Pornographische Betrachtungen. Mark Rosenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Rosenberg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738086249
Скачать книгу
ließ sie, ich küsste und streichelte sie, und wir schliefen bald ein.

      Am nächsten Morgen waren wir nett und zärtlich zueinander, doch komischerweise war meine Euphorie vom Vorabend weg. Als sie ging fragte ich, ob sie am nächsten Wochenende wieder kommen würde. Sie küsste mich und sagte: „Echt, das willst du? Ja mal sehen."

      Sie kam noch zwei Wochenenden. Wir schauten Fern, wir kochten was, es war nett. Wenn wir miteinander schliefen lief es für mich gut. Ich fand ihren Körper unglaublich geil, ich war froh, dass ich dabei nie eine Sekunde Jasmin im Kopf hatte und ich genoss es mit ihr zusammen zu sein. Sie war allerdings viel gehemmter, als ich sie von ihrer Art eingeschätzt hätte. Sie ließ es nur wenig zu, dass man es ihr mit dem Mund oder der Hand machte, aber bei der puren Penetration hatte sie meiner Meinung nach keinen Orgasmus, auch wenn sie zwei Mal sehr heftig stöhnte und mich glauben machen wollte, sie hätte einen.

      Will man das diskutieren? Vielleicht hatte sie auch einen gehabt. Ich würde da nie eine hundertprozentige Garantie abgeben. Ich wollte mir auch nicht zu viele Gedanken machen. Am Ende noch, ob sie bei Martin einen gehabt hatte. In diese Richtung erlaubte ich mir keine Gedanken. Wir unterhielten uns nicht darüber, und ich weiß nicht, ob der Sex eine Rolle spielte, dafür, dass sie am dritten Wochenende nicht mehr kam.

      Wenn ich so zurückblicke, würde ich sagen, ich legte mich zu wenig ins Zeug, ich zeigte zu wenig tiefe Emotionen und Dani war ein kluges Mädchen. Ich weiß nicht mal genau, wie viel Gefühle sie für mich entwickelt hat. Es war immer zärtlich und nett zwischen uns, aber ich denke sie hatte gute Antennen und wollte sich nicht mehr einlassen, als sie merkte, dass bei mir nicht viel ablief, sie zog sich emotional zurück. Sie rief nicht mehr an, und ich tat es eben auch nicht,

      Das Hinterhältige an Begegnungen im Leben ist eben oft der Zeitpunkt. Dani hätte sicher eine richtige Beziehung von mir werden können, sie hatte alles, was mir an Frauen gefällt, aber sie war das klassische Beispiel für die miese Karte der Übergangsgeschichte, die es bei Männern wie bei Frauen gibt.

      Meine Seele war verletzt, die kurze Romanze trug zum Heilungsprozess bei, aber es reichte noch nicht aus um mich mit ihr gesund und vollwertig einzulassen.

      Sexuell bedauerte ich es sehr, aber ich wollte ihr auch nicht nur deshalb hinterher laufen, weil ich wusste, dass es nur deswegen gewesen wäre.

      Evi

      Um mich herum gab es genügend andere Beziehungsdramen, deshalb trat meines dann auch bald in den Hintergrund. Anfang Zwanzig findet das große aufwühlende Zueinandertreiben der Geschlechter statt. Manche haben sich schon früher gefunden und halten dann tatsächlich bis zum Schluss durch, aber bei den meisten tritt in dieser Phase noch mal eine Neusortierung durch. Jetzt wird es ernst. Man überlegt sich, oder das Unterbewusstsein kalkuliert zumindest so, dass jetzt der richtige Partner für das Leben für die Familienplanung, so die im Muster drin ist, gefunden werden soll.

      Bei den Leuten um mich rum, war es jedenfalls so. Am Anfang des Studiums gab es einige Trennungen und nach drei vier Jahren waren dann alle neu gebunden, die meisten mit dem Partner, den sie dann zumindest für eine längere Zeit behielten. Man bekam von diesen ganzen Geschichten natürlich meistens nur das Ergebnis mit. So wie die Leute bei mir ja auch. Jasmin und ich waren nie mit irgendeiner Szene in der Öffentlichkeit gewesen. Nur durch die "guten" Freunde, denen wir es erzählt hatten, war überhaupt der ganze skandalträchtige Ablauf bekannt geworden.

      Es gab andere Geschichten, die sich quasi vor den Augen aller abspielte. Allen voran Evis Geschichte.

      Mit süßen Fünfzehn war sie die Freundin von Marco gewesen, einem Jungen aus einer Klassenstufe über ihr, der mit uns in der Clique war. In einem Skiurlaub hatte dann Marcos Freund Karsten sie ihm ausgespannt. Marco hatte gar nicht groß betroffen reagiert. Aber wen bitte, kann es nicht treffen, wenn deine Freundin in einem Gruppenurlaub bei dir auszieht und plötzlich bei deinem Freund im Zimmer einzieht, Zimmer und Bett. –

      Dann war sie eineinhalb Jahre mit Karsten zusammen, und als die große Partyzeit nach dem Abitur von uns war, gingen wir alle auf einen Campingplatz nach Italien. Und hier drehte sich die Geschichte um, im Verlauf des Urlaubs zog Evi aus dem Zelt von Karsten aus und bei Marco ein. Karsten war damals völlig am Boden zerstört.

      Nun war Evi seit zwei Jahren mit Marco zusammen, aber es war eine total kranke Beziehung, Evi war wahnsinnig eifersüchtig, ein insgesamt schwieriger Charakter mit Divenallüren, immer wieder gab es große Szenen, die alle mitbekamen. Marco war ein ganz seltsamer Knabe, er sprach nie viel, schaute einen nur mit seinen superhellblauen Augen an, und auch bei solchen Szenen war er irgendwie nicht zu beteiligen. Wahrscheinlich machte das Evi so rasend, so dass sie immer mehr in die gegenteilige Rolle verfiel, und ihn unbeherrscht vor den Freunden zur Rede stellte oder ihm Vorwürfe machte.

      Jedenfalls in dem dritten Jahr unserer WG wohnten wir dort zu viert. Karsten, Theo, ich und seit kurzem auch noch Olga, einer Freundin von Eva. Wie gesagt, wir waren ein gut besuchter Ort. Und auch Evi kam immer wieder vorbei und ließ sich von Karsten mittlerweile rein kameradschaftlich beraten und betreuen und natürlich auch von Olga.

      Karsten hing allerdings immer noch sehr stark an ihr. Er selbst hatte jedoch seit einem halben Jahr eine Beziehung mit Karin. Er war sehr verschwiegen und ließ auch gar nichts davon raus, was Evi ihm erzählte. Olga war da anders. Sie erzählte mir die Geschichten immer weiter, obwohl sie mich gar nicht sonderlich interessierten. Allerdings war ich von dem, was sich da bot, am Ende doch in einer Art fasziniert, weil das so schräg, so seltsam war, dass es mir fast unglaubhaft erschien.

      Konnte es wirklich sein, dass weder Marco noch Karsten in den ersten Beziehungen mit ihr geschlafen hatten? Was war da los? Ich war mit Karsten befreundet, aber genau so war unsere Beziehung eben nicht, dass ich ihn danach hätte fragen wollen. Selbst nach drei Bier nicht. Olga erzählte, dass selbst in den zwei Jahren Marco nicht mit Evi geschlafen hätte, und ihr gesagt hätte, dass er sich das aufheben wollte, weil er das eben besonders fand. Das Beste war, dass er selbst laut Olga jedoch mit anderen Mädchen rummachte. Schräg. Gut da könnte man fast verstehen, dass Evi so durchgedreht war.

      Dann war plötzlich der Schlussstrich gemacht, unklar von wem aus. Evi war immer öfter bei uns. Karstens Freundin sah das gar nicht gern, sie studierte in Darmstadt und konnte nicht so oft hier sein, und sie hatte immer Angst, dass Evi versuchen könnte, sich Karsten zurückzuerobern. Ich war mir da auch nicht so sicher, denn ich hatte schon das Gefühl, dass er immer noch starke Gefühle für sie hatte, und sie zeigte ein großes Anlehnungsbedürfnis, aus dem gut hätte mehr werden können. aber er musste ihr wohl doch einen Korb gegeben haben. Plötzlich war ich in ihrem Visier.

      Zwei Monate waren seit der Affäre mit Dani vergangen. Donnerstagabend, alle anderen waren beim Squash, nur ich hatte Miniskusbeschwerden gehabt und wollte mal aussetzen. Es klingelte. Evi.

      Ich ließ sie rein. Sie war ziemlich durch den Wind. Ich war überrascht, sie wusste doch, dass wir jeden Donnerstag Squash spielten. Nein, hätte sie nicht mehr daran gedacht. Ihr würde es schlecht gehen, sie bräuchte Gesellschaft, sie fühlte sich so alleine. Klar schickte ich sie nicht weg. Sie wollte was zu trinken, bekam sie, Cola mit Schuss. Sie wollte einen Film anschauen. Ich machte den Fernseher an, wir schauten irgendeinen Hollywood-Streifen an. Sie wollte in meinem Arm liegen. Machte ich. Sie wollte sich an mich schmiegen, sie brauchte Nähe. Ich war nicht aus Eis.

      Sie lag in meinem Arm und ich fühlte ihre ganze Wärme und ihren weichen Körper an mir, es war angenehm. Evi war ein bildhübsches Mädchen. Sah aus wie ein barocker Engel: Blonde Locken um ein Gesicht, das völlig dem Kindchenschema entsprach. Große blaue Augen, kleines Stupsnäschen, herzförmiger Mund. Ihr Gesicht passte an sich gar nicht zu ihrem Auftreten, das so oft anstrengend war: ihre erhobene sich ereifernde Stimme, ihre schnippische Art. Ganz helle Haut. Sie und Marco sahen aus wie ein nordisches Traumpaar. Ihr Körper war üppig, richtig üppig. Nicht dick, aber so ein zwei Taktschläge davor. Habe ich schon erwähnt, dass ich üppig mag?

      Sie wünschte mehr zu trinken, und ich war ein freundlicher Gastgeber.

      Gibt es eigentlich sexuelle