Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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aber der Lord ist wirklich nicht da.«

       »Das tut mir echt leid, Kleines. Ich wusste nichts davon, ehrlich. Tom hat auch nichts gewusst. Der Lord musste bestimmt kurzfristig abreisen.«

      »Das sagte Liam auch.«

       »Liam? ...ist Liam also auch dort?«

      »Ja.«

      »Und wie findest du ihn?«, fragte sie neugierig. Julia vernahm eine kleine Unsicherheit in Rose Stimme.

      »Nett und gutaussehend. Mehr nicht. Wieso fragst du?«

       »Hör zu, Julia. Ich möchte, dass du auf nichts eingehst. Egal wie nett er ist, egal was er für tolle Dinge zu dir sagt. Hast du verstanden?«

      Sie sagte dies mit einer so ernsten Stimme, dass Julia für Sekunden nicht antworten konnte. Rose sagte ihr nicht alles, das war klar. Aber warum nicht?

      »Rose, mach dir keine Gedanken. Ich will nichts von ihm und er nichts von mir. Er ist einfach nur nett.«

       »Julia, glaube mir bitte. Er ist nicht einfach nur nett.«

      »Hey, was verschweigst du mir? Erst soll ich auf keinen Fall bei Jack bleiben, dann hörst du, dass der Lord nicht da ist, dann soll ich auf einmal doch bei Jack bleiben. Hallo? Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen?«

      Rose druckste herum und seufzte. Julia wurde wütend.

      »Rose!«, rief sie warnend. »Wenn du nicht möchtest, dass ich mein Smartphone aus dem Fenster schmeiße, es kaputt geht und du mich nicht mehr erreichen kannst, dann sage mir jetzt endlich, was du mir wirklich damit sagen möchtest!«

      Aber auch diesmal schwieg Rose, bzw. versuchte sie von dem Eigentlichen abzulenken.

       »Ich verheimliche dir nichts. Er ist eine Casanova. Er ist dort in den Kreisen bekannt dafür. Bitte pass einfach nur auf, okay?«

      »Ein Casanova ja? Und warum willst du mir so etwas vorenthalten? Ist ein Casanova nicht ein Mann, der genau weiß, was Frauen wollen?«, scherzte sie.

      »Julia!«, rief sie aufgebracht, »das ist nicht witzig!«

      »Wenn du es nicht witzig findest, warum hast du mich nicht früher gewarnt?«

       »Weil ich dachte, dass du das Angebot, wenn du ihn kennen gelernt hast, dankend ablehnst.«

      »Deine Ausrede klingt schwach, Rose. Du kennst mich doch. Wie kann ich nein sagen, wenn jemand höflich und freundlich ist. Außerdem stammt die Empfehlung von dir... schon vergessen?«

       »Herrje Julia, kannst du nicht einmal so reagieren, wie man es erwarten würde?«

      »Nein! Und das weißt du. Und du bist schuld, dass ich hier jetzt alleine mit diesem Liam rumhänge.«

       »Okay, okay... ist ja schon gut! Ich mache mir halt Sorgen um dich.«

      »Ja, die hattest du dir auch gemacht, als ich dir von Kevin erzählt habe. Die waren bereits schon in deinem Kopf, als ich dir von diesem Job erzählt habe. Sag, gibt es auch mal was, worüber du dir keine Sorgen machst?«

      »Ja, wenn du wieder hier bist und ich dich im Blickfeld habe«, scherzte sie und fügte hinzu, »was macht eigentlich dein kleiner Promi? Konnte er dich nicht davon abhalten?«

      »Oh, Kevin hat es versucht. Aber du weißt doch wie ich reagiere, wenn man mir etwas ausreden möchte.«

       »Der arme Kerl! Da lernt er dich ja gleich richtig kennen... ich hab ein wenig Mitleid mit ihm.«

      Sie hörte Rose glucksen.

      »Hey, ich kann mich eben nicht verstellen. Warum sollte ich auch!«, protestierte Julia.

       »Siehst du ihn morgen wieder?«

      »Ja. Er holt mich morgen früh ab.«

       »Ehrlich? Obwohl du so bist wie du bist?«

      »Vielleicht gerade deswegen.«

      Rose kicherte.

       »Ich zweifle nicht an dir, meine Süße. Aber wenn man den Medien glauben schenken kann, hat man ihn schon lange nicht mehr mit einer Frau gesehen. Ein Sahneschnittchen ohne Frauengeschichten. Was fällt dir da sofort ein?«

      »Das glaube ich nicht! Wenn du diesen Blick sehen könntest, mit dem er mich immer fixiert. Oh nein, er kann nicht schwul sein.«

      Den Kuss verschwieg sie.

       »Du wirst es herausfinden, Kleines. Halte mich bitte auf dem Laufenden. Und vergiss nicht... lass dich nicht mit dem Casanova ein, verstanden!«

      Julia räusperte sich. Sie hatte noch eine Frage und wusste nicht, wie sie sie taktvoll stellen sollte.

      Also fragte sie ohne Umschweife: »Rose, hattest du was mit Liam?«

      Stille.

      »Rose?«

       »Herrgott Julia... ja ich hatte was mit ihm. Ich bereue es zutiefst. Deswegen möchte ich auch nicht, dass er dich auch nur schief anschaut. Bitte Julia, höre nur das einzige Mal auf mich. Versprich es mir!«

      »Ja doch. Ich sagte dir bereits, dass er nur nett ist«

       »Okay Kleines. Bitte rufe mich morgen wieder an. Schlaf gut! Hab dich lieb!«

      »Gute Nacht! Hab dich auch lieb.«

      Julia warf ihr Smartphone aufs Bett und drehte sich auf den Rücken. Sie starrte an die Decke und musste an Kevin denken. Er war nicht nur gutaussehend, er hatte dieses gewisse Etwas. Sie sah sein Gesicht vor sich. Sie sah seine Augen, die halb zugekniffen waren und Wärme ausstrahlten. Sie fühlte seine Hand, die ihre umschloss. Sie hob die Hand und starrte diese einige Sekunden lang an.

      »Dich vermisst er!«, sagte sie laut.

      Sie rollte sich zur Seite und zog ihre Beine an. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie Kevin sie küsste. Wie er langsam immer näher kam. Wie seine Lippen warm und verlangend sich auf ihre legten. Der Traum war so real, dass sie die Lippen ein wenig hob. Abrupt setzte sie sich hin und lachte laut.

      »Oh Gott, ich werde verrückt! Ich hab sie nicht mehr alle.«

      Sie stieg vom Bett und lief ins Bad. Sie kühlte ihr Gesicht mit Wasser und blickte hoch. Ihr Spiegelbild schaute sie skeptisch an.

      »Sag du mir nicht auch noch, was ich tun oder lassen soll!«, schnauzte sie ihr Gegenüber an. Sie drehte sich weg und griff nach dem Handtuch. Sie band ihre Haare hoch, zog Jeans und ein Sweatshirt an. Sie lief zur Tür, durch den Flur und die Treppe hinunter. Am Ende des Flures sah sie die besagte riesige und wuchtige Tür. Sie schritt darauf zu und klopfte an. Das Holz musste sehr dick sein, denn sie hörte nur ein gedämpftes: »Komm herein!«

      Sie musste beide Hände nehmen und ihr ganzes Körpergewicht einsetzen, um die Tür zu öffnen. Das letzte Stück ging allerdings sehr leicht auf und sie schoss durch ihren Körpereinsatz regelrecht ins Zimmer und direkt in seine Arme. Als wenn er es gewusst hatte, wie sie sich anstellen würde, fing er sie auf.

      »Hoppla! Genau richtig… in meine Arme!«

      Sie klammerte sich an ihm fest, da sie für eine Sekunde ihr Gleichgewicht suchte. Er griff ihr um die Taille und zog sie an sich heran. Sie stieß ihn weg und zischte: »Schon gut, danke! Es geht schon wieder.«

      Er hob die Hände und lächelte süffisant.

      »Keine Ursache! Immer wieder gern.«

      Das glaube ich dir gerne, dachte sie. Er ging zum Schreibtisch, der nicht weniger riesig wirkte, und klappte eine Mappe zu.

      »Okay, hast du jetzt ein wenig Hunger? Unsere Köchin hat extra für dich etwas gekocht.«

      »Ihr