Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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erwischen sie uns am Ende doch noch.“

      Eric grinste breit, steckte die Fackel in eine dafür vorgesehene Halterung neben der Tür zum verbotenen Abteil und bückte sich zu dem Schloss hinunter, es knackte leise und die dunkle Tür schwang geräuschvoll auf, weswegen sich Aaron noch einmal leise fluchend umsah, doch anscheinend hatte es keine der Wachen gehört.

      Seltsam, dachte er und kratzte sich verblüfft am Kinn.

      Üblicherweise wimmelt es doch hier nur so von Wachen, die nur darauf warten, dass jemand leichtfertig genug ist, einen Einbruch zu wagen. Ein weiteres Indiz darauf, dass irgendetwas nicht stimmt …

      „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass uns keine einzige Wache bemerkt hat?“, zischte Aaron leise und folgte Eric in das verbotene Abteil. Die Tür hinter ihnen schloss sich nicht, was normalerweise der Fall war, sobald jemand eintrat. Eric zog eine Augenbraue in die Höhe und eilte schnell auf ein abgelegenes Bücherregal zu, das alleine und verlassen an einer kahlen Steinwand stand.

      Nur noch vereinzelt standen ab und an einige Bücherregale herum, doch der meiste Platz wurde von Schränken eingenommen, die man sorgfältig abgeschlossen hatte, so dass ein Gitter zwischen dem Leser, den Büchern und schwarzmagischen Artefakten stand. Aaron schüttelte fassungslos den Kopf. Einen richtigen Magier würden diese Gitterstäbe nicht aufhalten … oder zumindest nicht länger als einige Sekunden.

      „Du tust ja gerade so, als wolltest du, dass Wachen auftauchen!“, empörte sich Eric leise und stellte sich neben das einzig große Bücherregal, fuhr mit den Fingern suchend über die Rückseiten der Bücher, las leise die Namen der Bücher vor und lächelte hämisch.

      „Tagsüber darf ich mit einer schriftlichen Erlaubnis der Bibliothekarin hier rein und einmal habe ich gesehen, wo der Erzbischof die Prohibita aufbewahrt.“

      „Und wieso hast du nicht einfach eine solche Erlaubnis am Tage geholt und wir sind ohne das Risiko rein, exekutiert zu werden?“, presste Aaron hervor und blickte misstrauisch über die Schulter nach hinten. Niemand folgte ihnen.

      „Weil es ziemlich auffällig ist, mitten am Tage ein Bücherregal zu öffnen und dort ein verbotenes Buch zu stehlen. Man darf zwar hier hinein, aber die Prohibita ist tabu. Daraus leitet sich übrigens auch der Name ab“, lachte Eric und trat einen Schritt zurück, zog Aaron mit sich. Das Bücherregal knirschte, etwas Putz rieselte von den Wänden, bevor es schwungvoll aufschwang und einen Durchgang freigab, der in einen schwach beleuchteten Gang führte.

      „Und hier bewahrt er sie auf … “, verkündete Eric, stemmte die Hände in die Hüften und legte mit einem missbilligenden Ausdruck auf dem Gesicht den Kopf schief.

      „Der Stil der Magier geht wirklich den Bach runter. Früher gab es feuerspeiende Drachen, die an einer so dünnen Eisenkette befestigt waren, dass sie riss, wenn ein Mann sich daran aufhing. Heute gibt es einfach nur ein Bücherregal. Dazu gibt es übrigens eine lustige Geschichte, sie steht hier auch irgendwo. Irgendetwas von einem Mann, der im Blut des Drachen gebadet hat und dadurch unbesiegbar wurde, nur an einer Stelle nicht, ich glaube er vergaß aber, seine Unterwäsche auszuziehen. Ein Pfeil hat ihn dann dort erwischt und er ist verblutet und …“

      Auf einen eisigen Blick Aarons hin, verstummte er und räusperte sich leise, dann traten sie in den Tunnel hinein.

      Ein roter Teppich lag auf dem Boden, er erstickte ihre Schritte vollkommen und das flackernde Licht der Kerzen tauchte alles in ein hypnotisierendes, beruhigendes Licht.

      Am Ende des Ganges stand ein einzelner Tisch zwischen zwei Regalen. Und auf dem Tisch lag, von einem Kronleuchter beleuchtet, der über dem Tisch hing, ein Buch. Es sah unauffällig aus, hatte einen schlichten schwarzen Einband und in silbernen Lettern stand darauf: 'Prohibita: Ars negra'.

      Aaron trat langsam näher, sah sich dabei vorsichtig um. Er wusste, dass Magier ihre Mittel hatten, Sicherungen einzubauen, meist signalisiert durch eine Statue, die den Raum im Blick hatte oder etwas ähnliches, doch hier war nichts dergleichen.

      Nur dieses Buch und … erstaunt trat er näher, stützte sich auf den Tisch und betrachtete das Bild, das hinter dem Schreibtisch an der Wand hing. Das Licht des Kronleuchters warf tanzende Schatten darauf, so dass man die Personen kaum erkennen konnte, ebenso wenig wie die Schrift unter dem Bild.

      Eric sah sich leise pfeifend um, steckte die Hände in die Hosentaschen und versuchte, nichts zu berühren; man konnte ihm ansehen, dass es ihm schwer fiel. Aaron kniff die Augen zusammen und strich mit den Fingern über den schweren Goldrahmen des Bildes, kratzte etwas Schmutz davon, damit er die Schrift lesen konnte. 'Die Ritter des Tranidariums'. Das Bild war signiert von Charlet Dukaine, einer allseits berühmten Künstlerin.

      „Tranidarium …“, flüsterte Aaron leise zu sich und zog nachdenklich die Stirn kraus.

      Vor den Menschen hatte eine andere – den Menschen unbekannte Rasse – den Kontinent bevölkert; deren Zeugnisse waren noch über den ganzen Kontinent verstreut und zeugten von ihrem Können – die Hafenstadt war das beste Beispiel dafür. Das Einzige, was sie den Menschen hinterlassen hatten, war ihre Sprache gewesen, die die Magier vor vielen Jahrhunderten Schritt für Schritt übersetzt hatten – und dieses Wort klang, als sei es eben aus dieser alten Sprache.

      Tranidarium? Tranidarium heißt doch Opfer oder Leid, je nachdem in welchem Kontext das Wort auftaucht. Ritter des Leids? Ritter des Opfers? Welchen Sinn soll das ergeben?

      Nachdenklich betrachtete er das Bild. Die Farbe blätterte an einigen Stellen bereits ab, jedoch dürfte es reichen, um Details genauer zu erkennen.

      In dem Licht des Kronleuchters waren die meist dunklen Farben etwas schwerer zu erkennen, aber Aaron meinte Godric auf dem Bild zu erkennen.

      „Das bestätigt wohl, dass hier etwas ganz und gar nicht so ist, wie es sein sollte … “, stellte Aaron zynisch fest und besah sich der anderen Männer genauer. Neben Godric stand Ragnir, der Lord Marschall … er wirkte nicht älter, als Aaron ihn zuletzt in Erinnerung hatte. Ragnir wurde flankiert von Savaron Keaux, dem Händlerkönig Moréngards. Anschließend kam Lyras, der Statthalter der Hauptstadt und zu guter Letzt der Erzbischof selbst. Über ihnen allen thronte der Letzte Herrscher. Sein Gesicht lag in den Schatten des Bilds, nur ein wichtiges Detail stach eindeutig heraus. Sie alle trugen ausnahmslos goldene Ringe, die mit einem roten Rubin verziert waren.

      Es gibt also mehr als einen! Der Letzte Herrscher ist Gott, er altert nicht. Der Erzbischof und Godric gebieten über Magie und sind daher weit weniger anfällig für das Alter, als jeder normale Sterbliche. Aber was ist mit den anderen?

      Aaron strich leicht über das Bild, fuhr mit den Fingern die Konturen der Personen entlang.

      Sie alle scheinen irgendwie im Bunde zu stehen … eine Verbindung, die sich bereits vor dem Vampirkrieg gebildet hat. Einige wenige davon sind bekannt, aber vieles wurde vom Orden geheim gehalten.

      „Sieh dir das an!“, forderte Aaron Eric auf und zog ihn zu sich heran.

      „Sie alle tragen diese Ringe und scheinen eine Verbindung in der Vergangenheit geteilt zu haben; die logische Konsequenz dieser Verbindung ist nun, dass alle hier abgebildeten Personen die führenden Köpfe unseres Landes sind. Was weißt du darüber?“

      Erics Augen weiteten sich und er wandte hastig den Blick ab, atmete tief durch.

      „Beim Letzten Herrscher! Vater hat mir von diesen Ringen erzählt! Er ist 141 Jahre alt und daher konnte er mir Geschichten aus dem Krieg erzählen. Der Orden hat die Legenden um die sieben Vampirringe weitestgehend eingedämmt und ich dürfte sie eigentlich auch nicht …“

      „Erzähl!“, unterbrach Aaron ihn kalt und Eric nickte schnell.

      „Jeder dieser Ringe steht für eine der sieben Sünden der Menschen. Sie sollen mächtige Fähigkeiten besitzen, aber auch verflucht sein. Der Mensch, der sie trägt, erlangt ewiges Leben und übermenschliche Kräfte, wird aber im Gegenzug oft grausam ermordet oder verschwindet einfach. Keiner der menschlichen Ringträger lebte lange genug, um sich an der Unsterblichkeit zu begnügen“, erzählte Eric und strich