Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847698166
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der Walven, metallbewehrte Hufschuhe zertrümmerten Rüstungen und Schädel, und in der Mitte der Walvenformation zuckten die Lanzen der Männer vor und forderten ihren blutigen Tribut.

      Der Schock für den Feind war immens und Svenem bemerkte, wie die Gruppe der Walven sofort zerfiel, auseinandergedrängt von den wütenden Einhörnern.

      „Lanzen und Hörner zum Sturm!“, brüllte der Regimentskommandeur erregt. „Macht die Bestien nieder! Sie dürfen sich nicht sammeln!“

      Die Waffe eines Lanzenreiters wurde von einem Walven ergriffen, der mit brutaler Kraft an ihr zog und den Lanzer aus dem Gleichgewicht brachte. Eine Axt zuckte nieder und zertrümmerte den Schädel, aber bevor der Walve sie aus dem toten Körper befreien konnte, stieß eine andere Lanze durch seine Rüstung und Brust. Gekonnt befreite der Lanzenreiter die Klinge mit einer leichten Drehbewegung, zog sie zurück und stieß sie dem nächsten Feind entgegen.

      Svenem parierte den Stoß einer Walvenlanze, drückte sie zur Seite, rammte seine Klinge in den Halsansatz der Bestie. Er sah, wie sich die violetten Pupillen weiteten, wie Blut aus der Halswunde hervor sprühte, und sprang rasch zurück. Er war zu langsam, ein Spritzer traf seine Brust.

      Ohne metallene Rüstung war das Blut tückisch und die ledernen Übungsharnische schützten nur wenig. Immerhin brauchte das ätzende Blut Zeit, sich durch das dicke Leder zu fressen. Svenem spürte einen brutalen Stoß, als ein Mann ihn auf den Boden warf.

      „Auf den Bauch, Mann!“, schrie der Lanzenreiter. „Den Harnisch ab, sonst ist es zu spät.“

      Svenem musste alleine klarkommen, denn der Mann musste sich einem Gegner zuwenden. Er hörte Schreie und Waffenlärm um sich. Staub wirbelte auf und nahm zunehmend die Sicht. Er wusste nicht, wie es um den Kampf stand, nur, dass er den von Blut besudelten Lederharnisch schnellstens loswerden musste. Mit hastigen Bewegungen öffnete er die Schnallen, hörte das Zischen, mit dem sich das Walvenblut durch das Leder fraß. Gerade rechtzeitig löste sich der Panzer und Svenem warf ihn instinktiv von sich, richtete sich auf, um sich erneut dem Feind zu stellen.

      Der heftige Kampf wandelte sich. Die Schreie der Erregung machten zunehmend angestrengtem Grunzen Platz. So kurz die Auseinandersetzung auch toben mochte, sie wurde mit aller Kraft und Wut ausgefochten. Klingen drangen mit vernehmlichem Klirren durch metallene Rüstungen, das Schmatzen sich öffnender Wunden war zu hören, das Stampfen der Füße.

      Svenem keuchte vor Anstrengung, strich mit dem Schwert kurz über den Boden, um Walvenblut abzustreifen. Zu leicht könnten Spritzer davon ihn oder seine Waffengefährten verletzen. Einen Stoß blockieren, fintieren, selber zustoßen oder schlagen… Eine ständige Abfolge, die kaum bewusst gesteuert, sondern instinktiv ausgeführt wurde. Aus Richtung des Passes drangen nun auch Sonia Malten und andere Männer auf die Bestien ein.

      Mit einem Mal war es vorbei.

      So rasch, wie die Walven erschienen waren, wandten sie sich zur Flucht. Nur fünf von ihnen erreichten den Pass, doch keine der Bestien entkam, denn zwischen den Felsen lauerten jene beiden Lanzenreiter, die Sonia dort im Hinterhalt belassen hatte.

      Svenem sank ächzend auf den Boden, war kaum in der Lage, darauf zu achten, ob er vom Blut eines Walven befleckt war. Talis, der eine blutige Schramme von der Klinge eines Feindes davongetragen hatte, beugte sich kurz zu ihm und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Ruhe dich einen Moment aus, Kommandeur. Wir räumen hier schon auf.“

      Svenem Jolas schämte sich dafür, seiner Schwäche nachzugeben. „Verdammt, ich werde alt und fett“, brummte er missmutig und richtete sich seufzend auf. „Erst das Einhorn und die Verwundeten, dann man selbst und die Toten“, brachte er sich in Erinnerung. „Ein schöner Senior-Hauptmann, der seine Lanzen für sich arbeiten lässt.“

      Sonia Malten warf ihm einen kurzen Blick zu, der nicht verriet, was sie dachte. Svenem glaubte dennoch, eine leichte Kritik in ihren Augen gesehen zu haben und, verdammt, die Unterführerin hatte recht. Es gab Arbeit, bevor man an Ruhe denken konnte.

      Die blonde Frau stieß die Klinge ihrer Schusslanze in den Boden, um sie von Walvenblut zu säubern. „Kontrolliert die Bestien, damit sich keine tot stellt. Sorgt dafür, dass sie es auch sind. Nehmt dafür eure Schwerter und gebt die Lanzen an Hogen. Talis und Jeona, ihr kümmert euch um die Wunden. Hogen, du lädst alle Lanzen nach, ich will sie schnellstens schussfähig haben. Kommandeur, wenn du dich fähig fühlst, so sollten wir beide nach den Einhörnern sehen.“

      Männer und Frauen schritten den Kampfplatz ab, sorgten dafür, dass sich keine der Bestien mehr erheben konnte. Svenem und Sonia überprüften die Einhörner. Eines von ihnen hatte eine stinkende Wunde an der Hinterhand, wo das Blut einer Bestie es getroffen hatte.

      Sonia klopfte dem Tier beruhigend an die Flanke. „Das bekommen wir wieder in Ordnung. Du hast gutes Heilfleisch, mein Bester, und diese Salbe wird dir helfen.“ Die blonde Frau öffnete eine Satteltasche und nahm eine Dose mit einer übel riechenden Salbe heraus. „Die Einhörner sind stark. Irgendwie schaffen sie es, die Säure im Blut der Walven zu neutralisieren“, sinnierte sie, während sie vorsichtig die Salbe auftrug und darauf achtete, nicht selbst mit der Wunde in Berührung zu kommen.

      „Schade, dass sie uns nicht verraten können, wie sie das schaffen.“

      Sonia warf Svenem einen ironischen Blick zu. „Du warst etwas beunruhigt, Senior-Hauptmann Svenem Jolas?“

      „Das war ich.“ Er errötete ein wenig. „Ich habe dich unterschätzt, Unterführerin. Ich muss zugeben, ich glaubte wirklich, deine Lanzenreiter würden fliehen.“

      Sie lachte fröhlich. „Gut, dass es die Walven ebenfalls glaubten.“

      „Du und deine Steife machen so etwas nicht zum ersten Mal, nicht wahr?“

      Die Streifenführerin schloss die Dose mit der Salbe und schüttelte dann den Kopf. „Nein, nicht zum ersten Mal.“

      „Deine Gruppe hat das geübt“, brummte Svenem. „Das ist nicht zu leugnen. Die Männer und Frauen sind aufeinander eingespielt. Hast du keine Angst, dass die Walven eines Tages merken, wie du es anstellst, ihre Trupps zu vernichten?“

      „Eines Tages. Vielleicht.“ Sonia blickte nachdenklich in den Pass. „Bislang ist nie eine der Bestien entkommen.“

      Für einen Augenblick schwang kalter Hass in der Stimme der blonden Frau mit. Immerhin musste Svenem neidlos anerkennen, dass dieser Hass die Frau keineswegs am Denken hinderte. Insgeheim gestand er sich ein, dass die junge Frau ihn ebenso hereingelegt hatte, wie die Walven, denn er hatte an ihren Fähigkeiten gezweifelt.

      Lanzenreiter Talis trat zu ihnen. „Mers und Iruna haben einiges abbekommen, Sonia. Aber das wird wieder. Lanzenreiterin Monara ist tot. Axthieb in den Schädel.“

      Svenem hatte für einen Moment das Bild vor Augen, in denen die Reiterin gefallen war. Unglaublich, dass bei dem wilden Kampf gegen die Walven nur so geringe Verluste zu beklagen waren. Der Senior-Hauptmann konnte sich an weit weniger einseitige Kämpfe erinnern. Sonias Taktik hatte die Walven überrascht. Zudem hatte der Feind nicht damit gerechnet, dass die Einhörner noch in den Kampf eingreifen könnten. Hoffentlich verließ die Frau sich nicht zu sehr auf ihre Erfolge.

      Sonia Malten schien seine Gedanken erraten zu haben. „Wir haben sie in die Falle gelockt und einen glänzenden Sieg errungen. Aber einer der Unseren ist nun tot und dabei haben wir noch Glück gehabt. Monara hinterlässt eine schmerzliche Lücke in unseren Reihen.“ Sie blickte zu den Einhörnern hinüber. „Und ihr Einhorn wird mit den anderen um sie trauern.“ Die Unterführerin seufzte leise. „Wir nehmen Monara mit heim, nach Norkam-Reet. Sie wird in Ehren verbrannt werden. Dort wird sich auch entscheiden, ob ihre Stute einen neuen Lanzenreiter akzeptiert oder ihr Ehrenfutter erhalten wird.“

      „Was ist mit den toten Bestien?“

      „Das Übliche.“ Sonias Gesicht wurde erneut hart. „Sucht einen Felsvorsprung und begrabt sie tief unter dem Geröll. Die Bestien sollen ruhig rätseln, wohin ihre Truppe verschwunden ist.“

      Eine knappe Stunde später saß die Streife auf den Einhörnern