Spinnen-Feind. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847611585
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“Nun, wir werden nicht verfolgt, wie es scheint. Die Energieversorgung zu den Containern steht wieder, und wir haben nur leichter Verwundete an Bord. Wenn unser altes Mädchen hält, dann werden wir in drei Wochen an der ISS docken können.”

      “Wohl für längere Zeit”, knurrte der Erste Offizier. “Wir haben unverschämtes Glück gehabt. Im Gegensatz zu anderen.”

      “Ja”, erwiderte Hartford leise. “Im Gegensatz zu vielen anderen.”

      Kapitel 5 Las Vegas

      Die Funkmeldungen eilten den heimkehrenden Schiffen voraus. Trotz aller Versuche, der UNO und anderer Stellen, die Ereignisse zu bagatellisieren und die Ruhe aufrechtzuerhalten, schlug das ferne Ereignis im Marsorbit, auf der Erde wie eine Bombe ein.

      Svenja Nissen gehörte zu den Bürgerinnen, welche die Ereignisse relativ kalt ließen. Sie hatte ganz andere Sorgen, als eine Metzelei mit irgendwelchen Aliens. Darum würden sich die Regierung oder die UNO kümmern. Dafür wurden diese Leute ja schließlich bezahlt.

      “Also, ich weiß nicht, Hildrun”, stöhnte Svenja und wechselte unentschlossen zwischen den Angeboten des Internets. “Sollen wir uns den Mercedes „Eco-Vital“ oder lieber den Renault “Apart” holen? Was meinst du, Schatz?”

      Ihre Ehepartnerin scrollte skeptisch über die Informationen auf ihrem Smartphone. “Den mit dem niedrigeren Energum-Verbrauch. Hast du dir mal die Energum-Preise angesehen? Die gehen wie verrückt nach oben?”

      “Ach, wirklich?” Svenja zuckte mit den Schultern. “Das wäre der Mercedes. Aber findest du nicht auch, dass der Renault viel hübscher ist?”

      Ihr Gegenüber lächelte ironisch. “Ich glaube, das wird bald keine wesentliche Rolle mehr spielen.”

      Kapitel 6 UNSA-HQ

      “Es ist ein Desaster.” Unbewusst zitierte Dr. Verenkötter den Captain der heimkehrenden Conestoga. “Ein absolutes Desaster.”

      Brigade-General Jean Prenauld war Befehlshaber der UNSA-Streitkräfte, die sich gerade zu formieren begannen. Dem Franzosen unterstand inzwischen das erste Regiment der UN-Marines, und sollte rasch erweitert werden, wenn sich das als erforderlich erwies.

      Die Vorbereitungen hierzu liefen auf Hochdruck. Die dänische Regierung stellte der UNSA eine kleine Kaserne zur Verfügung, da sich diese leichter abschirmen und schützen ließ, als das bislang genutzte Hochhaus. Man war bereits dabei, die zusätzlich erforderlichen Einrichtungen zu installieren. Vornehmlich leistungsfähige Funkgeräte und Hochleistungsrechner. Dazu die notwendigen Datenverbindungen und Verschlüsselungssysteme.

      Zum ersten Mal besaß Prenauld die direkte Befehlsgewalt über die irdischen Raumschiffe, die bald offiziell in die provisorische UN-Raumflotte übergehen sollten. Wenigstens solange, wie man immer wieder einschränkend betonte, bis die Versorgung vom Mars wieder gesichert war. Jean Prenauld hatte dezent darauf hingewiesen, dass er sich in der unerfreulichen Situation befand, als einfacher Brigade-General Befehle an weit höherrangige Generäle und Admiräle erteilen zu müssen. Er rechnete durchaus damit, dass ihm die derzeitige Situation den zweiten Stern einbrachte. Freude empfand er darüber allerdings nicht, denn die Berichte über das Gefecht beim Mars waren niederschmetternd.

      Im Augenblick saß er, gemeinsam mit den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates, im Konferenzraum des Hochhauses und während um sie herum die Vorbereitungen des Umzugs liefen, beriet man hier über die aktuelle Lage.

      Nun nickte Jean Prenauld bekräftigend zu den Worten Verenkötters. “Absolut, Ladies und Gentlemen. Man muss es fraglos als Desaster bezeichnen. Arkansas, Rapid und Yang-Tse sind vernichtet. Die Lancaster beschädigt.” Er warf einen Blick auf sein Notepad. “Sie wird mindestens drei Wochen im Dock benötigen. Conestoga fast Schrottreif. Fast dreihundert tote Marines und knapp achtzig Tote auf den Schiffen. Mehr als dreißig Verwundete.”

      “Das meinte ich nicht”, entgegnete Dr. Verenkötter pikiert. Er wies symbolisch auf das Panorama von Kopenhagen. “Das da. Das ist das Desaster. Das Gerücht, es könne bald kein Energum mehr geben, schürt Angst vor Versorgungsengpässen. Nicht alleine wegen einer Energieknappheit. Das ganze Transport- und Verkehrswesen ist von dem verdammten Energum abhängig. Gibt es kein Energum, dann gibt es auch keine Warenlieferungen. Die Menschen wissen das sehr genau. Oder doch einige von ihnen, und die ziehen die anderen mit. Die Leute reagieren mit Hamsterkäufen. Die haben die Regale in den Geschäften so schnell leergefegt, dass unsere Sicherstellungsmaßnahmen fast zu spät eingesetzt haben. Die erforderlichen Rationierungen sorgen jetzt für erhebliche Unruhen und bestätigen natürlich die Gerüchte über eine Energum-Krise. Die Kriminalitätsrate rast förmlich nach oben.”

      „Wie kann das sein?“, fragte ein Ratsmitglied betroffen. „Wir haben die Informationen vom Mars doch erst vor Kurzem erhalten und eine Nachrichtensperre verhängt.“

      „Die Medien verfügen nun einmal über ihre Quellen und stürzen sich gerne auf eine Sensation, wie sie eine mögliche Energum-Knappheit darstellt.“

      “Und dann diese Aliens, die uns das alles eingebrockt haben.” Cynthia Rodriguez nippte an ihrem Kaffee. “Mein Gott, wir haben seit Jahrzehnten Signale ausgesandt und Kontakt gesucht. Nichts haben wir gefunden.”

      “Nun”, entgegnete Prenauld lakonisch, “es sieht ganz so aus, als hätten die Aliens nun uns gefunden. Und sie scheinen nicht gerade freundlich.”

      Al Schihar, der Repräsentant der Arabischen Allianz lächelte. “Es ist ein tiefer Sturz für den Menschen, der sich für die größte Schöpfung des Universums gehalten hat.”

      “Nun, es wird auch ein tiefer Sturz für die bescheideneren Menschen sein”, warf der General zurück.

      Al Schihar zuckte mit den Schultern. “Allahs Wege sind oft unergründlich und Er prüft die Seinen. Aber mit Seiner Hilfe werden wir diese Prüfung bestehen.”

      Mbuto Sangales räusperte sich. “Sehr richtig, Ladies und Gentlemen. Unser verehrter Freund Al Schihar hat etwas sehr Wahres ausgesprochen. Mag sein, dass wir tief gestürzt sind und, bei der Energum-Krise, sogar noch tiefer fallen werden. Aber wir müssen bestehen. Mit Allahs oder Gottes Hilfe”, er nickte dem Bewahrer des Glaubens höflich zu, “und auch unserer eigenen Kraft. Unser Freund hat das Wörtchen “wir” gewählt und ich glaube, er hat es sehr nachdrücklich getan. Es ist eine gemeinsame Krise, die wir auch nur mit vereinten Kräften bewältigen können.”

      “Zwei Krisen”, warf General Prenauld ein. “Die wirtschaftliche und die militärische. Wobei aus beiden Krisen noch eine politische erwachsen kann. Zivilisten kümmern sich oft nicht um die Hintergründe, sondern darum, was sie als Resultat auf dem Tisch haben. Ich fürchte, dass jetzt die Zeit für einige politische Rattenfänger ausbrechen wird.”

      Für einen Moment schwiegen alle.

      Sangales bat um Vorschläge, wie man die Krisen angehen wolle. Sofort waren die Anwesenden in eine heftige Diskussion verwickelt. Trotz ihrer Erregung erkannte man in ihnen fähige Köpfe. Immer wieder ließen sie sich von ihren Assistenten Daten geben und Berechnungen vornehmen. Es wurde eine lange Nacht, unterbrochen von einer gemeinsamen Essenspause. Doch selbst bei dieser verstummten die Gespräche nicht. Lediglich die traditionelle Gebetspause Al Schihars wurde respektiert.

      Am frühen Morgen des folgenden Tages, fasste der Generalsekretär der Vereinten Nationen die vorläufigen Ergebnisse kurz zusammen. “Wie sich die Vorfälle bei Mars abgespielt haben, werden wir erst genauer erfahren, wenn die beiden heimkehrenden Schiffe in knapp achtzehn Tagen an der ISS andocken. Bis dahin werden wir alle verfügbaren Militärschiffe mobilisieren und die Einheiten in zwei Gruppen gliedern. Eine Defensivgruppe zur Erdverteidigung und eine Offensivgruppe, mit der Aufgabe, den Mars zurückzuerobern und die Energum-Versorgung wieder sicherzustellen. General Jean Prenauld wird die militärische Planung der Nationen koordinieren und, auf einhelligen Beschluss des Sicherheitsrates, das Kommando übernehmen. Die Mitgliedsstaaten