Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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dass er gar nicht in Schottland ist.«

       »Das kann nicht sein. Tom hat doch letzte Woche mit ihm noch telefoniert.«

      »Okay. Ich melde mich wieder bei dir. Bye!«

      Bevor Rose protestieren konnte, legte sie auf und ging zurück ins Zimmer.

      Zur selben Zeit:

      Kaum hatte Julia die Tür hinter sich geschlossen, fragte Kevin neugierig: »Was ist mit dem Lord McDerby? Warum hast du so komisch reagiert?«

      »Ich bin mir ziemlich sicher, dass der alte Lord abgereist ist. Irgendeine Familiensache in Amerika. Nur der Sohn ist noch hier.«

      »Das erklärt aber nicht deine Reaktion auf den Namen McDerby.«

      Jack kratzte sich verlegen hinter den Kopf.

      »Ach, vielleicht irre ich mich ja auch.«

      »Jaaaack... was ist los?«

      »Na ja, sein Sohn ist ein arrogantes Arschloch! Der ist von Beruf Sohn, wenn du verstehst, was ich meine. Der hat in seinem Leben noch nie gearbeitet, außer Geld von Papa auszugeben. Ich glaube nicht, dass es gut wäre, Julia mit diesem Idioten alleine zu lassen.«

      Kevin sprang entsetzt auf.

      »Dann wird sie da nicht übernachten. Ganz einfach!«

      »Kevin, sie kennt uns genauso wenig wie den Lord.«

      »Na und. Aber von dem Typen wissen wir, dass er ein arrogantes Arschloch ist. Grund genug also.«

      »Tssss«, Jack schüttelte den Kopf. »ICH finde ihn arrogant. Sie kann ihn vielleicht ganz nett finden. Das sollte sie alleine herausfinden. Außerdem sagte sie doch, dass es Freunde von ihrer Freundin sei. Die würde sie doch nicht in die Höhle des Löwen lassen. Außerdem«, er holte Luft und stieß sie wieder scharf aus, »wenn ich daran denke, wie sie mir vorhin ihre Bedingungen aufdrückte, klar und sachlich. Also da bezweifle ich, dass sie Hilfe benötigt.«

      Kevin gab sich damit nicht zufrieden. Trotzdem musste er grinsen als er an ihren Gesichtsausdruck dachte. Hart und unbeugsam sah sie aus. Er war sich sicher, sie wäre abgereist, wenn Jack nicht ihren Bedingungen zugestimmt hätte. Diese Julia war neu für ihn.

      »Ja, schon. Privat ist sie aber viel verletzlicher. Du kennst sie nicht. Sie ist, sie ist ...«

      »Kevin, ich bitte dich. Willst du mir sagen, dass du sie kennst? In... warte mal«, er schaute auf seine Armbanduhr, »6 Stunden?«

      Ironie klang in seiner Stimme mit. Jack hatte schon so viele Frauen für ihn angeschleppt. Keine konnte sein Interesse wecken. Keine war seiner Meinung nach fehlerfrei. Und nun wollte er in 6 Stunden diese Frau genau kennen? Unmöglich!

      »Denk was du willst. Ich werde sie jedenfalls dort hinfahren und mir diesen Typen anschauen. Vielleicht bringe ich sie auch gleich wieder mit.«

      Bei diesen Gedanken leuchteten seine Augen und eine Steigerung gab es, als Julia das Zimmer betrat.

      Sofort fragte er: »Und? Ist es Lord McDerby?«

      Sie zuckte verärgert mit den Schultern. »Ja, er ist es!«

      »Ist er nun hier oder in den Staaten?«, fragte Kevin ungeduldig.

      Wieder zuckte sie mit den Schultern: »Weiß sie nicht genau.«

      Sie war auf Rose wütend. Sie war wütend über diese Situation. Sie war wütend auf sich. Warum musste sie auch auf Rose hören. Der Anfang mit Kevin war so schön, dass ihr jetzt dieser Teil wie ein Griff in die Verarschkiste vorkam.

      »Egal, dann bleibst du eben hier. Jack hat doch gesagt, dass er hier extra für dich ein Zimmer hat herrichten lassen.«

      Siegessicher lächelte er. Auf die Idee, dass sie ablehnen würde, kam er nicht. Sie schüttelte entschieden den Kopf.

      »Aber das wäre unhöflich. Wenn Rose ihnen vertraut, dann kann ich es auch. Ich werde dort hinfahren.«

      Kevin gab keine Ruhe: »Wieso? Ruf doch an. Wenn der alte Lord nicht da ist, kannst du doch dankend ablehnen.«

      »Kevin«, sagte sie ruhig aber bestimmend, »ich werde dort hinfahren.«

      Jack kam auf Julia zu und hakte sie unter. Beide liefen sie zur Tür.

      »Du hast ganz Recht. Es wäre unhöflich, dieser Familie nicht wenigstens einen Besuch abzustatten. Sollte es dir dort irgendwie unheimlich oder eigenartig vorkommen, dann rufe an. Kevin wird dich dann sofort abholen, okay?«

      Sie lächelte müde: »Danke Jack.«

      Sie verstand jedoch nicht, warum sie sich dort unheimlich oder eigenartig vorkommen sollte. Es gab also noch eine Steigerung für die Verarsche?

      Kevin lief hinter beiden her und hätte Jack gerne den Hals umgedreht.

      Er mischt sich schon wieder ein . Es lief doch gut. Ich hätte sie schon noch überzeugt. Verdammt!, dachte.

      Max lief dicht neben Julia und versuchte ihre Hand zu lecken. Es kitzelte und sie musste lachen. Kevin schmunzelte und tätschelte ihm den Kopf.

      »Na mein Alter, gefällt dir die Hand auch so gut wie mir?«

      Lachend drehte sich Julia um.

      »Kevin, hör auf damit.«

      »Was denn? Das stimmt doch«, sagte er leise.

      Wohl mit der Absicht, dass sie es hörte. Jack öffnete für Julia die Autotür und hielt dabei den Hund fest, der gerade ins Auto springen wollte.

      »Oh nein Max, du bleibst hier!«, befahl Kevin sanft.

      Grinsend setzte Kevin sich hinters Lenkrad.

      »Was ist? Warum grinst du schon wieder?«

      »Max mag dich.«

      »Ich ihn auch.«

      »Ja, das spürt er. Deswegen ist er dir auch nicht von der Seite gewichen.«

      »So wie du?«, fragte sie neckend.

      Er warf ihr ein umwerfendes Lächeln zu und ihr schoss das Blut in die Wangen. Sie hoffte inständig, dass er das nicht bemerkte. Aber sein Grinsen wurde noch breiter. Mist, dachte sie. Ich hasse meine Blutzirkulation. Während sie noch mit ihrem Blut kämpfte, sprach er mit ruhiger Stimme weiter.

      »Eigentlich ist er nie so anhänglich. Obwohl er daran gewöhnt ist immer fremde Frauen um sich zu haben. Schon alleine, weil Jack viele Aufträge bei sich zu Hause abwickelt. Aber du... du scheinst auf ihn anders zu wirken. Hm, da sind wir uns sehr ähnlich.«

      »Wieso ähnlich? Bist du sonst nie so freundlich und höflich zu den Frauen, so wie du es zu mir bist?«

      »Doch, höflich bin ich immer. So wurde ich erzogen. Aber....«

      »Aber?«, fragte sie neugierig.

      Wie bringe ich glaubwürdig rüber, dass ich sonst nie mit den Frauen so ausgelassen rede? Wie kann ich erklären, dass ich nur ihr das kleine Paradies gezeigt habe? Wie soll ich in Worte fassen, dass ich mich gerade in sie verliebe?

      »Hey ...Kevin? Was ist?«

      Er suchte kurz ihren Blick und schaute dann wieder zur Straße. Plötzlich fand er es albern, ihr all das zu sagen. Er hatte Angst, sie würde ihn missverstehen. Er zwang sich zur Ruhe und holte tief Luft. Nein, dachte er, dies wäre der falsche Moment für so ein Geständnis. Was würde sie wohl über ihn denken? Nein, entschied er, nicht jetzt und nicht heute. Er wechselte das Thema.

      »Du bist wirklich ein Profi. Ich meine, wie du Jack deine Bedingungen aufgezwungen hast... du hast meinen Respekt!«

      Zaghaft fragte sie: »Meinst du, ich war zu forsch«

      Er schüttelte mit dem Kopf und war dankbar, dass sie auf sein Ablenkungsmanöver einging.

      Ruhig sagte er: »Nein, bestimmt nicht!«

      Skeptisch