Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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      Langsam verlagerte Aaron sein Gewicht auf ein Bein, spannte seine Armmuskeln an und schloss für einen winzigen Augenblick die Augen, blinzelte, als ihm Schweißperlen über die Stirn in seine Kleidung liefen.

      „Drei...!“

      Aaron schoss hinter dem Bücherregal hervor, zielte kurz und ließ seinen Arm nach vorne schnellen.

      In dem Moment, als einer der Wächter laut aufschreien und auf ihn zulaufen wollte, hörte er das Zischen des fliegenden Dolchs, wie er sich tödlich wand, die Luft zerschnitt und dann schmatzend den Wächter mit der Fackel traf. Die Fackel entglitt den plötzlich tauben Fingern des Wächters, fiel auf den Boden, gefolgt von dem Wächter, der langsam auf die Knie ging. Sein glasiger Blick war auf den Dolchgriff gerichtet, der aus seiner Brust ragte. Unendlich langsam griff er nach dem Dolch, seine Hände umfassten ihn, er schaffte es jedoch nicht, ihn herauszuziehen. Ein letztes Mal hob er den Blick, Blut lief aus seinen Mundwinkeln, dann fiel er auf die Seite, landete auf der Fackel, die zischend erlosch.

      Der andere Wächter sprang entsetzt zur Seite, ließ vor Schreck sein Schwert fallen und holte tief Luft zu einem gellenden Schrei.

      „Mord!“

      Aaron fluchte leise und stieß Eric aus dem Schutze des Bücherregals.

      „Na los, lauf!“, zischte er ihm zu und Eric sprintete auf den Hintereingang los, blendete die Schritte der anstürmenden Wächter aus und versuchte im Lauf, den Schlüssel aus seiner Tasche zu kramen.

      Der Schlüssel fiel ihm klimpernd aus den Fingern, landete auf dem Boden und Eric wollte sich bücken, um ihn aufzuheben, doch Aaron packte ihn am Mantel, zerrte ihn weiter, auf die Tür zu.

      „Bleibt gefälligst stehen, ihr Schweinehunde!“, gellte einer der Wächter und plötzlich kamen zwei weitere Soldaten um die Ecke, hielten ihre Fackeln direkt in die Richtung der beiden Fliehenden.

      Eric brach durch die zwei Wächter, krachte mit der Schulter gegen die Tür und die Angeln barsten, Eric flog mit der Tür hinaus, landete hart auf dem Rücken und richtete sich ächzend auf.

      Die Wachen machten den Fehler, sich zu ihm umzudrehen.

      Aaron riss die Fackel von einem der Wächter herunter, schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Nase und mit einem Knacken fuhr der Nasenknochen ins Hirn; lautlos klappte der Wächter zu Boden. In der selben Bewegung holte er aus, schlug mit der Handkante gegen den Hals des anderen, schnellte hinter ihn und Aarons Arme schlossen sich um den Hals des Wächters.

      Es war schnell vorbei. Röchelnd fiel der letzte Gegner zu Boden und Aaron stürmte ins Freie.

      Mit einem Gefühl von plötzlicher Freiheit trat er aus dem Ausgang hinaus in die Nacht der Altstadt, sah Erics Mantel gerade noch so in eine dunkle Gasse flattern. Schwerfällig setzte er ihm nach, die Schritte der anderen Wächter hinter ihm ignorierend. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte er ihm nach, gerade in dem Augenblick, da zwei weitere Wächter ihn sahen.

      Verdammt! Ich habe drei Wächter getötet, die mich für einen Verbrecher halten und eigentlich nur ihre Pflicht erfüllt haben …

      Aaron fühlte Schuld in sich aufkeimen, doch er kämpfte sie nieder und folgte Eric hastig in die Gasse; Sorgen und Vorwürfe konnte er sich später noch machen – wenn sein Leben nicht mehr in Gefahr war.

      Schlitternd kam er vor der Gasse zum Stehen, bog in sie ab und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Sie steckten in einer Sackgasse!

      Eric versuchte gerade an der Wand hinauf zu springen, um zu entkommen. Zwecklos. Aaron ging zu Eric, fasste ihn an der Schulter uns riss ihn zu sich herum.

      „Wir kommen hier nicht mehr raus! Besser wir ergeben uns, als noch einen Mord an einem Unschuldigen zu begehen!“

      Wütend stieß Eric Aaron von sich und wollte eine schlagfertig Antwort geben, als die beiden Wächter nun auch in die Sackgasse rannten. Sie hatten beide ihre Waffen gezogen.

      „Bleibt stehen, verdammt und du da, wirf' dein Schwert hin, na wird's bald!“

      Aaron warf Eric noch einen vielsagenden Blick zu, dann hob er langsam den Schwertarm und ließ die Klinge geräuschvoll zu Boden fallen.

      Sie haben uns. Wir müssen schnell entkommen, wenn wir nicht festgenommen werden wollen. Als General wird es für mich länger dauern, bis ich auf's Schafott komme und Eric ist wegen der Position seines Vaters geschützt, aber wenn der Erzbischof herausfindet, wer genau eingebrochen ist, wird er alles daran setzen, uns beide verschwinden zu lassen.

      Wir müssen weg, bevor sich die anderen Wächter zusammenrotten und uns finden!

      Beschwichtigend trat er mit erhobenen Händen einen Schritt auf die beiden Wächter zu.

      „Wie wäre es, wenn wir uns alle mal beruhigen und …“

      „Maul halten! Ich habe dir nicht erlaubt, zu sprechen!“, spuckte der Rechte aus und der andere lachte dreckig.

      Aaron verstummte und trat wieder zurück, hielt die Hände jedoch oben; wenn sie entkommen wollten und die beiden nicht mit sich verhandeln ließen, so würde er sie auch ausschalten müssen.

      „Was versprecht ihr euch davon, uns festzuhalten? Ihr bekommt …“

      „Ein saftiges Kopfgeld“, unterbrach wieder der Rechte und Aarons Mundwinkel zuckten überrascht.

      Als ich das letzte Mal eine Überprüfung gemacht habe, haben die Wächter der Bibliothek nichts dafür bekommen, einen Eindringling gefangengenommen zu haben … außer einem halbherzigem Lob.

      „Der Erzbischof hat heute Nachtmittag ein Kopfgeld für jeden Eindringling versprochen. Wieso, weiß ich nicht, aber die Summe ist weit über dem, was man mit Bestechen herausholen könnte“, sagte der eine Wächter grinsend und trat einen Schritt näher, löschte die Fackel.

      „Tot übrigens mehr wert als lebendig …“, fügte er hinzu und der andere hob leicht sein Schwert.

      Aaron seufzte.

      Der Erzbischof … natürlich. Er hat mitgedacht und vielleicht sogar von meinem Treffen mit Eric erfahren. Ich habe ihn unterschätzt.

      „Die werden uns nicht gehen lassen“, raunte Eric Aaron leise zu und ließ die Hände leicht sinken, „und allem Anschein nach wollen sie auch nicht gerade warten, bis die anderen kommen, um uns kalt zu machen. Sie sind genauso von Gier zerfressen wie die andere Wache, der du den Dolch in die Brust gejagt hast!“

      Die beiden Wächter wechselten einen raschen Blick, umklammerten ihre Waffen fester. Offensichtlich hatten sie Angst, Aaron könnte noch einen weiteren Dolch haben, versteckt, aber dafür umso tödlicher.

      „Leert eure Taschen aus! Sofort! Und wehe einer von euch beiden macht eine zu schnelle Bewegung, den hack' ich ihn Stücke!“

      Jedweder Spott war aus der Stimme des Wächters gewichen, hatte einer kalten Anspannung Platz gemacht. Aaron stülpte seine Taschen nach außen und die Seite aus dem Buch fiel in den Schnee.

      Ansonsten hatte er nichts mehr in seinen Taschen, also trat er noch einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken an die kalte Steinwand hinter ihm.

      „Und was ist mit dir?“, fragte einer der Wächter an Eric gerichtet und hob leicht sein Schwert.

      „Du hast doch gehört was mein Freund gesagt hat! Taschen ausleeren! Wenn ihr etwas Wertvolles bei euch habt, ist es bei uns besser aufgehoben, als bei diesem Hurensohn von einem Statthalter Lyras! Dass er alles beschlagnahmt, was bei einem Überfall konfisziert wird, geht mir schon lange gegen den Strich!“

      Eric nickte mehrmals, augenscheinlich vollkommen untergeben, steckte seine Hand in die Tasche und zog einen kleinen Geldsack hervor. Gier funkelte in den Augen der beiden Männer und das Grinsen in ihren Gesichtern wurde breiter, als sie sich bereits ausmalten, was sie mit dem Geld alles anstellen würden. Langsam beugte sich Eric hinab, streckte die Hand aus, um den Geldbeutel auf den Boden zu legen. Einen Moment lang siegte