Spinnen-Feind. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847611585
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Soldat kannte seinen potentiellen Gegner. Für einen flüchtigen Augenblick lächelte der Franzose. Vielleicht war der unbekannte Feind aus den Tiefen des Weltalls endlich die Medizin, welche die Menschheit heilte und endgültig vereinte.

      Prenauld nahm sich ein Glas Tee und spülte die Trockenheit in seiner Kehle hinunter. Er würde heute Abend, bei der kleinen Feier für die Delegationen der Ausländer, darauf zu achten haben, dass kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Verdammt, er hielt ja selbst nichts von Alkohol. Im Dienst, wohlgemerkt. Aber eine Feier, ganz ohne? Aber man musste Rücksicht auf die Anhänger der verschiedenen Religionen nehmen. Auch wenn er aus den Akten wusste, dass einige der Gläubigen, zumindest in manchen Punkten, weit weniger streng, als andere waren. Nun, das stand auf einem anderen Blatt. Jetzt ging es erst einmal um die blanken Fakten und die waren unschön genug.

      “Lady”, er nickte einen kurzen Gruß zu General Tanja Olnarewa von der Russischen Föderation hinüber, “und Gentlemen, ich habe den vorläufigen Bericht der „Sonderkommission Todesstern” vorliegen. Bitte schalten Sie Ihre Zerhacker jetzt auf folgenden Code… ” Prenauld nannte aus dem Gedächtnis eine lange Kombination aus Zahlen und Buchstaben. Wortlos öffneten die Anwesenden ihre persönlichen Laptops und aktivierten Verschlüsselung und Dekodierung mithilfe des Codes. Prenauld nickte seinem Adjutanten zu, der die Dateien sofort auf die anderen Rechner übertrug. Bilder, Grafiken und Texte erschienen auf den Monitoren.

      “Der Bericht gliedert sich in drei Teile. Erstens, den Gefechtsbericht vom Mars, zum Zweiten in die Auswertung dieses Berichtes, und abschließend in erste Ergebnisse der Untersuchung des Fremdschiffes, und seines Insassen.”

      Das war etwas Neues und der General war sich bewusst, gerade eine kleine Bombe zum Platzen gebracht zu haben. “Ja, wir haben in dem kollidierten Schiff die Überreste eines Insassen gefunden. Doch dazu später.”

      Prenauld legte die flache Hand leicht auf den Konferenztisch. “Unsere Aufgabe wird es sein, den vorliegenden Bericht als Ausgangspunkt zu nehmen, um eine gemeinsame Vorgehensweise gegen die Fremden auszuarbeiten. Sowohl in strategischer, als auch taktischer Hinsicht. Inklusive der vorhandenen Ressourcen und der Planung für die künftigen.” Er lehnte sich zurück. “Natürlich nur als Rahmenrichtlinien. Wir machen als Militärs ja nur die Vorschläge, und jede Menge anderer Leute wird sich überlegen, wie sie umgesetzt werden können.”

      “Und ein paar andere Leute werden überlegen, wie sie die Vorschläge torpedieren können.” General Armstrong Howard, von den panamerikanischen Streitkräften, lächelte dünn.

      “Nun, ist das nicht immer so?” Prenauld erwiderte das Lächeln. “Aber diesmal ist einiges anders. Wir haben eine so offensichtliche Krise, dass auch die dümmsten Kritiker die Erfordernisse einsehen werden. Oder einfach überstimmt werden. Es geht nicht alleine um das Energum. Wir haben es hier mit einem Feind zu tun, dessen Absichten und Möglichkeiten wir derzeit kaum abschätzen können. Also, zum Bericht der Lancaster. Das Gefecht begann unmittelbar beim Einschwenken der Arkansas in den Marsorbit. Nach den Radaraufzeichnungen haben rund fünfzig Fremdobjekte die Schiffe, aus orbitaler Position heraus, angegriffen. Arkansas, das größte Militärschiff, wurde vom Gegner als Primärziel erkannt. Die Conestoga wurde wohl als Pendler identifiziert und somit als harmlos eingestuft. Vermutlich besaß der Feind bereits diesbezügliche Erfahrung durch die Vernichtung der Fuji-Maru. Die Arkansas erhielt, unmittelbar zu Gefechtsbeginn, derart folgenschwere Treffer, dass sie explodierte. Sie kam nicht einmal zu effektiver Gegenwehr. Hat wohl ein paar Schüsse abgegeben, aber keine Treffer erzielt.”

      Der Major-General räusperte sich. Die Arkansas war der Stolz der panamerikanischen Flotte gewesen. Mit ihren 120 Metern Länge das größte und modernste Raumschiff, von dem Träger Yorktown abgesehen. Aber innerhalb weniger Sekunden war das Schiff, mit seinen 27 Männern und Frauen an Bord, vernichtet worden.

      “Okay, weiter. Captain Lucas, die Kommandantin der Lancaster, berichtet, dass ihr Schiff und die Rapid das Feuer erwiderten. Die abgefeuerten Schiff-Schiff-Raketen wurden größtenteils abgelenkt. Treffer konnten nur beobachtet werden, wenn ein Geschoß senkrecht auf den Rumpf eines Gegners traf. Das haben die Videoaufzeichnungen ergeben. Wir wissen allerdings noch nicht, ob das an der Panzerung des Gegners liegt oder dieser über eine Art von Schutzschild verfügt. Die HE-Laser zeigten Wirkung, sind aber deutlich abgeschwächt, was ebenfalls auf eine Art Schutzschild hinweist. Rapid gelangen drei Abschüsse, Lancaster erzielte zwei. Dazu kommt das mit der Conestoga kollidierte Feindschiff.”

      Admiral Han von der Chinesischen Hegemonie stieß einen knurrenden Laut aus. “Kein gutes Verhältnis. Wie ich hier sehe, wurde die Yang-Tse nahezu zeitgleich mit dem Kreuzer Arkansas vernichtet. Leider, wie ich zugeben muss, ohne selbst Abschüsse erzielt zu haben. Das bedeutet, wir haben einen Kreuzer und zwei Zerstörer verloren. Der unbekannte Feind hingegen nur fünf, nein, mit dem Kollidierten sechs, Schiffe, von nur geringen Abmessungen.”

      “Nun ja”, warf General Ibn Daud, von der Arabischen Allianz des Wahren Glaubens, ein, “das ist vielleicht eine Bestätigung der These, das Trägergestützte Jagdschiffe schnell, effektiv und tödlich für Großschiffe sind.”

      Admiral Han blickte skeptisch. Vielleicht lag es daran, dass die Hegemonie bislang keinen Raumträger gebaut hatte. Obwohl alle raumfahrenden Nationen schworen, sich ausschließlich der friedlichen Nutzung des Weltraums zu widmen, gab es nun einmal bewaffnete Raumschiffe, und damit auch verschiedene Studien und Simulationen, die sich mit einer bewaffneten Auseinandersetzung im Weltraum befassten. Einige Thesen standen sich sehr konträr gegenüber. Das galt vor allem für die Verfechter großer oder kleiner Raumschiffe.

      Auch Prenauld mochte den Anblick majestätischer großer Schiffe lieber, als den der kleinen und wendigen Hornissen, welche als Jäger bezeichnet wurden. Aber es war nicht die Zeit, in Traditionen und Sehnsüchten zu schwelgen. Er warf einen Blick durch den holzgetäfelten Raum. An der Längswand waren die Fahnen der Mitgliedsstaaten der UN aufgereiht. In alphabetischer Reihenfolge, um keine Missgunst zu erwecken. “Schon interessant”, dachte der General, “dass wir, in solcher Situation, noch immer an unseren nationalen Klüngel denken können.”

      “Wie auch immer”, beendete der Franzose das sich entspannende Gespräch, zwischen Han und Ibn Daud. “Tatsache ist, wir haben Prügel gezogen. Aber ein wenig haben wir auch ausgeteilt, und das zeigt auf, dass unsere Waffen nicht wirkungslos sind. Das führt uns zum zweiten Teil des Berichtes. Die Analytiker bestätigen die beschränkte Wirkung unserer Waffensysteme. Ihre Reaktionsgeschwindigkeit ist hoch genug, um den schnell fliegenden Gegner zu bekämpfen, aber die Durchschlagskraft deutlich reduziert. Hierzu liegt eine Empfehlung der Forscher vor. Die Außenhülle der fremden Schiffe besteht aus einem blauen Metall, mit hoher Dichte und der Fähigkeit, Wärme in hohen Mengen zu absorbieren. Ähnlich der Hitzekacheln, die wir bei unseren Shuttles verwenden. Dabei ist das Metall sehr dünn. Man hat in Versuchen festgestellt, dass Quetschkopfgeschosse, also panzerbrechende Munition, das Material durchschlagen. Wenn wir also unsere Projektilwaffen und Raketen mit panzerbrechender Munition verwenden, sollten wir bessere Erfolge erzielen können. Einige Waffensysteme können problemlos umgestellt werden, andere erfordern aufwendigere Umbauten oder sogar einen Austausch.”

      “Bislang ging man auch davon aus, dass die Hüllen von Raumschiffen recht leicht zu knacken seien.” Admiral Han blickte auf den Bericht und brauchte nicht zu erwähnen, dass er diesbezüglich von den Hüllen irdischer Raumschiffe sprach. “Das bedeutet also, dass alle Kaliber unter 2,54 Zentimetern ausfallen, von Lasern einmal abgesehen.”

      “Das ist korrekt.” Prenauld wies die Teilnehmer der Konferenz auf einen anderen Punkt hin. “Hier steht, dass die, in Jagdmaschinen bevorzugten, Schnellfeuerkanonen vom Typ Gatling oder Vulcan am ehesten geeignet erscheinen. Die Waffen haben das erforderliche Kaliber, eine sehr hohe Feuerrate, von bis zu 8.ooo Schuss pro Minute, und, durch die eingebauten Exzenter, eine automatische Streuung, so dass geringe Ausweichbewegungen des Gegners abgedeckt werden.”

      “Gut.” Howard nickte zufrieden. “Über diese oder vergleichbare Systeme verfügt praktisch jedes Land. Sie können wahrscheinlich schnell und unkompliziert in die vorhandenen Schiffe eingebaut werden.”

      “Das