Ich schlüpfe in deine Haut. Dawn Baumann Brunke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dawn Baumann Brunke
Издательство: Автор
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783946433361
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diese Gespräche, die ich mit der Zeit Todesgespräche taufte, etwas Besonderes. An den folgenden Tagen unterhielten wir uns fast jeden Vormittag über viele verschiedene Themen: den Übergang vom Leben zum Tod, Reinkarnation, karmische Projektionen und Illusionen und – eins von Barneys Lieblingsthemen – den Wert und das Wunder des Shapeshiftings.

      Es war nicht einfach, in so vielen Bereichen so tief zu schürfen, obwohl uns nur noch so wenig kostbare Zeit blieb. Barneys Augen wurden schwächer, er nahm immer mehr ab, und er entwickelte eine beunruhigende Angewohnheit, gelegentlich mehrere Sekunden lang in die Ferne zu starren und dabei zu zittern. Doch ansonsten wirkte er so fröhlich und gesund wie immer. Er rannte immer noch wie ein Welpe umher, wenn ich ihn mit in die Berge nahm, und verschmähte nie sein Futter.

      Unsere erste Aufgabe war also, an der Stelle, an der wir uns befanden, tief hinunter zu tauchen. Und wie Barney mir sagte, war das der Tod, dem wir ins Auge blicken sollten.

      WAS IST AM TOD SO SCHLIMM?

      Das Wort Tod hat uralte Wurzeln. Soweit die ältesten Anteile unseres Selbst sich zurückerinnern können, sind wir mit dem Tod längst vertraut. Meistens wird das Wort mit der dauerhaften Einstellung sämtlicher Körperfunktionen gleichgesetzt. Unser Herz hört auf zu schlagen, unsere Lunge hört auf zu atmen, unser Gehirn hört auf zu denken: Wir sterben. Kurz gesagt, der Tod ist das Ende des Lebens, wie wir es kennen. Eine beängstigende Vorstellung für uns Menschen, die alles planen und wissen wollen und die jedes kleinste Detail unter Kontrolle haben möchten.

      Manche Menschen verwenden das Wort Tod nur ungern. Sie sagen lieber von uns gehen, hinübergehen, Abschied nehmen. Auch wenn diese Formulierungen ihre Berechtigung haben, ist es merkwürdig menschlich, Euphemismen zu schaffen, als würde uns das irgendwie helfen, den Vorgang zu umgehen. Dennoch verrät gerade das Erschaffen und Verwenden von Euphemismen, wie stark dieses Thema für so viele Menschen mit einem Tabu behaftet ist – und ihnen daher Angst einjagt.

      Manche mögen sagen, der Tod klinge so endgültig, als würden wir vollkommen aufhören zu existieren, wenn wir sterben. Was aber ist mit der Seele? Was ist mit der Essenz unseres Lebens? Wir hören mit dem Tod doch nicht wirklich auf zu existieren, oder?

      Teile von uns – die Zellen unseres Bluts, der Haut und des ganzen Körpers – befinden sich in einem ständigen Sterbeprozess, genauso wie andere Zellen ständig neu erschaffen werden. In diesem Sinne ist der Tod ein natürlicher Teil des Lebensprozesses. Selbst wenn wir nach dem Tod in eine andere Welt übergehen – ein anderes Universum, einen Himmel, eine Hölle, ein ständiges Kontinuum des Bewusstseins –, so bleibt der physische Tod dennoch ein Teil unseres Lebenszyklus auf dieser Erde. Wir können ihm zwar andere Namen geben, doch der Tod ist in unsere jetzige Version des Lebens genauso integriert wie die Geburt. Was ist am Tod also so schlimm?

      Ich möchte für den Anfang über meinen eigenen Tod sprechen, über meinen persönlichen Weg, fing Barney am nächsten Morgen an.

       Andere haben es kommen gesehen und dir mitgeteilt, aber du willst es immer noch nicht sehen. Das verstehe ich. So geht es sehr vielen Lebewesen. Den Tod aus dem Bewusstsein zu verdrängen ist ein eingebauter Schutzmechanismus, der ein gewisses Maß an Barmherzigkeit oder Trost bietet. Aus diesem Grund bleibt der Tod für viele Lebewesen etwas Geheimnisvolles. Er ist zwar da, aber man kann ihn nicht sehen, da er im Bewusstsein tief verborgen liegt.

       Mein eigener Tod ist nicht mehr weit weg, auch wenn ich noch ein wenig Zeit habe. Ich habe meinen Tod schon vor vielen Lebenszeiten angenommen, und er hat nichts Traumatisches mehr für mich. Ich will diesem Thema etwas Zeit widmen, weil es dich interessiert und weil ich bereit bin, dieses Wissen mit anderen zu teilen, da es auch sie interessieren und ihnen helfen könnte.

       Eines der ersten Dinge, die dabei zu beachten sind, ist dein Verhältnis zum Tod. Wie denkst du über den Tod und wie fühlst du den Gedanken an ihn in deinem Körper? Hältst du dabei vor Angst den Atem an oder lachst du, um ihn nicht an dich heranzulassen? Hältst du ihn voller Anspannung oder liebevoll an der Hand?

       Wie du über den Tod denkst, fühlst, beeinflusst stark die Art und Weise, wie der Tod auftreten wird, auch wenn ich nicht sagen will, dass es immer so ist. Das ist das Problem bei euch Menschen – euer Verstand lässt sich so entwickeln, dass er eure Emotionen überdeckt. Manchmal funktioniert das zu euren Gunsten, manchmal aber auch nicht. Ich will von Anfang an klarstellen, dass, während ich später Informationen offenbare, es wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass diese aus meiner eigenen Perspektive und meinen vielen Lebenszeiten des Lernens, der Erfahrungen und meiner Lehren über den Tod stammen. Ich möchte nicht, dass irgendein Satz als feste Regel angesehen wird. Es ist besser, wenn euer inneres Ohr zuhört, um die Ganzheit dessen, was ich sage, zu begreifen und das zu nutzen, was für euch zu diesem Zeitpunkt gerade am besten passt.

       Vielleicht willst du wissen, was ich sehe oder fühle, wenn ich dem Tod ins Auge sehe?

       Für meinen Teil ist es nur ein Übergang in eine andere Lebensform. Das haben schon viele vor mir gesagt. Es könnte dir guttun, wenn du das in die tiefste Ebene deines Bewusstseins dringen lässt: Der Tod ist bloß die Bewegung hin zu einer anderen Wesensform – ähnlich wie man sich zu Hause von einem Zimmer in ein anderes Zimmer bewegt oder von einem Land ins nächste umzieht. Mehr als ein Umzug ist es eigentlich nicht.

       Diese ganze Angst, die mit dem Tod verbunden ist, macht mir das Herz schwer. Ich bin längst vertraut mit dem Tod und den Wesen, die den Übergang in viele Leben vollzogen haben, und deswegen kenne ich das Syndrom der ›schweren Tür‹ nur allzu gut. Spürst du es in deinem Herzen, Dawn?

      »Ja«, gab ich zu. »Ich kann die Schwere fühlen. Und ich spüre auch, dass ich die Tür nicht aufmachen will. Ich weiß nicht einmal warum.«

       Das ist, weil du Angst vor dem Unbekannten hast. Das ist nichts Ungewöhnliches. Es ist ganz normal – und wird in eurer Gesellschaft sogar noch ermutigt –, sich vor allem Ungewohnten zu fürchten. In gewisser Weise ist es sogar gesund. Es schützt dich davor, Plätze aufzusuchen, vor denen du dich fernhalten solltest. Manchmal ist es jedoch eher eine große Hürde. Du weißt, dass Zak oft von Türen spricht – seine bevorzugte Metapher ist die Schiebetür aus Glas. Der Grund dafür ist, dass er einen erweiterten Blickwinkel hat und immer schon den nächsten Raum sieht. Für ihn hat ein Umzug nichts Geheimnisvolles, und deswegen hat er auch eine ziemlich furchtlose Persönlichkeit, nicht wahr?

      Ja, unser intelligenter Zak war tatsächlich ein furchtloser Abenteurer und Forscher. »Er ist in dieser Hinsicht witzig«, musste ich zugeben, dankbar über den Humor.

      WAS PASSIERT EIGENTLICH?

      Also, wie sollen wir fortfahren?, fragte Barney nach einer Pause.

      »Warum fangen wir nicht mit dem an, was du uns unbedingt vermitteln willst?«

       Hmm. Manchmal verwendest du diese Frage als ein Schutzschild. Ist dir das eigentlich klar?

      Ich spürte, dass ich rot wurde. Wie konnte der Hund mich so leicht durchschauen? »Ja, ich weiß, was du meinst«, gab ich schließlich zu. »Manchmal habe ich das Gefühl, es ist leichter, Informationen zu bekommen, als sie mir selbst zusammenzusuchen.«

       Also lass uns bei dir anfangen. Was ist das Wichtigste, was du über den Tod erfahren möchtest?

      »Das ist eine gute Frage.« Jetzt war meine Neugier geweckt. »Ich glaube, am meisten Angst habe ich davor, die Leute zurückzulassen, die ich liebe. Ich frage mich auch, ob es im sogenannten Jenseits schöner sein wird als auf dieser Welt oder ob ich sie dann wirklich vermissen werde. Aber hauptsächlich sind es die emotionalen Bande zu meiner Familie, die an meinem Herzen reißen und mich dazu bringen, nicht gehen zu wollen.«

       Und wie lautet deine Frage?

      Ich musste lachen. Barney schaffte es immer wieder, mich aus meinen Träumereien zu reißen, indem er mich dazu brachte, über die tieferen Fragen von Leben und Tod nachzudenken.

      »Was passiert eigentlich? Das ist wohl die Frage, die jeder