Mehrjährige versus einjährige Pflanzen
Als nächstes imitiert der ökologische Garten ein reifes Ökosystem, indem er mehrjährige statt einjähriger Gewächse bevorzugt. Für Zier- und Naturgärten ist das einfach, denn Tausende mehrjähriger Blumen, Büsche und Bäume sind verfügbar. Doch auf den ersten Blick scheinen mehrjährige Gewächse eine harte Einschränkung für Gemüsegärten. Ich sage ja nicht, dass Tomaten und Paprika tabu sind. Ich baue immer noch viele an. Aber viele Einjährige können durch Mehrjährige ersetzt werden. Es gibt eine Menge mehrjähriger Grüngemüse: Guter Heinrich, mehrjähriger Grünkohl und Gemüsekohl, Schild-Ampfer und viele andere, alle in Kapitel 6 beschrieben. Es gibt mehrjährige Zwiebeln, Wurzelgemüse, Kräuter und natürlich Gemüse wie Spargel, Artischocken und Rhabarber. Und vergessen Sie nicht die üblichen mehrjährigen Nahrungspflanzen wie Beeren, Früchte und Nüsse.
Mehrjährige Pflanzen haben zahlreiche Vorteile. Anzucht, Umgraben und die Chance auf Unkräuter durch das Graben fallen weg. Das beseitigt auf einen Streich drei Arbeiten von der Liste. Mehrjährige Gewächse brauchen weniger Wasser und Dünger als einjährige Pflanzen. Ihre tiefen Wurzelsysteme reichen in Feuchtigkeits- und Nährstoffreservoirs, die Einjährige einfach nicht erreichen. Da die Pflanzen das ganze Jahr da sind, bieten Stauden verlässliches Habitat für Wildpflanzen und Nutzinsekten.
Viele Etagen
Ein ökologischer Garten hat viele Schichten, von einer niedrigen Kräuterschicht über Stauden und kleine Bäume zum großen Oberholz. Jede Schicht kann Zierarten, Sorten für Nahrung und andere menschliche Nutzungen, Wildpflanzen und Flora für den Bodenaufbau und die Bewahrung eines gesunden Ökosystems beinhalten. Zusammen bieten die Schichten bunt gemischten Lebensraum, viele Produkte und viele interessante Ausblicke. In sonnigen Klimazonen können hohe Bäume näher zusammen gepflanzt werden, um Schatten zu spenden, während die Bäume in kühleren oder graueren Zonen weiter verteilt werden, damit genug Licht und Wärme hindurch gelangt. In Kapitel 10 erfahren Sie, wie man diese waldartigen Gärten anlegt.
Pflanzengemeinschaften
Genauso wie in der Natur sind die Pflanzen in einem ökologischen Garten keine isolierten Individuen, sondern bilden Gemeinschaften. Seit langem haben Ökologen (und Indigene) erkannt, dass viele Pflanzen und Tiere in eigenen Gruppen erscheinen. Bestimmte Arten scheinen stets mit denselben Begleitern aufzutreten. Im trockenen Westen tauchen Pinyon-Kiefer und Wacholder gemeinsam auf und es befinden sich auch häufig Gambel-Eiche und Bergmahagoni bei ihnen. Im Osten ist der Eichen-/Hickorywald eine verbreitete Gemeinschaft, wobei Ahornblättriger Schneeball und Hartriegel oft die Unterschicht ausfüllen. Es gibt Hunderte von Pflanzengemeinschaften, und jede enthält ein erkennbares Spektrum an Bäumen, Sträuchern und Blumen, deren Zusammensetzung von einer Gemeinschaft zur anderen schwankt. Diese Gemeinschaften können auch bestimmte Tiere beinhalten. In Eichen-/Hickorywäldern sind vor allem Eichelhäher, Tangare und Kernbeißer zu Hause. Piñon-/Wacholderhaine beheimaten Nacktschnabelhäher und Buschmeisen. Unterschiedliche Umgebungen begünstigen verschiedene Gemeinschaften.
Im ökologischen Garten nehmen wir uns an der Natur ein Beispiel und gruppieren Pflanzen oft in Gemeinschaften. Manche Gärtner haben die natürlichen Pflanzengemeinschaften aus ihrer Region rekonstruiert, während andere an Pflanzengruppierungen herumgebastelt und Einheimische gegen einige Pflanzen zur menschlichen Nutzung oder andere Funktionen ausgetauscht haben. Das Design multifunktionaler Pflanzengemeinschaften ist ein neues Feld, das in den Kinderschuhen steckt und im Gartenbau an führender Stelle steht. Clevere Gartendesigner haben einige schöne, produktive und arbeitssparende Pflanzenkombinationen zusammengestellt. Eine einzige Gartenpflanzengemeinschaft kann dem Gärtner augenfällige Blüten und Blattwerk, Nahrung und Kräuter bieten und zudem auch Pflanzen beinhalten, die Schädlinge abwehren, Mulch erzeugen, Nährstoffe ansammeln, nützliche Insekten anlocken und Wildtieren Schutz bieten. Ein Großteil dieses Buches, vor allem Kapitel 8, 9 und 10, verrät, wie man harmonische Pflanzengruppierungen anlegt, die sich gegenseitig nähren und Gärtner wie auch Wildtiere versorgen.
Funktionen stapeln
Unsere Diskussion über Nischen, Sukzession und Artenvielfalt führt zu einem weiteren wichtigen Prinzip des ökologischen Gartens: Jeder Teil des Gartens erfüllt mehr als nur eine Funktion. Permakulturdesigner haben dafür einen Jargonbegriff. Sie nennen es »Funktionen stapeln«. Nichts in der Natur hat nur eine Funktion; sie ist auf diese Weise enorm effizient. Ein Busch z. B. wirft nicht nur Schatten. Er füttert die hungrigen Vögel im Winter mit seinen Beeren, bietet Schutz, mulcht die Erde mit seinen Blättern, bietet Futter für hungrige Rehe und Stachelschweine, blockiert den Wind, hält den Boden mit seinen Wurzeln, sammelt und lenkt Regenwasser usw.
Die Natur stapelt immer Funktionen, weil dieser Busch oder jedes andere Lebewesen eine große Investition in Materie und Energie bedeutet, zwei Dinge, mit denen die Natur immens knapp haushaltet. Die Natur ist äußerst geschickt darin, das meiste aus dem Strauch herauszuholen, jede Menge Energie aus ihm herauszupressen und sie in viele andere Zyklen einzubinden, um den Ertrag zu maximieren. Die Beeren des Strauchs brauchten Energie, um zu wachsen, und wenn ein Vogel sie isst, tauscht die Pflanze ihre Mühe für die Samenausbreitung und erzeugt harte Samen, die unversehrt durch den Darm des Vogels wandern und auf neuem Boden keimen. Die Blätter speichern Sonnenenergie, sind aber ohne extra Aufwand so angeordnet, dass das Regenwasser zu den Stängeln und Wurzeln hinunter geleitet wird, wodurch die Auffangfläche des Strauchs vergrößert wird. Indem die Pflanzen mehrere Funktionen erfüllen, nutzt die Natur ihre Energieinvestitionen sehr effizient.
Die meisten menschengemachten Designs sind im Gegensatz dazu außerordentlich verschwenderisch. Wir scheinen unsere Güter in einem pfeilgeraden Strom von der Quelle zur Deponie zu hetzen, während die Natur diesen Strom in einen Zickzackkurs biegen und zurückbiegen, auf Schritt und Tritt daraus Nutzen ziehen, und das, was übrig bleibt, recyceln würde. Wenn wir unsere Gärten mit denselben Prinzipien im Kopf gestalten, werden sie weit weniger verschwenderisch und problembeladen, weitaus produktiver und reicher. Funktionen stapeln ist eine wesentliche Regel und eine der wichtigsten, die man befolgen sollte.
Hier ist ein Beispiel, wie man bei einer Landschaftsgestaltung Funktionen stapeln kann. Neben unserem Haus in Oakland gab es einen 20.000-Liter-Wassertank für Regenwasser. Er war überwiegend unterirdisch, aber der 11 m2 große Deckel ragte über den Boden hinaus, ein hässlicher grauer Betonklotz neben der Küche. Um den Deckel zu verbergen, nagelte ich ein Zederndeck darüber, aber in der Sommerhitze konnte man es dort nicht aushalten. Dann baute ich eine Laube über das Deck und zog zwei Weinstöcke mit kernlosen Trauben daran hoch. An einem Spalier auf der Seite des Tanks rankte Jasmin empor, dessen Parfüm über das Deck wehte. Die Zisterne wurde ein kühler, schattiger Platz unter den rasch wachsenden Weintrauben, wo meine Frau und ich uns aufhielten, während wir an einem kleinen Tisch unter dem grünen Blätterdach zu Mittag aßen. Unsere Zimmerpflanzen verbrachten ihren Sommerurlaub dort in einer halbschattigen Ecke. Im Spätsommer brauchten wir nach dem Mittagessen einfach nur nach oben greifen und uns ein Dessert süßer Weintrauben pflücken.
Die Weinblätter beschatteten auch unser Haus, hielten die Küche im Sommer kühl, aber im Herbst fielen die Blätter ab, wodurch die dringend benötigte Sonne aufs Deck und durch das Küchenfenster strömen konnte. Die Blätter kamen auf den Komposthaufen oder direkt auf ein Gartenbeet als Mulch. Wenn ich die Rebe im Winter zurückschnitt, machte ich daraus viele Ableger für Freunde. Der Überlauf an der Zisterne wässerte die Weintrauben und andere Bepflanzungen in der Nähe.
Durch die richtige Kombination aus Wassertank, Weinrebe und Deck erhöhte ich deren Nutzen und erhielt Vorzüge, die keiner davon allein geboten hätte. Fast jedes Element