Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
Скачать книгу
Mörder hat ihn an die Statue des Letzten Herrschers genagelt“, schluchzte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Augen. Damien eilte zu ihr und legte einen Arm um sie. Schlagartig wurde ihr wärmer und sie bette ihren Kopf an seine Schulter.

      „Er war wie ein Vater für mich, Damien“, wimmerte sie leise und Damien strich ihr sanft eine Strähne ihres blonden Haares aus dem wunderschönen Gesicht.

      „Er hat mir Lesen und Schreiben beigebracht, nachdem ich dem Orden geholfen hatte, einige Mörder in der Unterstadt zu finden, er hat dafür gesorgt, dass der Erzbischof sich dafür einsetzt, dass man mich als die erste Frau überhaupt in die Stadtgarnison aufnimmt. Er hatte versprochen, dass er mich besuchen würde, sobald ich meinen Auftrag erledigt hätte. Und jetzt … jetzt …“, sie schluchzte erneut, schloss die Augen, als ihre Tränen Damiens Schulter benetzten, „ich werde mich nicht einmal verabschieden können.“

      Damien legte ihr eine Hand auf die Wange und wischte mit seinem Daumen ihre Träne weg, lächelte.

      „Luciana … ich werde dir helfen. Du hast mir das Leben gerettet, also werde ich mich revanchieren. Sag, wie kann ich helfen?“

      Luciana sah aus einem der Fenster und schluckte schwer.

      Ich bringe ihn damit unmittelbar in Gefahr, aber das habe ich auch für ihn getan. Ich muss es tun!

      „Ich brauch Kontakt zu den Schmugglern, Damien“, antwortete sie schließlich und sie spürte, wie Damiens Hand an ihrer Hand leicht erzitterte.

      „Sie könnten etwas über den Mörder wissen und ich brauche sämtliche Beweise, die ich kriegen kann, um dieses Schwein zu fassen!“

      Langsam nahm sie seine Hand von ihrer Wange und sah ihm fest in die Augen.

      „Hilf mir!“, forderte sie ihn auf und Damien trat einen Schritt von ihr zurück, schenkte sich hastig noch einen Becher Wein ein und stürzte ihn mit einem Mal herunter.

      „Bitte, Damien!“, forderte sie mit Nachdruck und trat nahe an ihn heran.

      Damien schlug die Augen nieder, erwiderte ihren Blick nicht. Er wusste, dass er nicht würde 'Nein' sagen können, wenn er ihr in die Augen sah. Aber er wollte es. Seine Züge verhärteten sich merklich und er kratzte sich nervös am Kinn, seufzte leise.

      „Die Schmuggler sind gefährliche Leute, Luciana. Nicht umsonst beherrschen sie den Großteil der Unterwelt Moréngards! Die werden wissen, dass du zur Garnison gehörst, weswegen sie besonders vorsichtig sein werden … wenn sie sich überhaupt mit dir treffen wollen.“

      Endlich sah er auf und ihre Blicke trafen sich, seine Züge wurden weicher und er legte mit einem schwächelnden Grinsen den Kopf schief.

      „Ich kann ein Treffen organisieren denke ich, aber überlege du dir solange, was du ihnen als Gegenzug bieten möchtest. Sie werden dir nichts geben, wenn du nichts zum Ausgleich besitzt.“

      Luciana unterdrückte einen erleichterten Seufzer und verdrängte den Wunsch, Damien um den Hals zu fallen.

      Ich weiß schon, was ich ihnen im Gegenzug anbiete. Es haben zwar schon viele versucht, die Schmuggler über den Tisch zu ziehen, aber bisher hatte niemand die selben Mittel und Möglichkeiten wie ich. Hinter mir steht ein General des Ordens! Sie können mich nicht einfach verschwinden lassen!

      „Dann ist es beschlossen“, stimmte Damien mit einem schwermütigen Nicken zu und verschränkte mit gerunzelter Stirn die Arme vor der Brust, „ich werde für morgen ein Treffen ansetzen; doch wenn sie es ablehnen – und dann werden sie wissen, dass du etwas von ihnen willst – dann würde ich verschwinden. Weit weg von Moréngard, so weit es dir möglich ist. Lasse dich versetzen, irgendwohin in die Nähe der Grenze.“

      Damien hatte seine Stimme gesenkt und wandte sich nun wieder dem Fenster zu; weit am Horizont brauten sich bereits wieder Wolken zusammen und er schnalzte abwertend mit seiner Zunge, deutete mit einem Nicken auf die Wolken.

      „Ein Sturm zieht auf, Luciana. Du solltest dir ein Dach über den Kopf suchen. Wir treffen uns morgen wieder hier, gegen neun Uhr abends.“

      Luciana wusste, wie schwer es Damien gefallen sein musste, diese Entscheidung zu treffen.

      Sie wusste, mit welchen Risiken ein Treffen mit den Schmugglern verbunden war.

      Und trotzdem wird er sie auf sich nehmen … für mich. Vielleicht ist Moréngard doch nicht so verrottet, wie die meisten immer sagen.

      Sie schickte sich an, das kleine Haus zu verlassen; auf dem Absatz der Tür drehte sie sich noch einmal um und warf Damien ein dankbares Lächeln zu.

      „Danke, Damien“, flüsterte sie; dieser quittierte es mit einem Zucken seiner Mundwinkel und starrte weiter aus dem Fenster hinaus.

      Als sich die Tür hinter Lucianas Rücken schloss und klickend ins Schloss fiel, umschloss sie wieder der peitschende Regen, der Wind zerrte an ihrer Kleidung und Luciana stieß einen leisen Fluch aus.

      Nun war sie mitten drin, es gab kein Zurück mehr, kein Weg, sich aus der Affäre zu ziehen.

      Mit einem Schulterzucken wurde sie sich gewahr, was sie da gerade tat und bettete mit einem Stöhnen die Stirn in Händen, ignorierte die kalten Stiche der Regentropfen auf ihrer Haut.

      Wieso tue ich das?

      III

      Der Himmel war klar in dieser Nacht. Die letzten Tagen über hatten immer dunkle Wolken die Sterne und den Mond verdeckt und obwohl es erst stark geregnet hatte, war Aaron guter Dinge. Gemächlich schlenderte er die Straße entlang, die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Blick gesenkt. Sanft wiegten sich die Wipfel der Bäume, die links und rechts neben der Straße gepflanzt worden waren, in dem kühlen Wind, die kahlen Äste ächzten. Der Wind und Aarons Schritte waren die einzigen Geräusche, untermalt vom Prasseln der Fackeln, welche man des Nachts an den Wegrändern entzündete. Die leise knisternden Flammen flackernden bedrohlich im Angesicht des Winds, verloschen jedoch nicht, sondern warfen obskure Schattenspiele an die Fassaden der edlen Häuser. Doch in dieser Nacht waren die Fackeln vollkommen unnötig. Silbriges Mondlicht tauchte die ganze Promenade, die zu der Bibliothek der Altstadt führte, in ein gespenstisches Licht, die Sterne funkelten hell am Firmament. Aaron hob den Blick, sah die Promenade entlang. Aus den Schatten der nächtlichen Dunkelheit schälte sich langsam der Umriss der Bibliothek heraus. Der Umriss hob sich von dem restlichen Nachthimmel ab, der helle Stein, aus dem die Fassaden der Bibliothek erbaut waren, schimmerte in dem Mondlicht leicht, schien es ein wenig zu reflektieren.

      Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein …

      Er hatte noch ein wenig Zeit bis Mitternacht und er wollte diese Zeit nutzen. Um Mitternacht würde im Viertel der Kleriker die Glocke läuten. In einer ruhigen Nacht konnte man die Glocke über die ganze Stadt hören. Die Glocke des Glockenturms; der Glockenturm der Kirche, in der Godric ermordet worden war.

      Unwillkürlich blieb Aaron stehen. Er war auf einer Kreuzung angekommen und stand nun genau in ihrer Mitte. Er wand den Kopf, sah in die Richtung des Klerikerviertels, wo er wohnte und seine schwangere Frau darauf wartete, dass er zurückkam. Dort stand auch der Glockenturm. Man konnte seine Spitze schwach sehen, wie sie sich schwarz vom tief stehenden Mond abzeichnete.

      „Evelyn“, murmelte Aaron leise und beinahe übertönte das Heulen des Winds seine Stimme.

      Plötzlich wurde ihm mit einem Schlag bewusst, dass, wenn das Treffen in der Bibliothek tatsächlich eine Falle war, er seine Frau Evelyn niemals wiedersehen würde.

      Mein Kind würde ohne Vater aufwachsen, so wie ich. Ich hätte niemals die Chance gehabt, mich zu verabschieden. Das letzte Mal habe ich meine Frau gesehen, als Sirian mich aus dem Bett geholt hat …

      Er verengte die Augen zu Schlitzen, ballte die Hände zu Fäusten.

      Der Erzbischof ahnt mit Sicherheit etwas. Man wird nicht der mächtigste Magier der Welt, wenn man dumm ist. Ich wette, er hat Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Wenn ich er wäre, hätte ich dort irgendjemanden stationiert,