Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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dich reissen. So was von sexy.“ „Mischa!“ bremste ihn Martin. Petra kam zurück „Funktioniert. Alles i.O.“ bestätigte sie und meinte damit den Empfang und die Anzeige der über die Pads gesendeten Bio-Daten, die auf einem Bildschirm an der Wand neben der Tür angezeigt wurden. Das Gerät hatte brav seine Tätigkeit wiederaufgenommen.

      Wieder zurück, stellte sie sich auf eine kleine ausfahrbare Erhöhung hinter Zylin. Mischa reinigte den Schnitt am Hals und seine Kopfwunde „Ist halb so schlimm Süsser.“ er sah Zylin an „Kopfschmerzen?“ Zylin schüttelte leicht den Kopf „Siehst du.“ Petra lächelte, was Mischa sah und prompt konterte „Brauchst gar nicht so zu lachen. Wärst du an seiner Stelle, fändest du es auch angenehmer, man würde nett mit dir sprechen.“ freundlich lächelte er Zylin an, bevor er sich die sterilen hautengen weissen Latex-Handschuhe anzog um die noch steril verpackte Magensonde herauszunehmen.

      Sachte zog er den Anfang heraus, träufelte etwas Gleitmittel darauf und seufzte „Also dann, schöner Mann.“ Nun nahm Petra Zylins Haare zusammen, legte sie geschickt zur Seite und packte so fest sie konnte Zylins Oberkörper um dumme Bewegungen während des Einführens der Sonde zu verhindern, was zu unangenehmen Komplikationen führen könnte. Gleichzeitig schaffte sie es, Zylins Kopf leicht nach vorne zu drücken.

      Sein Körper verspannte sich unweigerlich ein wenig und der Herzschlag erhöhte sich. War normal, denn es war immer etwas vom Unangenehmsten, sich dieses Scheiss-Ding hineinstecken zu lassen. Stress für Kopf und Körper. Aber er hielt so still er konnte und Mischa tat es so sorgfältig er konnte. Erst durch die Nase, den Rachen hinunter und dann ein Strohhalm zum Trinken gereicht, damit Zylin nicht leer Schlucken musste, sondern während dem Einführen Wasser trinken konnte, war angenehmer. Bis der Schlauch am Ziel war. Zum Test etwas Magensaft angezogen. Und weil schon Zeit war, servierte Mischa auch gleich das Abendessen.

      „So, das war’s schon.“ beendete Mischa die elende Prozedur, nachdem er mit Wasser gespült und den Anfang des Schlauches an Zylins Wange sachte mit hautschonendem sensitivem Klebeband befestigt hatte. Mit den Nasenpfropfen hatte es beim Essen-Verabreichen immer Probleme gegeben, darum gab’s hier diese Lösung, sehr unschön, wie Mischa fand.

      Endlich liess ihn Petra wieder los. Zylin musste husten, ihm war übel und der Schlauch im Hals störte, gab einem ständig das Gefühl schlucken zu müssen, weil da was steckt. „Weißt du“ sagte er, hustete „Auf diese Scheisse könnte ich wirklich verzichten.“ Mischa nickte zustimmend und Martin meinte „Beklagen brauchst du dich nicht darüber. Du könntest es anders haben. Deine Entscheidung. Wir wissen, dass es unangenehm ist. Soll es auch sein. Ist ja die Idee dahinter.“

      Als letztes fehlte die Mundfessel. Mischa packte eine neue Fessel aus ihrer sterilen Verpackung aus. „Wenigstens gibt es eine gute Nachricht für dich“ Zylin räusperte sich und stellte sich gerade auf, hielt die Position bis er wieder husten musste. Ach war ihm übel. Martin stellte den Kopf schräg und Petra runzelte die Stirn „Gute Nachricht?“ fragte Martin nach. „Na ja“ sagte Zylin völlig ernst „In 3 Tagen seid ihr mich los.“ „Ha!“ platzte es aus Martin heraus „Ich glaub du spinnst. Du hast doch abgelehnt? Oder was hab ich da verpasst?“ nochmals musste Zylin husten bevor er ergänzte „Du kennst John Dek nicht. Er hat die Unart zu denken, dass sich alle früher oder später ihrem von ihm bestimmten Schicksal beugen. Glaub mir. Er nimmt sich, was er will.“

      Ohne Gegenwehr liess sich Zylin auf Martins Zeichen hin von Mischa die Mundfessel anlegen. Und der konnte es sich nicht verkneifen, Zylin zärtlich über die Wange zu streicheln, der allerdings energisch auswich, soweit er es konnte. Zylin hasste das! Mischa zog die Schultern hoch und die Hand schnell weg „Tschuldige, konnte nicht widerstehen.“ zwinkerte, er war ganz offen ein wenig verschossen in diesen grossen kräftigen Mann. Zügig packte er seine Sachen und folgte Petra zum Ausgang.

      Sein Chef, Martin, begutachtete das ganze nochmals genau, wurde von Petra unterbrochen, die an der Tür rief „Martin! Ich geh dann. Auf mich warten ein gutes Buch und ein Glas Wein. Freier Tag und so. Tschüss ihr drei!“ Martin nickte „Danke dir Petra.“ „Gern geschehn.“ ein Augenzwinkern zu Zylin und Petra war weg.

      Mit zur Seite geneigtem Kopf beobachtete Zylin den Sicherheitsleiter von Sarg. Er ahnte was kam, hatte sich schon gewundert, wo die Reaktion geblieben war. Und Martin zog sein Arbeitsmesser, bückte sich ein wenig und zog es Zylin kräftig über beide Unterschenkel. Zylin stöhnte kurz, konnte ja nichts sagen, aber es tat schon weh. Er ging in die Knie so gut es ging. Martin war nicht zimperlich gewesen. Es blutete heftig und ein „Och nein! Martin! Jetzt ist alles wieder versaut.“ kam von Mischa an der Tür.

      „So dürfte es dir in nächster Zeit etwas schwerer fallen Unruhe zu stiften.“ begann Martin, während er gelassen und ruhig die Klinge säuberte „Weißt du“ sprach er weiter und zeigte mit der glänzenden Klingenspitze drohend auf Zylin „Fred alleine hätte ich dir durchgehen lassen. Aber die anderen drei konnten nichts dafür.“ Es tat weh und trotzdem musste Zylin lächeln. Auf Martin war Verlass, der Vorfall hatte unmöglich ohne Gegenreaktion bleiben können, selbst wenn beide wussten, dass Zylin auch beim nächsten Mal die Konsequenzen wieder egal sein würden.

      Martin liess das Messer in der Scheide verschwinden, ging zur Tür. Auf halbem Weg drehte er sich nochmals um und ergänzte „Und deine Aktivphasen werden für die nächsten Tage um eine Stunde verlängert. Dann dürfte sich deine aufgestaute Energie ein wenig abbauen.“ „Hmmm...“ kommentierte Zylin. Das war nun allerdings heftig: 3 Stunden Strom waren anstrengend, selbst für ihn. Unerwartet.

      Dann schloss sich die Tür, das Licht ging aus und Zylin stand wie gewohnt im Dunkeln. Die einzigen verbleibenden Hinweise der Uhrzeit waren die schweisstreibenden Stromphasen und die zwei Besuche am Tag, die aus einem kurzen Checkup, ob alles in Ordnung war, und dieser beschissenen Einflössung eines Nahrungsbreis bestanden. Er schloss die Augen und hängte sich so bequem es ging in die Ketten. Schon alleine um die schmerzenden Beine etwas zu entlasten. Ach, war ihm übel. Immerhin, irgendwie lenkte es ihn ein wenig ab von den Gedanken an die Vergangenheit und den unerwünschten Besuch. 'Danke Martin. Ob Absicht oder nicht.'

      Auf der anderen Seite der Tür wartete bereits Direktor Paul ungeduldig und gereizt auf seinen Sicherheitsleiter. Die übliche Standpauke von wegen ‚Er habe schon hundertmal gesagt, dass Martin das Personal nicht nach Belieben verwenden könne. Mischa sei aus der Abteilung 1 und Petra hätte ihren freien Tag. So funktioniere das nicht.’ und Martin mit derselben Antwort wie immer, dass es schliesslich Paul gewesen war, der ihm freie Hand zusicherte und er keine weiteren Risiken eingehen hatte wollen. Gleichzeitig entschuldigte er sich, denn es war sein Fehler gewesen, er hätte die Begleitwärter besser aussuchen sollen.

      Und auf Mischas Reklamation über Martins Aktion Zylins Beine als Strafe zu verletzen stellte Paul die rhetorische Frage in den Raum, wer hier der grössere Sturkopf sei: Martin oder Zylin. Vermutlich wäre Martin als Gast des Hauses noch schwieriger als Zylin zu handhaben. Dies entlockte wiederum Martin ein Lächeln.

      Darauf winkte Paul ab mit dem Hinweis, dass er froh sei, denn er habe gleich nach Abreise der Besucher den Auslieferungsbefehl für Zylin Sa erhalten. Sie würden ihn also bald los sein. Worauf Martin die Welt nicht verstand, denn Zylin hatte doch abgelehnt. ‚Die sind doch alle nicht ganz dicht.’ kommentierte er.

      Danach lachte Martin kopfschüttelnd und lud Paul zum Abendessen ein. Paul nahm an und erklärte „Jetzt weißt du, warum ich für diesen Posten hier meinen aktiven Dienst gerne an den Nagel hängte. Immer diese merkwürdigen Geschichten. Zum Kotzen.“ er winkte „Dann bis gleich.“

      3 - Jeff - Was geht hier vor?

      Jeffs Arbeitstag begann wie jeder andere: Aufstehen, Duschen, Anziehen, Frühstück, Arbeiten. Jeff arbeitete im Assistenzbüro der administrativen Terra Sonnensystem