Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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mir unsere Verschprechen haldet. Ich sag dir noch was, als wir Eisenbahn schpielten, on d' Frau Kling der Alina und ihrer kleine Schwester d' Rock hoch zoge on d’ Schlüpferruntergstreift hat, isch dr Louis on dr Harald weglaufe, damit d’ Alina sich nit geniert.“ Erhard meinte: „Des überrascht mi, wo dr Louis sonscht jedem hopsende Rock noch guckt.“ Erhard fragte: „Warum hat dr Alina ihr Mutter ihr den Arsch versohlt?“ Ros erzählten es ihm und er sagte: „Wenn i mein Arsch voll krieg, no zieht mir mei Vater au immer mei Hos aus. Au mei Mutter sagt, wenn i dir mit meim Stock auf dei Lederhos hau, no schpürsch du doch fast nix, deshalb schlaget meine Eltern mi au immer auf de nackte Arsch.“ Rosa fragte, wer mit Schlägen bestraft würde und wem der nackte Po versohlt würde. Es waren nur zwei Mädchen, die keine Schläge bekamen, Rosa und Katharina. Zwischenzeitlich brachte uns Schorsch Bratwurst und Apfelsaft. Alle aßen und tranken mit Genuss. Gerda kam mit Frau Kofer, ich sah, dass sie geweint hatte. Am liebsten hätte ich sie getröstet. Sie gab sich gelassen und sagte: „Alina geht es besser, sie hatte einen Schutzengel. Ich habe von Schorsch erfahren, dass ihr versprochen habt, Alina nie zu erzählen, dass einige von euch, sie ohne ihre Sporthose gesehen haben. Dafür danke ich euch, ihr seid die tollste Klasse der ganzen Welt. Ich muss euch noch was sagen, manche von euch wissen, Alina hat eine sehr strenge Mutter, deshalb sagte sie nicht, dass wir heute Baden gehen. Sie hat, wie einige von euch, keinen Badeanzug und hat heimlich ihre Turnsachen angezogen. Sie fand es in dem See unglaublich schön, denn sie war erstmals beim Baden. Sie blieb lange im Wasser, als sie fror und raus wollte bemerkte sie, dass ihr an der Sporthose wahrscheinlich der Gummi gerissen war, deshalb bückte sie sich und suchte unter Wasser ihr Sporthöschen. Sie rutschte aus und geriet in Panik und wäre fast ertrunken. Bitte seid auf unserem Schulausflug besonders nett zu ihr. Sie hat Angst, dass ihre Mutter sie zu unserem Ausflug nicht mitgehen lässt, wenn sie erfährt, was heute geschah. Deshalb habe ich eine Frage und eine Bitte, wer von euch kann unserer Alina seine Sporthose schenken, damit Frau Kling nichts bemerkt?“ Reinhild stand sofort auf und sagte: „Ich bin fast gleich groß wie d' Alina und schenke ihr meine Sporthose, sie ist zu Hause, denn ich hatte meinen Badeanzug an.“ „Reinhild“, sagte Frau Kofer, „das ist lieb von dir, ich kaufe dir bei deiner Mutter eine neue. Da es jetzt schon ein wenig spät geworden ist, möchte ich euch einen Vorschlag machen. Ich fahre mit Gerda und Reinhild nach Larenbuch um mein Auto zu holen. Gerda und ich werden einige Male fahren um euch nach Hause bringen. Als Schorsch dies hörte meinte er: „I hol den Kleinlaschter von meim Vater, die Kinder könnet sich auf die Pritsche setzen, dann fahre ich die Kinder gemütlich in Schulhof, von dort kann jeder nach Hause gehen.“ Unsere Lehrerin bedankte sich bei Schorsch. Gerda fuhr mit Frau Kofer, Dr. Tina, Reinhild und Alina nach Larenbuch. Ich hörte wie Reinhild sagte: „AIina ich hole für dich zu Hause meine Sporthose, damit dei Mutter nix merkt.“ Alina umarmte Reinhild und sagte: „Du bisch ganz arg lieb und i dank dir dafür.“ Als Schorsch den Kleinlaster vorfuhr, kletterten wir auf die Pritsche. Er sagte: „Ihr müsst euch auf den Boden der Pritsche setzen, ich habe deshalb eine Decke hingelegt. Es darf keiner von euch aufstehen. Ich sehe alles in meinem Rückspiegel, wenn nur einer aufsteht halte ich an und ihr müsst laufen. Das ist keine Bosheit von mir. Denn was wir tun ist verboten, ich darf keine Personen auf der Pritsche befördern und deshalb darf euch niemand auf der Pritsche sehen. Wenn eine oder einer dabei ist, der zugempfindlich ist, kann er oder sie bei mir vorne sitzen.“ Gisela Wiekler, unsere Musikerin fragte: „Darf ich vorne sitzen, ich habe Husten?“ Linde saß ebenfalls bei Schorsch, weil sie früher aussteigen musste. Schorsch fuhr langsam, damit uns nicht kalt wurde. Schorsch hielt an der Weggabelung und ließ Linde aussteigen. Sie winkte uns und rannte nach Hause. Ich hatte mich ganz vorne mit dem Rücken zum Fahrerhaus gesetzt, denn ich wollte durchs Fenster beobachte, wie Schorsch fuhr. Neben mir saß Rosa und Katharina. Katharina hatte sich dicht neben mich gesetzt und ihren Rock über meine Lederhose gelegt. Ich spürte ihre Hand, die durch den Schlitz in meine Hose kroch. Rosa lehnte sich an mich und hatte die gleiche Idee. Ich rückte deshalb sehr entschieden von Katharina weg und zu Rosa. Katharina bemerkte es und zog ihre Hand zurück. Der alte Diesel LKW machte einen fürchterlichen Lärm, deshalb schrie ich Katharina ins Ohr: „Es ist nicht bös gemeint, aber es wäre blöd gewesen, wenn Rosa deine Hand gespürt hätte.“ Katharina nickte und drückte meine Hand. Durch den Umweg, den Gerda fuhr, kamen wir gleichzeitig im Schulhof an. Alina war ausgestiegen, sie hatte Reinhilds Sporthose bekommen und sagte fröhlich: „Louis, wir könnten zusammen nach Hause gehen, aber wie du weißt, würde mich meine Mutter dann verhauen.“ Ich sagte: „Wir können uns beim Schulausflug unterhalten, wenn es deine Mutter nicht sieht“. Frau Kofer fragte: „Alina, soll ich dich nach Hause bringen und mit Deiner Mutter reden?“ Das wollte Alina jedoch nicht. Gerda stieg aus dem Auto, dachte sich wohl nichts, nahm mich in ihre Arme und sagte: „Vor lauter Aufregung konnte ich dir nicht mal Grüß Gott sagen, dafür sage ich dir jetzt auf Wiedersehen.“ Sie küsste mich auf die Wange. Als ich errötete, fiel es Gerda auf, dass fast alle Kinder meiner Klasse uns zusahen, deshalb errötete sie ebenfalls. Dr Tina hatte bemerkt wie peinlich mir der Abschied von Gerda war und verabschiedete sich mit Handschlag. Erhard sagte: „Man kann sich nur wundern, aber er isch halt en Weiberschmecker on hat en Schlag bei dene Weiber.“ Das wiederum fand Rosa dann doch doof und sagte zu Erhard: „Du bisch bloß neidisch.“ Rosa fragte mich, ob ich sie nach Hause bringen würde. Das tat ich gern. Katharina sagte, ich hab noch Zeit und begleite dich auch. Rosa sagte leise: „Vielleicht sind meine Eltern nicht da, lass dir dann was einfallen, wie wir Katharina loswerden.“ Als wir bei der Bäckerei vorbeikamen, saß der User wieder auf der Bank. Rosa sah ihn und rief: „Leopold i han heut überhaupt keine Zeit, aber vielleicht kannsch d' Katahrina heim begleite, die braucht en Beschützer.“ Als wir bei Rosa zu Hause waren, sagte ihre Mutter: „Louis, wenn du nicht gleich heim musst, kannst du reinkommen. Ich habe Fleischküchle, vielleicht wollt ihr eines essen. Wir gingen zunächst in Rosannas Zimmer. Frau Friedrich rief uns ins Esszimmer, sie hatte Fleischküchle gewärmt und uns dazu Kartoffelsalat geschöpft. Da wir zu Hause selten Fleisch aßen, war ich von den Fleischküchle begeistert und sagte es natürlich. Frau Friedrich setzte sich neben mich und gab mir noch ein Fleischküchle. Meine Mutter hatte mit Herrn Friedrich gesprochen, weil ich ein Zahnproblem hatte, deshalb bat mich Frau Friedich, ihr zu zeigen, welcher Zahn komisch wachsen würde. Ich genierte mich etwas, zeigte ihr dann den Zahn, der im Kiefer keinen Platz fand und deshalb aus dem Gaumen wuchs. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände, und schaute sich den Zahn an, der zu wachsen begann. Sie sagte: „Wenn der Zahn weiter raus gewachsen ist, wird mein Mann ihn ziehen.“ Ich machte wohl ein ängstliches Gesicht, denn sie umarmte mich und sagte, du bekommst eine Spritze, es wird dir nicht weh tun. Als sie mich in ihren Armen hielt, Rosas Mama roch fast wie ihre Tochter, ich lehnte meinen Kopf an ihre Brust. Rosanna sah mich an und sagte: „Du Mutter, der Louis denkt nicht mehr an sein Zahn, der denkt gerade an dich.“ „Aber Rosanna“, sagte ihre Mutter, „was denkst du denn, ich glaube, dass sich jedes Kind vor einem Zahnarzt fürchtet, wenn es hört, dass man ihm einen bleibenden Zahn ziehen muss, der Louis ist ängstlich, der denkt an seinen Zahn.“ Sie drückte mich noch mal an sich und sagte: „Ich werde dabei sein, bitte glaube mir, es gibt gute Spritzen, es wird dir wirklich nicht weh tun.“ Ich bedankte mich bei Frau Friedrich und sagte: „Das Essen war ausgezeichnet¸ ich werde noch lange an die wunderbaren Fleischküchle denken.“ Rosa brachte mich zur Türe und sagte lachend: „Du denksch überhaupt nit an Fleischküchle, du denksch an mei Mutter.“ Ich sah Rosa an und sagte: „Du bisch deiner Mutter sehr ähnlich, du riechsch fascht wie sie, du hast auch so schöne schmale Hände. Wenn du dreißig wirsch, bisch du sicher auch die schönste Frau vom Dorf, oder vom Land, oder vielleicht von der ganze Welt.“ Rosa sah mich mit ihren blauen Augen fassungslos an. Als sie etwas sagen wollte, rannte ich nach Hause und erzählte meiner Mutter, was geschah und sagte: „Du darfst mit niemand darüber sprechen, unsere Klasse versprach, die Geschichte niemand zu erzählen, aber dich nehme ich von meinem Versprechen aus.“ Meine Mutter küsste mich und sagte: „Als ich sah, wie Alina heimkam, habe ich auf dich gewartet.“ Ich erklärte meiner Mutter, dass Alina von Gerda mit dem Auto nach Hause gebracht wurde und wir erst später vom Ochsenwirt mit dem Lastwagen zum Schulhof gebracht wurden. Am Dienstag übten wir in der Schule unser Theaterstück: „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephrahim Lessing. Da wir schon oft geprobt hatten, kannten alle ihre Rollen auswendig. Unsere Lehrerin hatte in das Stück mehr Figuren eingebaut, damit alle Kinder mitspielen konnten. Glücklicherweise musste ich keine Rollen lernen, denn ich durfte nach dem Theaterstück,