Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Goeschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783748571544
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      Das Hinlegen auf den Boden würde neben irreparabler Verdreckung des Schlafsackes auch noch Gemütsschäden nach sich ziehen. Es ist, Müdigkeit hin oder her, es ist einfach derart würdelos.

      Denn nicht nur Dreck, auch die Sitten, eigentlich Unsitten, lassen die Situation so ausweglos erscheinen. Wir sind bestimmt nicht pingelig. Aber weil viele Pakistaner die eklige Angewohnheit überall hinzuspucken haben, entfällt diese Möglichkeit.

      Lutz läßt sich davon in seinen Plänen nicht beeindrucken. Einmal, da ich ihm klar gemacht habe, daß es nicht möglich ist, auf dem Abteilboden zu schlafen, ist er in Beweisnot, daß es -geht nicht- gar nicht gibt.

      Er macht mir klar, daß wir schlafen müssen. Und es gibt nur eine Möglichkeit. Auf vielen der schmalen Pritschen schlafen auch zwei. Nur der Fußboden bietet tatsächlich eine Möglichkeit, die jedoch von absolut niemandem genutzt werden würde.

      So rennt er dann schließlich ein paar Mal zwischen unserer Bankgruppe und dem Klo hin und her. Er hatte den Einkaufsbeutel, die langjährige provisorische Hülle seines Schlafsacks, zum Scheuerlappen umfunktioniert.

      (Später hat er ihn wieder zum alten Zwecke benutzt!)

      Gewissenhaft hat er die zwei Quadratmeter des Waggonfußbodens sauber gewischt. Dann den Beutel ausgewaschen, so gut das ging

      Es ist nun tatsächlich leidlich sauber, und ich, der es als absolute Unmöglichkeit bezeichnet hatte, lege mich erst mal gemütlich hin.

      Natürlich nicht in meinem eigenen Schlafsack. Der von Lutz ist nun mal schon ausgepackt. Lutz darf die erste Nachtwache machen.

      Er macht dann noch leise ein paar Video-Studien der schlafenden Mitreisenden. Die sehen wie Mumien aus, wie sie überall von der Müdigkeit überwältigt liegen. Der Schlaf tut dermaßen gut und es ist fast gemütlich und viel besser als auf den Sitzen, weil es möglich ist, sich auszustrecken, denn es ist genug Platz.

      Drei Uhr in der Nacht ist wieder längerer Halt. Das Publikum wechselt. Ich sehe nun nach zwei Stunden Schlaf viele neue Gesichter.

      Gegen vier habe ich ein interessantes Gespräch mit einem englisch sprechenden Pakistani. Wir erfahren von einem Schwarzmarkt für Mark und Dollar. Offiziell kostet eine Mark 25 Rupis und schwarz angeblich zweiunddreißig. Die Drängelei der Zöllner und das hastige Tauschen am Grenzübergang erscheinen somit in einem ganz anderen Licht. Klar, von ahnungslosen Touris kauft man schnell in den Wirrnissen der Unklarheiten die guten Dollars und Mark noch weit unter dem offiziellen Kurs. Und richtigen Gewinn beschert dann der Weiterverkauf auf dem schwarzen Markt. Also, auch im Osten nichts Neues!!

      Ganz nebenbei erfahre ich, daß in Quetta, wohin der Zug uns bringt, letzte Woche minus 16 Grad waren. Sehr schöne Reisebedingungen...

      Um dreiviertel neun am Morgen erreichen wir Sibi. Dort wird wegen der Anstiege in der Gebirgsregion ein Teil des Zuges abgekoppelt.

      Hundert Rupis für das letzte Stück bis Quetta müssen wir beim Nachlösen bezahlen. Dafür gibts nun allerdings nur noch Stehplätze.

      Als wir 10.35 Uhr Abigum ereichen, befinden wir uns in einem malerisch gelegenen, von Bergen umschlossenen Hochtal. Natürlich halten wir auch das mit der Video - Kamera fest, denn so ein feines, langweiliges Filmdokument sagt doch mehr aus als alle anderen Überlieferungen.

      Im Zuge sind zwei angenehme pakistanische Soldaten. Der eine hat strahlend blaue Augen und ein schmales europäisches Gesicht. Wir sind ja auf der Route der Indogermanen. Und ein paar sind damals sicher hiergeblieben.

      Zwei Stunden später Kolpur, die letzte Station vor Quetta.

      Um halb zwei ist es dann soweit und der Zug fährt in den Bahnhof von Quetta ein. Quetta liegt ziemlich zentral im pakistanischen Hochland und ist sowohl Grenz-, als auch Distrikthauptstadt.

      Die Motorräder bugsieren wir dann mit einheimischer Hilfe aus dem Waggon.

      Wenn wir gleich durchgestartet wären, wären wir weg gewesen. Doch trödelig wie wir sind, kommt dann doch noch ein „General Wichtig“, der irgendwie Bescheid bekommen hat. Und so gehts, vom Bahnsteig direkt zum Gepäcklagerraum.

      Dort hilft kein Diskutieren. Bitten und betteln haben keinerlei Effekt.

      Auch ein kleiner Bestechungsversuch bringt unsere kurze Freizügigkeit nicht zurück. Die Maschinen sind immer noch unter Zollverschluß und wir sollen morgen früh zum Customs-House Quetta gehen und uns dort melden.

      Wollen also morgen sehen, ob wir ohne viel Theater von hier wegkommen.

      Wir kaufen ein paar Lebensmittel und essen erst mal was im schnell gebuchten Hotelzimmer.

      Dann ein Spaziergang durch die Stadt mit einigen Filmereien.

      Man war ja schließlich hier!

      Ich suche immer noch nach einer Super-VHS Kassette für die Kamera.

      Nicht zu bekommen. Kennt hier gar keiner.

      Im Gehen treffen wir recht unerwartet auf einen Deutschen aus Bayern.

      Wir kauderwelschen erst auf Englisch herum, bis es uns dann dämmert, daß es ja mit Bayern möglich sein muß die deutsche Sprache zu Kommunikationszwecken zu nutzen.

      Kurzentschlossen versuchen wir auch die Qualität der Informationsübermittlung durch Anwendung der Heimatsprache zu verbessern. Seine bayrischen Signale sind dann auch leichter zu deuten, als die angelsächsischen Kodierungen vorher.

      Er bittet uns, nach ein paar Freunden von ihm Ausschau zu halten. Sie wären ganz leicht zu erkennen, da sie mit einer alte Feuerwehr unterwegs sind.

      Es gibt zwar keine Zufälle, aber zufällig, wenig später, als ich gerade wieder mal filme, sehen wir das große rote Feuerwehrauto mit deutschem Kennzeichen.

      Als wir winken und rufen, hält der Fahrer den LKW mitten auf der Kreuzung an.

      Das bietet gleich gute Gelegenheit, mich von zwei bohrend- freundlichen Polizisten loszueisen, die mir gerade erklärt haben, daß in der ganzen Stadt das Filmen und Fotografieren verboten sei. Ich hatte die beiden Ordnungshüter bei ihren Erklärungen gut vor der Linse.

      Ihrer eigenen Eitelkeit muß das nicht wenig geschmeichelt haben. Sie beanstandeten nichts. Fragten, wie es uns hier gefällt, was wir von den Leuten hielten und ob alle freundlich wären und vieles mehr.

      Daß da eine große, rote Feuerwehr fast mitten auf der Kreuzung stand, den gesamten Verkehr behinderte, und der Fahrer mit mir erst einmal ein längeres Schwätzchen machte, schien sie absolut nicht zu interessieren.

      Wobei ich mir vorstellen kann, daß die uniformierten Männer auch ganz anders können. Doch wir beachten freundlich ihre Würde und ihre Kompetenz und der Öffentlichkeit entgeht es nicht, auf welch gutem Fuße die Ausländer mit der Staatsmacht stehen.

      Nach ein paar Minuten fahren wir mit der Besatzung aus der Feuerwehr weiter. Man soll die Geduld von Polizisten eher nicht überstrapazieren.

      Für morgen wird dann ein Besuch mit den Feuerwehrleuten vereinbart und wir suchen unser Hotel auf, duschen, waschen noch Wäsche und hauen uns dann in die Schlafsäcke. Es war ein langer, sehr interessanter Tag.

      Montag, 12.Februar - 27. Tag

      Studientage für asiatische Büroleistungen

      Dieser Morgen sieht uns in völlig unbegründetem Optimismus grob packen und dann das sogenannte Customs-Office aufsuchen.

      Wir sind viel zu früh dort. So warten wir. Schlendern durch die bewachten Straßen und schlagen ein bißchen die Zeit dabei tot.

      Um halb neun ist hier wohl noch lange keine Bürozeit.

      Irgendwie bekommen wir dann mit, daß wir am falschen Bürohaus sind und begeben uns mit einem der unvermeidlichen Tuk-Tuks in Richtung Airport. Dort ist das für uns entscheidende „Customs House Of Quetta”.

      Wieder Warten.

      Der Chef kommt erst