Vier Jahre später steht Joel an der gleichen Stelle. Ein intelligentes Permakulturdesign hat eine üppige Oase um ihn herum kreiert.
Die Wüste nachhaltig zum Blühen bringen
Damit Leser ein Gefühl für einen ökologischen Garten entwickeln können, möchte ich eines der schönsten Beispiele dafür beschreiben, die ich je gesehen habe. Nördlich von Santa Fe, New Mexico, hat Bildhauerin Roxanne Swentzell eine Oase in der hoch gelegenen Wüste geschaffen, die sie Flowering Tree Permaculture Institute nennt.
Als ich bei Flowering Tree ankam, stieg ich aus dem Auto, und mich empfing eine Hitze um die 35° C. Das grelle Licht wurde von den kahlen, erodierten Hängen in der Nähe reflektiert. Doch vor mir lag eine Mauer aus Grün, eine üppige Landschaft, die ich schon mindestens einen Kilometer davor entdeckt hatte und die in beruhigendem Kontrast zum gelben Sand und dem Kies der Wüste stand. Ich betrat den Garten durch eine Lücke zwischen sich wölbenden Bäumen und die Temperatur sank deutlich. Die Luft hier war frisch, kühl und feucht, anders als die staubige, die Stirnhöhlen austrocknende, die ich draußen geatmet hatte. Ein Blätterdach aus Walnussbäumen, Pinyon-Kiefer und Neumexiko-Robinie beschirmte ein üppiges Untergehölz aus Granatäpfeln, Nektarinen, Jujube-Bäumen und Mandeln. Eine essbare Passionsblume wärmte sich an einer Steinmauer. Weinranken überwucherten ein Eingangsspalier. Zwei kleine Teiche funkelten von dem Regenwasser, das über das Dach des Adobehauses aufgefangen wurde. Unter Sträuchern und entlang von Wegen blinkten unendlich viele einheimische und exotische Blumen.
Roxanne, eine athletisch aussehende Frau mit hohen, festen Wangenknochen, die sie von ihren Vorfahren aus Santa Clara geerbt hat, begrüßte mich und lächelte über meine leichte Verwirrung. Sie sah nicht zum ersten Mal, dass Besucher das prächtige Wachstum bestaunten, das in solchem Gegensatz zur Kargheit draußen stand. »Wir haben auf einer Fläche von etwa 500 m2 ungefähr 500 Arten«, erzählte sie mir. »Wir haben versucht, es zu einem autarken Ort zu machen, der sich um uns kümmert, während wir uns um ihn kümmern. Also bauen wir an, was immer wir können, das in diesem Klima überlebt.«
1986 zog sie auf ein Stück karges Land auf dem Stammland von Santa Clara. Sie beschreibt den Platz als »keine Bäume, keine Pflanzen, keine Tiere, nur festgetretene Erde und viele Ameisen«. Sie und ihre zwei jungen Kinder bauten ein Adobehaus mit passiver Solarenergiegewinnung und begannen zu pflanzen. Aber das Klima war zu rau. Trockene Winde fegten von den zerklüfteten, überweideten Hügeln herab und verbrannten die Setzlinge und töteten diejenigen, die nicht im Winter erfroren waren.
Damals traf Roxanne den Permakulturdesigner Joel Glanzberg aus der Gegend und er half ihr, Techniken für den Gartenbau in der Wüste aufzustöbern. Sie schleppten Felsen und Baumstämme herbei, um Setzlingen Schatten zu geben und gruben seichte Gräben, Bodensenken genannt, um wertvolles Regenwasser zu sammeln, und schufen geschützte, feuchte Mikroklimate. Um dringend benötigten Schatten zu erhalten und organisches Material zu generieren, pflanzten Joel und Roxanne jede mögliche nützliche, dürreresistente Pflanze, heimisch oder exotisch, die sie finden konnten. Durstigere Pflanzen platzierten sie in der Nähe des Acequia, oder Bewässerungskanals, der sich gemäß Stammesvereinbarung einmal pro Woche mit Wasser füllte. Ohne zuverlässige Wasserversorgung hätte man den Garten in der Wüstenhitze nicht zum Wachsen gebracht.
Sie schleppten Dünger und Mulchmaterialien herbei, um einen nährstoffreichen Boden aufzubauen, der die Feuchtigkeit während der Dürre bewahren konnte. Sobald die robusten jungen Bäume und Büsche sich etabliert hatten, setzten sie empfindlichere Pflanzen in ihren Schatten. Sie pflanzten Beerensträucher und kleine Obstbäume zu einer essbaren Hecke an der Nordgrenze, die ihnen Nahrung bieten und die Winde abhalten sollte, die vom nahegelegenen Canyon herunter wehten. All diese Techniken wurden zu einer mehrgleisigen Strategie kombiniert, um fruchtbare Erde aufzubauen, Schatten zu bilden, die wilden Temperaturschwankungen der Wüste abzumildern und Wasser zu sparen. Gemeinsam erzeugten diese Praktiken einen milden, unterstützenden Ort, der einen Garten zum Wachsen brachte. Langsam verwandelte sich die karge Landschaft in einen jungen, mehrstöckigen Nahrungswald. Roxanne erzählte mir: »Es war hart, den Garten in Gang zu bringen, aber sobald die kleinen Setzlinge loslegten, gab es kein Halten mehr.« Bei meinem Besuch war die Landschaft acht Jahre alt, und wo vorher keine Bäume gestanden hatten, waren sie nun so hoch wie das zweistöckige Haus. Angenehmer, kühlender Schatten, von dichtem bis Halbschatten, hielt die glühenden Sonnenstrahlen ab. Statt den Boden zu backen, wurde die stechende Hitze der Sonne vom dicken Blätterdach aufgenommen und in üppiges Grün, Mulch, Nahrung und tiefreichende Wurzeln verwandelt, die die Erde auflockerten. In den hellen Lücken wetteiferten Blumen und Nahrungspflanzen um das Sonnenlicht. Selbst im Schatten unterteilte ein vielschichtiges Unterholz aus Stauden und kleinen Bäumen den Garten in eine Reihe kleiner, von Pfaden durchzogener Räume.
Ich erhaschte Blicke auf Vögel, die von Zweig zu Zweig tanzten, ehe sie im Gebüsch verschwanden. Ein ständiges Rascheln und Zirpen umhüllte uns von allen Seiten und ich wusste, dass im Laub noch Dutzende von Vögeln versteckt waren. Metallisch glänzende nützliche Wespen tauchten in die Blüten, die uns umgaben, und Schmetterlinge aller Größen und Farben schwebten und flatterten von Blüte zu Blatt.
Roxanne hatte eine Gartenschere dabei und schnitt hin und wieder einen zu üppigen Ast von den Maulbeeren, Pflaumen, Robinien und anderen lebhaft wachsenden Bäumen und Büschen ab, die an den Wegen standen. Sie waren Futter für ihre Truthähne oder einfach mehr Mulch.
Sie deutete auf eine purpurfarbene Penstemon barbatus mit trompetenförmigen Blüten, die im tiefen Schatten unglücklich aussah. »Die Dinge ändern sich so rasch hier«, sagte sie. »Sie stand vor zwei Jahren voll in der Sonne. Jetzt ist es völlig schattig und ich glaube, sie fault, weil die Erde zu nass bleibt. Und schau nur all die Pfirsiche an. Ich sollte sie schnell ernten.«
Die Techniken und Designstrategien (die dieses Buch im Detail beschreiben wird) hatte die Landschaft verwandelt. Roxanne und ihre Helfer hatten ein angeschlagenes Stück Wüste zum Leben erweckt, eine dicke Schicht nährstoffreichen Bodens hergestellt und immense Artenvielfalt an einen einst verarmten Platz gebracht. Hier in der hoch gelegenen Wüste gab es fast zu viel Wasser und Schatten. Das Essen fiel schneller von den Bäumen, als sie es ernten konnten, und Vögel, die nie jemand vorher gesehen hatte, fühlten sich im Garten zu Hause.
Nicht jeder beginnt mit solch einer schweren Herausforderung und einem kargen Platz wie Roxanne. Doch es besteht eine ziemliche Lücke zwischen dem typischen Garten und dem, was Roxanne und andere Gärtner geschaffen haben. Der Durchschnittsgarten ist eine ökologische und landwirtschaftliche Wüste. Der Hauptschuldige ist kurz gemähtes Gras, das keinen Lebensraum und nichts für die Menschen bietet, außer einem Platz zum Sitzen, aber weit mehr Wasser und Chemikalien aufsaugt als eine vergleichbare Fläche von Ackerland.
Die üblichen Pflanzungen, die nur einen Zweck erfüllen und die man in den meisten Landschaften findet, haben auch ihre Nachteile. Überzüchtete Blumen, ohne Pollen und Nektar, verdrängen Varietäten, die Vögel und Insekten nähren. Viele Zierpflanzen sind nicht mehr als eine angenehme Augenweide und ließen sich durch gleichermaßen attraktive Arten ersetzen, die für Menschen und Wildtiere nützlich sind.
Auch die typischen Gartentechniken helfen nur wenig. Eine ordentliche Schicht Rindenmulch statt natürlicherer und schützender Bodenpflanzen raubt kleinen Tieren und Insekten ihr Zuhause. Der häufige Einsatz von Chemikalien in vielen Rasen, der nötig ist, weil natürliche Bodenfruchtbarkeit und Raubinsekten fehlen, verseucht das Wasser, tötet Wildtiere und steht fast sicher in Verbindung mit vielen Erkrankungen. Wie gesagt, maskieren unproduktive Heimatlandschaften den immensen Umweltschaden, den unser Ressourcenverbrauch anderswo, außer Sichtweite,