Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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sei alles nur eine Geschichte, die er sich für mich ausdachte!“

      Offensichtlich hat es dein Vater gut mit dir gemeint, Junge. Unwissenheit ist manchmal eine Tugend, auch wenn es hilfreich gewesen wäre, das sofort zu erfahren …

      In Gedanken versunken verschränkte Aaron die Arme vor der Brust und musterte erneut das Bild.

      Könnte es sein, dass einer dieser Ritter des Tranidariums sich weswegen auch immer an Godric vergriffen hatte? Wenn selbst er nicht davon wusste, bezweifelte er, dass aus der Spitze des Ordens sonst noch jemand Bescheid wüsste.

      Eric wich einen Schritt zurück, klopfte sich unsichtbaren Dreck von den Schultern, als wolle er sich von irgendetwas reinigen.

      „In eine schöne Sache bin ich da rein geraten! Komm, lass uns gehen!“, knurrte er, packte Aaron am Arm und versuchte, diesen von dem Bild weg zu ziehen, doch Aaron blieb stehen und riss sich los, schlug das Buch auf und setzte sich an den Tisch.

      „Ich bin nicht hier, um mit leeren Händen wieder zurückzukehren. Fliehe, wenn es beliebt, aber ich bleibe und finde heraus, was es mit diesen Ringen wirklich auf sich hat!“

      Wir wissen aus sicherer Quelle, dass Godric und Ethgar an dem Abend vor dem Mord einen heftigen Streit hatten, jedoch weiß niemand, weshalb. Könnte dieser Streit der Grund für den Mord sein?

      Es muss ein ziemlich heftiger Konflikt gewesen sein, wenn die beiden sich deswegen in die Haare gekriegt haben …

      Eric verdrehte die Augen, stöhnte leise und schluckte den Fluch herunter, der ihm auf der Zunge lag. Aufgeregt blätterte Aaron in dem Buch, rümpfte bei dem starken Geruch von altem Pergament die Nase und ignorierte die ausführlichen Illustrationen, bei deren Anblick alleine einem gestandenen Mann schlecht werden konnte. Insgeheim gab Aaron den Männern Recht, die sagten, dieses Buch sollte der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden. Endlich fand er die Seite, die er gesucht hatte und kniff die Augen zusammen, um in dem schwachen Licht die eng geschriebenen Buchstaben lesen zu können.

      Áneís caép Immortalís (Die Ringe der Unsterblichen), im Volksmund auch Ringe der Vampire genannt wurden (in der offiziellen Version), von den sieben damaligen Vampirfürsten geschaffen, um die Menschheit zu unterwerfen, da diese die einzige wiederverwendbare Nahrungsquelle des Vampirvolks darstellen. Die sieben Vampirfürsten waren die Mächtigsten ihrer Zeit und bis zum Fall der Vampire im Jahre 1164 unter ihrem Volk angesehen und wertgeschätzt.

      Das genaue Datum ihrer Entstehung ist nicht bekannt, ebenso wie die magischen Mittel, mit denen man sie erschuf. Sie bestehen aus purem Gold, welches aus dem Land hinter den Bergen Sarrakas kommt und sind durch einen Rubin verziert, dessen Zweck noch nicht bekannt ist. Allerdings stellte man nach einigen Untersuchungen fest, dass sämtliche magische Energie in diesen Rubinen konzentriert wird und daher wird angenommen, dass die Wirkung der Ringe, welche auch immer das sein mag, von den Rubinen ausgeht.

      Über die Wirkung und den wahren Zweck der Ringe lässt sich streiten. Während viele Magier der offiziellen Version, nämlich dass sie dazu dienen, die Menschheit zu unterwerfen, Glauben schenken (was die bis heute ungeklärte Frage aufwirft, auf welche Weise diese Ringe die Menschen beeinflussen sollen), betrachten eine Menge Magier andere Versionen als wahr.

      Manche sagen, die Vampirringe, seien die Manifestation der sieben Sünden der Menschheit. Diese Version fand unter Wissenden den meisten Zuspruch und wird mittlerweile als die Sicherste der Theorien gesehen.

      Die Magier im Dienste des Königs dachten derweil, dass es sich bei diesen Ringen um eine Waffe handelt, die die Vampire geschaffen haben, um die Menschheit zu vernichten. Tatsächlich fand man eine Menge destruktiver Magie in den Rubinen, die einige unvorsichtige Magier das Leben kostete, als diese versuchten, sich die Macht der Ringe anzueignen.

      Dagegen spricht, dass die Vampire diese 'Waffe' niemals benutzten, solange sie sie in ihrem Besitz hatten. Stattdessen verließen sie sich auf ihre militärische Stärke, was ihnen später zum Verhängnis wurde.

      Die Magier, die von vorne herein um eine friedliche Lösung des Konflikts bemüht waren, verbreiteten den Irrglauben, dass die Ringe jedoch lediglich Schmuckstücke seien, die eine dematerialisierende Wirkung auf Menschen hatten. Wer die Ringe nicht anzog, würde niemals durch sie Schaden nehmen. Die Magier, die diese Theorie veröffentlichten, wurden öffentlich verbrannt und als Verräter am menschlichen Volk begraben.

      Während der Hauptzweck der Ringe also unbekannt ist, haben die Magier es geschafft, einige Wirkungen festzustellen. Jeder, der sich als Besitzer von einem der Ringe bezeichnet, wird ab diesem Moment nicht mehr physisch altern, sondern das Aussehen und die Gesundheit behalten, die man hatte, als man den Ring zu seinem Eigentum erklärte. Die Ringe haben auf die Psyche des Besitzers keine nennenswerte Wirkung, wenn man von einer gesteigerten Bereitschaft zu Gewalttaten einmal absieht, welche sich sofort legt, wenn man den Ring abnimmt.

      Ebenso vergrößern die Ringe die Gabe, Magie wirken zu lassen, weshalb viele mächtige Magier versuchten, alle sieben Ringe zu bekommen. Führt man die Ringe zusammen, wirken diese eine Kraft aufeinander aus, die die Besitzer zwingt, in der Nähe des anderen Ringträgers zu bleiben. Experimente lassen darauf schließen, dass die Ringträger eine Art Seelenverwandtschaft verbindet, sobald sie sich nähern. Die Ringe ziehen sich also an. Legt man die Ringe zusammen, vibrieren sie stark und magische Kraft sammelt sich in einer Art Wirbel um die Ringe an. Unterbricht man den Kontakt nicht wird die magische Kraft absorbiert und in einer Impulswelle nach außen abgestoßen. Die Zerstörungskraft einer solchen Impulswelle hält sich in Grenzen, reicht jedoch, um ein durchschnittliches Haus zum Einsturz zu bringen. Pro Ring, der bei einer solchen Symbiose hinzukommt, quadriert sich die Wirkung der Impulswelle. Diesen Effekt kann man unterdrücken, indem man jedem Ring einen Besitzer zuschreibt, denn sobald der Ring in jemandes Besitz ist, findet dieser zerstörerische Prozess nicht statt (Für Ausnahmefälle, siehe unten unter Theorien der destruktiven Möglichkeiten der Ringe).

      Im Jahre 708 nach der Landung der Menschen in Sephirath fielen die Vampire über die Ostgrenze von Sarraka, das Drachengebirge, in den Kontinent ein und versklavten einen Großteil der Menschheit, der es nicht geschafft hatte, zu entkommen. Hier tauchen die Ringe das erste Mal chronologisch festgehalten auf, da einer der Vampirfürsten detailverliebt Tagebuch führte und alle wichtigen Dinge dort notierte. So erfährt man aus dem Tagebuch, dass die Vampire die Invasion der Heimat der Menschen schon lange geplant hatten und die Ringe bereits 100 Jahre davor schon existierten. Tatsächlich waren die Vampire schon knapp 700 Jahre vor den Menschen auf dem Kontinent, doch waren sie auf dessen anderer Seite gelandet. Diese Gegend weit hinter dem östlichen Sarraka sind die 'Unbekannten Lande' (die offizielle Grenze von Sephirath liegt bei dem Gebirge östlich von Sarraka, über welches man in die Unbekannten Lande gelangen kann). Schon hier gab es Gerüchte, dass die Vampire die Ringe als Waffe benutzten, doch bis dahin errangen sie auch noch keine große Aufmerksamkeit. Das erste Mal treten sie in Verbindung mit Valazar von Arctara auf, einem ehrgeizigen Krieger und jüngster Sohn des Königs Maioran.

      Valazar war einer der wenigen Menschen, der an die Grenzen der Unbekannten Lande vorstoßen konnte, um dort die sieben Ringe zu stehlen. Seitdem sind sie in den Händen der Menschen.

      Als die Vampire dann im Jahre 1164 vom Angesicht der Welt verschwanden blieben die Ringe als letztes Andenken an ihre überlegene Rasse.

      Aaron zog überrascht seine Brauen in die Höhen, als er in dem Buch den wahren Namen des Letzten Herrschers fand; die meisten jüngeren Menschen kannten seinen Namen gar nicht mehr. Für sie war der Herrscher des Ordens der Letzte Herrscher, der Gott, der über ihnen allen stand. Ein Name war etwas Menschliches und daher legte der Orden wert darauf, die Aussprache seines Namens weitestgehend zu vermeiden. In den Augen der Menschen war ihre Begrüßungsformel eine Erinnerung an einen großen Krieger des Ordens während der Zeit der Vampirkriege; dass Valazar in 'Vivat Valazar', der Name des Letzten Herrschers war, das wussten die Wenigsten.

      Der Letzte Herrscher legte großen Wert darauf, diese beiden Personen in den Gedanken der Menschen zu differenzieren. Valazar sollte als Kriegsheld in die Geschichte eingehen und verehrt werden, doch niemand sollte den Krieger mit dem jetzigen Herrscher in Verbindung bringen. Der Letzte