Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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der Muskeln der Leibwächter und instinktiv bereitete sie sich darauf vor, einen Freiflug zu bekommen.

      Wer weiß, wenn sie fest genug treten, fliege ich vielleicht bis zum Fluss?

      Damien nickte den Leibwächtern zu und sie stellten sich etwas weiter von ihnen entfernt an den Tresen, holten Gläser und etwas zu Trinken hervor, wandten dabei aber nicht den Blick von Luciana und Damien ab. Dieser schlenderte lässig zu ihr und ließ sich auf einen Stuhl neben ihr sinken, lächelte ihr dabei nonchalant zu.

      „Bring uns zwei Bier, bitte“, flüsterte er dem Wirt zu und legte eine Goldmünze auf den Tisch, die er von wer weiß woher genommen hatte. Der Wirt starrte ihn verblüfft an, nahm die Münze entgegen und reichte ihnen zähneknirschend zwei Gläser mit einer gelben Flüssigkeit.

      „Ich bin eigentlich nicht zum Trinken hier, Damien“, lachte Luciana leise, trank die Flüssigkeit jedoch bis zum letzten Tropfen aus. Damien nahm einen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch, legte den Kopf schief.

      „Du bist im Vorteil. Ich kenne weder deinen Namen, noch den Grund deines Besuchs und du scheinst eine Menge über mich zu wissen …“

      Luciana grinste und stellte ebenfalls das Glas weg.

      „Ich mag es, im Vorteil zu sein, schließlich ist das mein Gewerbe, aber ich werde dich erlösen“, sie reichte ihm die Hand und zwinkerte, „mein Name ist Luciana und ich habe dir während des Umsturzes von Azard dein Leben gerettet – und jetzt brauche ich deine Hilfe.“

      Damiens Augen weiteten sich und das Lächeln in seinem Gesicht sah das erste Mal so aus, als wäre es ehrlich gemeint. Lachend reichte Damien ihr die Hand und schüttelte sie fest und bestimmt.

      Der Händedruck eines Mannes, der es gewohnt ist, Befehle zu erteilen …

      „Luciana! Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal zu sehen! Bei den drei Säulen, das ist schon so lange her!“

      Er machte eine Handbewegung in die Richtung der Leibwächter, die gut hörbar schnaubten und dann in der Menge untertauchten, wobei Luciana sich fragte wie derart große Männer so gut verschwinden konnten.

      „Womit kann ich dir also helfen? Du hast mir mein Leben gerettet, daher werde ich mein Möglichstes tun, um mich zu revanchieren.“

      Er grinste und er musterte sie einmal von oben bis unten.

      „Suchst du einen Platz für die Nacht? Ich kenne eine hervorragende Bleibe, in der wir es uns gemütlich machen können. Noch was zu Trinken?“

      Lucianas Augenbrauen wanderten in die Höhe und sie grinste leicht, als sie den wütenden Blick des Wirts sah.

      „Nein, danke. Wenn die Gerüchte über dich stimmen, dann erwische ich rein zufällig etwas anderes als Bier, wache morgen in deinem Zimmer auf und erinnere mich an nichts mehr“, sie beugte sich zu ihm herüber und ihr Mund berührte fast sein Ohr, „lass uns das wo anders klären. Wir bräuchten einen Ort, an dem wir ungestört reden können …“, sie sah ihn eindringlich an und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, „du verstehst?“

      Damiens Lächeln wurde zu einem frechen Grinsen und er erhob sich von seinem Stuhl, reichte ihr eine Hand.

      „Ich glaube, ich hätte da etwas Passendes.“

      Leise fiel hinter ihnen die Tür der Schenke ins Schloss, das laute Gelächter und die Musik machte dem Heulen des Windes, dem Rauschen des Regens und dem Donnern der Blitze Platz. Damien nieste laut und rieb sich die Nase.

      „Ich hasse dieses Wetter, es macht mich vollkommen fertig! Schnee, dann wieder Regen, dann wieder Schnee, nur damit es anschließend wieder regnen kann!“

      Luciana erwiderte nichts, sondern nickte nur.

      „Wo bringst du uns hin?“, fragte sie stattdessen und sah sich neugierig um. Ihrer Meinung nach war die Schenke immer noch einer der sichersten Orte in der Unterstadt, aber wenn Damien meinte, er kenne einen besseren Platz, würde das wohl so sein. Er führte sie die weitere Promenade entlang, die kalten Stiche der Regentropfen stoisch ignorierend. Sie kamen der Brücke zur Oberstadt näher, sie wurde durch den dichten Dunst des Regens hindurch immer deutlicher erkennbar und Luciana wartete gespannt auf Damiens 'Versteck'. Plötzlich machte er Halt und hielt auf ein altes Haus zu, das aussah, als bräuchte man es nur scharf anzuschauen, damit es in seine Einzelteile zerfiel.

      „Das?“, rief Luciana aus und lachte leise.

      Vom großen Damien hatte ich mehr erwartet. Ich habe viele Gerüchte über ihn gehört – meist jedoch von wütenden Frauen. Ich sollte doch noch einmal meine Quellen überprüfen, bevor ich über ihn urteile.

      Ein vielsagendes Lächeln umspielte Damiens Lippen, als er die Tür zu dem Haus öffnete und eintrat. „Es gibt einen bestimmten Grund, warum dieses Haus eines meiner persönlichen Lieblinge ist.“

      Er winkte sie zu sich und Luciana trat ein. Sofort fiel die stechende Kälte von ihr ab, es schien ihr, als werde sie sofort trocken, obwohl der Regen sie vollkommen durchnässt hatte. Sie sah sich um. Es gab kein Feuer, keinen Kamin, keine Fackeln. Nichts, was diese Wärme erklären würde. Der ganze Raum war leer, bis auf zwei angenehme Sessel, die sich gegenüber standen und ein kleiner Tisch, der zwischen den Sesseln stand.

      „Und?“, fragte Damien lauernd und bugsierte zu einem der beiden Sessel und setzte sich selbst in einen. Luciana ließ sich auf den Sessel sinken und mit einem Schlag hatte sie das Bedürfnis zu schlafen. Diese Sessel waren gemütlicher, als das Bett, welches sie in ihrem Haus in der Unterstadt stehen hatte.

      „Wie kann es sein, dass es hier so warm ist, obwohl es nirgends ein Feuer gibt?“, wunderte Luciana sich und sah Damien fragend an; dieser zuckte ratlos mit den Achseln und verschränkte mit einem breiten Grinsen die Arme hinter dem Kopf.

      „Ich habe keine Ahnung … aber dieses Haus hat mal einem Magier gehört, vielleicht erklärt es das. Seit die Banditen ihn vertrieben haben, steht es allerdings leer und als ich diesen kleinen Vorteil mitbekommen habe, habe ich es mir sofort gekauft. Man kann hier drinnen schreien so laut man will, draußen hört man rein gar nichts davon.“

      „Der Grund für meinen Besuch hat auch mit den Banditen zu tun“, setzte Luciana an und Damiens Miene verfinsterte sich, doch er sagte nichts, sondern bedeutete Luciana, fortzufahren, „allerdings nur bedingt. Du hast mir vertraut, also werde ich das auch tun. Kennst du die wichtigste Neuigkeit innerhalb Moréngards? Der Orden hält sie zwar geheim, aber ich kann mir denken, dass du deine Quellen hast.“

      Damien erhob sich, nahm ein Weinglas von dem kleinen Tisch zwischen den Sesseln und schlenderte zu dem Fenster, schaute hinaus. Draußen marschierte eine Patrouille die Promenade entlang und das Klirren der Rüstungen drang bis zu ihnen.

      „Ich habe Gerüchte vernommen, nicht mehr“, erwiderte er schließlich und wandte sich um; jedweder Spott war aus seinem Gesicht verschwunden.

      „Jemand soll Pater Godric ermordet haben, richtig? Ich kenne da einen Adepten, der bei den Aufräumarbeiten dabei war …“

      Luciana nickte schwach und schlug die Augen nieder.

      „Ja“, hauchte sie erstickt und ihre Stimme war so leise, dass Damien Mühe hatte, sie zu verstehen.

      Mit einem leisen Seufzen stellte er sich neben seinen Sessel und fuhr fort.

      „Die Paladine wissen anscheinend nicht, wer es gewesen ist. Normalerweise kann man einen Mörder schnell anhand der Aura identifizieren, aber dieses Mal … haben sie gar nichts.“

      Luciana hob den Blick, kleine Tränen rannen ihre Wangen hinab.

      Seit sie von Godrics Tod erfahren hatte, hatte sie keine richte Gelegenheit gehabt, zu trauern. Vor dem Hauptmann wollte sie nicht als schwach dastehen, in der Taverne nicht vor Aaron und vor dem Erzbischof sowieso nicht – und in Damiens Schenke war sie von Wut getrieben worden, Wut auf den Hauptmann, auf den Wirt und auf die Menge, die gar nicht wusste, was der Orden alles für sie tat. Doch nun, da Damien es so endgültig aussprach, überkam