Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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musste nicht lange nach Liam suchen. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, stand er auch schon vor ihr.

      »Na, konnte er sich endlich von dir trennen?«, fragte er sarkastisch.

      »Ja!«, sagte sie nur kurz angebunden. Sie hatte keine Lust mit Liam über Kevin zu sprechen.

      »Gut! Komm mit, ich zeige dir jetzt dein Zimmer.«

      Er wollte ihre Hand nehmen. Um es zu verhindern, steckte sie ihre Hände in ihre Jackentasche. Galant überging er es und ging die Treppe hinauf. Julia folgte ihm.

      »Mein Vater hat gesagt, dass du nur eine Woche bleibst?«

      Wieder antwortete sie nur mit einem JA. Dass sie eine Woche verlängern muss, verschwieg sie ihm. Sie hatte bereits beim Hierherfahren beschlossen, die nächste Woche bei Jack zu bleiben. Sie fand ihn nicht unsympathisch, jedoch hatte er gegenüber Kevin keine Chance. Oben angelangt, drehte er sich um und zeigte mit der Hand nach links.

      »Hier entlang, am Ende des Flures, ist mein Zimmer. Dein Zimmer ist rechts.«

      Er ging wieder vor und blieb vor der dritten Tür stehen. Der Flur schien endlos zu sein. Zumindest kam es Julia so vor. An den Wänden hingen alte Bilder und Wandteppiche. Der Fußboden war mit dunklem Parkett ausgelegt. Er öffnete die Tür und machte eine Handbewegung, dass sie vorgehen sollte. Auch dieses Zimmer war mit schweren Eichenmöbeln ausgestattet. Er sah Julias prüfenden Blick.

      »Ich weiß, es ist ziemlich altmodisch eingerichtet. Aber mein alter Herr liebt es.«

      »Es ist schon in Ordnung. Es ist sehr freundlich von deinem Vater, mich hier übernachten zu lassen.«

      Er grinste leicht.

      »Tja, er ist wirklich sehr freundlich.«

      Sie fand, dass es verbittert klang, ging aber nicht darauf ein. Sie schaute sich um und stellte fest, dass das Zimmer ein riesiges Fenster hatte. Sie ging darauf zu und versuchte etwas von dem Ausblick zu erkennen. Doch es war bereits dunkel geworden.

      »Du schaust von hier aus direkt auf den Park. Mein Vater hat ihn vor gut 20 Jahren für meine Mutter anlegen lassen.«

      »Dein Vater ist nicht nur freundlich sondern auch ein Romantiker«, stellte sie fest.

      »Oh ja. Das kann man so sagen. Stehst du auf Romantik?«

      Sie drehte sich zu ihm um.

      »Natürlich. Wer nicht?«

      Er ließ diese Frage unbeantwortet und lächelte nur.

      »Rechts durch die Tür ist das Schlafzimmer, von dort geht auch das Bad ab. Wenn du etwas benötigst«, er zeigte auf eine moderne Sprechanlage neben der Tür, »dann kannst du hiermit Lewis beauftragen.«

      Sie nickte.

      »Aber du kannst natürlich auch mir Bescheid geben. Dazu brauchst du nur im Haustelefon die 1 wählen. Ich werde alles tun, damit es dir hier bei uns gefällt.«

      »Danke!«

      Die Freundlichkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ihr Unwohlsein, durch Kevins Bedenken hervorgerufen, verschwand langsam. Er zeigte auf den Koffer.

      »Möchtest du erst auspacken, oder wollen wir erst essen?«

      »Ich glaube, ich werde erst einmal auspacken. Ich habe auch noch gar keinen Hunger. Ist es sehr schlimm, wenn wir später essen?«

      »Aber nein. Durchaus nicht. Ich muss noch ein paar Telefonate tätigen. Lass dir ruhig Zeit. Wenn du fertig bist, kommst du einfach runter. Ich bin im Büro.«

      »Wo finde ich das?«

      »Ach ja, entschuldige bitte. Du gehst wieder die Treppe hinunter und immer geradeaus, bis zur letzten Tür. Du kannst es nicht verfehlen. Die Tür ist so riesig... na ja, du wirst schon sehen. Mein Vater liebt es, wenn sein Statussymbol größer ist als alles andere.«

      Er verdrehte dabei die Augen.

      »Okay, bis später dann.«

      Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um.

      »Habe ich schon erwähnt, dass ich gerne für dich meinen Urlaub unterbrochen habe?«

      Ihre Anspannung ließ immer mehr nach. Ihre Natürlichkeit, die Kevin so mochte, kam zurück und sie erwiderte: »Oh ja, das hast du. Mein schlechtes Gewissen wird dadurch nicht besser. Wenn du also möchtest, dass ich von hier verschwinde, dann sage es nur häufiger.«

      Sie lächelte dabei und ihre Augen funkelten.

      »Okay! Ich habe verstanden. Kein Wort mehr darüber. Also dann bis später.«

      Sie nickte und er schloss die Tür. Beim Hinuntergehen überlegte er, wen er alles anrufen müsste, um seine Verabredungen für diese Woche abzusagen. Er wollte die ganze Zeit für Julia reservieren. Nicht, dass sie seine Traumfrau war. Nein! Er liebte den Konkurrenzkampf, vor allem, wenn er als Sieger hervor ging. Er hatte Kevin beobachtet. Er war ein ebenbürtiger Gegner und er zeigte starkes Interesse an Julia. Das reichte, um seinen Jagdinstinkt zu wecken.

      Er wollte sie haben!

      Er wollte sie besitzen!

      Er bekam immer das, was er wollte!

      Kevin bog an der Ausfahrt links ab und fuhr in Richtung Aberdeen. Er musste ständig an Julia denken. Er hatte schon lange nicht mehr das Gefühl gehabt, eine Frau zu begehren. Bei ihr war alles anders. Mit ihr hätte er die ganze Nacht verbringen wollen. Ein Lächeln legte sich um seinen Mund. Sie machte ihn verrückt und er spürte, wie sein Verlangen wuchs, sie in die Arme zu nehmen, sie zu küssen und noch vieles mehr. Wie war das nur möglich, nach so kurzer Zeit? Er glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick, jedoch fühlte er sich in ihrer Gegenwart so unbeschwert, als wenn er sie schon ewig kannte. Und nun war sie bei dem Widerling und er fuhr nach Hause. Wut kam in ihm hoch und er umfasste das Lenkrad so stark, dass seine Finger fast schmerzten. In seinen Gedanken sah er Liam, wie er versuchte sich Julia zu nähern.

      »Verdammt!«, schrie er laut.

      Er griff sich ins Haar und holte tief Luft. Bevor er sich jedoch weiter Gedanken über Liam und Julia machen konnte, bog er bereits in die Einfahrt von Jacks Haus. Er wollte auf dem direkten Weg in sein Zimmer gehen, wurde aber von Jack im Flur aufgehalten. Es passte ihm gar nicht. Er wollte seine Ruhe haben und einfach nur an Julia denken.

      »Na? Ist alles glatt gegangen?«

      »Hm. Allerdings war der alte Lord wirklich nicht da. Nur sein Sohn«, blaffte er Jack an und verzog das Gesicht.

      »Ich hatte Recht, stimmt’s? Er ist ein Idiot!«

      Kevin nickte und wollte gehen.

      »Warte. Wollen wir noch zusammen was trinken?«

      Jack war neugierig und wollte noch mehr über seinen Tag mit Julia wissen. Kevin lehnte ab.

      »Nein, heute nicht. Ich muss mir noch ein Skript durchlesen.«

      Was ja irgendwie auch stimmte. Die Gedanken an Julia behielt er für sich. Die wollte er nicht teilen. Auch nicht mit seinem Freund.

      »Sie gefällt dir, stimmts?«

      Diese Frage überraschte ihn nicht sonderlich. Diese Frage stellte Jack immer und er gab darauf nie eine Antwort. Doch zu seiner eigenen Überraschung gestand er diesmal: »Oh ja!«

      Julia betrat das Schlafzimmer. Auch hier alte schwere Möbel und ein riesiges Bett; da passten bequem 3 Leute hinein. Alles war geschmackvoll aufeinander abgestimmt und sehr liebevoll eingerichtet. Nicht ihr Geschmack, aber sehr beeindruckend. Das Fenster hatte hier, im Gegensatz zum Wohnzimmer, schwere Übergardinen, die farblich zur Bettwäsche passten. Sie packte ihren Koffer aus und legte sich aufs Bett. Sie griff nach ihrem Smartphone und wählte die 1.

       »Hi Kleines, bist du jetzt beim Lord?«

      Das ‚Kleines‘ überhörte sie freundlich, da sie ja dafür grünes Licht gegeben hatte. Rose