Manchmal sagen die Menschen, das sei normal. Es mag zwar für die heutige menschliche Entwicklung normal sein, doch es ist nicht der einzige Weg, wie ihr die Tür und all das, was hinter ihr liegt, betrachten könnt. Es gibt außer Geschichten und Fantasigespinsten noch viele andere Wege, wie man herausfindet, was diese Tür tatsächlich ist und was sich dahinter verbirgt.
Nach meinen Erfahrungen besteht die Tür in Wirklichkeit aus euren eigenen Projektionen. Viele Zivilisationen, Kulturen und Gesellschaften haben es sich zur Gewohnheit gemacht, diesen Durchgang nicht als Tür zu sehen, sondern als eine Brücke, einen Tunnel oder eine Passage. Diese Sichtweise erlaubt es, vor- und zurückzugehen. Eine Passage ist offen und klar erkennbar; sie bedarf keiner Tür. Das ist also die erste Projektion. Verstehst du, was ich meine?
»Du willst sagen, dass es eine menschliche Projektion der westlichen Welt ist, den Tod als Einbahnstraße zu betrachten, und dass wir es sind, die der Kommunikation und Beziehung zu den Verstorbenen ›die Tür zuschlagen‹. Ist das richtig?«
Ja, das kommt der Sache schon näher. Du bist zwar relativ offen, Dawn, aber du bist zu sehr davon überzeugt, der Tod sei etwas, das vom Leben getrennt ist. Doch das ist er nicht.
Kannst du dich an unser Leben als Menschen erinnern, die sehr bodenständig waren? Es gab damals einen kleinen weißen Hasen, den du sehr gemocht hast – weißt du noch? Kannst du dich daran erinnern, wie ich dir damals beigebracht habe, wie man mit den Seelen der Verstorbenen spricht? Du trägst immer noch die Todesangst in dir, und sie zeigt sich jetzt zum Beispiel an deiner Angst vor Hasen.
Es sind Momente wie dieser, in denen ich bis in den Kern getroffen werde. Ich zuckte zusammen, während ich am PC saß, und schauderte vor Überraschung. Was Barney da sagte, stimmte genau, auch wenn es eine Wahrheit war, die mir bis zu diesem Augenblick nicht bewusst gewesen war. Es war außerdem eine merkwürdige Angst, mir selbst unbegreiflich, und weil sie so albern war, hatte ich das Gefühl oft verdrängt. Auch wenn ich an der Oberfläche keine Angst vor Hasen wahrnahm, zuckte ich meistens zurück, wenn ich einen Hasen auf den Arm nehmen sollte.
Diese Angst stammt aus einem ›früheren Leben‹, in dem du als kleines Mädchen sehr an einem weißen Hasen gehangen hast, beharrte Barney. Er wurde geschlachtet, und als du das gesehen hast, konntest du dich nicht dazu bringen, den Hasen anzufassen. (Erkennst du das Muster, das sich hier bildet?) Du hattest das Gefühl, dass der Hase sich verändert hatte, weil sein Körper auf brutale Weise getötet worden war. Also fingst du an zu glauben, der Tod sei etwas, das einen unwiderruflich verändert. Dieses Erlebnis führte zu deinem Rückzug – zu einem emotionalen Strudel der Trauer, der dich dazu brachte, sich auf den Körper statt auf die Seele zu konzentrieren. Sogar als du geistige Verbindung zu dem Hasen aufnahmst, hast du hinterfragt, ob sie ›real‹ war. Das ist noch so ein Muster, das dich in der Gegenwart beeinträchtigt. Beharrlich hältst du an deinen Zweifeln fest, ob deine Verbindung und Kommunikation echt sind. Auf der mentalen Ebene verstehst du zwar die Hintergründe, doch auf der emotionalen Ebene besteht immer noch diese Blockade. Spürst du sie in deinem Körper?
»Ja«, gab ich zu. Mir war bewusst, dass dies ein typisches Beispiel für Barneys Überzeugungskraft war, mich dazu zu bringen, meiner Angst ins Auge zu sehen. Um das zu schaffen, muss man ehrlich zu sich sein. Warum sollte man Schattenmaterial hinterherjagen, wenn man nicht ehrlich zu sich ist?1
»Ich spüre sie im Bereich des Oberbauchs«, bestätigte ich. »Es ist eine Verkrampfung, so als würde ich etwas zurückhalten. Und wenn ich hineinhorche, spüre ich eine Menge Trauer und Ärger, Verbitterung und Wut.«
Deshalb werden wir sie hinaus atmen und deiner Trauer Ausdruck verleihen und sie zu Wort kommen lassen.
Barney hielt inne, um mir eine kurze Erholungspause zu gönnen.
Lass uns für die Transformation offen werden. Wir wollen zu dem damaligen Zeitpunkt zurückkehren – das heißt, unsere Vision nach innen kehren, um den Augenblick, der so wichtig war, noch einmal zu sehen und umzuformen.
Fange damit an, indem du die Szene beschreibst und dich an die Persönlichkeit des Hasen und die Essenz deiner damaligen Gefühle erinnerst. Der Sinn ist es, sich das Ende noch einmal so vorzustellen, dass dadurch deine Verbindung mit der spirituellen Welt intakt bleibt. Sieh es als eine Mission an, bei der du es reparieren musst – und das meine ich in jeder Beziehung. Es soll das, was damals zerbrochen ist, zusammensetzen und auch dich mit anderen Aspekten deiner selbst wieder verbinden. Lass uns nun damit beginnen.
Als ich die Augen schloss und nach diesem vergessenen Selbst tastete, fand ich mich in einer anderen Zeit wieder: Das bin ich, aber nicht ich. Es ist eine seltsame Mischung aus zwei Teilen des Bewusstseins, denn ich bin gleichzeitig ich, die die Erinnerung betrachtet, und sie – ein junges Mädchen allein im Wald. Als das Mädchen suche ich meine Häsin und finde sie an einen Baum gehängt. Dort baumelt ihr schlaffer Körper, der mit einem Messer an den Baumstamm genagelt wurde. Das Messer wurde ihr in die Kehle gerammt. Aus ihrem Hals sickert dunkelrotes Blut durch das Fell. Ich will nicht glauben, dass es mein Hase ist, aber ich weiß es trotzdem. Wer würde so etwas tun? Ich fühle mich vollkommen verraten.
Lass uns mit deiner Häsin reden. Setz dich, beruhige dich und frage sie, wie das geschehen ist.
Während ich sehe, wie das Mädchen auf den Boden sinkt und sich hinhockt, höre ich ihre Stimme, die sich mit meiner eigenen vermischt. »Bun, was ist passiert? Was hat man mit dir gemacht, meine Süße?« Es entsteht eine Pause. Dann sehe ich – durch die Gedanken des Mädchens, die sich auf mich übertragen – den Hasen im Wald Gras fressen. Es ist eine friedliche Szene, in der die Häsin still unter den Bäumen sitzt, die das Sonnenlicht filtern, und Gras knabbert, als plötzlich jemand aus dem Nichts heraus auftaucht und ihr einen Schlag gegen den Hals versetzt. Ein Mann mit dunklen Stiefeln marschiert durch den Wald. Er sieht sie nicht, und sie hört ihn erst, als es schon zu spät ist. Mit einem dumpfen Geräusch tritt sein Stiefel hart auf sie – bricht ihr den Hals. Kurz darauf rollt eine Kutsche über sie hinweg und zermalmt ihren Körper. Es sind mehrere Leute, die da durch den Wald kommen. Erst der Mann, dann die Kutsche und hinter ihr noch ein Mann. Er bemerkt den leblosen Hasen, hebt ihn auf und nagelt ihn mit einem Messer an den Baum. Dann geht er weiter. Die Häsin sagt, sie weiß nicht genau, warum er das getan hat, aber er hätte aus Mitgefühl gehandelt.
Vielleicht hat er das getan, damit du sie findest?
»Das könnte sein«, antworten das Mädchen und ich gleichzeitig. Während wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen, ist unser Bewusstsein immer noch vermischt.
Frag sie, ob es ein schmerzhafter Tod war. War sie bereit zu gehen?
»Es hat mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen«, sagt die Häsin. »Ich war hier – und eh ich mich versah, schlüpfte ich aus meinem Körper … und hoppelte quer über den Himmel.« Sie spürte keine Schmerzen und außerdem hatte sie nicht mehr viel, was sie auf der Erde noch erledigen musste. Wie sie uns sagt, wird sie nach Hause zurückkehren, was nicht unbedingt der Himmel, sondern eher ein anderer Planet ist. Sie sagt, sie sei gekommen, um uns eine Verbindung zu geben, eine Erinnerung, weil wir uns vorher gekannt hatten. Sie sagt, sie sei »nur ein kleiner Gast« gewesen, und jetzt erinnert sie uns daran. Sie zeigt, wer sie in Wirklichkeit ist: ein silbernes Licht, das über den Nachthimmel springt – wie ein Hase!
Ich spürte eine dumpfe Erinnerung am Rande meines Bewusstseins, die jedoch vage und verschwommen blieb. »Mir ist es immer noch nicht ganz klar, Barney«, sagte ich schließlich.
Solche Geschichten bieten den Energieschlüssel für alle, die emotionale Erleichterung suchen. Das heißt, du wirst