Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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mit einem kleinen Wink Preis gab. Li wollte Kinder haben, doch es ging nicht, wir waren nun einmal leblos. Erstarrt in der Zeit, in der wir verwandelt wurden; in der Zeit verharrend. Waren stehen geblieben währenddessen andere auf ganz gewöhnliche Weise uns im Alterungsprozess überholten.

      ››Von Generation zu Generation ging es schließlich verloren‹‹, lenkte Josy ein und schaute jedoch nicht von Shila auf, ››die Vampirältesten konnten noch Kinder gebären, sie waren den Menschen irgendwie noch näher, als wir heute. Doch sie interessierte es nicht. Sie liebten nur sich selbst. Sie waren schließlich die neue Ära der Welt, das Beste, was dieser je passieren konnte. Nicht auszudenken, was wäre, wenn einer über ihnen hätte stehen können. Deshalb bekamen sie auch keine Kinder, weil sie selbstsüchtig waren und alles für sich alleine beanspruchten.‹‹

      Als Shila erneute presste und sich zitternd zusammenzog, leckte der Leitwolf ihr liebevoll die Schnauze. Josy versuchte sie mit leisen Lauten zu beruhigen.

      ››Und die heutigen können es nicht mehr?‹‹, hakte ich erneut nach und bereute es auch sofort wieder. Denn eigentlich war es mehr ein Satz gewesen, der mir herausgerutscht war. Ich wollte die Beiden nicht noch mehr an ihr fehlendes, gewünschtes Kind erinnern.

      ››Es soll noch wenige geben, denen diese Gabe zuteil wurde. Doch dieses ist nur ein kleiner Kreis, zu dem wir leider nicht gehören.‹‹ Sie machte eine kurze Pause und ich sah in ihre traurige Miene. ››Shila und Alestor, sowie das ganze Rudel, sind vergleichbar mit den Ältesten. Sie können Welpen bekommen, aber ich weiß nicht, ob das der nächsten Generation auch noch gelingt. Mal ganz davon abgesehen, dass dieses Rudel nicht altert, so werden sicher auch die Welpen nicht ihre Chance bekommen auf zusteigen.‹‹

      ››Du meinst, sie werden ewig im Welpenalter verharren?‹‹ Unglaublich diese Vorstellung, aber auch irgendwie niedlich. Jeder kannte Hundewelpen, sie waren so süß! Aber konnte das eine Mutter überhaupt aushalten? Die Ewigkeit mit Kindern zu verbringen, die an ihren Nerven zerrten?

      Josy lachte leise. ››Nein, sie werden sicher, wie Vampirkinder auch, ein gewisses Alter erreichen und dann im Alterungsprozess stehen bleiben. Siehe Alexander, bei ihm war es jedoch das Wolfsgen, was ihn dazu verholfen hat. Aber genau weiß ich das auch nicht, wir hatten so einen Fall noch nie. Allerdings bezweifle ich, dass sie in der Ranghöhe aufsteigen werden, schließlich hat das Rudel diese bereits verteilt und da das Alphapaar nicht altert, werden sie ihren Platz nicht aufgeben.‹‹

      ››Hm.‹‹ Wartend legte ich den Kopf schief und sah das erste Junge. Wortlos wippte ich euphorisch auf und ab, um nicht noch einmal die Ruhe zu stören. Dennoch kitzelte es in meinem ganzen Körper. Die Ungeduld begann mich zu zerfressen. Sie begann im Raum zu knistern und nicht nur ich schien ihr zum Opfer zu fallen. Die Tiere hinter uns begannen mit den Pfoten auf den Boden zu trommeln, gleichmäßig, aber leise. Es war fast so, als wollten sie Shila anspornen und ihr Kraft geben. Der stolze Vater Alestor legte staunend den Kopf schief und fixierte das erste Junge. Shila leckte das noch in der Blase liegende kleine Ding frei. Der Welpe war etwas mehr als eine kleine Hand voll, obwohl die Tiere allgemein so groß waren. Die Augen waren noch verschlossen. Es versuchte sich schwerfällig zu bewegen und leise Wimmertöne drangen aus der noch so jungen Kehle. Die frische Mutter stupste es an ihren Bauch und gab ihm die erste Milch seines Lebens. Ich stutzte und runzelte die Stirn. Milch? Hatte Josy mir nicht einst erzählt, dass auch die Vampirwölfe Blut benötigten? Zwar nicht wie wir menschliches Blut, aber tierisches. Wieder musste ich die Ruhe der Geburt stören und kam mir dabei doch ziemlich albern vor, allerdings war meine Neugier wie immer viel zu stark und überschwänglich.

      ››Was gibt sie ihm eigentlich? Ist das Milch oder …?‹‹ Mittendrin brach meine Stimme ab, denn der Gedanken war irgendwie abartig. Ein Baby das sich von Blut ernähren musste!?

      Li beugte sich zu mir herüber, konnte jedoch nicht den Blick von Shila abwenden. Er war viel zu gebannt von allem, was gerade passierte, denn auch für ihn war die Geburt von Vampirwölfen Neuland. ››Josy hat das oft mit Shila besprochen. Shila hatte in den letzten Wochen Unmengen von Blut vertilgt. Da sie nicht selbst jagen konnte, hat Alestor die Tiere hierher verschleppt. War zwar kein schöner Anblick, weißt du ja selber, aber na ja. Sie hat so extra Reserven getankt, daher vermuten wir, dass es zwar Nährstoffe für die Kleinen sind, aber eher in Blutform. Vielleicht ist es aber auch eine Art Gemisch aus Muttermilch und Blutvorkommen.‹‹

      Ich schüttelte mich etwas angeekelt und biss mir auf die Unterlippe. Auch wenn alles hier noch unbekanntes Terrain war, war es unbeschreiblich bei dieser Geburt dabei zu sein und trotzdem war mir der Gedanke etwas zu wider. Ich selbst könnte wohl eher keine Kinder bekommen, aber wenn ich mir vorstellte, ich würde meine Kinder mit Blut stillen, wurde mir irgendwie übel.

      Nach und nach kamen die kleinen Wesen zur Welt. Alle blind, alle durstig, aber alle verdammt niedlich! Als das vierte und somit letzte Baby geboren worden war, begann ein Jaulkonzert. Das gesamte Rudel beglückwünschte das Paar und begrüßte die neuen Rudelangehörigen. Sie hoben ihre Köpfe weit in die Höhe und erinnerte somit eher an ihre natürliche Wolfsherkunft, als an eine Rasse, die dem Großteil der Menschheit verborgen geblieben war.

      ››Wird das Rudel nicht irgendwann zu groß, wenn noch mehr kommen, aber keine anderen gehen?‹‹, fragte ich plötzlich und Josy lachte als sie Shila weiter beruhigend streichelte. Ihr liebevolles Lächeln zeugte von unbeschreiblichen Glücksgefühlen. Jeder konnte sehen wie sehr sie sich für ihren Schützling freute. Kein Neid und kein Trübsinn verschlechterte ihre Laune.

      ››Nein. Die Beiden wollten nur einmal Kinder bekommen. Sie wissen, dass das Rudel sonst zu groß wird. Aber für sie war es das größte Glück, was sie sich vorstellen konnten, schließlich sind ihre Triebe trotz Verwandlung erhalten geblieben.‹‹

      Bereits während sie das aussprach drängten sich die Tiere an uns vorbei und suchten sich einen Weg zu den frischgebackenen Eltern. Es war ein unglaubliches Bild von Liebe, Fürsorge, Ehrfurcht und Aufrichtigkeit. Es kam mir fast so vor, als wären sie menschlich. Die ganze Gruppe zeigte in diesem Augenblick einen Zusammenhang wie eine richtige Familie. Alle freuten sich über die vier kleinen Welpen, die nun ihr aller Alltag bestimmen würden. Sie Stupsten die Kleinen liebevoll an, leckten sie ab und schmusten mit der erschöpften Mutter.

      Josy bewegte sich tänzelnd durch die große Meute von Fellkneulen und wies uns mit einer energischen Handbewegung an, ihr aus dem Zimmer zu folgen. Sie wollte das neue Glück alleine lassen und das war wahrscheinlich auch das Beste.

      Als wir den Flur entlang gingen musste ich wieder an Flora denken. Sie würde nachher sicher fuchsteufelswild werden, weil sie nicht bei dem Ereignis dabei gewesen war. Die letzten Tage war sie mehr im Haus geblieben, als sonst. Sie war so gespannt auf die Geburt und die Neuankömmlinge gewesen, dass sie kaum etwas anderes im Kopf gehabt hatte. Doch eigentlich war es ihre eigene Entscheidung gewesen heute zu Marie zu fahren, von daher dürfte sie sich eigentlich nicht beschweren. Zwar hatte sie mir eindringlich gesagt, dass ich sie sofort anrufen sollte, wenn es losging, aber es war nun einmal alles viel zu schnell gegangen.

      Laute Geräusche drangen an uns heran und Li verdrehte die Augen. Wie das Donnergrollen eines gewaltigen Gewitters bebten die Wände. Wir wurden in ein Gefecht von Schlägen, Hämmern und Zischen gezogen. Es war einfach unfassbar, wie laut Marc seine Lautsprecher vergewaltigte. Trotz des sich eingeschlichenen Alltags fühlte sich jeder belästigt. Für ihn war es eine Flucht weit weg. Er schien die Lautstärke zu brauchen, um sich in dieser irrealen Welt einzufinden und ihr zu verfallen. Für uns jedoch kam es einem ständigen Erdbeben gleich, dem wir zum Opfer fielen, obwohl das Haus so groß war.

      ››Jetzt reicht es mir aber‹‹, schnaubte Li, als wir das Wohnzimmer betraten und rannte in seinen Keller. Josy wollte ihn gerade aufhalten, doch ihre Hand bekam ihn nicht mehr zu fassen.

      Das Wohnzimmer war unser Gemeinschaftsraum, dem viel Gemütlichkeit innewohnte. Eine langes Sofa stand an der Wand und wurde mit drei Sesseln komplettiert. Direkt daneben stand die Tür zum Technikkeller noch offen. Ein Geruch von Gummi lag in der Luft, der vage andeuten lies wie viele Kabel sich dort unten befanden.

      Auf der anderen Seite waren etliche Regale postiert.