Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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und ihm nur in die Augen sah. Sein Atem war ruhig und tief, aber deutlich zu hören, wie das Schnauben eines gleich angreifenden Stiers. Warten.

      Nach einer weiteren Weile hob Dek enttäuscht seine Schultern und bestimmte einfach „Dann holen wir Sie in 3 Tagen ab.“ Dek hatte genug und würde offensichtlich, wie befürchtet, im Moment nichts mehr bei Zylin erreichen. Bob hatte die ohnehin heikle Stimmung definitiv zu stark ausgereizt, Dek kannte Zylin lange genug. Nachdem er die Hintergründe offengelegt hatte, hatte Dek zwar insgeheim doch noch auf eine offizielle Zusage gehofft, aber er war sich auch so sicher, dass sein ehemaliger untergebener Commander, ohne Schwierigkeiten zu bereiten, in 3 Tagen mitkommen würde. Denn eines wusste er mit Sicherheit, Zylin beschützte seine Freunde wenn nötig mit seinem Leben, das war schon immer so gewesen. Viel zu verantwortungsbewusst.

      Also gab Dek den Wärtern im Gefangenenraum ein Handzeichen zum Beenden des Besuchs, wendete sich zur Ausgangstüre hin und wollte eben den Türgriff betätigen, als einer der Wärter die Mundfessel wieder anbringen wollte. „Schön Mund aufmachen.“ sagte er schadenfroh grinsend, und benahm sich, als ob er einem entlaufenen Hund eine Fangschlinge umlegte. Kassierte allerdings dafür eine heftige Kopfnuss von Zylin und seine Nase blutete. Während er sich die Nase hielt und sein Blut auf der Hand ungläubig anstarrte, ‚Mensch, tat das weh!’, stand Zylin jetzt und schmunzelte „Seh ich aus wie ein verdammter Hund?“ Der zweite Wärter stellte sofort verärgert sein Gewehr zur Seite und zog sein Messer aus der Scheide am Oberschenkel und hielt es Zylin grob und wenig zimperlich an die Kehle. Hielt ihn im Schwitzkasten und drohte Zylin direkt ins Ohr „Genug! Setz dich hin oder mir rutscht das Messer aus.“ Zylin blieb ganz ruhig und schmunzelte weiter „Vorsicht, du könntest dich verletzen.“

      „Hinsetzen!“ knirschte der Wärter zwischen seinen Zähnen hindurch und wartete erstaunlich ruhig, bis sich Zylin langsam wieder gesetzt und sein Kollege die Mundfessel angelegt hatte. Erst dann nahm er das Messer von Zylins Hals, wo es eine rote, blutende Linie hinterliess und Zylins weisses Oberteil hässlich rot verfärbte, denn das Material nahm das Blut wie Fliesspapier sofort auf. Der Wärter zog das Messer zur Säuberung durch ein Wischtuch aus seinem Hosensack, steckte es zurück in die Scheide an seinem Bein und wischte sich zu guter Letzt den Schweiss von der Stirn. Die beiden Wärter legten Zylin gemeinsam die Transport-Fesseln an, lösten ihn von Boden und der Decke um ihn aus dem Raum zu führen.

      Beim Hinausgehen blickte Zylin noch einmal zornig in Dek und Bobs Richtung, es war ihm sehr wohl bewusst, dass die beiden das Schauspiel immer noch beobachteten. Bobs erschütternd, schockierten bleichen Gesichtsausdruck amüsierte ihn. Der Typ hatte keine Ahnung.

      Irgendwie hatte er seiner Wut für den Moment ein wenig Luft machen müssen. Da kamen Zylin die trotz all der Ketten so leicht reizbaren Wärter gerade recht. Und dass er es nicht ausstehen konnte angefasst zu werden, wussten die Wärter selbst. Es gab welche, die liessen es immer wieder darauf ankommen. Das Ganze glich manchmal für beide Seiten einer Art krankem Zeitvertreib. Was hatte er hier auch anderes zu tun? Sogar Sprechen und normales Essen wurden ihm verunmöglicht. Und dann so eine dumme, herablassende Bemerkung! Da war der Wärter mit einer Kopfnuss günstig weggekommen.

      Draussen auf dem Gang wurden Dek und Bob von einem für sie abgestellten Wärter zum Gebäudeausgang begleitet. Dek quittierte seinen Besuch, verabschiedete sich von Paul und verliess das Gebäude in Richtung Transportgleiter, wo die Besatzung bereits wartete, immer gefolgt von seinem schockierten, verwirrten jungen Assistenten Bob Miller.

      Während Dek und Bob in Richtung Gleiter liefen, traute sich Bob dann doch noch scheu zu fragen „Captain, entschuldigen Sie, aber was wollen Sie mit dem Kerl? Der ist doch einfach nur unberechenbar, unhöflich und vor allem: gefährlich. Ein Wrack.“ „War’s das?“ gab ihm Dek ruppig und frustriert zur Antwort ‚Hatte der Idiot den noch nicht genug?’ Bob begriff und behielt den Rest für sich. Schweigend stiegen sie in den startbereiten Gleiter.

      "Janus! Warte, bleib zurück. Nicht schiessen." befahl Martin seinem Mitarbeiter, der rasch zur Stelle war, schnell atmend im Türrahmen der Zelle stand und die Betäubungspistole schussbereit auf Zylin gerichtet hatte. Er hatte rennen müssen um seinen Chef zu Hilfe zu eilen, da alles einfach nur schnell gegangen war.

      Vier der Wachen lagen verteilt in der Zelle verteilt auf dem Boden. Zwei davon bewusstlos, wobei einer bereits wieder am Aufwachen war, sich den Kopf hielt und stöhnte. Transportketten und Mundfessel lagen zerrissen herum. Janus unter dem Türrahmen, mit gezogener Pistole, Martin von Zylin fest an die Wand neben der Tür gedrückt. Mit dem rechten Unterarm drückte Zylin Martins Brust so fest, dass Martin das Atmen hörbar schwer viel. Mit der linken Hand hielt Zylin Martins rechten Arm gegen die Wand gedrückt. Mit seinem linken Arm winkte Martin Janus zu warten.

      Alle hielten wie eingefroren ihre Position. Janus und Martins Blicke fixiert auf Zylin und Zylins auf Martin, Martin Herren, dem Sicherheitsleiter der Anstalt.

      Immerhin bis in die Zelle hinein waren sie gekommen, als der Wärter mit der blutenden Nase gemeint hatte: "Dann legen wir dich mal wieder an die Leine, was?"

      Quittiert wurde seine Bemerkung mit einem zornigen Blick ihres Gefangenen. Der Wärter hatte ihn darauf überheblich angegrinst, mit seiner geschwollenen Nase. Denn was der Wärter nicht wusste, folgte erst jetzt: Zylin hatte genügend Kraft um seine Fesseln zu zerreissen, immer schon. Und nun tat er es. Es fiel ihm sonst schon schwer genug sich zu beherrschen und jetzt wo seine Stimmung alleine genügt hätte um auszurasten, fehlte dieses überheblich arrogante Arschloch gerade noch.

      Also zerriss er mit einem heftigen Ruck erst seine Handfesseln um dem Idioten eine ins Gesicht zu schlagen, die Nase brach vollends und der Kollege konnte Zylins linken Arm nicht weiter festhalten. Versuchte stattdessen an sein Messer kommen, wollte wie vorhin im Besucherraum… da stiess ihn Zylin so heftig gegen die Brust, dass er rückwärts an die Wand gegenüber donnerte und erschrocken nach Luft rang. Währendem nahm sich Zylin das elende Ding aus dem Mund, warf es zu Boden und machte einen Schritt Richtung Idioten, wobei sich die Fussfesseln ebenfalls verabschiedeten.

      Wieder etwas Luft in der Lunge, rang sich der Kollege zur Tür um Hilfe zu holen. Der Idiot hielt sich die geschlagene Wange, versuchte sich noch zu wehren als ihn Zylin mit der linken Hand am Kragen von der Wand wegzog, ansah und überlegte, ob und was er sagen wollte. Entschied, dass es keinen Wert hatte etwas zu sagen, solche Idioten mussten es spüren, was ihre Überheblichkeit anrichten kann. Mit der offenen rechten Handfläche stiess er den Kopf des Mannes so heftig gegen die Wand, während er synchron den Kragen losliess, dass dieser darauf bewusstlos der Wand entlang zu Boden schleifte.

      Unterdessen stürmte der Kollege mit zwei weiteren Wärtern in die Zelle. Einer schoss einen Betäubungspfeil aus seiner Pistole daneben. Die anderen packten Zylin je einer links und rechts am Arm, was ideal war um sich für den Fusstritt zum Dritten, dem zittrigen Schützen, abzustützen, der damit gleich wieder rückwärts zur Tür hinaus purzelte.

      Der Wärter am rechten Arm meinte „Ruhig! Jetzt ist Schluss damit!“ und versuchte Zylin den Arm auf den Rücken zu drehen um ihn in den Griff zu bekommen, dabei stiessen sie ihn in Richtung Rückwand der Zelle um ihn dort zu fixieren. Zylin tat ihnen den Gefallen und machte prompt zwei Schritte in die gewünschte Richtung. Aber nur um damit etwas Schwung zu holen und die beiden selbst gegen die Wand zu schlagen. Sie liessen ihn los, sackten zusammen. Er drehte ich um.

      ‚WUM!’, schlug ihm der Rückwärtstaumler von vorhin mit einem Knebel voll ins Gesicht. Vom Schwung des Schlages zur linken Wand gedreht, bremste Zylin dort die Drehung mit beiden Händen ab. Konnte sich gerade noch zurückdrehen um den zweiten Schlag zu verhindern indem er mit der linken Hand selbst den Knebel packte. Erstaunt über die unerwartete Kraft seines Gegners sah der Wärter in Zylins Gesicht. Zylins rechte Schläfe blutete vom ersten gelungenen Schlag. Mit seinem Bart und den langen offenen Haaren sah er ziemlich wild aus. Zusammen mit