Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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Mädels gefielen ihr, sie jauchzte und lachte. Frau Kofer sagte: „Bitte seid mit dem kleinen Mädchen vorsichtig.“ Jetzt lernte ich Helgas Mann kennen. Er war nett und sagte: „Helga hat viel von Larenbuch erzählt.“ Helga stellte ihren Mann vor und sagte, er heißt Fabien. Wir unterhielten uns ziemlich laut, denn wir waren aufgeregt. Esther bat uns, etwas disziplinierter zu sein. Wir gehorchten sofort. Esther Kofer fragte: „Helga bitte komm mit deinem Mann zu unserer Abschlussfeier auf den Forchenmühl.“ Helga versprach anzurufen. Das Wetter war schön, deshalb konnten wir uns im Hof auf Bänke setzten. Die Familie von Helga hatte lange Holztische mit Bänken im Hof. Sie hatte für uns ein Essen vorbereitet. Vor dem Essen zeigte Helga einigen von uns den Bauernhof. Es gab einen Tümpel in dem Enten schwammen, daneben floss ein Bächlein durch verschiedene Teiche. Helga sagte, hier würde ihre Familie Forellen züchten. Es gab natürlich auch Kühe, Schweine und Hühner. Helga fragte Rosanna ganz leise: „Bist du mir noch böse, wegen damals? Bei Louis weiß ich, dass er mir verziehen hat.“ Rosanna meinte: „Du, ich bin dir schon lange nicht mehr böse, aber verstehen kann ich es nicht. Beim Louis musst du dich nicht wundern, du bist so hübsch, er würde vergessen, dass er dir jemals böse war.“ Linde ließ sich den vielseitigen Bauernhof von Fabien erklären. Das interessierte deutsche Bauernmädchen gefiel ihm, er nahm sich Zeit und erklärte ihr den Hof. Er sagte: „Ich glaube, dass wir in Zukunft mit einem Bauernhof nur überleben können, wenn wir nicht nur Landwirtschaft betreiben. Wir müssen nicht nur Fische, Gänse, Enten, Hühner, Schafe und Kühe züchten. Wie du siehst, keltern wir auch hochwertige elsässische Weine. Vielleicht schaffen wir uns noch Pferde an, um den Menschen zu zeigen, wie schön ein Bauernhof ist.“ Lindtraud himmelte ihn an und sagte: „Ich habe darüber auch nachgedacht. Ich würde mich gerne mit ihnen darüber unterhalten.“ „Lindtraud“, antwortete Fabien, „das freut mich, bitte sag du zu mir. Wir sind verwandte Seelen, wohnst du in Larenbuch?“ Linde strahlte ihn an und sagte: „Ich habe mich schon mit meinen Eltern unterhalten, aber sie verstehen nicht, was ich meine.“ Fabien sagte: „Mir ging es anfangs ebenso, jetzt sind sie froh, dass wir vieles geändert haben. Wenn du im Schwarzwald deinen Bauernhof später verändern möchtest, helfen wir dir. Wir haben Erfahrung gesammelt, du kannst negative Erfahrungen vermeiden. Meine Frau freut sich sicher, wenn wir einem so netten Mädel aus ihrem Dorf helfen.“ Linde wich nicht mehr von Fabiens Seite. Sie erzählte ihm von ihrer Idee mit den Feriengästen auf einem Bauernhof.“ Ich konnte Linde verstehen, Fabien war ein klasse Typ. Ich wurde fast ein wenig eifersüchtig. Unsere Lehrerin bemerkte es und sagte leise: „Louis, Linde gehört nur sich und nicht dir.“ Fabien nahm Linde auf den Arm und küsste sie. Lindtraud lachte ihn an und gab ihm einen Kuss auf den Mund, der ihn ein wenig verlegen werden ließ. Helga sagte: „Siehsch, deutsche Mädels sind überhaupt nicht prüde und Kinder haben nichts gegen Franzosen.“ Wir genossen es, im Hof des wunderschönen und traditionellen Bauernhofes im Elsass zu sitzen. Heute würde man sagen, es wäre eine elsässische Besenwirtschaft. Wir saßen gemütlich im Schatten einer Laube, tranken naturtrüben Traubensaft aus eigener Herstellung und aßen elsässischen Flammkuchen, der damals in Deutschland noch unbekannt war und wunderbar schmeckte. Lindtraud wollte von Helga das Rezept. Helga erzählte uns die Geschichte des Flammkuchens: „Wenn die Bauern ihr Brot backen, wissen sie nicht genau, wie heiß der mit Holz beheizte Backofen ist. Sie nehmen vom Teig dünne Streifen und bestreichen diese mit dicker saurer Sahne, legen Speck und Zwiebelstreifen drauf und schieben die dünnen Streifen in Backofen. Wenn der Holzbackofen heiß ist, werden die dünnen belegten Streifen knusprig. Die Bauern erkennen, dass sie jetzt im Ofen Brot backen können. Als sich Lindtraud das Rezept aufgeschrieben hatte, sagte Fabien: „Linde du bekommst von uns die Genehmigung, und darfst dein Gebäck „Elsässer Flammkuchen“ nennen und wirst die erste Bäuerin im Schwarzwald, die diese Spezialität anbietet. Dein Backofen muss allerdings sehr heiß sein und du musst für den Flammkuchen Weizenmehl nimmst, weil ihr Roggenmehl für euer Brot verwendet. Ingrid hatte ihr Töchterchen schlafen gelegt und sich zwischen Rosanna und mich gesetzt, sie sagte leise: „Bisch du uf mein Ma vielleicht eifersüchtig, weil er d' Linde küsst hat?“ Rosanna sagte leise: „Ingrid, ihr könnt tausche, weil dr Louis die fascht wegguckt. Bitte verschprich uns, dass du mit deim Fabien zu unserer Abschlussfeier kommsch. Es wär so toll, wenn au Franzose dabei wäret, no dätet d' Leut endlich säh, dass es zwischen uns keine Feindschaft mehr gibt. I weiß no wie d' Leut über dich gschwätzt hen, als du en Franzos g' heiratet hasch.“ Fabien und unsere Lehrerin hatten zugehört. Fabien sagte: „Linde, wenn du mir deinen Bauernhof zeigst, dann kommen wir zu eurem Schulfest.“ Linde lehnte sich an ihn und sagte: „Wenn ihr kommt, zeige ich euch was du willst.“ Fabien wandte sich an Frau Kofer und sagte: „Können sie uns ein Zimmer in einem Gasthof bestellen, wir übernachten natürlich und fahren nachts nicht zurück.“ Esther freute sich und schrieb ihm die Adresse vom Ochsen auf, Helga kannte den Gasthof. Linde gab Fabien die Telefonnummer und sagte zu Helga: „Du kennst sicher den Gerner-Bauernhof, aber mir telefonieret. Du hasch en arg nette Mann, vielleicht darf i dir au en Kuss gebe.“ Helga freute sich ihren Heimatdialekt zu hören und küsste Linde. Ich wäre gerne länger geblieben. Wir wollten nach Straßburg, deshalb mussten wir uns von der netten elsässischen Familie verabschieden. Helgas Schwiegermutter sagte: „Helga, fahr doch mit, das tut dir gut, dann kannst du den deutschen Kindern Straßburg zeigen. Wir geben dir unsern kleinen Renault, dann zeigst du dem Omnibus den Weg und fährst voraus. Fast alle Kinder nutzen die Toiletten der „Besenwirtschaft“. Als Rosanna und ich uns verabschiedeten, sagte die Schwiegermutter von Ingrid in ihrem elsässischen Dialekt: „Jetzt kann ich Helga verstehen, warum sie immer noch an die Kinder aus ihrem Kindergarten denkt und manchmal von euch spricht, ihr seid wirklich arg nette Kinder. Wenn ihr mal wieder im Elsass seid, kommt bitte besucht uns, ihr seid immer herzlich willkommen.“ Rosanna sagte: „Meine Eltern haben inzwischen ein Auto, wir besuchen euch sicher und nehmen Louis und Lindtraud mit.“ Auf Rückfrage, erzählte Rosanna, dass ihr Vater Zahnarzt wäre. Sie sagte verschämt: „Er war auch mal ein Nazi, aber jetzt nicht mehr und er schämt sich dafür, meine Mutter war nie in der Nazipartei.“ Helgas nette Schwiegermutter sagte zu Rosanna: „Du musst keinem erzählen, dass dein Vater Nazi war und du musst dich dafür nicht schämen. Dein Vater war noch sehr jung, als er Nazi wurde und hat nicht richtig nachgedacht. Behalte das, wenn du in Frankreich bist, für dich. Deinem Vater sieht das niemand an, deshalb sprechen wir nicht mehr davon. Wir freuen uns, wenn ihr uns besucht. Schau, unsere Familie hieß früher mal Küfer, weil wir, wie viele Elsässer mal deutsch und mal französisch waren. Heute heißen wir Kuefer und jeder Franzose weiß, dass wir deutsche Vorfahren haben. Du siehst es geht uns gut im Elsass und in Frankreich. Jeder im Ort kennt Helga und weiß, dass sie aus Deutschland kommt, sie ist so freundlich und herzlich, dass jeder sie gern hat.“ Helga erklärte dem Busfahrer, dass sie, wenn er an einer Kreuzung, oder an einem Kreisverkehr warten müsse, immer nach der Kreuzung, mit ihrem Auto warten würde. Er könne auf dem Münsterplatz parken, dort wären Parkplätze für Omnibusse. Helga sagte: „Rosanna und Louis, es würde mich freuen, wenn ihr mit mir fahren würdet, dann muss ich nicht alleine fahren und wir könnten uns noch ein wenig unterhalten.“ Sie fragte unsere Lehrerin, ob sie es erlauben würde, dass sie ihr bis Straßburg zwei Kinder entführe. Esther Kofer hatte natürlich nichts dagegen. Von Polstheim bis Straßburg waren es nur 20 km, weil wir dem Bus den Weg zeigten, benötigten wir etwa 30 Minuten. Ingrid wollte mir ihr Auto ein wenig erklären, ich sagte: „Unsere Lehrerin hat das gleiche Auto.“ Ingrid fragte: „Wie kann sich in Deutschland eine Lehrerin ein Auto leisten.“ Ich sagte: „Ich glaube sie ist reich, denn sie hat uns die Busfahrt nach Straßburg bezahlt. Sie hat Verwandte in Amerika und das Wichtigste, sie ist die tollste und netteste Lehrerin der Welt. Rosanna und ich gehen nach den Ferien ins Gymnasium. Leider können wir unsere Lehrerin nicht mitnehmen. Helga, ich möchte mich mit dir eigentlich nicht über unsere Lehrerin unterhalten. Es interessiert mich, wie es dir in Frankreich geht. Du hast einen sehr netten Mann, eine süße Tochter und lebst in einer netten Familie. Geht es dir gut?“ Rosanna fragte: „Tante Helga, sie sind so nett und sympathisch, warum haben sie uns im Kindergarten so fürchterlich verhauen, manchmal sogar, ohne dass wir etwas dafür konnten und einmal, das weiß ich genau, haben sie Louis gehauen und behauptet, er hätte einen roten Kreidestrich an die Wand gemalt?“ Helga antwortete: „Liebe Rosanna, ihr wart sehr nette Kinder, ich hatte euch richtig lieb, ich weiß bis heute nicht, warum ich Kinder manchmal gerne geschlagen und fast gequält habe. Als ich verheiratet und schwanger war, hatte ich Angst vor mir und dachte, ich könnte