Die Sklavin des Mahdi. Isabel de Agony. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabel de Agony
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195001
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kurze Gespräch findet in Hörweite von uns allen statt und mir beginnt vor Zorn der Kamm zu schwellen. Ich will mich am liebsten sofort auf diesen arroganten Kerl stürzen, um ihm gehörig den Marsch zu blasen, aber Christopher steht genau hinter mir. Er packt mich an der Schulter.

      „Nein Julie.... Diesmal nicht.“

      Ich drehe mich um. Seine Augen blitzen mich an. Er kennt mich und meine oft nur schwer kontrollierbaren Gefühlsausbrüche.

      „Keine Sorge.“

      Ich reiße mich trotz Christophers Warnung los. Gehe auf den ungehobelten Kerl zu. Zumindest äußerlich macht er durchaus etwas her. Denn was ich sehe ist durchaus ansprechend. Er dürfte fast zwei Meter groß sein. Dazu trägt er ein ausgebleichtes und an vielen Stellen löchriges ärmelloses Hemd, durch das man seine kräftigen Muskeln gut erkennen kann. Er hat strubbliges tiefschwarzes Haar und einen dichten Vollbart. Eine lange Narbe erstreckt sich quer über sein wettergegerbtes Gesicht. Er ist vielleicht nicht sonderlich attraktiv, aber welche Frau findet einen glattrasierten Dandy schon schön. Dieser Seebär ist definitiv interessant. Sein Leben ist ihm ins Gesicht geschrieben. Es erzählt eine Geschichte von Freiheit und Abenteuer. Das ist es doch, was eine Frau reizt. Doch der hier scheint für mich gar nichts zu empfinden. Bisher hatte ich mit meinen weiblichen Attributen immer ein leichtes Spiel. Zumal ich jetzt nicht mehr wie eine Lady aus einem Londoner Salon aussehe. Ich habe einen langen dunkelbraunen Lederrock an und ein gleichfarbiges enges Bustier, das meine Formen recht vorteilhaft zur Geltung bringt. So ziemlich allen männlichen Teilnehmern der Expedition ist das durchaus schon aufgefallen. Allen außer Sir Stephen, der die Nase von mir gestrichen voll hat und meinem Bruder Christopher.

      „Captain..... Darf ich.....“

      „Nein. Dürfen sie nicht. Ich habe keine Zeit für Small Talk. Ich habe jetzt zu tun. Wir haben gerade angelegt und ich habe daher jede Menge Arbeit. Sie entschuldigen mich.“

      Er dreht sich um und steigt über die Gangway zurück auf sein Schiff. Das war ja mal eine grobe Abfuhr. So kann man doch nicht mit mir reden. Ich schäume vor Wut und als ich mich umdrehe, da sehe ich Stephen und meinen Bruder hämisch grinsen. Na gut.... Diese Schlacht habe ich verloren. Wenn dieser Captain Goldberg so ein Frauenfeind ist, dann ist das eben so. Aber die Reise ist ja noch lang.

      Seit etwa vierzehn Tagen sind wir unterwegs. Obwohl Captain Goldberg mit Engelszungen versucht hat, Stephen zu überreden, mich zu Hause zu lassen, ist dieser standhaft geblieben. Unser Deal lautet schließlich, mich mit zu der Expedition mitzunehmen und nicht im letzten Moment den Schwanz einzuziehen. Mittlerweile habe ich mich an die Abläufe auf dem Schiff gewöhnt. Dass ich nicht überall hinlaufen darf, wo mir gerade der Sinn steht. Und auch daran, dass wir nicht auf direkten Weg nach Haifa unterwegs sind. Wir machten Station in Portugal, Spanien und Gibraltar. Wechseln dann auf die afrikanische Seite nach Tanger und Algier. Auch Sizilien liegt bereits hinter uns. Dann wird das Wetter stürmisch. David scheucht uns alle unter Deck und es ist wirklich eine elende Zeit. Doch ich halte es einfach nicht mehr aus. Der enge Speisesaal stinkt vor Erbrochenen. Und es wundert mich, dass ich nicht selber seekrank werde. Ich gehe gerade in Richtung Achterdeck, und versuche auf der Leeseite, also der windabgewandten Seite, zu bleiben. Plötzlich höre ich einen lauten Schrei.

      „Mann über Bord!!!!!“

      Ich sehe den Mann fallen. Er befand sich etwa auf Höhe des Fockmasts, als eine gewaltige Welle von vorne über Deck schlug und ihn offenbar mit sich riss. Ich packe mir das Ende eines Taus. Ich weiß bis heute nicht, warum ich das gemacht habe. Ich schlinge mir das Seil um den Leib und knüpfe schnell einen Knoten hinein (wir haben uns auf der bisherigen Fahrt mit dem Erlernen von Seemannsknoten etwas die Zeit vertrieben). Ich schaue in das brodelnde Wasser. Und da sehe ich den Mann treiben. Ich weiß vom zweiten Steuermann, der im Gegensatz zu seinem Captain, ein recht umgänglicher Mensch ist, dass die meisten Seeleute nicht oder zumindest nicht gut schwimmen können. Es ist also keine Zeit zu verlieren. Ich steige auf die Reling. Und springe etwa zehn Meter vor dem im Wasser treibenden Mann ins Wasser. Was für eine blöde Idee. Das Tau schnürt mir die Luft ab, doch ich darf es nicht absteifen. Es ist meine einzige Verbindung zu dem schwer in der See stampfenden Schiff.

      „Hierher!!!“

      Ich winke dem Mann zu. Er erkennt mich. Rudert wie wild mit den Armen.

      „Halt dich fest. Halt dich an mir fest...“

      Was ich ihm weitersagen will, das geht in einem Schwall von Wasser unter. Ich schüttle mich. Ich bin zwar eine erstklassige Schwimmerin, aber allzu viel Zeit dürfen die an Bord sich nicht lassen, um uns wieder herauszuholen. Denn nun zieht uns das Schiff mit einer relativ hoch erscheinenden Geschwindigkeit durchs Wasser. Zumindest kommt es mir so vor. Ich sehe, wie der Schornstein wilde schwarze Wolken ausstößt. Und dann beginnt die Star of Bethlehem zu drehen. Gott sei Dank ist der Mann, der sich nun an mir festhält, nicht allzu schwer. Er ist etwa so groß wie ich und sehr drahtig. Wäre er schwerer, dann hätte er mich vermutlich in seiner Panik mit unter Wasser gezogen. Und so kann ich ihn irgendwie beruhigen und wir beginnen beide Wasser zu treten. Meine Kräfte beginnen zu schwinden. Doch dann kommt die Star of Bethlehem immer näher. Ich sehe, wie sich Captain David von einem Tau gesichert an der Bordwand herunterlässt.

      „Gib mir deine Hand, Ahmed!!!“

      Sein lauter Ruf übertönt sogar den Wind. Mit letzter Kraft greift der Seemann nach der rettenden Hand. Die beiden werden hochgezogen. Wieder erscheint das bärtige Gesicht des Kapitäns über mir.

      „Und jetzt zieht die Meerjungfrau raus!!“

      Doch dann taumelt die Star vom Aufprall einer neuen Woge. Ich schwinge erst nach außen und dann knalle ich mit dem Körper gegen die Bordwand. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Und dann wird es schwarz um mich. Wie durch einen Schleier höre ich laute Kommandorufe. Jetzt herrscht Ausnahmezustand.

      „Jenkins!! Bring die Star wieder auf Kurs.“

      Dann beugt sich der Kapitän zu mir herunter. Ich japse und spucke Wasser. Ich bin noch ganz benommen und mein Schädel brummt, als ob sich tausend Hornissenschwärme darin befinden würden. Das war knapp. David hebt mich hoch. Es kommt mir vor, als ob ich eine Feder wäre. Dabei bin ich weder ein absolutes Leichtgewicht noch sonderlich zierlich gewachsen. Er stößt die Tür zu einem Treppenabgang zum Achterschiff auf. Hier war ich noch nie. Das sind die Quartiere des Kapitäns. Nur Stephen hat hier noch seine Kabine. Mit mir auf dem Arm steigt er die Stufen herab und geht dann einen kleinen Gang weiter nach achtern. Er stößt die Türe auf und wir befinden uns in einem Raum, der sich über die ganze Breite des Achterschiffs erstreckt. Dann legt er mich auf ein Bett.

      „Was haben sie sich eigentlich dabei gedacht?“

      Ich japse und kann nicht sprechen. Er schaut mich kurz an.

      „Tut mir leid. Aber das muss jetzt sein.“

      Dann öffnet er die Schnallen und Schließen meines Bustiers. Erklärend fügt er hinzu.

      „Sie kriegen ja keine Luft in diesem engen Ding.“

      Und dann scheint er es zu sein, der für einen Augenblick zumindest sprachlos ist. Denn von dem engen Ledergefängnis befreit, quellen ihm meine üppigen Titten entgegen.

      „Entschuldigung...... Aber sie haben jede Menge Wasser geschluckt. Und das muss jetzt raus.“

      Er packt mich und drückt seine klobigen Hände auf meine Brust. Und dann beginnt er zu pumpen. Und ganz langsam gebe ich das viele Wasser, das ich in mir drin habe, wieder her. Schließlich ist er zufrieden. Und ich liege auf seinem Bett und schnappe nach Luft. Dann sagt er noch einmal.

      „Was haben sie sich nur dabei gedacht?“

      „Julie.... Ich..... Ich heiße Julie.....“

      „Na meinetwegen. Also, was hast du dir nur dabei gedacht?“

      Ich zucke mit den Achseln. Mir geht es schon ein wenig besser. Bis auf eine gewaltige Beule an meinem Hinterkopf. Und selbst der Umstand, dass ich halbnackt bei diesem Grobian von Kapitän im Bett liege, macht mir komischerweise nicht das Geringste aus. Denn Männer sind für