Die Sklavin des Mahdi. Isabel de Agony. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabel de Agony
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195001
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mein Puls in die Höhe. Ich kann es nicht anders sagen. Und solange wir zusammen auf diesem Schiff sind, solange suche ich meine Chance. Und jetzt hat er mich sogar schon fast ausgezogen. Nicht nur mit seinen Blicken. Denn auch die habe ich durchaus registriert. Immer wenn er sich unbeobachtet gefühlt hat, dann hat er mich angeschaut. Ich kenne diese Blicke. Auch wenn er es vermutlich nicht zugeben würde. Er interessiert sich auch für mich. Ich schaue ihn an. Nehme mit Befriedigung zur Kenntnis, dass er jetzt offenbar doch bemerkt hat, dass eine junge Frau wie ich bestimmte Vorzüge hat. Dann antworte ich auf seine Frage:

      „Nichts. Eigentlich nichts.....“

      Er bemüht sich schroff zu sein.

      „Das habe ich gemerkt.“

      „Warten sie Captain. Das ist falsch. Ich habe zumindest nicht lange nachgedacht. Wenn sie das meinen... Nur, dass der Mann sterben würde.“

      „Ein guter Mann.....“

      „Wie.....? Wie geht´s ihm?“

      „Ahmed ist hart im Nehmen. Der steht schon wieder an seiner Arbeit.“

      Ich sage nichts darauf. Lasse ihn kommen.

      „Danke...... Ich hatte sie anders eingeschätzt. Ich denke, ich muss mich entschuldigen. Ohne sie wäre Ahmed jetzt tot.“

      „Wollten sie nicht Julie zu mir sagen? Bitte. Sagen sie Julie zu mir.“

      „Einverstanden. Ich bin David.“

      Ich richte mich auf. Ich mache keine Anstalten meine Blöße zu bedecken. Und er lässt mich nicht aus den Augen.

      „Ich glaube, es geht mir langsam besser.“

      „Du....... Du solltest besser liegen bleiben. Es ist kein Problem. Ich..... Ich werde regelmäßig nach dir schauen. Aber jetzt muss ich an Deck. Ich fürchte, dass der Sturm erst richtig losbricht.“

      „Ja.... geh nur. Du musst dich um das Schiff kümmern. Ich komm schon zurecht.“

      Der Sturm tobte genau zwei Tage und dann flaute er endlich ab. Und genauso lange blieb ich in David Kajüte alleine, bis auf wenige Augenblicke, die er vorbeischaute, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Jedoch versäumte er es nicht, mir regelmäßig warme Suppe vorbei bringen zu lassen und der Smutje kümmerte sich dabei wirklich rührend um mich. Es war wirklich ein heftiger Orkan, so dass ich es ihm selbstredend verzieh, dass er sich nicht selber um mich kümmern konnte. Schließlich fühle ich mich soweit wiederhergestellt, dass ich an Deck gehen kann. Es herrscht noch eine grobe Dünung, doch der Himmel ist blau und die Sturmwolken sind weitergezogen. Der Wind steht günstig und daher hat die Star of Bethlehem zusätzlich alle Segel gesetzt. Ich trete an die Reling heran und werde sogleich von den anderen Expeditionsteilnehmern bestürmt, die mich nach meinem Befinden befragen. Selbst Stephen lässt es sich nicht nehmen, mit mir einige Worte zu wechseln. Irgendwie scheine ich mir seine Achtung neu erworben zu haben. Dann tritt ein Schiffsjunge zu mir heran.

      „Lady Julie.... Der Captain bittet sie, ihm doch auf der Brücke Gesellschaft zu leisten. Wenn sie mir bitte folgen würden.“

      David steht breitbeinig auf der Brücke und sucht mit dem Fernglas den Horizont ab. Das Wetter bessert sich stündlich und das Meer vor uns ist frei von irgendwelchen anderen Schiffen. Zufrieden lässt er sein Fernrohr sinken und stellt es auf ein kleines Sideboard. Dann gibt er dem Steuermann seine Anweisungen.

      „Kurs 95 Grad, Jenkins. Lassen Sie sie laufen.“

      „Aye Captain!“

      Dann dreht David sich zu mir um.

      „Hallo Julie..... Es freut mich, dass es dir wieder besser geht.“

      Ich lächle ihn an. Mein Lächeln, das einen Eisberg zum Schmelzen bringt.

      „Ja David..... Bis auf die Beule am Hinterkopf ist alles gut. Aber du weißt ja. Unkraut vergeht nicht.“

      Eine kurze Pause, dann fahre ich fort.

      „Danke, dass du dich so um mich gekümmert hast.“

      „Das war doch klar. Schließlich bist du jetzt die Heldin der ganzen Mannschaft. Unser Glücksbringer sozusagen.“

      Dann schweigt er. Wir schauen uns an.

      „Du warst sehr mutig.“

      Ich kann mir einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.

      „Dann war es also besser, dass ich nicht zu Hause am Herd geblieben bin?“

      Und wieder lache ich ihn an, so dass er gar nicht anders kann, als ebenfalls zu lachen.

      Er packt mich am Arm, zieht mich zu sich heran.

      „Du bist die mutigste und zugleich kaltblütigste Frau, der ich je begegnet bin. So ganz anders als alle anderen Frauen.“

      „Gut, dass du das einsiehst. Denn das musst du dir merken. Was ich mir in den Kopf setze, das bekomme ich in der Regel auch.“

      „Ja..... Das habe ich gemerkt. Sogar Sir Stephen hat da ein paar so Anmerkungen fallen lassen.“

      Ich schaue David genau in die Augen. Er weicht meinem Blick nicht aus.

      „Ich habe mir schon wieder was in den Kopf gesetzt.“

      „So, was denn?“

      „Ich will diesen rauen Seebären vor mir näher kennen lernen. Ich weiß genau, dass du mich die ersten Tage am liebsten über Bord geworfen hättest. Zu deinem Pech hast du das nicht getan. Denn jetzt.....“

      Ich lasse den Satz ein wenig in der Luft hängen. Und dann fahre ich fort:

      „Denn jetzt ist es zu spät. Denn jetzt hast du mich am Hals. Hinter deiner rauen Schale steckt ein weicher Kern. Und den möchte ich entdecken.“

      „Das ist wieder typisch für eine Engländerin. Immer neugierig. Immer auf Entdeckungsreise.“

      Ich trete zu ihm heran.

      „Nein Captain. Du täuschst dich. Immer auf Eroberungszug! Wir Engländer haben die halbe Welt erobert. Ich bin da etwas bescheidener. Aber nur ein ganz kleines bisschen bescheidener.“

      Noch deutlicher kann ich es ihm nicht sagen, dass ich an ihm interessiert bin. Er schaut mich an. Jetzt wüsste ich nur zu gerne, was hinter seiner Stirn gerade abläuft. Er hat mich praktisch nackt gesehen. Er hat mir das Leben gerettet. Und mittlerweile habe ich mir durch meine Rettungstat auch seinen Respekt verdient. Ob das ausreicht, um sein Interesse zu wecken? Nach diesem Gespräch wechselt er das Thema. Er versucht es zumindest. So als ob er unsicher sei, wie er auf meine unverblümte Art regieren soll. Doch er schickt mich nicht wieder von der Brücke. Wir stehen nebeneinander an der Brückenreling und schauen nach unten. Auf das Vorschiff. Meine Hand und seine Hand liegen ganz eng beieinander. Und plötzlich legt er die seine über die meine. Begräbt sie förmlich. Ich schaue ihn an. Doch er blickt nach wie vor stoisch nach vorne. Was hat das zu bedeuten? Ich zittere...... Das muss etwas zu bedeuten haben. Das kann gar nicht anders sein. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, dreht er sich zu mir her. Um seine Mundwinkel zuckt es. Dann sagt er ganz leise zu mir. So dass es der Steuermann, der ein paar Meter neben uns steht, nicht verstehen kann.

      „Ich möchte dich jetzt am liebsten küssen.“

      „Dann tu´s doch. Worauf wartest du denn?“

      Dabei lächle ich ihn herausfordernd an. Oh ja.... Eine Frau hat viele Arten von Lächeln auf Lager, wenn sie ein bestimmtes Ziel erreichen will. Und es steht außer Frage, dass ich mich in David verliebt habe. Anfangs habe ich mich gegen diese Gefühle gewehrt. Weil ich mir nicht sicher war. Doch jetzt weiß ich es. Dieser manchmal etwas unbeholfen wirkende Seebär ist der Mann meiner Träume. Und den will ich haben. Und wenn ich ihn mal habe, dann gebe ich ihn nicht mehr her.

      „Kann ich dich denn so einfach küssen. Vor der ganzen Mannschaft? Was würden sie denn denken?“

      Mensch.... Sind die Männer manchmal kompliziert.

      „Das