Ein Gartenautor, der für heimische Pflanzen wirbt, beschreibt das mit seinen Worten als »Kudzu-Phänomen, bei dem ein Exot heimische Arten verdrängt, wenn wir nicht ständig eingreifen«. Aber unser Eingriff ist das Problem. Wir gehen davon aus, dass die Natur einen Fehler macht, wenn sie hybride, schnell heilende Dickichte erzeugt, also anstatt einer gestörten natürlichen Umgebung zu erlauben, sich zu stabilisieren, stören wir sie immer weiter. Wir können Baumwürger und Geißblatt so viel besprühen und ausreißen, wie wir wollen, doch sie kommen immer wieder zurück.
Dies sind Arten, die sonnendurchflutete Randbereiche lieben, und wir haben die Wälder in so viele kleine Stücke zerschnitten, dass wir mehr Rand- als Innenbereiche haben, wodurch der perfekte Lebensraum für diese Exoten entsteht. Dasselbe gilt für die Kopoubohne, Weiderich und fast alle anderen. Im Osten folgte der Blutweiderich den Kanälen des 19. Jahrhunderts in die Feuchtgebiete; und im Westen hat er sich schnell entlang von Bewässerungsgräben in Sumpfgebieten und Teichen ausgebreitet. Die Menschen schaffen perfekte Bedingungen, in denen exotische Arten gedeihen. Ich habe oft gehört, dass die eine oder andere opportunistische Art dafür verantwortlich gemacht wurde, wenn einheimische Arten lokal verschwinden. Das ist verständlich. Wenn wir etwas verlieren, das wir lieben, suchen wir einen Schuldigen, und eine kürzlich eingeführte Art ist ein leichtes Ziel. Aber wirklich jedes Mal, wenn ich einer solchen Anschuldigung nachgegangen bin, hat sich herausgestellt, dass der Platz zuerst massiv durch Erschließung, Holzfällerei oder andere menschliche Nutzung gestört worden war. Der Opportunist kam an, nachdem der erste Schaden erfolgt war und oft in direkter Reaktion darauf.
Opportunistische Pflanzen brauchen Störung und sie lieben Randzonen. Eine Erschließung bringt beides in hohem Maße. Wenn wir nicht aufhören, Randbereiche und Störung zu kreieren, werden unsere Vernichtungsmaßnahmen vergeblich sein, außer in kleinen Fleckchen. Die langfristig beste Hoffnung für die Beseitigung der meisten opportunistischen Arten liegt darin, eine Störung des Bodens zu vermeiden, intakten Wald herzustellen und die Neulinge mit anderen Arten zu überschatten. Mit anderen Worten, wir müssen Landschaften schaffen, die ökologisch reifer sind. Opportunistische Pflanzen sind, mit ein paar Ausnahmen wie Efeu, fast ausschließlich Pionierarten, die Sonnenlicht, aufgebrochene Erde und oft auch mageren Boden brauchen. Kudzu, Besenginster und Schmalblättrige Ölweide sind beispielsweise Stickstoffbinder, deren Rolle darin besteht, Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Sie gedeihen daher in überwirtschafteten Feldern und überweidetem Weideland und sind eine Möglichkeit, wie die Natur Fruchtbarkeit mit dem zurückgewinnt, was verfügbar ist.
Opportunistische Pflanzen sind so erfolgreich, weil wir viele offene Nischen schaffen, wenn wir Land roden oder einen Wald in Fragmente zerstückeln. All dieser sonnige Platz und die nackte Erde schreien geradezu danach, von leichter und Fruchtbarkeit absorbierender grüner Masse kolonisiert zu werden. Die Natur möchte so viel Biomasse wie möglich zaubern, indem sie niedrig wachsende »Unkräuter« in eine Lichtung sät, oder noch besser ein riesiges Dickicht entstehen lässt, dass sich in alle drei Dimensionen ausbreitet, um das Licht noch wirksamer zu absorbieren und tiefe Wurzeln zu entwickeln. Deshalb sind Waldränder oft ein undurchdringliches Gewirr aus Büschen, Ranken und kleinen Bäumen: Hier ist viel Licht zu ernten. Direkt innerhalb der Randzone aber, wo es weniger Licht und kaum eine Störung gibt, sind Wälder gewöhnlich offen und weitläufig.
Wenn die Menschen eine Lichtung erschaffen, springt die Natur hinein und arbeitet wie wild daran, intakten Humus und eine Pilzschicht zu bilden, Energie zu gewinnen und all die Zyklen und Verbindungen wiederherzustellen, die unterbrochen wurden. Ein Dickicht aus schnellwachsenden Pionierpflanzen, die eine Menge Biomasse auf engem Raum ansiedeln, ist ein wirksamer Weg, um dies zu bewerkstelligen. Der Permakultur-Mitbegründer David Holmgren nennt diese ungezügelt wachsenden Mischungen aus Einheimischen und Exoten »rekombinante Ökologien« und glaubt, dass sie die wirkungsvolle Strategie der Natur sind, verfügbare Pflanzen zu versammeln, um beschädigtes Land zu heilen. Die aktuelle Forschung zeigt den Wert und die Heilkraft dieser neuen Ökologien. Wenn wir das Dickicht in dem fehlgeleiteten Glauben lichten, dass Wiesen für immer Wiesen bleiben sollten, selbst bei extremer Bewässerung, oder dass alle Waldränder saubere, offene Untergehölze haben sollten, werfen wir den Erholungsprozess zurück. Die Natur geht dann unerbittlich erneut an die Arbeit und füllt alles mit Pionierpflanzen. Und ihr ist es egal, ob ein Stickstoffbinder oder eine bodenstabilisierende Pflanze über Kontinentaldrift oder die Reifen eines Bulldozers dorthin gelangten, solange sie rasch ein funktionierendes Ökosystem zusammenflicken können.
Der abrupt endende Waldrand, an den sich eine Wiese oder ein Feld anschließt – wie es so häufig in Vororten der Fall ist – ist ein perfektes Zuhause für sonnenliebende exotische Arten. Wenn wir niedrige Bäume und Büsche pflanzen, um diese Ränder abzumildern, wodurch das Sonnenlicht geschluckt wird, das die Waldränder durchdringt, verschwindet die Nische für den Opportunisten. Entfernt man den Exoten einfach nur, hilft das nicht viel, es sei denn, der Garten wird gut gepflegt. Die Pflanze kommt gleich wieder in den perfekten Lebensraum, der auf sie wartet. Das ist ein Grund dafür, wieso Herbizidhersteller die Kampagne für heimische Pflanzen unterstützen. Sie erkennen einen Stammkunden sofort. Die Natur verabscheut ein Vakuum – schaffen Sie eines und sie wird mit allem, was ihr zur Verfügung steht, hineinstürmen. Um Opportunisten auszumerzen, muss die natürliche Umgebung dafür in eine gereiftere, weniger günstige Landschaft verändert werden. Die Bedingungen, die den Opportunisten unterstützen, müssen beseitigt werden.
Dieser Ansatz ist weit entfernt von »leben und leben lassen« und effektiver als ewiges Unkrautjäten. Pionier-Unkräuterlandschaften mögen der Weg der Natur sein, doch die meisten Leute wollen nicht, dass verworrenes Dickicht die Ränder ihres Gartens bildet. Gärten können von Opportunisten freigehalten werden, besonders kleinräumig, und wenn wir bereit sind, mehrere Saisonen lang auf der Hut zu bleiben. Aber es ist schwer, Erfolg zu haben, wenn man immer noch der alten Maxime »roden, sprühen und verteufeln« folgt. Eine einfachere und produktivere Strategie besteht darin, von den ausgereifteren Waldrändern in unserer Nähe zu lernen. Auch hier kann uns die Naturbeobachtung lehren, welche Arten es sich natürlich an den sonnigen Rändern alter Wälder gemütlich machen. Sehen Sie sich diese Plätze an und Sie finden möglicherweise Hartriegel, Kirsche, Holzapfel, Erle oder kleine Ahornsorten. Die Arten variieren landesweit, doch randbereichliebende Bäume und Büsche sind gute Kandidaten als Starthilfe für den Rand eines Gartens oder einer Waldparzelle, um eine reifere ökologische Phase einzuläuten. Man pflanzt sie an den überwucherten waldigen Rändern, um die Lücken zu füllen, ehe sich dort etwas festsetzt, das man nicht möchte. Sie können die Natur nicht bekämpfen – die Natur hat immer das letzte Wort – aber man kann ihr manchmal die gewünschte Richtung geben.
Der Wissenschaftler Thomas Henry Huxley aus dem 19. Jahrhundert verglich die Natur mit einem brillanten Gegner beim Schach: »Wir wissen, dass er immer fair, gerecht und geduldig spielt. Doch wir wissen auch, zu unserem Schaden, dass er nie einen Fehler übersieht oder auch nur im Geringsten Unwissenheit zulässt.« Die Natur hat eine Geduld, die den Menschen fehlt. Wir reißen vielleicht für