Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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Liam ist da?«

      »Also wenn der Lord nur einen Sohn namens Liam hat... ja... nur er ist da. Ist er nett?«

       »Natürlich ist er nett!«

      Julia hätte schwören können, dass Rose Stimme etwas zitterte.

      Rose schob hinterher: »Aber ich werde gleich mal Tom anrufen. Vielleicht weiß er etwas Genaueres.«

      »Kennst du ihn persönlich?«

       »Na ja, ich war doch letztes Jahr kurz in England. Weißt du noch? Ich hatte so eine Fortbildung. Na ja, da habe ich mich mit dem Lord und Tom getroffen und auch seinen Sohn kennen gelernt.«

      »Wenn du mir sagst er ist okay, dann ist ja alles prima.«

       »Könntest du denn auch bei diesem Mr. John übernachten?«

      Julia verstand die Frage nicht. Rose war es schließlich, die nicht wollte, dass sie bei Mr. John übernachtete.

      Bevor Julia antworten konnte, stupste Kevin ihr sanft gegen die Schulter und zeigte mit der Hand nach links.

      »Julia, wir sind da.«

      »Rose, ich muss Schluss machen. Du brauchst Tom auch nicht mehr anrufen. Ich werde gleich selber feststellen, ob der Lord da ist. Mir war nur wichtig, deine Meinung zu hören. Ich rufe dich vor dem Schlafengehen noch mal an. Hab dich lieb.«

      Sie schob ihr Smartphone in ihre Jackentasche. Gespannt schaute sie aus dem Fenster und versuchte durch die Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie fuhren in eine kleine Auffahrt bis zu einem schmiedeeisernen Tor. Es war verschlossen und Kevin fuhr bis zur Sprechanlage heran. Er hatte ein mieses Gefühl bei der Sache und konnte es nicht loswerden.

      »Ja, wer ist da?«, fragte eine tiefe Männerstimme.

      »Kevin Brown und Julia Montana. Ms. Montana wird von Lord McDerby erwartet.«

      Ohne eine weitere Frage wurde das Tor durch ein Summen geöffnet. Kevin fuhr langsam hindurch und hielt vor dem riesigen Haus... oder war es doch ein Schloss?

      »Julia, wenn der Typ nur alleine im Haus ist, dann nehme ich dich wieder mit.«

      »Wieso? Meine Freundin hat mir gesagt, dass er nett ist. Sie kennt ihn. Es ist also alles in Ordnung.«

      Er hätte sie am liebsten gar nicht erst aussteigen lassen. Wie sollte er es aber verhindern?

      »Gut. Ich werde dich aber noch hinein begleiten und mir meine eigene Meinung über diese Typen machen.«

      Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte. Spontan fragte sie ihn: »Bist du immer um deine Begleiterin so besorgt?«

      Ebenso spontan kam es zurück: »Nein!«

      »Warum bei mir?«, forschte sie weiter.

      Er nahm ihre Hand, diesmal jedoch, ohne es vorher anzukündigen, und drückte sie fest an seine Lippen. Sie spürte diesen Kuss wie ein Stromschlag. Jedoch bestand der Stromschlag nicht aus Schmerz. Sie starrte auf ihre Hand, als hätte er ihr den Ehering aufgezogen.

      »Weil du Julia bist! Und weil du so wie du bist, mir gefällst.«

      Sie hob die linke Augenbraue. Um seinen Mund zuckte es, da er krampfhaft versuchte nicht zu lächeln. Sofort begriff sie, was sie getan hatte. Sie griff mit ihrer freien Hand nach der Braue und versuchte sie zu verdecken, bzw. hinunterzuziehen. Das sah so verzweifelt komisch aus, dass er schallend lachen musste. Sie schlug ihm die Hand weg und sagte schmollend: »Blödmann! Ich habe gerade angefangen dich zu mögen. Pah, nun hast du es vermasselt. Selbst schuld!«

      Sie schnallte sich los und wollte die Autotür öffnen. Er hielt sie an den Schultern fest und sagte mit einer warmen Stimme: »Warte! Geh nicht!«

      Er drehte sie langsam zu sich herum und zog sie dicht an sich heran. Er legte seine Lippen auf ihre Lippen... vorsichtig... zaghaft... zärtlich. Sie traute sich nicht zu bewegen. Sie war froh, dass sie das Atmen nicht vergaß. Ihr Erstarren ermutigte ihn nicht gerade den Kuss leidenschaftlich werden zu lassen. Sanft schob er sie wieder weg. Er versuchte in ihren Augen den Grund ihres Verhaltens zu sehen, doch ihre Augen blieben geschlossen. Er legte seine Hand an ihre Wange und fragte: »Habe ich dich mit meinem Kuss sehr geschockt?«

      Endlich öffnete sie ihre Augen. Stockend sagte sie: »Nein... nicht geschockt... eher verwirrt.«

      Er räusperte sich: »Na gut. Das ist zwar nicht was ich wollte, aber immerhin eine Regung.«

      Sie wurde rot und sagte leise: »Es ist nicht so wie du denkst.«

      Sie umfasste seine Hand und zog sie langsam runter.

      »Was denke ich denn?«

      »Dass ich es nicht schön fand?«, fragte sie vorsichtig.

      »Nein, das denke ich nicht. Einen Versuch hast du noch.«

      Er fand es sehr anziehend, dass sie rot wurde und er sie mit einem Kuss aus der Fassung bringen konnte.

      »Dass ich nicht küssen kann?«

      Ihre Stimme versagte und sie rang nach Luft.

      Atme Julia... atme, ermahnte sie sich.

      »Nein, das denke ich auch nicht.«

      Sie holte tief Luft.

      »Herrgott, warum musst du mich so quälen? Ist es nicht schon peinlich genug?«

      Wütend stieß sie ihn von sich und schlug ihn gegen seine Brust. Er hielt sie an den Handgelenken fest und sagte lächelnd: »Wenn du dich beruhigst, dann sage ich dir, was ich wirklich dachte.«

      Sie hielt inne und schaute ihn erwartungsvoll an.

      »Na los! Sag schon!«, forderte sie ihn auf.

      »Deine Reaktion fand ich süß. Ganz du selbst, ganz Julia«, sagte er ruhig.

      »Soll das ein Kompliment sein?«

      »Ja, absolut! Ich sagte es dir bereits... so wie du bist, mag ich dich.«

      Eigentlich wollte er noch viel mehr sagen. Er hob es sich für später auf.

      Sie fand seine Worte lieb, aber auch peinlich. Um die Peinlichkeit nicht zu steigern, zog sie es vor auszusteigen. Er hielt sie nicht zurück und stieg ebenfalls aus. Er hoffte, dass er mit dem Kuss ihre Gefühle ins Schwanken gebracht hatte. Und sie schwankten... mehr als ihr lieb war. Zwischen Ärger, Peinlichkeit und Herzklopfen wusste sie noch nicht genau, wo sie mit ihren Gefühlen stand.

      Beide liefen schweigsam die Eingangstreppe hoch. Bevor sie klingeln konnten, wurde die Tür geöffnet und ein Butler stand vor ihnen.

      »Guten Abend Ms. Montana, Guten Abend Mr. Brown!«, sagte er höflich.

      »Guten Abend! Wir möchten zu Lord McDerby«, sagte Kevin ebenfalls höflich.

      »Kommen sie bitte herein!«

      Mit einer einladenden Handbewegung unterstrich er seine Bitte.

      »Lord McDerby ist leider auf Geschäftsreise. Aber sein Sohn, Liam McDerby, ist anwesend.«

      Kevin blickte zu Julia. Sie spürte den Blick, schaute aber bewusst weiter den Butler an. Auch was Kevin dachte, wusste sie. Plötzlich ging gegenüber der Eingangstür eine Tür auf und Liam betrat den riesigen Flur. Mit ausgestreckter Hand kam er auf Julia zu.

      »Herzlich Willkommen, Julia! ...ich darf doch Julia sagen?«

      »Natürlich!«, mehr brachte sie nicht heraus. Er strahlte sie mit seinem Sonny-Boy-Lächeln an. Er hatte hellblonde Haare, blaue Augen und war etwas kleiner als Kevin. Er war teuer gekleidet und sehr gepflegt.

      Warum mussten bloß alle Männer hier so gut aussehen, dachte sie. Er gab auch Kevin die Hand, nickte aber nur kurz. Kevin erwiderte das Nicken und urteilte... er konnte ihn nicht leiden!

      »Bitte kommt doch herein«, sagte er fröhlich und zeigte mit der Hand auf