Marie-Jeanne Bécu, Gräfin Dubarry
* 1743 in Vaucouleurs
† 1793 in Paris
Mätresse
»Sie ist die einzige Frau in Frankreich, die es geschafft hat, mich vergessen zu lassen, dass ich sechzig bin.«
(Ludwig XV. von Frankreich)
Im Gegensatz zu dem Königspaar Ludwig XVI. und Marie Antoinette sowie vieler anderer zum Tode verurteilter Mitglieder der französischen Aristokratie verlief die Hinrichtung der Gräfin Marie-Jeanne Dubarry am 8. Dezember 1793 in Paris beschämend würdelos. Die völlig verängstigte Gräfin weinte und schrie auf der ganzen Fahrt zur Guillotine. Als sie zum Schafott gebracht wurde, wühlte ihr Jammern und Flehen die versammelte Menschenmenge so auf, dass Unruhe aufkam. Das Publikum hatte sonst meist eher gefasste, stoisch in ihr Schicksal ergebene Verurteilte erlebt. Aus Sorge vor Tumulten beschleunigte der Henker daher die Hinrichtung der Dubarry. Mit ihr wurde die letzte »maîtresse en titre« am französischen Königshof geköpft.
Die am 19. August 1743 in Vaucouleurs geborene Marie-Jeanne Bécu entstammte einfachen Verhältnissen: Sie war die uneheliche Tochter der Näherin Anne Bécu und eines Geistlichen, über dessen Person nur wenig bekannt ist. 1749 zog sie mit ihrer Mutter zu Verwandten nach Paris, wo ihr eine Erziehung im Kloster von Saint-Aure ermöglicht wurde. Danach machte sie eine Schneiderlehre in einem Pariser Modegeschäft. Dort fiel die blonde Schönheit dem Grafen Jean Dubarry auf, dem größten Zuhälter von Paris. Für einige Zeit wurde Jeanne Bécu seine Geliebte. Eine der frühesten Beschreibungen der Kurtisane liefert der Graf Espinchal: »Sie ist hochgewachsen, von schönster Bildung und hat den bezauberndsten, hellsten Teint. Ihre Stirn ist hoch, ihre Augen strahlen, sie hat köstliche Wimpern und Brauen, ihr Gesicht ist oval und weist Grübchen in den Wangen auf, wodurch ihre Schönheit nur erhöht wird, ihr Mund scheint ständig zu lächeln und ihr Busen ist so herrlich, dass jede andere Frau gut daran tut, den Vergleich damit zu scheuen.« Ob sie sich auch als Prostituierte verdingte, wie ihr dies die späteren Gegner am Versailler Hof unterstellten, ist heute nicht mehr eindeutig zu klären. Dem Grafen Dubarry und dem Herzog von Richelieu erschien Jeanne Bécu jedenfalls bestens als Mätresse für König Ludwig XV. von Frankreich geeignet. Der Graf versprach sich davon vor allem finanziellen Profit, während sich der Herzog eine Stärkung seiner Position am königlichen Hof erhoffte.
Der alternde König Ludwig XV. war von Jeanne Bécus Charme und Schönheit entzückt und verliebte sich Hals über Kopf in sie. Die Beziehung zwischen dem Monarchen und der jungen Frau von niederer Herkunft und zweifelhaftem Ruf begann im Sommer 1768. Sie verstand es, den König zu unterhalten und ihm so seine ständige Langeweile zu vertreiben. Der Herzog von Croy schrieb über Ludwig XV.: »Er ist verliebter denn je. Er scheint verjüngt, und ich habe ihn nie froheren Mutes erlebt, so hochgestimmt und viel mehr aus sich herausgehend, als er es jemals getan hat.« Um Jeanne Bécu hoffähig zu machen, verheiratete Graf Dubarry sie mit seinem Bruder Guillaume. Am 22. April 1769 wurde sie am Versailler Hof offiziell als neue königliche Geliebte eingeführt. Sie erhielt ein eigenes Appartement, das mit den Räumen des Königs in direkter Verbindung stand. Außerdem schenkte Ludwig XV. seiner Mätresse die in der Nähe von Versailles liegende Herrschaft Louveciennes. Madame Dubarry beauftragte die besten Künstler mit der Ausgestaltung des dortigen Schlosses. Neben großzügigen finanziellen Zuwendungen überschüttete der König seine Geliebte mit Juwelen. Vermutlich besaß Jeanne Dubarry die größte Juwelensammlung Europas. Gegen den Widerstand des Hofes nahm sie 1770 an der Seite des Königs an den Hochzeitsfeierlichkeiten des Dauphins Ludwig und der österreichischen Erzherzogin Marie Antoinette teil.
In der jungen Dauphine Marie Antoinette fanden jene Kreise der höfischen Gesellschaft eine Leitfigur, die der Geliebten des Königs feindlich gesinnt waren. Marie Antoinette strafte die Mätresse mit öffentlicher Nichtachtung und sprach kein Wort mit dieser. Kaiserin Maria Theresia sah sich wegen der unklugen Behandlung der königlichen Favoritin durch ihre Tochter bemüßigt, an Marie Antoinette zu schreiben: »Ihr habt die Dubarry nicht anders zu kennen und anzusehen, als eine am Hofe und zur Gesellschaft des Königs zugelassene Dame. (…) aber ein gleichgültiges Wort, einen freundlichen Blick kann man von Euch erwarten, nicht der Dame wegen, sondern mit Rücksicht auf Euren Großvater [Ludwig XV.].« Die Dauphine musste einlenken und richtete bei dem Neujahrsempfang 1772 in der Spiegelgalerie folgende Worte in Richtung von Madame Dubarry: »Heute sind viele Menschen in Versailles.«
Im Gegensatz zu ihrer berühmten Vorgängerin Madame Pompadour, die eine Schlüsselposition in der französischen Politik, Kunst, Kultur und Gesellschaft in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingenommen hatte, blieb Madame Dubarrys Einfluss mehr oder weniger auf persönliche Intrigen beschränkt. Allerdings nutzte sie ihre Position, um Bittgesuche, Begnadigungen und Denkschriften an den König weiterzuleiten. Der Empfang derartiger Bittsteller und das Entgegennehmen von Ansuchen war fest in ihren Tagesablauf integriert.
Als der an Pocken erkrankte Ludwig XV. im Mai 1774 im Sterben lag, verfügte er, dass die Gräfin Dubarry nach seinem Tod in das Benediktinerinnenkloster Pont-aux-Dames verbannt werden sollte. Hinter dieser Entscheidung stand wahrscheinlich sein Beichtvater und die Sorge des Königs um sein Seelenheil. Sein Nachfolger Ludwig XVI. kam dieser Anordnung nach. Mehr als ein Jahr musste die Dubarry in dem Kloster bleiben, bevor sie 1775 wieder in ihr Schloss Louveciennes zurückkehren durfte. Allerdings bestand die Auflage, dass sie weder in Versailles noch in den anderen königlichen Schlössern erscheinen durfte. Seitdem führte die Gräfin ein zurückgezogenes Leben und nahm sich der Armen an. Die Öffentlichkeit interessierte sich nicht mehr für die Dubarry.
Als die Französische Revolution ausbrach, wurde auch das Schloss der Gräfin ausgeraubt. Vor allem wurde ihr gesamter Schmuck gestohlen, nach dem sie unklugerweise öffentlich fahnden ließ, wodurch man sich wieder ihrer Person erinnerte. Durch Reisen nach England machte sie sich zusätzlich verdächtig. Obwohl sie in England von der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Januar 1793 erfuhr, kehrte sie nach Paris zurück, da sie die Situation für sich selbst als ungefährlich einschätzte. Im September 1793 wurde sie jedoch verhaftet und von dem Revolutionstribunal wegen Unterstützung der Konterrevolution, Kontakten zu emigrierten Royalisten sowie wegen Verschwendung öffentlichen Eigentums in ihrer Zeit als Mätresse angeklagt. Als sie am 7. Dezember 1793 zum Tode verurteilt wurde, verriet die Gräfin, um ihr eigenes Leben zu retten, die Namen anderer Personen, die daraufhin auch verhaftet und zum Tode verurteilt wurden. Dieser Verrat nutzte ihr jedoch nichts, denn bereits einen Tag später wurde sie auf der Guillotine hingerichtet.
Caroline Herschel
* 1750 in Hannover
† 1848 in Hannover
Astronomin
»Ich hatte immer zuviel zu lernen, um etwas ganz zu lernen.«
(Caroline Herschel)
»Mein Vater war ein großer Bewunderer der Astronomie und besaß einige Kenntnisse in der Wissenschaft. Ich erinnere mich, daß er mich in einer kalten Nacht auf die Straße führte, um mich mit einigen unserer schönsten Sternbilder bekannt zu machen, nachdem wir vorher einen Kometen, der eben sichtbar war, beobachtet hatten.« Dass aus Caroline Herschel einst eine bedeutende Astronomin werden würde, konnte ihr Vater nicht ahnen.
Caroline Lucretia Herschel kam am 16. März 1750 als Tochter des Militärmusikers Isaac Herschel und seiner Ehefrau Anna Ilse Moritzen in Hannover zur Welt. Der Vater bemühte sich darum, seinen Kindern eine musikalische Grundausbildung zu vermitteln. Zusammen mit ihren Brüdern besuchte Caroline Herschel bis zu ihrem 14. Lebensjahr die Garnisonsschule, wo sie Lesen und Schreiben lernte. Wenig Freude bereitete dem intelligenten Mädchen, dass sie mehrere Stunden am Tag mit Stricken, Sticken und Haushaltstätigkeiten verbringen musste. Ihre eher engstirnig veranlagte Mutter vertrat die Auffassung,