In dem grob gebastelten, sprachlich wenig ambitionierten Bulletin pflegte der C 18 plakativ seine faschistische Gesinnung. Auf der zweiten Redwatch-Ausgabe prangte das Symbol der Afrikaner Weerstandsbeweging, kurz AWB, eines Bundes weißer südafrikanischer Rassisten. Außerdem las man dort die zynischen Zeilen: »Zyklon B: über sechs Millionen zufriedene Kunden. Jetzt wieder erhältlich dank Combat 18«; daneben war ein Foto eines Original-Giftbehälters aus Auschwitz montiert. Die Zielpersonenliste enthält wieder, ganz der Gewohnheit gemäß, Organisatoren der kommunistischen Partei, aber auch z.B. Unterstützer der radikalen südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung ANC; ein Artikel widmet sich der linksautonomen Gruppe Militant. Die vierte Ausgabe stellt Politiker so unterschiedlicher Provenienz an den Pranger wie den Labour-Linksaußen Ken Livingstone, einst Vorsitzender des Londoner Stadtrates (später Londoner Bürgermeister), den schwarzen Anti-Racist-Alliance-Aktivisten Marc Wadsworth und den konservativen Abgeordneten Sir Ivan Lawrence, Kronanwalt und Mitglied des Board of Deputies of British Jews (»Abgeordnetenkommission der britischen Juden«), der bedeutendsten repräsentativen Körperschaft der Judenheit in Großbritannien, kurz zuvor zum Leiter des Innenausschusses für Rassenbeziehungen ernannt. C 18 hatte noch ein anderes Magazin, schlicht Combat 18 betitelt, in dessen dritter Ausgabe detaillierte Hinweise zum effektiven Bombenbau standen. Gegen wen man die Sprengkörper einsetzen könnte, wurde gleich mitgeliefert; unter den potentiellen Opfern befanden sich: Paddy Ashdown, Vorsitzender der Liberalen; Glenda Jackson, eine bekannte Schauspielerin und prominente Labour-Unterstützerin; Alf Lomas, Mitglied der sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament; Paul Condon, Chef der Groß-Londoner Polizeibehörde Metropolitan Police und darin Hauptermittler einer eigens zur Bekämpfung der C 18 gebildeten Spezialeinheit der Abteilung Internationales und Organisiertes Verbrechen.33
Der C 18 hatte in Großbritannien insgesamt etwa zwei- bis dreihundert Mitglieder, die in paramilitärischen Zellen operierten. Hunderte von Straftaten gingen auf ihr Konto, darunter Landfriedensbruch, Brandstiftung und Körperverletzung. Asiatische Geschäfte in London wurden angezündet, Gewerkschaftsquartiere in Durham und Leeds verwüstet; während einer antifaschistischen Versammlung in der südmittelenglischen Stadt Milton Keynes, bei welcher der achtzigjährige Holocaust-Überlebende Leon Greenman sprach, dem der C 18 auch späterhin durch Psychoterror zusetzte. Einer Demonstration in Eltham im November 1992 folgte ein Krawall in Nottingham im Januar 1993. Sozialistische und anarchistische Buchläden in Kilburn, Whitechapel, Nottingham und Durham wurden angegriffen. Am 15. Januar 1994 veranstaltete der C 18 in der britischen Hauptstadt ein großes internationales Skinhead-Treffen, zu dem Neonazi-Gruppen aus Holland, Dänemark und Deutschland geladen waren. Im Gefolge kam es zu Rangeleien der Rechten mit linken Gegendemonstranten und der Polizei; die Lage eskalierte, und eine Welle von Straßenschlachten wälzte sich durch London. Im August 1994 nahm der C 18 Mitglieder der linken Anti-Nazi-League ins Visier, die sie mit Brandbomben und Armbrustschüssen bedachten. Derek Fatchett, Labour-Abgeordneter für Leeds-West, brauchte zweimal Polizeischutz. Innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren ereigneten sich damals allein in London Dutzende rechter Straftaten, hauptsächlich Brandstiftung und Prügelattacken gegen Farbige. Anschließend wurde in den Hauspostillen gewohnheitsgemäß damit geprahlt, wie viel Verletzungen und Sachschäden man wieder verursacht hatte. Die C-18-eigene Presse war inzwischen weiter gewachsen um die Blätter The Order, Putsch (im Original deutsch!) und Lebensraum (im Original deutsch!).34
Putsch und Lebensraum reflektieren die Frustration und den Zorn der weißen Arbeiterjugend, die sich aus ihren traditionellen Lebensbereichen mehr und mehr durch rassische Minderheiten verdrängt sieht. Dreißig Jahre – praktisch eine Generation – nach den von Colin Jordan und Konsorten initiierten Rassenunruhen gibt es in London und in den Großstädten Nord- und Mittelenglands asiatische und schwarze Gemeinschaften nie gekannter Ausdehnung. Wo einst alte Pubs und Freizeitstätten das Bild bestimmten, dominieren jetzt Moscheen und Hindu-Tempel. Kein Wunder, dass die verbliebenen weißen Bewohner ihre Welt nicht wiedererkennen. Viele von ihnen ballen die Faust in der Tasche, und nicht jeder lässt sie dort. Wo man hinschaut – Zeugnisse der Nicht-Integration; es haben sich Kulturen in der Kultur gebildet; überall exotische Läden, exotische Kinos, exotische Zeitungen, exotische Straßenfeste. Weiße Schüler finden sich in vielen Klassen als winzige Minorität wieder, während die Abkömmlinge ethnischer Minderheiten die Mehrheit stellen. Die Wohnraumzuteilung hat in bestimmten Londoner Bezirken, zum Beispiel Tower Hamlets, dazu geführt, dass die Immigranten die Weißen nummerisch quasi an die Wand drücken. Labour-regierte Stadträte lassen immer öfter in Gebieten mit hohem asiatischen Bevölkerungsanteil moslemische Kandidaten für hohe Posten kandidieren. Behörden kommen den Wünschen schwarzer Interessengruppen nach Sonderförderung aller Art relativ bereitwillig entgegen; man erleichtert ihnen sogar den Weg zum Amt des Bürgermeisters. Der weiße Teil der Arbeiterklasse bekommt es mit dem wachsenden Durchsetzungsvermögen der ethnischen Minoritäten in politischen und kulturellen Fragen zu tun. All dies leitet Wasser auf die Mühlen der Neuvölkischen, etwa der British National Party; sie betreibt seit Jahren eine Kampagne namens »Rights for Whites« – »Rechte für Weiße« (die Doppeldeutigkeit von »rights« ist natürlich beabsichtigt).35
Besonders der Leitartikler des Putsch, John Cato, versteht die soziale Seite des Rassenkonflikts demagogisch zu nutzen. Seine Editorials zielen unmittelbar ab auf die mehr und mehr von Marginalisierung bedrohte arme weiße Arbeiterjugend. Cato geißelt die liberalen Eliten wegen ihrer Beihilfe zur schleichenden Enteignung und Verdrängung der Weißen. Verfolgen wir eine Weile Catos Argumentationslinie: Im Namen der political correctness werden innerhalb der Großstädte Lebensraum und Lebenschancen mehr und mehr zugunsten der Fremden beschnitten. Man hält, schimpft Cato, den eigenen Nachwuchs knapp, weiße Jugendklubs etwa werden geschlossen, weil die klammen öffentlichen