Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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Ich war zum Eisblock mutiert, der alles in seiner näheren Umgebung frostig erstarren ließ. Ein lebloses Stück Haut und Knochen.

      Tief versank ich in der großen Badewanne und würde umhüllt von einer Flüssigkeit, die mir trotz der vielen Monate als Vampir noch immer fremd war. Ohne meinen Blick von den Kerzen abzuwenden, tastete ich nach der Seife und begann mich von der hartnäckigen Farbe zu befreien. Im Anschluss griff ich nach dem Shampoo.

      Nur wenige Minuten darauf lehnte ich mich an den Wannenrand und versuchte Ruhe zu finden. Gleichmäßig gingen die Atemzüge und seichte Wellen formten sich auf der Wasseroberfläche. Sie wurden durchbrochen von keinen Wassertropfen, die von meiner Hand herunter perlten. Ich hatte sie auf den Rand gelehnt und betrachtete die weiße Decke. Noch immer lag der Geruch von dem verbranntem Benzin des Feuerzeugs in der Luft. Er kitzelte meine Nase, kam allerdings nicht gegen das Mandelöl an. Wie eine unsichtbare Wolke hatte der Duft das Bad belagert und wurde durch den Dampf des Wasser nur noch mehr hervorgehoben. Wie in einer Sauna gruben sich Wassertropfen in meinem Gesicht empor und glitzerten. Leicht musste ich schmunzeln. In diesen vier Wänden musste es extrem heiß sein, doch mich störte es nicht einmal. Sicherlich hätte ich auch kalt baden können, aber warum?

      Meine Glieder entspannten sich und ich rutschte mit einem Quietschen weiter hinein. Genauso hatte ich es mir erhofft. Pure Entspannung und Ruhe. All die schlechten Gefühle fielen von mir ab und mein eben noch erdrücktes Herz breitete sich wieder zur vollen Größe aus. Um den stillen Moment vollends zu verfallen, schloss ich die Augen. Mein Kopf klappte zur Seite und die nassen Haare vielen in das Gesicht und klebten sich fest. Die ganze Wut wurde von dem Dampf hinfort gespült und ich erlag der Leere.

      Der Instinkt verfolgte das leise Knistern der Kerzen und zwang mir das tanzende Abbild im Unterbewusstsein auf. Plötzlich wehten die Flammen, wie durch einen Windzug gebändigt, in eine Richtung. Im Einklang mit der Bewegung drang ein leichtes, gequältes Wimmern an mein Ohr. Ungewollt machte ich einen Schmollmund und fühlte mich im Alleinsein gestört.

      Wieder zischte der Laut durch meinen Kopf und gewann ungewollt meine volle Aufmerksamkeit. Irgendetwas war daran, was an mir zu nagen begann. Verdammt! Ich wollte doch nur meine Ruhe! Wenigstens für ein paar Minuten!

      Grimmig schaute ich drein und suchte nach Antworten, während ich auf den nächsten Ton lauerte. Was versuchte sich da in meinem Verstand zu bilden? Hatte ich irgendetwas vergessen und wollte mich nicht daran erinnern, weil ich mich gerade sichtlich wohl fühlte?

      Und auf einmal wieder, jedoch dieses Mal ein Winseln und es erfasste mich wie ein brutaler Schlag ins Gesicht! Prompt erkannte ich wer sich hinter diesem Ton verbarg, als wenn eine Tür aufgeklappt war. Das hatte ich völlig vergessen!

      ››Es ist so weit!‹‹, flüsterte ich. ››Oh mein Gott, es ist so weit!‹‹

      Wie ein Blitz schnellte ich zum Regal und schnappte mir ein Handtuch. Das Wasser, welches von meiner Haut in dem Sekundenbruchteil abgeperlt war, fiel jetzt erst auf die Fliesen herunter. Als wenn es durch einen Geisterschleier gehalten worden wäre.

      Beim nächsten Satz war ich beim Bademantel und warf ihn mir hastig um.

      Wie lange mir wohl noch blieb? Ich hatte nicht viel Zeit mir darüber Gedanken zu machen, denn der nächste Jauler hallte durch den Flur.

      Mit großen Augen zuckte ich zusammen und rannte los. Die Badezimmertür krachte gegen die Wand, als ich sie wild aufstieß. Ohne mich zu vergewissern, ob sie noch ganz war, eilte ich den langen Flur entlang. Die Treppe nahm ich mit nur einem Sprung und federte mich mit den Knien ab. Das Wimmern und Winseln dröhnte durch den Flur. Umso näher ich meinem Ziel kam, desto lauter und intensiver wurden sie. Abrupt kam ich zum Stillstand und wäre fast gestolpert, als ich an der Tür lauschte.

      Es war eindeutig, ich hatte mich nicht getäuscht!

      Ohne zu Klopfen riss ich Josys Zimmertür auf und sie knallte durch meine erneute Übermut gegen die Wand. Wie ein allesbetäubender Gong schallte es durch die vier Wände und ich sah mich geballten Vorwürfen gegenüber.

      ››Eh, sei leise!‹‹, knurrte Li mich an. Er hatte sich neben Shila gekniet, dem Alphaweibchen von Josys großem Haustierrudel. Es war noch immer ein ungewohnter Anblick. Die schwarzen Wölfe hatten so gar nichts mehr von ihren Verwandten. Rote Augen funkelten in ihren Gesichtern. Zwei überdimensionale Zähne gruben sich aus dem Oberkiefer hervor und kennzeichneten sie mehr als Säbelzahntieger, als alles andere. Zusätzlich waren sie enorm groß!

      Vor wenigen Tagen hatte Josy ihr Zimmer leicht umgeräumt. Das schmale Sofa war auf den Flur verbannt worden, damit ihr Vampirwolfspaar genügend Platz hatte. Im rechten Bereich waren unzählige Decken ausgebreitet und schrien regelrecht nach Benutzung, die wohl sehr bald eintreten würde. Shila hatte es sich in einem riesengroßen Körbchen mehr oder weniger gemütlich gemacht. Sie keuchte und schnaufte wild. Der schwarze Rudelführer saß schwänzelnd neben ihr. Immer wieder legte er seine Schnauze mitfühlend auf ihren Kopf. Josy hatte sich hinter das große Körbchen gesetzt und streichelte die Flanke des großen Tieres. Ihr schwarzes Fell war von Schweiß getränkt und sie wimmerte in regelmäßigen Abständen.

      Ich setzte mich neben Li, nachdem ich die Tür wieder leiste geschlossen hatte und flüsterte ihm etwas zu: ››Es ist so weit, oder?‹‹

      Er nickte und wandte den Blick nicht vom dem Tier ab.

      ››Wie geht es ihr?‹‹

      ››Sie ist tapfer, es wird nicht mehr lange dauern‹‹, antwortete Josy und hob den besorgten Kopf. Ihr schwarzes, gewelltes Haar mit den roten Strähnen fiel ihr weit ins Gesicht. Auch sie schien sehr angespannt zu sein, da sie jegliche Bewegung ihres Schützlings genaustens beobachtete.

      Es war schon komisch. Am Anfang hatte ich mich an diese Vampirwölfe einfach nicht gewöhnen können, doch nun, waren sie mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich regelrecht Angst um Shila hatte. Sie würde nun endlich Mutter werden, das Rudel würde wachsen!

      Shila jaulte auf, dass es mir durch Mark und Bein ging. Der Laut war so kläglich, das es den Schmerz übertrug und ich schluckte schwer.

      Das Alphamännchen hob plötzlich den Kopf und legte ihn schief. Er drehte sich zur Tür und kurz darauf ertönte ein dumpfes Pochen. Verwundert schaute ich zu dem Holz herüber, als es sich langsam in Bewegung setzte. Ein weiterer Wolfskopf lugte hinein und fixierte Josy. Vermutlich hatte er sich die Tür selbst geöffnet, für diese Tiere war es schließlich nicht sonderlich schwer, sie gingen einem locker bis zur Brust. Josy lächelte gütig und nickte dem Tier zu. Ich sah förmlich, wie sie mit dem Wesen auf einer anderen Art und Weise redete, die ich wohl nie erreichen würde und auch nicht wollte. Diese Eigenschaft durfte ich mir einfach nicht aneignen. Nicht weil ich sie nicht toll fand, ganz im Gegenteil, aber weil es die ihre war. In meinen Augen hatte fast jeder Vampir etwas besonderes, aber es war eine Sache diese Fähigkeit zu sehen oder zu bewundern, als sie ihm zu rauben.

      Die Tür wurde aufgedrückt und das gesamte Rudel von weiteren acht großen Vampirwölfen tapste in den Raum. Sie setzten sich respektvoll hinter uns. Der letzte von ihnen schob die Tür wieder gekonnt mit der Schnauze zu. Sie schwänzelten und brummten leicht, als wollten sie Shila unterstützen. In einem brummenden Gesang stimmten sie ein und begrüßten ihre Neuankömmlinge.

      Wieder wimmerte sie, aber dieses mal schmerzverzerrt und ich bemerkte wie ihr Körper sich widerwillig zusammen zog. Ein Buckel bäumt sich auf und sie presste ihre Augen energisch zu.

      ››Wie ist das überhaupt möglich?‹‹, flüsterte ich wieder zu Li herüber und er zuckte fragend mit den Schultern.

      ››Na, das sie Junge bekommen kann. Ich dachte wir sind leblos, oder ist das bei denen anders?‹‹

      Seine Lippen wurden schmal und er strich sich durch das schwarze Haar. Mit seinen asiatischen Augen schien er den Boden nach Worten abzusuchen und sie fielen ihm sichtlich schwer. Für eine Sekunde verzerrte sich sein Gesicht leidend, doch anscheinend wollte er dies nicht nach außen tragen. Denn so schnell wie es ihn erfasst hatte, war der Ausdruck auch schon wieder verpufft.

      ››Das ist richtig, doch auch