Miteinander treiben - 144 Seiten. Petra Merkel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra Merkel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742728692
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Zurück am Badezimmer klopfte ich an.

      „Komm rein“, rief mir Susi zu. Ich machte die Tür einen Spalt auf und fragte

      sie, wo ich sie hinlegen sollte.

      „Lege sie hinten auf die Ablage am Fenster“, antwortete sie mir. Ich trat

      zögernd ins Badezimmer und ging zur Kommode. Ich bemerkte aber nicht, daß

      Susi die Tür der Duschkabine nicht geschlossen hatte. Im vorbeigehen sah ich,

      wie Susi nackt unter der Dusche stand. Vielleicht eine zehntel Sekunde

      verharrte ich, legte dann aber schnell die Handtücher hin und verschwand

      wieder. Oh nein, jetzt wußte ich nicht einmal, ob sie zufällig die Tür

      offengelassen hatte, oder ob sie es einfach so wollte. Verdammt, dachte ich

      mir, jetzt ist es schon so weit, daß mich meine eigene Schwester verlegen

      macht. An Abendbrot essen dachte ich schon gar nicht mehr. Ich wartete bis

      Susi aus dem Bad war und in ihr Zimmer ging. Ich ging mich dann auch noch

      abduschen und verschwand in meinem Bett. Draußen hörte man immer noch ein

      entferntes Grollen. Der Regen hatte aber auch schon nachgelassen und der

      Sturm hatte sich auch gelegt. Durch das stundenlange Herumtoben im Wasser war

      ich todmüde und auch gleich mit den Sachen auf dem Bett eingeschlafen, obwohl

      es eigentlich noch gar nicht so spät war.

      Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber plötzlich wurde ich

      munter.

      „Rico, der Strom ist weggegangen“, schallte es durch meine Tür. Noch halb

      verschlafen stieg ich aus dem Bett und erschrak fürchterlich, als es

      plötzlich draußen krachte. Das verdammte Gewitter war nochmal zurückgekommen,

      schoß es mir durch den Kopf. Ich zog das Rollo hoch und sah nach draußen. Der

      Sturm war noch schlimmer, als nachmittags. Der Regen peitschte ans Fenster

      und ein Blitz löste den nächsten ab.

      „Rico, hörst du mich?“, drang es wieder durch meine Tür. Ich schloß auf und

      sah im Schein ihrer Taschenlampe, wie sie zitterte. Ohne zu zögern nahm ich

      sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Sie schluchzte leise und ich

      merkte, daß sie ganz schön Angst vor diesem Unwetter hatte. Ehrlich gesagt,

      war mir auch nicht ganz wohl dabei. Plötzlich erschraken wir beide, als das

      Telefon klingelte. Ich ging hin und nahm den Hörer ab. Es war Oma und sie

      klang richtig aufgeregt. Ich beruhigte sie und sagte ihr, daß bei uns alles

      in Ordnung sei. Sie wollte uns dann morgen früh noch einmal anrufen und legte

      dann auf. Susi ließ mich während der ganzen Zeit nicht mehr los. Wir holten

      uns etwas zu trinken und setzten uns im Wohnzimmer an das Fenster. Das

      Gewitter wollte einfach nicht abklingen.

      „Komm wir gehen wieder schlafen“, sagte ich leise zu Susi. Sie klammerte sich

      an mich und meinte immer noch schluchzend, daß sie alleine Angst hätte. Ich

      versuchte sie noch zu beruhigen und ihr zu erklären, daß uns hier nichts

      passieren könnte, aber sie wollte, daß ich bei ihr bleibe. Ich überlegte kurz

      und meinte dann zu ihr, daß sie bei mir mit im Zimmer schlafen könnte. Hand

      in Hand gingen wir dann in mein Zimmer. Susi legte sich in meinem Bett hinten

      an die Wand und ich versuchte mit etwas Platz an der Vorderkante zu schaffen.

      Plötzlich kam mir ein komischer Gedanke. Wir hatten hier doch schon immer

      schwere Gewitter und Susi hatte noch nie sehr große Angst davor. Sollte das

      von ihr so geplant gewesen sein? Aber was sollte ich denn jetzt noch machen,

      wo sie neben mir lag? Wir lagen lange nebeneinander und ich konnte es spüren,

      daß Susi nicht eingeschlafen war.

      Ich hatte Tausende Gedanken im Kopf und konnte auch nicht an schlafen denken.

      „Ich weiß, daß du in meinem Tagebuch gelesen hast“, unterbrach Susi die

      Stille, abgesehen vom Gewitterdonner. Mir ging dieser Satz durch Mark und

      Knochen.

      „Wieso, warum, woran …“, antwortete ich fassungslos.

      „Ich hatte mir ein Zeichen gemacht. Tut mir leid Rico, aber ich wollte

      einfach, daß du es erfährst“, meinte sie darauf.

      „Aber das geht doch nicht Susi, wir sind doch Bruder und Schwester“, war

      meine kurze Antwort.

      „Ich weiß, aber ich kann doch nichts dafür. Kann ich trotzdem heute nacht bei

      dir hier schlafen?“, fragte sie abschließend.

      „Na klar doch“, sagte ich und nahm ihre Hand.

      Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, daß einen die eigene kleine

      Schwester liebt und man nun nebeneinander im Bett liegt. Ich mochte sie ja

      auch, konnte mir aber nicht vorstellen, daß wir wie „Freund und Freundin“

      miteinander umgehen könnten.

      Es war noch dunkel draußen und das Gewitter hatte sich verzogen, als ich

      plötzlich munter wurde, weil sich Susi im Bett gedreht hatte. Sie lag jetzt

      mit dem Kopf auf meinem Oberkörper und schlummerte noch wie im siebten

      Himmel. Die Straßenlaterne machte das Zimmer etwas heller, weil ich das Rollo

      nicht wieder heruntergezogen hatte. Ich nahm vorsichtig meinen Arm und legte

      ihn um sie. Wie ein kleines Kind schmiegte sie sich an mich. Erst zu diesem

      Zeitpunkt wurde mir klar, daß Susi eigentlich gar nicht mehr so klein war.

      Sie hätte ja auch annehmen können, daß ich alles Mutti und Vati gesagt hätte,

      was sie im Tagebuch geschrieben hatte. Sie ging das Risiko ein und dafür

      bewunderte ich sie. Doch schnell war ich wieder eingeschlafen und merkte auch

      nicht, wie es draußen heller wurde.

      Wach wurde ich erst wieder, als sich Susi im Bett ruckartig herumdrehte. Ich

      machte die Augen auf und sah, daß sie schon wach war. Durch die Wärme im

      Zimmer waren wir beide nicht mehr zugedeckt, daß heißt, wir haben durch die

      Wärme die Decke weggestrampelt. Ich hatte nur einen Schlüpfer und ein T-Shirt

      an und Susi nur ihr Nachthemd. Ich merkte, daß ich einen kleinen

      Morgenständer hatte und das war mir peinlich, weil ich wußte, daß Susi eher

      munter war wie ich und sie ihn eigentlich schon gesehen haben müßte, weil ich

      auf dem Rücken lag. Aber sie schaute mich nur an und sagte: „Guten Morgen“.

      Ich drehte