Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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Darunter herrschte eine künstliche Atmosphäre um sich ohne Raumanzug frei bewegen zu können. Auf dem Mond wurden seit seiner Besiedlung hunderte solcher Kuppeln gebaut, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden waren. Direkt neben der Armee-Kuppel befand sich noch eine weitere, kleinere Kuppel, die als Landeplatz benutzt werden konnte, da sie sich öffnen und schliessen liess. Auf dem Armee-Gelände selbst befanden sich drei Gebäude: eines für die Unterkünfte der Soldaten und Angehörigen, eines ausschliesslich für Büros und das dritte war ein Gebäude für Sitzungen, Besprechungen, wo sich auch die allgemeine Kantine befand, alle drei grenzten an einen grossen Platz. Ein beliebter Aufenthaltsort mit Bäumen und Sitzbänken.

      Und hier arbeitete Jeff Edelmann schon seit ein paar Jahren, er war weniger der Kämpfer-Soldat, eher der coole Schönling, der viel Wert auf sein gutes Äusseres legte. Seine Arbeit gefiel ihm, gut bezahlter Soldat, aber ohne Risiken von Verletzungen. Er hatte sich für eine Karriere in der Armee entschieden, weil ihm die Idee, für die das Terra Sonnensystem stand, gefiel und zum Frieden im Universum auch seinen Beitrag leisten wollte, aber eben, ohne dafür sein Leben riskieren zu müssen. Es gab einige Leute, die ihn deswegen zwar für feige hielten und ihn immer wieder fragten, warum er denn überhaupt Soldat geworden war. Solchen Diskussionen ging Jeff dann jeweils aus dem Weg und winkte ab, die sollen ihre Nase in ihre eigenen Angelegenheiten stecken und ihn in Ruhe lassen.

      An diesem Morgen setzte sich Jeff wie immer an seinen Arbeitsplatz, begrüsste die drei anderen, die mit ihm im selben Büro arbeiteten, und schaltete seinen Computer ein. Auf seinem Tisch lag der allmorgentliche Akten- und Unterlagenturm, den es zu verarbeiten und zu archivieren gab. Der Computerbildschirm erwachte zum Leben und zeigte Jeff den heutigen Terminplan: Sitzung die und die und dann und dann, das Übliche halt.

      Gerade als er beim Durchscrollen des Terminplans war und sich dabei Notizen in sein PDA machte, stürmte seine Kollegin Simone, mit dem schwarzen Haar, vom Tisch gegenüber aus dem Büro. Aufgeschreckt und mit fragenden Blicken sahen ihr Jeff und die anderen nach. „Weiss einer was los ist?“ fragte Jeff in die Runde. Beide anderen zuckten mit den Schultern und schüttelten den Kopf. Dann stand Jeff auf und ging hinüber zum Arbeitsplatz von Simone, der eben verschwundenen Kollegin, und sah sich um. „He, was machst du da? Lass das sein, das geht uns nichts an!“ meinte Greg, der neben Simone sass und zog Jeff am Arm. Aber Jeff blieb hartnäckig, zog seinen Arm aus Gregs Griff und suchte weiter „Ach, was soll schon passieren Greg? Hilf mir lieber.“ versuchte Jeff seinen Arbeitskollegen und Freund Greg zu überreden.

      Greg Becker war im Gegensatz zu Jeff überhaupt nicht auf sein Äusseres bedacht. Er war dick und hält einmal pro Woche Duschen für viel, dafür roch er immer nach einem Rasierwasserladen, aber freundlich und zuverlässig. Die beiden waren schon seit Jahren die besten Freunde.

      Greg stand also auf und bewachte die Türe um Jeff warnen zu können, falls Simone frühzeitig zurückkehren sollte. „Das kostet dich 2 Flaschen Bier mein Freund.“ verlangte Greg grinsend für seine Dienste. „Ihr solltet euch mal sehen. Wie zwei unreife Jungs, die einen Streich aushecken!“ brummelte jetzt auch noch der dritte, Bruce, hinter seinem Bildschirm zu Jeff und Greg. „Halt die Klappe Bruce!“ raunte Greg, dann blickte er wieder zurück in den Flur, während Jeff weitersuchte. Dann fand er es: eine E-Mail mit dem Betreff: Code 9. „Ich hab’s! Das muss es sein.“ flüsterte Jeff „warte, ich druck’s aus“, der Drucker ratterte, Jeff nahm das Blatt Papier und eilte an seinem Platz zurück. Greg setzte sich ebenfalls wieder hin und Bruce schüttelte genervt seinen Kopf.

Bild 2

      „Und, was ist es?“ wollte Greg wissen. „Hier, eine E-Mail. Weißt du, was das bedeutet?“ Jeff reichte Greg das Papier. Dieser las es ebenfalls aufmerksam durch und musste feststellen „Nö, keine Ahnung was das heisst. Und du meinst, dass ist der Grund warum Simone so gehetzt...“ Greg wurde von näherkommenden Schritten im Flur unterbrochen, sie hielten den Atem an, horchten gespannt. Die Schritte gingen an ihrem Büro vorbei, es war irgendein Soldat von der Wache gewesen, wie sie an der Uniform schnell erkennen konnten, sie atmeten wieder aus.

      Greg fuhr fort „Bist du sicher?“ und Jeff antwortete „Natürlich, was denn sonst. Solche E-Mails kriegen wir sonst nie. War das einzig Ungewöhnliche auf ihrem Computer.“ Beide machten eine nachdenkliche Pause, bis sie beide plötzlich synchron Bruce anschauten und anfingen zu grinsen. Es dauerte einen weiteren Moment, bis es Bruce bemerkte „He, was wollt ihr? Hört auf mit dem blöden Gegrinse! Habt ihr eigentlich sonst nichts zu tun?“ sagte er gereizt „Bruce, du bist der Dienstälteste hier, du weißt sicher, was das bedeutet.“ sagte Jeff und liess sich von Greg das Papier wieder rüberreichen und streckte es Bruce hin. „Nein, könnt ihr vergessen“ sagte der und blickte geschäftig in seinen Bildschirm „Na komm schon! Für eine Flasche Bier?“ Versuchte Greg Bruce zu überreden. „Dein Bier kannst du behalten. Ich seh’s mir an und ihr versprecht, dann damit aufzuhören und weiter zu arbeiten!“ antwortete Bruce „In Ordnung, danke Bruce.“ meinte Jeff und fuchtelte nochmals mit dem Papier.

      Bruce nahm es und las, bis er an einer Stelle hängen blieb „Code 9... hmm. Hab ich schon mal gesehen.“ dachte Bruce laut vor sich hin. Er legte das Papier auf seinen Schreibtisch und drehte sich mit seinem Drehstuhl zur Wand hinter sich, wo ein Gestell voller Bücher stand. Er glitt mit dem Finger von links nach rechts über die zweite Reihe von oben, bis er ein dünnes Büchlein herauszog. Wenn man nicht wusste, dass es da gewesen war, hätte man es übersehen, es sah mehr wie ein Prospekt aus.

      Greg und Jeff verfolgten Bruce Handeln mit Spannung. Bruce schlug das Heftchen auf und „Was tut ihr denn da? Habt ihr Männerrunde?“ Simone stand in der Tür und schmunzelte die drei Herren an. Sie war mit irgendwelchen Akten zurückgekommen und amüsierte sich über die vorgefundene Situation: drei ausgebildete Soldaten, die eigentlich zu tun hatten, aber stattdessen alle gespannt und schweigend wie kleine Jungs auf ein Heftchen starrten. Greg, Jeff und Bruce blieben unterdessen beinahe die Herzen stehen vor Schreck und starrten Simone an. Keiner sagte etwas.

      Simone lachte, schüttelte den Kopf und setzte sich an ihren Platz um weiter zu arbeiten. Offensichtlich erahnte sie den Grund für das merkwürdige Verhalten der drei überhaupt nicht, denn sie meinte schmunzelnd „Ich dachte eigentlich, ihr seid schon zu alt um euch im Büro versteckte Heftchen mit nackten Frauen darin anzusehen.“ Schnell nahm Jeff Bruce das Heftchen und das Papier mit dem E-Mail Ausdruck unauffällig weg und verstaute es in seiner Schreibtischschublade. „Danke Bruce“ flüsterte Jeff. Greg grinste Jeff verschmitzt an, er fand die Sache wohl lustig, während Bruce mit ernster Mine leicht sauer weiterarbeitete.

      Zur Mittagspause schnappten sich Jeff und Greg ein paar Sandwiches aus der Kantine und setzten sich auf dem grossen Platz auf eine Bank unter einer grossen Mond-Palme. Während Greg bereits sein zweites Sandwiches ass, lass sich Jeff durch Bruces kleines Heftchen, das, wie sich herausstellte, nichts anderes war, als ein Kürzelverzeichnis der Terra Sonnensystem Armee. Jeff blätterte aufmerksam durch die paar Seiten: Büroabkürzungen, Funkbefehle, Erklärungen wie sich Aktennummern zusammensetzen usw. Erst auf der letzten Doppelseite fanden sich die Nummerncodes: Code 1, Code 2, Code 3, Code 4, Code 5, Code 6. Und dann hörte die Liste auf. Wo waren Code 7 bis 9? Jeff hielt inne.

      „Und? Was ist? Hast du’s?“ hörte Jeff Greg mit vollem Mund schmatzen. „Äh.... Nein, eigentlich nicht, die Liste hört bei Code 6 auf.“ Greg stopfte sich das letzte Stück Sandwich in den Mund, wischte sich die Hände kurz an der Hose ab und nahm Jeff das Heftchen weg „Zeig her, das kann ja nicht sein.“ Greg blätterte selbst alle Seiten durch bis zur Liste der Codes 1 bis 6. „Hmmm...“ meinte er. Dann schloss er das Heftchen und drehte es um „Hier!“ sagte er freudig und zeigte auf eine kleine Textstelle auf der Rückseite des Heftchens „Hier!“ sagte er nochmals „Da steht: „Nummerncodes über 7 sind für