Der Busfahrer schaute sich noch mal den Platz an und stieg ein. Er war zufrieden, dass wir keinen Abfall zurückgelassen haben. Frau Kofer nahm das Mikrofon, sie drehte sich zu uns um und lehnte sich an ihren Sitz, sie sagte dem Busfahrer, er könne anfahren. Sie erklärte uns die Fahrtroute und erzählte, dass wir demnächst nach Ofterburg kämen, dort wäre der Bulde-Verlag zu Hause, der mit einigen Zeitschriften immer größer würde. Sie sagte: „Glücklicherweise dürfen unsere Zeitungen und Zeitschriften heute über alles berichten und alles schreiben, wir haben in unserer Demokratie, Pressefreiheit. Sie dürfen allerdings nicht lügen oder die Unwahrheit berichten, sonst kann man sie vor Gericht verklagen. Pressefreiheit gibt es in Deutschland noch nicht lange. Dank der Pressefreiheit könnt ihr euch im Radio, in Zeitungen, Zeitschriften und Magazine über alles informieren. Bevor wir unser jetziges Grundgesetz hatten, waren unter Hitler die gesamte Presse und alle Rundfunkanstalten gleich geschaltet. Journalisten durften nur schreiben, was Hitler und seinem Propagandaminister gefiel. Künstler durften nur das Malen, was die Nazipartei erlaubte, alles andere nannten die Nazis entartete Kunst. Sogar Bücher von bekannten Schriftstellern wurden öffentlich verbrannt. Bitte seid wachsam und achtet immer darauf, dass unsere Pressefreiheit und die Kunst niemals eingeschränkt, oder verboten werden.“ Als wir durch Ofterburg fuhren, erklärte uns Frau Kofer wie die Rheinebene entstand und wie sich der Rhein, durch das Mittelgebirge einen Flusslauf gebahnt hat und das Gebirge, das wir rechts und links sehen konnten, durchtrennt hat. Deshalb haben wir auf der deutschen Seite den Schwarzwald und auf der französischen Seite die Vogesen. Die Berge der beiden Mittelgebirge sind fast gleich hoch, der höchste Berg der Vogesen heißt Grand Ballon und ist 1424 m hoch, der höchste Berg des Schwarzwaldes ist der Feldberg, er ist 1493 m hoch. Der Rhein, bildet die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Man sagt der Rhein hätte schon viele Kriege zwischen Deutschland und Frankreich erlebt. Liebe Kinder, dem Rhein waren unsere Kriege gleichgültig, er hat das Blut der Menschen mitgenommen und ins Meer gespült, es waren immer Menschen die Kriege angefangen und darunter gelitten haben. Leider wurden die meisten Kriege von Deutschland begonnen. Bitte hört mir jetzt zu, glaubt keinem Politiker und keinem General, der sagt, ein Krieg wäre notwendig. Kein Krieg hat Probleme gelöst, sondern immer neue Probleme geschaffen. Bitte bleibt wachsam, Deutschland darf nie wieder einen Krieg beginnen. Wenn ihr euer ganzes Leben lang an diesen Satz denkt, dann dürft ihr alles Andere was ihr bei mir gelernt habt, vergessen. Trotzdem möchte ich euch noch etwas über diesen schönen Fluss erzählen, den ihr gerade seht. Der Rhein entspringt in den Schweizer Alpen im Gotthard Massiv auf einer Höhe von 2345 m. Er fließt durch die Schweiz und Liechtenstein. Nach dem Rheinfall bei Schaffhausen fliest er durch Basel. Bei Lörrach fliest er nach Deutschland. Er wird immer größer und breiter und bildet wie erwähnt, die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Insgesamt ist der Rhein 1320 km lang. -Diese Erklärung unserer Lehrerin blieb mir in Erinnerung, als ob es gestern gewesen wäre, dabei sind inzwischen Jahre vergangen.- Er mündet bei Leine in die Nordsee. Frau Kofer erklärte uns die wunderschönen Landschaften. In der rheinischen Tiefebene sahen wir Weintrauben. Sie erklärte uns wie aus den Trauben Wein gekeltert wird und wie man früher mit den Füßen Wein kelterte. An der Rheinbrücke in Kerblingen hielt unser Bus, zunächst schaute ein deutscher Zöllner in Bus und zählte die Schüler. Er stempelte die Namensliste und ging mit unserer Lehrerin in das französische Zollgebäude dort legte sie die Namensliste erneut vor. Ein französischer Zöllner kam in unseren Bus. Er war sehr nett und sprach mit unserer Lehrerin. Ich hörte zum ersten Mal, dass sie französisch sprach. Wir bemerkten, dass unsere Lehrerin dem französischen Zollbeamten gefiel. Er war überrascht, dass sie französisch sprach und wünschte uns auf Deutsch: „Einen wunderschönen Tag in Frankreich und eine gute Fahrt mit unserer netten Lehrerin“. -Der Grenzübertritt zwischen Deutschland und Frankreich war damals noch etwas Besonderes. Als ich 1968 in Mulhouse Geschäftsführer einer kleinen Firma wurde, erinnerte ich mich jedes Mal bei der Einreise nach Frankreich an unseren Schulausflug. Wenn ich heute über die Rheinbrücke fahre, freue ich mich einerseits über das vereinte Europa, andererseits vermisse ich das Ritual des Grenzübertritts. Frankreich hatte in den 50er und 70er Jahren noch gelbe Leitlinien auf den Straßen, sowie gelbes Scheinwerferlicht, sowie bunte französische Francs. Das alles gehörte lange Zeit für mich zu Frankreich. In einem friedlichen Europa, ohne Feinde zu leben ist wohl die größte Errungenschaft unserer Generation. An die Besonderheiten der Straßen und der Fahrzeugbeleuchtung erinnere ich mich gerne zurück.- Der nette französische Zöllner gab uns noch einen Tipp, wo wir in Straßburg gut und preisgünstig essen könnten. Gleich nach der Grenze hielt der Bus nochmals vor einer Bank, unsere Lehrerin wechselte Deutsche Mark in französische Francs und zeigte uns einige der bunten Scheine.
Linde sah mich an und sagte: „Unsere Eltern dachten, die Menschen, die wir auf der Straße sehen, wären unsere Feinde.“ Wir waren alle zum ersten Mal im Ausland. Ich lehnte mich an Linde, sah aus dem Fenster und streichelte sie. Ich sagte: „Außer den gelben Strichen auf der Straße und den kleineren Verkehrszeichen sieht alles fast aus, wie bei uns. Schau die Frauen und die Kinder auf der Straße, könntest du auf sie schießen und einem Führer glauben, dass die Menschen unsere Feinde wären. Der Busfahrer hatte sich etwas verfranzt, weil die Wegweiser anders waren als bei uns. Er hielt an, unsere Lehrerin stieg aus und fragte einen Polizisten. Der Flic, so nennen Franzosen ihre Polizisten, stieg in unseren Bus und erklärte die Strecke. Frau Kofer übersetzte, der Busfahrer hatte alles verstanden und fuhr los. Wir kamen in das kleine elsässische Städtchen Polstheim. Frau Kofer zeigte dem Fahrer den Weg, wir hielten vor der Hofeinfahrt eines hübschen Bauernhofes. Familie Kuefer kam in Hof gerannt und begrüßte uns als wir ausstiegen. Ich hatte Helga sofort erkannt, sie kam mir noch hübscher vor. Sie trug elsässische Tracht und hatte ihre kleine Tochter auf dem Arm. Als ich Helga begrüßte, schaute sie mich lange an und sagte: „Du bist groß geworden und siehst sehr nett aus, darf ich dich in meine Arme nehmen, oder genierst du dich. Lindtraud lachte und sagte: „Der geniert sich nie.“ Helga legte mir ihr Töchterchen in Arm und küsste Rosanna. Sie sagte du bist eine Schönheit geworden. Ich war total überrascht, als das kleine Mädchen mich anlächelte. Ingrid sagte: „Sie heißt Alissia, aber ihr könnt Lisa zu ihr sagen.“ Als Helga mich umarmte, legte ich die kleine Lisa in Rosannas Arm. Ich sagte leise zu Helga: „Du riechst, wie damals.“ Helga lächelte und flüsterte: „Du musst mich wieder loslassen.“ Linde wollte Lisa ebenfalls auf den Arm nehmen. Rosa reichte ihr das kleine Mädchen.“ Helga sagte: „Du hast ein wunderschönes