Dann wusste ich, er war gestorben –
Sein Schatten weilte unbegreiflich 15
Auf dem Abend meines Zimmers.
[49]〈An Franz Marc〉<An Franz Marc> [61.]
Franz Marc, der blaue Reiter vom