Der Verlauf von blankem Boden über kurze einjährige Unkräuter zu hohen mehrjährigen Pflanzen wird als Sukzession bezeichnet. Falls es weiterwachsen darf, wird das Unkrautfeld in fünf bis fünfzehn Jahren mit Stauden bewachsen sein. Bei genügend Regen und Fruchtbarkeit werden die Büsche in 10-20 Jahren einem jungen Wald weichen. Überall dort, wo genügend Regen fällt, treibt die Sukzession eine Landschaft unaufhaltsam in Richtung Wald.
Obwohl das ein nahezu unaufhaltsamer Prozess ist, verläuft er nicht reibungslos linear. Zu jedem Zeitpunkt können Feuer, Wind, Blitz, der Pflug oder eine andere Störung ihn in eine frühere Phase zurückversetzen. Die meisten Landschaften sind ein Mosaik aus vielen aufeinanderfolgenden Stadien in vielen Maßstäben. Selbst in ausgereiften Gemeinschaften mit später Sukzessionsphase finden sich an den Rändern noch Arten aus allen anderen Sukzessionsperioden. Störungen, die von einem katastrophalen Waldbrand zu einem einzigen umgestürzten Baum reichen, lassen Pionierkräuter oder Sträucher aus dem Sukzessionsmittelfeld wieder einfließen, was eine bruchstückhafte Landschaft unterschiedlichen Alters und Stadiums zur Folge hat.
Was hat das mit Gärtnern zu tun? Konventionelle Gärten ahmen unreife Ökosysteme nach. Sie werden gewöhnlich von Pflanzen einer frühen Sukzessionsphase dominiert. Die meisten Gräser, Blumen und besonders einjährige Gemüsesorten sind Pioniere. Das bedeutet, dass wir in unserer Liebe zu Rasen und geordneten Gärten versuchen, unsere Gartenflächen in einem frühen Stadium der ökologischen Entwicklung zu halten. Die nackte Erde und der gestörte Boden in einem Gemüsegarten oder unter sauber kultivierten Sträuchern locken das Unkraut, das eifrig den nackten Boden bedeckt, Nährstoffe aus dem darunter liegenden mineralischen Boden und Gestein herauszieht und den Standort für ein reiferes Ökosystem wie Buschland oder Wald vorbereitet. Eine reine Fläche mit gut bewässertem Gras schreit gemäß dem Willen der Natur nach einem Blitzkrieg aus Setzlingen und Sträuchern oder zumindest nach einer Steigerung der Artenvielfalt durch schnell wachsende, einjährige Unkräuter.
Wir können unser Verständnis von Sukzession dazu nutzen, solche Gartenprobleme zu lösen. Die meisten Unkräuter sind Pionierarten, gedeihen durch Störung, Sonnenlicht und schlecht entwickelte Böden. Allein durch den Verzicht auf die Bodenbearbeitung als Gartentechnik schrumpften meine Unkrautprobleme enorm, da störungs- und lichtabhängiges Saatgut unterirdisch verfaulte, statt durch Licht und Kultivierung zum Wachstum angeregt zu werden. Eine Mulchschicht blockiert aus ähnlichen Gründen oft die Keimung der Unkrautsamen.
Der Aufbau einer organischen Bodensubstanz ist eine weitere Strategie zur Unkrautbeseitigung. Eine Ladung vermeintliches Stroh enthielt zu meiner Bestürzung lebende Stückchen von Ackerwinden, die mir nicht auffielen, bis in zwei Gartenbeeten, die ich mit der schädlichen Mischung gemulcht hatte, die bekannten und unerwünschten grünen Ranken wuchsen. Zwei von drei Saisonen langwierigen Ausgrabens scheinbar endloser Wurzelgeflechte störten die Ackerwinden nicht weiter. Hohe Mulchschichten, selbst schwere Holzspäne, verzögerten lediglich ihren überschwänglichen Ausbruch ins Tageslicht und erstickte rasch alles, was ich sonst noch gepflanzt hatte. Damals war ich nahe daran, ein Herbizid in Betracht zu ziehen. Dann waren die Ackerwinden in einem Jahr blass und fleckig und zwei Jahre später waren sie weg, obwohl ich sie kaum gejätet hatte. In der Zwischenzeit hatte sich der Boden in diesen Beeten nach Jahren konstanter tiefer Mulchschichten von rotem Lehm zu üppiger schwarzer Tonerde entwickelt. Ich habe seither von mehreren Leuten gehört, dass Ackerwinden und mehrere andere renitente Unkräuter in gut entwickelten Böden schwach werden, da sie jugendliche Lehmböden und kompostarme Sandböden bevorzugen. Sukzession ist also auf Böden ebenso anwendbar wie auf Pflanzen. Oft beeinflusst die Phase der Bodenbildung, welche Arten darin wurzeln können.
Ein Garten ist ein dynamisches System, kein unveränderliches Stillleben. Wenn wir unsere Landschaften als dynamische Ökosysteme und nicht als statische Ansammlungen träger Objekte betrachten, können wir Gärten schaffen, die von Natur aus in gesunden Mustern und Richtungen wachsen. Durch diese Perspektive können wir einen Großteil der Arbeit zur Pflege unserer Gärten auf die Natur übertragen.
Unter diesem Blickwinkel können wir fragen: Welche Arten von Ökosystemen enthalten die meisten Gärten? Die Antworten sagen uns, wieso Gartenarbeit so anstrengend ist und nie aufhört. Ein Grasrasen, der mit Blumen eingefasst ist, ist ein ökologischer Cousin der Prärie. Die andere hauptsächlich vorkommende Pflanzenanordnung in den Vorstädten, der archetypische Rasen mit gelegentlichen Bäumen und Sträuchern, ahmt eine Savanne nach. (Ich wundere mich über die uralten Träume, die wir ausleben, wenn wir diese Landschaften schaffen, die die Kindheit unserer Spezies in den Ebenen Afrikas nachahmen.)
Prärie und Savanne florieren unter bestimmten Umweltbedingungen. Dazu gehören geringe Niederschläge, schwere Beweidung und immer wieder Feuer. Da nur wenige Vorstädter trockene Erde, Bisonherden und Wildfeuer in ihren Gärten erlauben, begünstigen die Bedingungen in den meisten Rasenflächen Savanne und Prärie nicht. Was geschieht also mit diesen unglücklichen Ökosystemfragmenten? Eine Prärie oder Savanne, die nicht brennt, gut gedüngt wird und unter dem stotternden Zischen von Sprinklern gebadet wird, wird dazu gedrängt, zu Buschland und Forst zu werden. Das ist ökologische Sukzession, allgegenwärtig und unermüdlich.
Unkräuter im Rasen und Ahornsetzlinge in den Blumenbeeten zeugen von der Macht der Sukzession. Ökologisch betrachtet will der übliche Vorstadtgarten einfach nur erwachsen werden. Verstehen wir das, können wir uns mit der beachtlichen Macht der Natur verbünden, statt sie zu bekämpfen.
Ein unreifes Ökosystem wie ein Rasen fordert von uns Zeit, Energie und Materialien, um die Zeiger der ökologischen Uhr mit Gewalt zurückdrehen und das Land durch Mähen und Jäten in der Präriephase zu halten. Doch die Natur – und unsere Bewässerung und Düngemittel – lassen die Uhr unaufhaltsam weiter ticken, Sämlinge und junge Bäume sprießen und überschütten uns mit ihrer Fruchtbarkeit. Durch Sprinkler und Dünger drücken wir aufs Gas, doch mit Fräse und Baumsäge steigen wir auf die Bremse. Unter dieser Art von schizophrenem Regime funktioniert kein System gut.
Typische Rasenflächen und auch in hohem Maße Gemüse- und Blumengärten leiden an einem anderen ökologischen Fehler: es sind Monokulturen. Wie wir im letzten Kapitel gesehen haben, verlässt sich die Natur auf Multifunktionalität und Redundanz, die man beide nicht im Vorzeigerasen aus Wiesenrispengras findet.
Biodiversität im Garten
Selbst wenn wir Sukzession zulassen, lockt nicht jeder Garten Bisamratten und Otter an wie bei den Bullocks. Doch alle Gärtner können von denselben natürlichen Zyklen profitieren, die hier stattfinden. Vielgestaltiger Lebensraum wird Probleme mit Ungeziefer verringern. Ein Gartenbeet, das z. B. mit Brokkoli oder Rosen bepflanzt wurde, ist ein Magnet für Ungeziefer, das zufrieden die üppige Nahrung mampft, die ihm so freundlich zur Verfügung gestellt wird, so wie es die Bisamratten mit den Rohrkolben taten. Wenn das im typischen Garten passiert, werden sofort die Sprays und Insektizide herausgeholt und erhöhen noch die Arbeit des Gärtners unangenehm. Doch wenn man den natürlichen Feinden dieser Schädlinge eine natürliche Umgebung bietet, können Gärtner der Natur die Insektenkontrolle überlassen. Genauso wie die Otter, die in der Wildnis San Juans noch üppig vorkommen, zur Rettung wurden, werden es auch nützliche Insekten tun, die in Hecken und anderen Naturlandschaften sitzen, bereit, sich auf Blattläuse und Japankäfer zu stürzen. Der Schlüssel ist biologische Vielfalt in der Landschaft. Artenreichtum ist die Vielfalt an vorhandenen Organismen, die von vielen Ebene aus betrachtet wird: Sorte, Art, Gattung, Familie und noch weiter bis hin zu allen fünf Reichen sowie die Vielfalt der Lebensräume und Ökosysteme. Für unsere Zwecke bedeutet Artenvielfalt eine halbwilde, aber gut gestaltete Palette nützlicher Pflanzen, die hilfreiche Insekten, Vögel und andere Tiere anzieht und ernährt, die wir brauchen.
Biodiversität im Garten gibt es in zwei zusammenlaufenden Formen. Eine ist die Vielfalt, die der Gärtner gestaltet, indem er eine breite Auswahl an Blumen, Sträuchern und Bäumen pflanzt, die ein vielschichtiges Habitat schafft. Die zweite ist die Vielfalt