Die Sklavin des Mahdi. Isabel de Agony. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabel de Agony
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195001
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An die Hitze. Ich kann das einfach nicht verantworten.“

      Ich setze mich auf. Die Erotikkarte habe ich gespielt. Jetzt muss ich zusehen, dass mein übriges Blatt stark genug ist, um zu stechen.

      „Ich bin keine schwache Frau. Ich weiß genau, was ich will und ich weiß auch, dass mir vieles vorenthalten wird, was für einen Mann selbstverständlich ist. Warum willst du meinen Bruder mitnehmen? Erzähl mir jetzt bitte nicht diesen Diplomatenscheiß. Ich kenne meinen Bruder. Er ist ständig hinter den Weibern her und verzockt dabei sein Erbe an den Spieltischen der Stadt. Ich habe mein Geld bisher zusammengehalten. Ich bin frei und unabhängig. Und ich bin keine der Frauen, die sofort kuschen, nur weil ein Mann eine andere Meinung hat.“

      Meine Stimme ist immer lauter geworden. Er starrt mich an.

      „Wir sollten uns anziehen und dann zurück gehen. Deine Mutter wird sich sicher schon fragen, wo wir bleiben.“

      „Hmmmmm...... Vielleicht.... Vielleicht wird sie sich aber auch fragen, was wir solange miteinander getrieben haben.“

      Er war schon aufgestanden und schaut jetzt verblüfft auf mich herunter. Hat der jetzt wirklich geglaubt, dass es schon zu Ende ist? Unsere Verhandlung. Da hat er sich aber geschnitten. Zu Ende ist es, wenn ich habe, was ich mir in den hübschen Kopf gesetzt habe.

      „Wie meinst du das?“

      „Genauso, wie ich es gesagt habe.“

      Langsam geht er vor mir in die Hocke. Ich beginne ganz leise vor mich hinzureden. So als ob sich meine Gedanken nur ganz langsam und widerstrebend zu Sätzen bilden würden.

      „Du hast mich schon den ganzen Abend mit deinen Blicken förmlich ausgezogen. Lady Claire und sogar Christopher haben das sicherlich bemerkt. Und ich natürlich auch. Du hast mich dadurch in eine gewisse peinliche Situation gebracht.“

      Sein Blick wird wütend. Natürlich hätte es das nicht unbedingt gebraucht. Aber er hätte ja meinem Wunsch ohne eine harte Konfrontation entsprechen können.

      „Dazu hast du ja auch einen gewissen Ruf.“

      Er schnauft wütend ein und aus.

      „Du dreckiges Luder. Wie kannst du es wagen?“

      „Nein Stephen.... Bitte unterbrich mich nicht. Du solltest mir besser zuhören. Nun.... Ich habe mich von dir überreden lassen, draußen spazieren zu gehen. Ein Fehler. Oh ja. Ich gebe es zu. Und ich weiß es jetzt.“

      Er steht wieder auf und geht zornig auf und ab. Ich fahre fort.

      „Und als wir weit genug vom Haus entfernt waren, da hast du es gemacht. Du hast mit mir gefickt. Du hast mich gezwungen. Weil du mich wolltest. Du hast mich wie eine deiner Huren in London behandelt. Mich.... Lady Julie de Abbeyville. Doch das war noch nicht das schlimmste. Meine Unschuld. Du hast mir meine Unschuld geraubt. Du hast mich verführt. Und dann hast du mich nicht nur einmal, sondern sogar zweimal gefickt. Obwohl ich geweint habe.......“

      Ich lasse die Worte verklingen.

      „Du dreckige Schlampe.“

      Na höflich ist das nicht gerade. Aber es zeigt, dass er sich langsam bewusst wird, wer am längeren Hebel sitzt. Ich schweige. Ich habe die Karten auf den Tisch gelegt. Es wird offiziell werden. Ein Skandal. Ein richtiger Skandal. Er könnte ihn ruinieren. Er weiß das. Und das Dumme ist. Ich weiß das auch. Er ist in meiner Hand. Er muss zahlen. Er muss für seine Geilheit zahlen. Ja klar.... Ich habe ihn heiß gemacht. Mehr als erlaubt war. Aber im Krieg und in der Liebe sind alle Waffen erlaubt. Und ich befinde mich im Kampf um meine Freiheit. So einfach ist das.

      „Was willst du?“

      Ich lächle..... Soweit waren wir ja schon. Ich habe ihn weichgekocht.

      „Stephen.... Das weißt du doch. Ich will mit in den Orient.“

      In seinem Kopf rotieren seine Gedanken. Er wägt gerade ab, was ihm leichter fällt. Einen Weiberrock wie mich mit zu nehmen oder tatsächlich einen handfesten Skandal zu riskieren. Und er scheint auch zu überlegen, ob ich das wirklich durchziehen würde. Denn es wäre ja gewissermaßen auch meine Schande. Doch mein ganzes Verhalten heute Abend, sollte ich gezeigt haben, aus welchem Holz ich geschnitzt bin. Also ich wüsste sofort, wie ich mich entscheiden müsste. Aber versteh einer die Männer.

      „Und du wirst nichts sagen?“

      „Nein. Wenn du meine Mutter, meinen Bruder und auch alle übrigen Expeditionsteilnehmer davon überzeugst, dass ich für die Expedition ein weiteres wichtiges Mitglied wäre, dann werde ich schweigen wie ein Grab.“

      Er schaut mich durchdringend an. Ja, wenn Blicke töten könnten. Ich wäre bereits eine Leiche.

      „Gut.... ich bin einverstanden.“

      STAR OF BETHLEHEM“, Mai 1882

      Vom Meer weht ein salziger Wind. Langsam kommt das Schiff näher. Unser Schiff. Die ganze Nahostexpedition steht am Pier als „Empfangskomitee“ bereit. Sir Stephen führt uns an. Er redet mit mir immer noch nur das, was unbedingt notwendig ist. Ich kann es ihm nicht verdenken. Wenn man die Art und Weise berücksichtigt, mit der ich ihn „überredet“ habe. Es war ein durchaus schweres Stück Arbeit, zunächst Christopher und anschließend auch meine werte Frau Mama zu überzeugen. Doch schließlich stimmte sie zu. Vielleicht hegte sie ja im Geheimen die Hoffnung, dass aus mir und Sir Stephen während der Expedition doch noch ein Hochzeitspaar wird. Doch selbst wenn Stephen vorher ein gewisses Interesse an mir gezeigt hatte, nach meiner "Verhandlung" mit ihm ist der Ofen definitiv aus. Insgesamt umfasst die Expedition nun sechsunddreißig Leute. Darunter sind Orientalisten, Kartographen, Sprachkundler und noch einige andere Spezialisten. Meine Rolle ist eigentlich nicht so genau festgelegt, aber das ist mir egal. Wenn es sein muss, dann stelle ich mich sogar in die Küche und gehe unserem Koch zur Hand. Hauptsache ich bin mit dabei.

      Langsam kommt das Schiff näher. Meine vorher durchaus euphorische Stimmung verfliegt etwas. Ist das ein alter Kasten! Vielleicht sechzig Meter lang. Zwei Masten mit Rahbesegelung. Die Segel wurden allerdings bereits draußen auf der Reede von Southampton gerefft. Der Schornstein spuckt noch einmal fetten schwarzen Rauch aus. Immerhin werden wir nicht ausschließlich auf die Segel angewiesen sein. Das Schiff kommt immer näher. Vor dem Schornstein, aber hinter dem Fockmast, befindet sich eine kleine offene Brücke. Dort sehe ich einen hochgewachsenen Mann mit einem dichten schwarzen Vollbart stehen, wie er ruhig seine Befehle gibt. Das Wasser beginnt am Heck des Schiffes aufzuschäumen. Offenbar läuft die Maschine jetzt rückwärts, um den Dampfer zu stoppen. Und jetzt kann ich auch den Namen des Schiffes erkennen. Star of Bethlehem. Wie passend zu unserer Expedition. Zwei, drei Mann laufen zum Vorschiff, um die Anlegeleinen klar zu machen. Erst sind es noch fünfzig Meter, dann noch dreißig, jetzt nur noch zwanzig. Dann ist es soweit. Der Bug ist nur noch ein kleines Stück von der Pier entfernt. Leinen fliegen zu uns an Land herüber, werden von mehreren Hafenarbeitern aufgenommen und wieder zurückgeworfen. Ich kann zusehen, wie sie vorne belegt werden. Noch einmal läuft die Maschine an. Mit Hilfe des Ruders dreht sich nun auch das Heck des Schiffes an den Pier heran. Schließlich liegt der Dampfer festgemacht am Pier 9 von Southampton Harbour.

      „Captain Goldberg?“

      Sir Stephen und der Kapitän scheinen sich schon zu kennen, denn die beiden begrüßen sich recht herzlich, bevor überhaupt eine Laufplanke ausgebracht ist. Mit federnden Schritten kommt uns der Kapitän der Star of Bethlehem entgegen. Er begrüßt Stephen mit einem Handschlag und der Gruß wird von diesem auf etwas rustikale Weise erwidert.

      „David.... Schön dich zu sehen. Wie geht es dir, du alter Halunke.“

      Der so angesprochene grinst.

      „So wie es einem alten Seeräuber schon gehen kann. Es freut mich, dass wir wieder zusammen auf Fahrt gehen können. Und das ist deine Truppe?“

      Stephen nickt.

      „Ja. Sechsunddreißig Mann und eine Frau.“

      „Eine Frau? Frauen