Harry in love. Christina Masch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Masch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991300601
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zu der Frau herüber.

      „Oh! Das ist aber ein sehr großer Wunsch. Hast Du denn Deinen Onkel schon einmal gefragt, warum er mit Dir nicht mehr so viel herumalbert?“

      „Papi sagt immer, Onkel Harry hat keine Zeit. Und Mami hat mir verraten, dass Onkel Harry traurig ist.“

      „Marybeth!“, kam es von Jane völlig fassungslos. Ihre Tochter war doch erst vier! Die Märchenfrau lächelte freundlich die Hoheiten an und winkte Harry wie Jane zu sich herüber.

      „Mami, warum ist Onkel Harry traurig? Hat er mich nicht mehr lieb?“

      „Oh Marie, nicht doch! Natürlich habe ich Dich ganz doll lieb! Du bist doch meine kleine Prinzessin!“, antwortete Harry für Jane und hob seine Nichte auf den Arm. „Weißt Du, Marybeth, Erwachsene sind manchmal einfach nur so traurig, weil sie allein sind und keinen zum … zum Spielen haben.“

      „Aber Du kannst doch mit mir spielen!“, protestierte Marie.

      Harry lächelte. „Ja, das ist richtig. Aber Du bist ja nicht immer in meiner Nähe und zudem möchten Deine Eltern doch auch mit Dir spielen. Und immer dann … ehm …“

      „Marybeth, Du bist doch Onkel Harrys kleine Prinzessin, nicht wahr?“, unterbrach Jane Harrys Erklärungsfindungen. Marybeth nickte begeistert. „Doch Dein Onkel hätte auch gerne eine große Prinzessin bei sich.“

      „So wie Du?“, fragte Marie traurig.

      Jane nickte. „Ja, so wie ich.“

      „Liebe Fee, kannst Du eine große Prinzessin für meinen Onkel herbeizaubern? Damit er wieder lacht?“, fragte Marybeth hoffnungsvoll.

      Die Märchenfee lächelte und meinte dann: „Na, mal schauen, was ich machen kann. Doch ich kann Dir nicht versprechen, dass Dein Wunsch von heute auf morgen in Erfüllung geht. Aber vielleicht kann ich Deinen Onkel überreden, nicht mehr ganz so traurig zu sein?!“

      „Au ja!“, schrie Marybeth. Prompt wurde Harry knallrot.

      „So, komm, meine kleine Maus. Wir gehen jetzt wieder nach draußen zu den Ponys und lassen Onkel Harry und die Märchenfee einmal allein“, sagte Jane und nahm ihre Tochter an die Hand.

      Kaum waren Jane und Marybeth aus dem Zelt, kamen erneut die zwei Pagen und trugen die Geschichtenerzählerin auf ihrer Sänfte in den hinteren Teil des Zeltes. „Würden Sie mich begleiten, Euer Hoheit?“, fragte die Dame währenddessen freundlich. Leicht unsicher folgte Harry den zwei Pagen, die die Märchenfee kurzerhand in einen Rollstuhl setzten. Harry starrte die Frau im Rollstuhl irritiert an. „Euer Hoheit?!“

      „Verzeihung, Miss …“

      „Misses … Canningham. – Ja, ich bin Isabels Mutter.“

      Harry schwirrte der Kopf, er musste sich erst einmal setzen. Da nichts anderes greifbar war, nahm er die Sänfte. „Euer Hoheit, was geht Ihnen gerade durch den Kopf?“, fragte Misses Canningham daraufhin.

      „Ich weiß nicht so genau, irgendwie überschlägt sich gerade alles“, gestand Harry.

      „Weil ich im Rollstuhl sitze oder weil ich Isabels Mutter bin?“

      „Ähh, beides irgendwie …“

      „Dass ich im Rollstuhl sitze, muss Sie nicht belasten. Das tue ich bereits seit mehr als neun Jahren.“ Harry schluckte. „Ich habe mich damit abgefunden und lebe mein Leben so, wie es nun einmal ist. Also grübeln Sie nicht länger darüber nach. Ich denke, es würde Sie wahrscheinlich auch viel mehr interessieren, ob meine Tochter Ihren Brief gelesen hat und wie ihre Reaktion darauf war?!“ Harry hielt hörbar die Luft an. Misses Canningham fing unweigerlich an zu schmunzeln. „Um es kurz zu machen: Bevor meine Tochter Ihren Brief las, habe ich ihn gelesen. Denn Isabel hat nichts anderes getan als ihn nach Empfang sofort in den Papierkorb zu werfen.“ Harry schluckte erneut und kämpfte mit den Tränen, die ihm unweigerlich in die Augen traten, was ihm mehr als peinlich war.

      „Ich kann Ihnen auch sagen, warum meine Tochter Ihren Brief sofort wegwarf: Sie war, oder besser gesagt ist immer noch wütend.“ Fragend hob Harry eine Augenbraue. „Sie ist wütend auf Sie, wütend auf sich selbst und sie ist wütend auf die ganze restliche Welt. Denn bislang hat in ihrem Leben noch nicht alles so geklappt, wie sie es sich gern vorgestellt hat und ihr Vater ist nicht gerade jemand, der sie tröstet oder unterstützt. Eher haut er noch einmal ordentlich kräftig oben drauf!“ Verwirrt starrte nun Harry die Dame vor sich an.

      Unweigerlich fing Misses Canningham erneut an zu schmunzeln. „Verzeihen Sie, Euer Hoheit, ich glaube, ich sollte von vorn und nicht mittendrin anfangen zu erzählen …“

      Harry nickte.

      „Nachdem Isabel ihren Abschluss gemacht hat, wollte sie Friseurin werden. Doch ihr Vater war von Anfang an dagegen. – Mein Mann ist ein sehr strenger Mensch, wenn es um das Wohl seines Fleisch und Blutes geht, müssen Sie wissen. Und als Isabel eines Tages mit kurzen, wasserstoffblondgefärbten Haaren ankam, gab es erst einmal mächtigen Zoff. Als sich dann auch noch herausstellte, dass Isabel den Beruf einer Friseurin gar nicht erlernen konnte, da sie eine Allergie gegen bestimmte chemische Färbungsmittel hat, knallte es erneut heftig zu Hause.“

      Misses Canningham machte eine kurze Pause. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Prinz ihr noch immer aufmerksam zuhörte, erzählte sie weiter: „Als Nächstes hatte Isa den fixen Gedanken ein Medizinstudium zu beginnen. – Was sie dazu verleitet hat, ist mir bis heute nicht ganz schlüssig! – Aber wie sollte es auch anders sein: Nach einem halben Jahr brach Isabel das Studium wieder ab, da sie laut eigener Aussage mit den Anforderungen nicht zurechtkam.“

      „Lassen Sie mich raten, und erneut gab es Streit mit ihrem Vater?!“, warf Harry ein.

      Misses Canningham schmunzelte. „Ja, leider. Aber nun dachte ich, es wird doch noch am Ende alles gut, als sie sich von heute auf morgen als Kinderbetreuerin selbstständig machte. Natürlich gab es auch hier erst einmal wieder eine heftige Auseinandersetzung; diesmal ging es jedoch vielmehr um den ganzen finanziellen Kram. Denn zwischenzeitlich hatten sich Vater und Tochter wieder eingekriegt und meine Tochter schien glücklich mit ihrem Beruf. Leider kam nun unverhofft eine Situation, mit der wohl keiner von uns gerechnet hatte. Denn ihr wurden von heute auf morgen die Räumlichkeiten der Kindertagesstätte gekündigt! Und sie gibt Ihnen – verzeihen Sie –, Euer Hoheit, daran die Schuld. Denn es war genau die Zeit, nachdem sie Sie kennen und zu beschimpfen gelernt hat“, erklärte Misses Canningham sachlich.

      „Und was, bitte schön, habe ich mit der Kündigung zu tun?“, fragte Harry, der nur Bahnhof verstand.

      „Der Vermieter des Hauses ist die Majestäts-Wohnungsbaugesellschaft. Kennen Sie die rein zufällig?“, fragte Isabels Mutter.

      „Nicht persönlich, einer meiner Onkel steckt da irgendwie mit drin. Aber jetzt kann ich eins und eins zusammenzählen.“

      „Genau, Isabel ist der festen Überzeugung, dass Sie für die Kündigung verantwortlich sind.“

      Seufzend schüttelte Harry den Kopf.

      „Ich habe mir schon gedacht, dass Sie nichts damit zu tun haben. Aber nachdem, was zwischen Ihnen und meiner Tochter vorgefallen zu sein scheint, kann ich Isabels Reaktion nur verstehen. Ich hätte den Brief auch ungelesen weggeworfen!“ Unsicher blickte Harry zu Misses Canningham. „Wie schon erwähnt, hat meine Tochter zwischenzeitlich Ihren Brief gelesen. Allerdings ist sie derzeit nicht gewillt, Sie wiederzusehen. Es tut mir leid.“

      Harry schluckte, nickte aber. „Darf ich Sie trotzdem nach Hause bringen, oder werden Sie abgeholt?“, fragte Harry daraufhin.

      „Nein, werde ich nicht. Danke, ich nehme Ihr Angebot gerne an. Ich habe gleich gewusst, dass Sie nicht der Wüstling sind, den meine Tochter gern zu beschreiben meint!“ Unweigerlich musste Harry grinsen und auch Misses Canningham lächelte zuversichtlich.

      Bevor Harry Isabels Mutter bis zu ihrer Haustür brachte, saßen beide noch eine ganze Weile im Auto und unterhielten sich über das Problem mit der Raumkündigung. Harry hatte