Eines Nachts träumte ich, durch ein sehr großes und ungewöhnliches Haus zu gehen. Es machte mir Spaß, die vielen Zimmer zu erkunden. Da hörte ich, dass in der Küche im ersten Stock eine Party stattfand. Als die Partygäste mich riefen und ich über die Türschwelle ging, spürte ich ein Knacken unter den Füßen. Auf dem Boden lag die lebensgroße Skulptur eines Hasen, die aus Eis geformt war. Der Hals des Hasen war zerbrochen.
Dawn und Zak
Als ich aufwachte, gaben die tieferen Bedeutungen des Traums und des Hasen mir ein unbehagliches Gefühl. Auch wenn ich nicht wusste, was der Traum mir sagen wollte, spürte ich eine erneute Welle des Widerstands.
Es war Zak, der einen anderen Weg vorschlug, wie ich der Angst ins Auge sehen könnte. Statt mir anzusehen, wovor ich mich zu fürchten glaubte, schlug er vor, ich sollte das eigentliche Gefühl der Angst beschreiben.
»Im Augenblick kann ich es im Mund fühlen, fast so, als würde ich ersticken oder müsste mich übergeben«, schilderte ich. »Es ist so, als wolle ich etwas zurückhalten und es nicht aufgeben.«
Könnte es sich womöglich um dein altes Festklammern an die Realität handeln?, fragte er auf eine Weise, die mich zum Lachen brachte – nicht nur vor Vergnügen über Zaks Gesellschaft, sondern auch über die offensichtliche Antwort auf seine Frage.
»Laut lachen hilft«, stellte ich kurz darauf fest. Zak lachte mit, wie es gute alte Hundefreunde so oft tun.
Ja, bestätigte er. Es ist eine Bewegung nach außen und nach vorne – eine Welle der sich ausdehnenden Energie. Lachen ist für dich ein Schlüssel zum Loslassen. Für andere können Tränen oder körperliche Bewegungen besser funktionieren. Es gibt viele verschiedene Wege, um loszulassen und sich zu öffnen. Für dich sind es jedoch meistens Gelächter und Humor, vor allem, wenn du gleichzeitig über dich und die Situation lachst. Spürst du, wie die alte Angst – oder das alte Du – sich umwandelt?
»Tatsächlich!«, stieß ich überrascht aus. »Es ist, als würde die innere Schwere zu etwas Leichtem werden – als wäre die Angst eine Mauer aus Stein, und als würde das Lachen sie in etwas Leichtes, Schmales und Weiches verwandeln, wie ein Leintuch, das man im Wind trocknet. Es ist, wie wenn man verfaulte Eier in sich trägt und dann eine luftige Meringue hinaus lacht!«
Ich blieb eine ganze Weile bei diesem Bild. Dann kam mir ein Gedanke: »Vielleicht hat die Eigenschaft der Angst – oder welche Überzeugung oder Meinung sich wie die Steinmauer gehalten hat – sich auch verwandelt?«
Eine gute Frage, sagte Zak. Hat sich die tatsächliche Eigenschaft verwandelt – oder deine Wahrnehmung?
»Eigentlich fühlt es sich so an, als hätte sich beides verändert.«
Genau, und das zu erkennen ist wichtig. Auf der Verstandesebene hättest du antworten können, dass alles eine Frage der Wahrnehmung ist. Und aus einem bestimmten Sichtwinkel stimmt das auch: Es ist nur die Perspektive, die ändert, wie wir die Realität sehen. Doch in Wirklichkeit – in der Wirklichkeit, in der wir uns in dieser Zeit und diesem Raum befinden – hat sich beides verwandelt. Was du festgehalten hast, war alt und schwer und wahrscheinlich verfault. Was du losgelassen hast, hat sich verwandelt, weil ›du‹ die Gestalt des ›Du‹ verändert hast. Und damit kommen wir zu einer anderen Lehre über das Shapeshifting.
Für manche ist das nicht einfach zu verstehen, weil es beim Shapeshifting auf einem Level darum geht, die Form in einer bestimmten Realität zu verändern. Doch der tatsächliche Akt der Umwandlung der Form verändert auch die eigene Realität. Daher verwandelt sich nicht nur die Form, sondern auch die Realität, wenn das geschieht.
Wir wollen uns einmal vorstellen, du würdest an der alten Realität festhalten – der Angst und Schwere der nervösen Energie. In diesem Moment würdest du die Form und die Realität auf eine bestimmte Weise festhalten. Doch indem du deine Form verwandelst – was du durch das Lachen erreicht hast –, hast du auch die Realität an sich verändert. Es ist, als wärst du durch eine Türöffnung hindurchgegangen. Für dich war der Schlüssel dazu wiederholtes Gelächter. Das hat dir die Tür geöffnet. Und so bist du in eine neue Version der Realität auf einer anderen Ebene des Seins gegangen. In ein neues Du.
Egal ob ein neues Ich oder nicht – ein Teil von mir war immer noch verwirrt. »Ich weiß nicht, wohin uns das bringt, Zak«, sagte ich nach einer Weile.
Nur dahin, dass jede Verwandlung der Form auch eine Verwandlung der Realität bewirkt. Das ist Grundwissen, selbst wenn du es vielleicht erst dann verstehen wirst, nachdem du es ein paar Mal erlebt hast. Viele Tiere sind bereit, dich in eine immer tiefere Erfahrung der Verwandlung von Formen zu begleiten. Von dort aus wirst du möglicherweise andere Realitäten kennenlernen wollen. Doch lass uns mit dem beginnen, was du schon kennst. Sei einfach offen dafür. Atme. Und vergiss nicht, in deiner Mitte zu bleiben. Wenn du das beherzigst, wird dir nichts passieren.
3
Neue Augen
Während Barney und ich unsere täglichen Gespräche fortsetzten, ermutigten er und Zak mich, mit anderen Tieren Zeit zu verbringen, ihnen Fragen zu stellen und mich in das gemeinsame Bewusstsein zu vertiefen. Es war ein Anfang, sagten sie, ein Sammeln von ersten empirischen Schlüssellöchern zu den unterschiedlichen Wegen, wie man die Welt sehen kann. Wir arbeiteten schon an dem Shapeshifting-Konzept, und Barney nutzte eine Vielzahl von Erfahrungen, um mich Dinge zu lehren und mich gleichzeitig aufzumuntern.
So machten wir weiter, bis ich krank wurde. Ich konnte nicht mehr schlafen und bekam immer wieder Fieber. Es war eine jener unwichtigeren, seltenen Krankheiten, bei der einem kein Arzt helfen kann, weil die Symptome sich dauernd ändern: Symptome an Kopf, Lunge, Nebenhöhlen, Rücken. Außerdem vermutete ich, dass mir hauptsächlich die starke Integrierung, die in mir stattfand, Unbehagen bereitete. Nach außen hin gab es nichts zu ›reparieren‹. Stattdessen brauchte ich nur langsamer zu treten, mich auszuruhen und die Verwandlung zuzulassen.
Während ich mich eines Tages auf der Couch ausruhte, machte ich für ein paar Minuten die Augen zu und spürte, dass Barney sich neben mich setzte. Als ich meine Hand auf seinen Kopf legte, tauchte ein Bild aus horizontalen Linien vor meinem geistigen Auge auf und mir kam das Wort Bandbreite. In diesem Moment bellte Barney. Es war ein einziger Beller; daraufhin schwieg er wieder. Dann bellte ein Hund draußen. Stille. Wieder bellte Barney. Eine Pause, dann bellte der Hund draußen, und so ging es weiter. Bemerkenswert daran war die Tatsache, dass beide Hunde jeweils nur einmal kurz bellten – statt dass Barney wie sonst aufgeregt ans Fenster rannte und sich mit Vierbeinern, die draußen vorbeigingen, kläffend austauschte. Noch bemerkenswerter war, dass ich gleichzeitig jeden Beller auf der Bandbreite der horizontalen Linien im Geist »sehen« konnte.
Barneys Bellen
Auf die wunderbare Weise, die ein Fieber hervorbringen kann, kam mir, dass der einzigartige Klang und die Energie eines jeden Bellers ein Portal zu einer anderen Sichtweise öffnete, wenn ich in jeden Beller hineinschlüpfen und dadurch etwas über den jeweiligen Hund erkennen könnte. Auch merkte ich, dass diese Vision eine zutreffende Metapher für Shapeshifting war.
Ganz richtig, sagte Barney. Bei einem großen Teil des Lernens aus Erfahrung über Shapeshifting geht es darum, die Geschwindigkeit zu verwandeln, um sie der ›Bandbreite‹ eines anderen anzupassen. Du konzentrierst dich zu sehr auf die von dir bevorzugte Methode der Vision und des Sehens. Um in die Haut eines anderen zu schlüpfen, braucht man ein neues Augenpaar, eine neue Methode der Wahrnehmung. Doch zuerst muss das Alte losgelassen werden. Das geht Hand in Hand mit den Veränderungen deines Körpers, wenn er alte Dinge, alte Blockaden und Muster, alte Gewohnheiten