Spinnen-Feind. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847611585
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in einer gemeinsamen Anstrengung”, korrigierte Mbuto Sangales leise. “Ladies und Gentlemen, wir müssen dies der Vollversammlung vorlegen. Und die wird es genehmigen müssen. Es wird Geschrei geben. Von den reicheren Nationen ebenso, wie von den armen Ländern. Wir werden einen Lastenausgleich durchsetzen müssen.”

      “Vergessen Sie es.” Der russische Repräsentant schüttelte nachdrücklich den Kopf. “Es geht nicht. Es bringt uns alle in den Ruin.”

      Dr. Verenkötter klappte sein Notepad zu. Nachdenklich schenkte er sich eine neue Tasse Kaffee ein. Er zählte die Tassen schon nicht mehr, und wenn er an die Ereignisse der kommenden Wochen und Monate dachte, dann rechnete er bereits fest mit einem Magengeschwür. “Ich hasse diese gewaltige Zahl ebenso, wie Sie. Es kostet uns ungeheuer viel, das weiß jeder von uns. Aber was kostet uns eine neue Welt, wenn die Fremden hier erscheinen?”

      Es war eine berechtigte Frage, denn niemand kannte die Herkunft der Fremden, ihre Absichten und ihre Möglichkeiten. Der Mensch war seit Jahrtausenden darauf vorbereitet, untereinander Krieg zu führen und sich gegenseitig umzubringen, doch nun wurde er mit einem Gegner aus den Tiefen des Weltraums konfrontiert.

      Niemand war darauf vorbereitet.

      Für die Politiker und Militärs, der Nationen und Bündnisse, war es ein Schock. Aber sie waren überwiegend Profis und stellten sich der Situation.

      Für den einfachen Bürger war der Mars hingegen etwas Abstruses, eine eher unbekannte Größe, fernab des Tagesgeschehens. Vielleicht war es gut, dass die Gefahr, durch eine fremde Rasse angegriffen zu werden, derzeit noch so erstaunlich wenige Menschen zu sorgen schien. Viel substanzieller waren für die Meisten der drohende Entzug des Energums, und die beginnenden Umstellungen der Energieversorgung.

      Kapitel 11 Das neue Schiff

      Noch immer waren der panamerikanische Träger Yorktown und der russische Träger Moskva eine knappe Woche vom Mars entfernt. So gut es ging, waren deren Besatzungen über die Ereignisse informiert, und bis zu den Haarspitzen mit gutgemeinten Ratschlägen und Befehlen eingedeckt worden. Was zurzeit möglich war, wurde unternommen, um die beiden Träger auf das drohende Gefecht vorzubereiten.

      In der Zwischenzeit war der vereinigte Planungsstab im UNSA-Hauptquartier nicht untätig gewesen. Über alle nationalen Schranken hinweg trug man an Material und Wissen zusammen, was verfügbar war. Für das, was möglicherweise drohte, schien es wenig genug. Aber, wie General Prenauld es formulierte: “Wir wissen nicht, was die Anderen haben. Vielleicht sind die fünfzig kleinen Sternschiffe alles, vielleicht haben sie Tausende davon. Aber wir wissen, was uns zur Verfügung steht. Aus dem Wenigen, was sich uns bietet, müssen wir eine verdammte Menge machen.”

      Der militärische Planungsstab wusste nur zu genau, dass alle Nationen der Erde zusammen, kaum ein Dutzend Schiffe aufbringen würden.

      Derzeit saßen General Prenauld und die übrigen Militärkommandeure, die nun als seine Stabsoffiziere fungierten, in einem Shuttle, welches auf dem Weg zur russischen „Blase“ war, in der ein neuartiges Raumschiff gebaut wurde. General Tanja Olnarewa machte ein kleines Geheimnis daraus und Prenauld war sich ziemlich sicher, dass die Russische Föderation in ihrer Blase wohl weit mehr montierte, als nur ein neuartiges Forschungsschiff.

      Inzwischen überlegte der Befehlshaber der UN-Raumflotte ernsthaft, ob man nicht auch die Orbiter und Shuttles bewaffnen sollte, denn was an kampffähigen Schiffen verfügbar war, verdiente kaum die Bezeichnung als Flotte. Zwar waren die klassischen Orbiter nur für den unmittelbaren Bereich der Erdumlaufbahn geeignet, doch inzwischen gab es Shuttles, die den Pendelverkehr zum Mond versahen. Ihre Bewaffnung, für die Erdnahe Verteidigung, war also ein paar Gedanken wert.

      “Sieben Schiffe”, murmelte General Prenauld besorgt. „Mehr haben wir nicht. Wenn es einen Schöpfer gibt, dann kann ich nur hoffen, dass er mit verdammt gütigen Augen auf uns herunterblickt.

      General Ibn Daud von der Arabischen Allianz warf ihm einen mahnenden Blick zu. “Allah ist der Schöpfer von allem und hält seine Hand über uns.”

      Der panamerikanische General Howard lächelte schief. “Dann ist Allah auch der Schöpfer von diesen Spinnenwesen. Und was, wenn er die Hand über seine vielbeinigen Schützlinge hält?”

      Die geringe Zahl der verfügbaren Schiffe verwunderte keinen von ihnen. Keiner konnte plötzlich ein paar kampfstarke Einheiten aus dem Hut zaubern. Kein Staat war, aufgrund des weltweiten Satelliten- und Informationssystems, noch in der Lage, den Bau eines Raumschiffes geheim zu halten. Zudem würde ein solches Schiff, nach seiner Fertigstellung, auf der Erde mehrere Hundert Tonnen wiegen. Ein Unding, solche Monster vom Boden in den Raum zu bringen. Also blieb nur die Montage in der Umlaufbahn. Der Bau in der Schwerelosigkeit war schwierig, erleichterte allerdings die Konstruktion der Schiffe, da es kaum Beschränkungen durch die Erfordernis einer aerodynamischen Form gab. Ein Bauvorhaben im Orbit unterlag jedoch einer strengen Überwachung. Auch weil, seit den ersten Tagen der Raumfahrt, jede Menge Raumschrott um die Erde kreiste. Es waren einige Zehntausend Objekte, von kleinen Schrauben bis hin zu ausgebrannten Raketenstufen. Schon die Kollision einer, mit hoher Geschwindigkeit um die Erde kreisenden Schraube, mit einem Shuttle, konnte katastrophale Folgen haben. Das hatte man aus zwei bitteren Lektionen lernen müssen.

      Jean Prenauld machte eine unbedachte Bewegung und sein Laptop löste sich von seinen Schenkeln. Der General reagierte zu spät, er war Schwerelosigkeit einfach nicht gewohnt. Ein Besatzungsmitglied des Shuttles schwebte lächelnd herbei, fing das Gerät und händigte es dem General aus. Der Franzose dankte mit einem Lächeln.

      Der Orbiter hatte seine Bahnkorrektur inzwischen beendet und schwebte nun Antriebslos dem Rendezvouspunkt mit der russischen Blase entgegen. Ihre Hülle war, im Gegensatz zu jener der ISS, ein wenig milchig und verwehrte den Blick auf das, was sich in ihrem Inneren abspielte.

      “Also”, begann Jean Prenauld hastig seine kurze Auflistung. “, derzeit verfügbar sind der panamerikanische Kreuzer Montana, der europäische Kreuzer Aboukir und der Allianzkreuzer Schwert des Islam. Dazu vier Zerstörer. Der russische Nova, der amerikanische McArthur, der chinesische Tse-Tung und der Allianzzerstörer Makeb.”

      Admiral Han überlegte kurz. “Nicht zu vergessen: der amerikanische Träger Yorktown, der russische Träger Moskva und die, noch in Reparatur befindliche, Lancaster. Der Zerstörer soll in zwei Wochen wieder einsatzfähig sein.”

      Der panamerikanische General Howard nickte bestätigend. “Dazu kommen der amerikanische Träger Enterprise, der sich noch für einen Monat im orbitalen Dock befindet, der im Bau befindliche Zerstörer Muhammad, von der Allianz, und unsere geheimnisvolle Pjotr Amassov. Wann wird die Muhammad fertig gestellt?”

      General Ibn Daud überlegte kurz. “Drei Monate. Wenn wir richtig Dampf machen, wie man bei Ihnen sagt, dann schaffen wir es möglicherweise in zwei Monaten.”

      “Ich schlage vor, die beiden Träger zurückzubeordern.” Der Japaner Nishimura räusperte sich. “Wir wissen noch nicht, in welchem Umfang sie sich gegen den Feind durchsetzen könnten. Jedenfalls sind die beiden Trägerschiffe ohne Unterstützung durch eskortierende Einheiten, wenn sie am Mars eintreffen. Wir sollten mit ihrem Einsatz warten, bis Begleitschiffe verfügbar sind.”

      “Sie haben Recht, General”, seufzte Prenauld. “Aber da steht die UNSA unter Zugzwang durch die Vollversammlung der UNO. Der Generalsekretär und der Sicherheitsrat haben zudem, wegen der zunehmenden Energum-Krise, Druck ausgeübt, und angeordnet, dass die Träger weiter zum Mars fliegen. Ich habe zwar argumentiert, dass sich die Träger vielleicht sogar durchsetzen können, aber keine Bodentruppen, für den Einsatz in der Kolonie, verfügbar haben, aber Sangales zeigte sich da uneinsichtig. Es bleibt uns somit nichts anderes übrig, als den beiden Trägern, so schnell als möglich, Verstärkungen hinterher zu schicken.”

      “Die erst in einigen Wochen eintreffen kann. Wenn alles längst entschieden und es möglicherweise zu spät ist.”

      “Divide et impere”. Prenauld